Montag, 5. März 2012

Und schon wieder ein Jahr um!

Es ist tatsächlich schon ein Jahr vergangen, seitdem ich dieses kleine Projekt hier gestartet habe und es ist eine unglaubliche Menge in der Zwischenzeit passiert. Drei Semester in drei Ländern und 20.000 Blogbesucher später verfasse ich jetzt also diese Zeilen und blicke zusammen mit euch auf ein unwahrscheinlich turbulentes Jahr zurueck. Hier also die Highlights des letzten Jahres!

Ballern fuer den Weltfrieden
Au man, die Mini. Es unterschreiben glaube ich alle Fontysianer, dass die Zeit mit der Mini extrem intensiv ist - und das sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Man nennt das Modul HLA 8 - Project Mini Company ja nicht umsonst auch heimlich HLA 8 - Confrontation Skills Class. Wahllos zusammengwuerfelt mit 13 anderen Studenten muss man dann plötzlich fuer ein Jahr eine Firma ans laufen kriegen und ist wie in dem Fall meiner speziellen Mini ganz alleine verantwortlich fuer das Wohlergehen eines Hilfsprojekts in Nepal - aber kein Druck.


Der Druck und die gelegentliche Ueberforderung fuehren dann naemlich auch gerne dazu, dass sich sämtliche Minimitglieder gegenseitig skalpieren und/oder mit Anlauf mit dem Kopf voran gegen die Wand laufen wollen - und das immer wieder. Ich glaube, ich habe mich in meinem Leben noch nie so viel gefetzt und auch noch nie so oft versöhnt wie in der Mini-Zeit. Aber ich habe mich auch noch nie so verbunden mit anderen Studenten gefuehlt. Stundenlanges Rumstehen auf Weihnachtsmärkten, tagelage Produktionssessions und unertraeglich lange Gruppenmeetings schweissen unglaublich zusammen. Und wir haben auch alle wirklich was gelernt: Mord ist keine Lösung und von Zeit zu Zeit muss man sich mal so richtig asozial in die Haare kriegen -  das ist gut fuers Seelenheil.

Was ist das eigentlich los gewesen? Ich dachte, ich sei unglaublich exotisch indem ich mich fuers Praktikum nach Hamburg und fuer das Auslandssemester nach Schweden aufmachte. Aber Pustekuchen, mit meiner Wahl war ich da anscheinend nur so langweiliger Durchschnitt. Im dritten Jahr haben meine Kommilitonen und ich uns dann nämlich alle in die grosse weite Welt aufgemacht als gäbe es kein Morgen mehr. Und es gab und gibt immer eine Menge zu erzaehlen und ich lasse mir auch gerne berichten, wie das Leben in Mexiko, Hong Kong, Finnland, auf Bali oder in sämtlichen Städten Deutschlands ist.


Man kann meinen Mitstudenten und mir nämlich nicht gerade vorwerfen, dass wir totale Stubenhocker sind. Wir haben die Möglichkeit ueberall in der Welt rumzutingeln und die nehmen wir auch wahr. Ich habe mich am Anfang des Studiums immer ein bisschen gewundert, wo eigentlich das "International" in "International Marketing" abbleibt - aber dann habe ich gemerkt, dass man sich einfach nur bis zum dritten Jahr gedulden muss. Und deswegen lasse ich euch auch an dieser Stelle exotische Gruesse aus Schweden da - da wo am Strand die Palmen stehen - zumindest behaupten das die Ärzte in Jag Alskar Sverige... Ich selber glaube da ja nicht so dran. 

Was fuer eine Erfahrung - drei Jungs und eine Wohnung vs. ich. Ich habe glaube ich noch nie so viel geflucht aber auch noch nie so viel Spass gehabt wie in meiner Hamburger- WG. Ich nenne dieses Semester meine ganz eigene Erfahrung in Sachen geschlechteruebergreifende Kommunikation. Es gab hunderte Situationen in denen ich mich wiederfand, in denen ich die unlockere, ewig nörgelnde Meckerziege war, die ich nie sein wollte. Aber wenn da einfach einer drei Wochen lang sein Geschirr in der Spuele verrecken lässt - Entschuldigung, da muss man ja mal von Zeit zu Zeit einen Vollausraster bekommen.


Aber auch wenn die Abwaschgewohnheiten meiner Mitbewohner eher nur so mittel waren, waren sie die meiste Zeit einfach nur Gold wert. Endlich musste ich mir keine Gedanken mehr um sauschwere Wasserkästen machen, die irgendwie in den dritten Stock hoch mussten oder, dass ich nachts alleine vom Kiez nach Hause laufe. Oh und natuerlich musste ich keine Alpträume darueber haben, dass uns der Biervorrat ausgeht oder ich ein Bundesliga-Ergebnis verpasse - aber das hat mich ja eher nur so peripher tangiert.

