Montag, 30. Januar 2012

Welcome to the everlasting Klassenfahrt!

So, Woche 2 meines Schwedenabenteuers auch gut überstanden. Langsam weiß ich nicht mehr, was ich mit meiner ganzen Zeit noch anfangen soll. Ich lese irre viel und habe aus lauter Langeweile sogar angefangen ein Buch über Social Marketing zu lesen. Wäre mir vorher glaube ich nicht im Traum eingefallen, aber anscheinend schreit mein Hirn mittlerweile innerlich: "Tu was! Sonst wirst du wie einer dieser Menschen, die hauptberuflich in "Mitten im Leben" mitspielen". Das wäre natürlich suboptimal.

Meine Schwedischskills sind immer noch unterirdisch, mittlerweile kann ich aber an der Kasse stehen und raten, was die Leute zu mir sagen um nicht als elender Ausländer dazustehen. Immer das gleiche: Begrüßen, Geld zahlen/Kreditkarte in das Dingens tun, zwei Mal "OK" drücken und gegebenenfalls noch den Ausweis vorzeigen. Und machen wir uns nichts vor, ich muss immer den Ausweis vorzeigen. Denn entweder habe ich ne Ladung Red Bull oder Alkohol in meinem kleinen Warenkorb. Hier muss man nämlich auch für einen Red Bull schon 18 sein. Verrückt. 



Naja, ich bin leider auch in der ungünstigen Situation, dass der Kassierer im Systemboulaget - also dem Alkoholladen - schon kennt. Zwar nicht namentlich, aber er nicht mich immer die "Durstige Deutsche". Und das alles nur, weil ich mich da mal ein bisschen durch die Biersorten probieren wollte, die die da so anbieten. Ich hab das ja auch nicht alleine getrunken sondern brüderlich und schwesterlich zusammen mit der Gang  auf meinem Flur in Rahmen einer Bierprobe geteilt. Solltet ihr mal nach Schweden kommen und gutes Bier brauchen, ganz unten links und ganz unten rechts haben mit jeweils 38 von 50 möglichen Punkten das Rennen gemacht. 

Ich habe nämlich auch ganz neue mathebesessene Seiten an mir entdeckt. Da Alkohol hier so teuer ist, findet man mich ziemlich oft im Schnapsladen, wo ich zusammenrechne. "Also wenn das Bier hier jetzt 10 Kronen kostet und 5% hat, ist das eigentlich auf Dauer günstiger, als wenn ich nen Wodka für 200 Kronen kaufe. Aber der Martini hat 15 und kostet 90 Kronen... Nein, das ist auch weniger". 

Hier ist Alkohol auf Dauer nämlich kein Convenience Good, sondern ein Shopping Good - man braucht hier mehr Planung, wenn man es kauft. In Deutschland greif ich einfach beim Aldi ins Regal und nehme es mit ohne drüber nachzudenken. Ende, aus Micky Maus und deshalb ist es ein Convenience Good. Hier in Schweden muss ich erst intensiv im Laden darüber nachdenken und mit Alternativen vergleichen - deswegen ist es ein Shopping Good. Ich hoffe, ich habe das richtig erklärt. Naja, hätte ich heute auch wieder meinen Marketinglehrauftrag erfüllt. (Und jetzt noch das Bonuswissen: Alkohol ist trotzden immer noch ein FMCG - Fast Moving Consumer Good - weil ist ja trotzdem schnell weg und muss schnell nachgekauft werden. Wenn ich mit euch fertig bin, seid ihr Marketingvollpros. Promise.)