HLA10 - Der Liveticker
Noch so eine Nervenkitzelaufgabe im vierten Semester. Die HLA 10-Pruefung war echt nicht ohne. Gruppe Playbär - also meine liebsten Mitstudenten und ich - mussten die knifflige Aufgabe lösen, innerhalb von sechs Stunden einen gesamten Marketingplan aus dem Boden zu stampfen und am besten niemanden dabei umzubringen. Das klappte auch so weit und so gut, aber es gab einige Momente, an denen wir haarscharf an der ewigen Freundschaftskuendigung vorbeischrappten.


Doch dank unserer unglaublichen diplomatischen Skills haben wir das ohne groessere Vorfälle ueber die Buehne gebracht. Hilfreich waren wahrscheinlich auch die unzaehligen Speisen und Getränke, die Niklas in seinem Heim hervorzauberte. Und ich finde, wir haben da eine echt Medaille verdient. Denn wenn sechs so grosse Egos aufeinandertreffen wie bei Playbär ist das echt schon was wert, dass wir und unsere sechs verschiedenen Meinungen das irgendwie gemanaged bekommen haben.

Der Beginn einer schlimmen, schlimmen Ära. Ich habe mich bis heute noch nicht von der Sucht des immensen Enegerydrink-Konsums befreien können. Denn ich habe gemerkt, dass Energy Drinks halt nur so mittel fuer die Gesundheit sind, man aber auf jeden Fall mehr auf die Kette kriegt, als ohne. Und das habe ich ja seitdem immer ganz gut zu meinem Vorteil genutzt. Jetzt kann echt jede Abgabe kommen - gib mir so zwei oder drei Dosen von dem harten Zeug und ich schreib die ganze Nacht durch. Seitdem weiss ich, was da alles noch möglich ist, wenn man nur will.


Gut, die Dinger haben auch etliche Nebenwirkungen, weil man in ein ziemliches Konzentrationstief fällt und man auch nicht mehr sooooo gut schlafen kann - aber machste nix. Manchmal hat halt so eine Abgabe oberste Prio. Schlafen und körperliche Gesundheit können mich dann mal. Gut, man könnte jetzt argumentieren, dass ich einfach mal frueher und strukturierter an Bericht etc. herangehen sollte - aber ich bitte euch. Das ist doch Wettbewerbsverzerrung!

Schweden ach ja, Schweden. Ich bin zwar noch mittendrin, aber ich nehme es trotzdem in meine Hall of Fame auf. Dieses Semester ist echt so ein Semester, wie man es immer wieder in schlechten amerikanischen Collegefilmen sieht. Es ist zwar jetzt nicht so, als wäre ich pausenlos breit und wuerde mich nicht auf die Uni konzentrieren, aber es ist auf jeden Fall etwas total anderes, als alle anderen Semester zuvor. Denn wenn man nur zwei Kurse die Woche hat, kann man halt auch mal die Sau rauslassen. Denn ich bin einfach zu Deutsch, um mich immer gehen zu lassen, wenn ich genug andere Arbeit habe.


Aber da ich dieses Semester eben keine nennenswerte Arbeit habe, geniesse ich das Leben halt mal fuer vier Monate in vollen Zuegen. Ausserdem ist es meine Once in a Lifetime Chance um Leute vom ganzen Erdball in lockerer Atmosphäre kennenzulernen und mich mit ihnen auszutauschen. Doch ich denke, dass das auch nur ein Semester lang spannend ist. Wenn ich das mein ganzes Studium lang machen wuerde, wuerde ich wahrscheinlich wahnsinnig werden. Aber fuer den Moment geniesse ich es jetzt halt und mache mich einfach mal ein bisschen locker.

Definitiv Zeit schreiend im Kreis zu laufen
Die Studienarbeit. Oh man. Ich bin so froh, dass die vorbei ist. Denn ich finde, dass es nichts Schlimmeres gibt, als den ganzen Tag alleine in seinem stillen Kämmerchen zu sitzen und ueber irgendwelche Probleme zu brueten, während alle anderen irgendwas machen, was Spass macht. Zwar kann man prinzipiell auch machen, was einem Spass macht, aber dann kriegt man spätestens bei der Benotung die Quittung dafuer. Das ist dann immer ein bisschen suboptimal, wenn man zwar nen netten Tag mit Freunden hatte, aber leider ein Semester dranhängen muss, weil man sich zu wenig mit seiner Studienarbeit auseinandergesetzt hat.


Und weil man halt weiss, dass da ein ganzes Semester von abhängt, macht die ganze Geschichte auch gleich weniger Spass. Und man verliert irgendwann den Bezug zu jeglicher Realität. Man weiss nicht, wie spät es eigentlich ist, was man die letzten drei Stunden eigentlich geschrieben hat und woher plötzlich die ganzen Schokoladenverpackungen auf dem Schreibtisch kommen. Aber wenn man das Ding dann endlich fertig hat, ist das Hochgefuehl immens. Vergesst Drogentrips - wenn man die Studienarbeit abgibt, hat man ein natuerliches High, das man wahrscheinlich sonst nur bekommt, wenn man sich Herion direkt in die Halsschlagader spitzt (Nicht, dass ich das schon mal ausprobiert hätte).

Die Suche nach einem geeigneten Praktikum war auch so ne Sache. Erst mal musste man fuer sich selber ausmachen, welches Unternehmen und welcher Unternehmensbereich denn da so am geeignetesten fuer einen ist und dann muss man auch noch darauf hoffen, dass die einen dann nehmen. Ansonsten muss man halt seine Seele an die Zigaretten-, Fastfood- oder wahlweise auch Waffenindustrie verkaufen - was ja mehr als suboptimal wäre.



Und so ist man gezwungen sich ständig irgendwelchen Niederlagen hinzugeben und ewig in der Weltgeschichte herumzutingeln, bis man DAS Praktikum gefunden hat. Da kriegt man immer gleich Existenzängste und sieht sich selber schon als Imbissbudenfachverkäuferin enden. Totally screws with your mind. Zumindest war das bei mir so. Denn man fischt sich als Vergleich ja auch immer die drei Prozent der Experten raus, die mal kurz im Unternehmen vorbeigeschneit sind und dann gleich ihr Traumpraktikum im ersten Versuch abgestaubt haben. Dass die anderen 97% genauso am Sack sind wie man selber verdrängt man dann immer ganz gerne. Und es ist ja trotzdem noch fuer jeden echt gut ausgegangen.

Wissen belastet
Fuer mich ist es auf jeden Fall gut ausgegangen, das Leben beim Verlag war ja wirklich sehr spannend. Ich war in die Google-Zentrale, habe mir mal eben so Basiswissen in HTML und CSS angeeignet und habe alles ueber das Verlegerdasein gelernt. Gut, ich glaube, ich habe nichts - absolut gaaaaar nichts - von dem anwenden muessen, was ich im Stuium gelernt habe, aber dafuer ist das Praktikum ja wahrscheinlich da. Ich habe keine Marketingstrategien oder neue Produkte entwickelt, ich habe einfach nur ein paar Onlineshops betreut - aber das hat mich mehr fuers Leben gelehrt als alle vier Semester an der Uni zusammen.

Und ich habe gelernt, wie das so ist, wenn man das absolut unterste Glied der Nahrungkette ist. Nicht, dass ich den ganzen Tag nur Kaffee gekocht hätte - aber wenn es irgendwo eine Exceltabelle zu erstellen oder eine unliebsame Kundenanfrage zu beantworten gab, konnte ich mir sicher sein, dass diese unehrenhafte Aufgabe auf meinem Schreibtisch landet. Und das Dumme war: Ich konnte das nicht mal an jemanden abdruecken. Aber das ist wie im Studium. Da muss man manchmal halt auch durch Kostenrechnung und Accounting durch, wird aber danach mit Konsumentenverhalten belohnt. In meinem Praktikumsleben war das dann die ausgiebiege Lektuere der Belegexemplare und die alltägliche Volleskalation mit meinen Kollegen, in dem wir eine halbe Stunde nur Bullshit geredet haben um den Kopf freizukriegen.

Roadtrip nach Schweden I + II

Eindeutig das Erlebnis des Jahres. Der Stress des Praktikums und dieser seltensämlichen Studienarbeit endlich hinter mir liegend, lagen 15 Stunden, 900 Kilometer und drei Länder vor mir. Es gab unendlich viel zu sehen und zu erleben. Und das Gute war: Es gab nur mich und niemand hat geredet - 15 Stunden lang. Manchmal ist es echt ein Segen, wenn man ein Abenteuer mal ganz alleine erleben kann.

Und es war eine gute Möglichkeit, mit dem stressigen Semester ganz in Ruhe abzuschliessen und mich auf das neue vorzubereiten. Ich denke, dass ich dem Trip auch auf dem Rueckweg wieder machen werde. Kostet ja auch schliesslich nur 29 Euro, wenn man rechtzeitig bucht. Voll das Schnäppchen!

So, dann fange ich jetzt also mal mit dem neuen Jahr an. Over And Out :)

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