Naja, wie ihr von meinen Äußerungen her schon schließen könnt, sind das hier echt klassenfahrtähnliche Zustände. Es wird viel getrunken, viel gefeiert und viel unternommen. Ach ja, und wie auf jeder guten Klassenfahrt kann man hier mittlerweile so ein Beziehungsdiagramm aufzeichnen, wie man es aus GZSZ kennt. (Ich kann es nicht fassen, dass das nen eigenen Eintrag bei wikipedia hat. Da scheint ja jemand noch mehr Freizeit zu haben als ich...). Letzte Woche war ich aber auf jeden Fall ganz brav und unalkoholisiert bei einem Eishockeymatch. Das war richtig cool. Ich konnte mit Fußball noch nie wirklich viel anfangen, wegen weil 22 Menschen hinter einem Ball her jagen und dabei die ganze Zeit von links nach rechts laufen. Laaaaaangweilig. Aber wenn die sich beim Eishockey so richtig schön bodychecken und gegenseitig mit dem Schläger eins auf die Zwölf geben, ist das ganz nach meinem Geschmack. 

Ansonsten bin ich neuerdings der Liebling der Iraner, weil die glaube ich denken, ich wäre eine von ihnen. Ich habe versucht ihnen klarzumachen, dass ich zwar einen arabischen Name habe, meine Eltern aber beide so deutsch sind wie Socken in Adiletten. Allerdings wollten die das irgendwie nicht hören. Ich befürchte, dass ich unfreiweillig jetzt Part der iranischen Schwedentruppe bin. Sowieso kann man mich hier auch nicht so ganz einordnen. Ich bin Deutsch, aber ich hab nen arabischen Namen, den niemand schon mal irgendwo gehört hat. Ich studiere in den Niederlanden und ich war auch schon ein Jahr in England. Deswegen bin ich hier Part der Deutschland- Niederlande- und Englandgang. Ach ja und unfreiwillig ja in der iranischen. Also irgendwie alles und nichts. Ich glaube, das finden viele merkwürdig. Verständlich. Ich komm da ja selber nicht klar.


Ansonsten bin ich mittlerweile auch einfach nur "Sam". Ich bin nicht die Deutsche mit dem arabischen Namen, die in den Niederlanden studiert und Au Pair in Oxford war. Ich bin einfach eine Person. Und ich mache mich ganz gut mit den anderen. Allerdings fehlt natürlich schon ein größer Teil meiner Persönlichkeit, wenn ich mit den anderen unterwegs bin. Denn meinen extremen Hang zu mal mehr und mal weniger raffinierten Wortwitzen kann ich in der englischen Sprache nicht so gut ausleben wie in der deutschen. Deswegen passiert es ziemlich oft, dass die anderen mich einfach nur verständnislos anschauen, wenn ich da wieder versucht habe was Lustiges zu sagen. Zudem ist mein Wortschatz teilweise total unpassend. Ich habe so viele unnütze englische Wörter während meines Cambridgeexamens gelernt, dass ich mich für andere teilweise echt unverständlich ausdrücke, selbst für Muttersprachler wie die Kanadier. Ist doch doof. Wieso haben die mir so viele Wörter beigebracht, die ich niemals benutzen kann...? Schon wieder 160 Euro zum Fenster rausgeschmissen.

Aber wie ihr auf dem Bild sehen könnt, trinken wir auch nicht den ganzen Tag, sondern sind auch aktiv unterwegs. Schweden wird also tatsächlich zu einem Outdoorsurvivaltrip, wenn man den Survivalpart ignoriert. Gut, dass ich doch die tolle Jacke gekauft habe. Allerdings sind viele auf die Idee gekommen, sich ne ordentliche Snowboardjacke zu besorgen. Das ist suboptimal, denn die haben ja immer so aberwitzige Farben und wenn wir alle zusammen stehen, gibt das für Außenstehende immer ne ordentliche Hirnkirmes. Naja, auf jeden Fall bin ich viel draußen, auch wenn es derzeit einfach klirrend kalt ist. Aber ich hab gelesen, dass das auf euch ja auch zukommt. Minus 20 Grad bei euch. Bei uns nur Minus 13. Yes! - Falls man sich über sowas freuen kann. Naja, ich gehe jetzt mal raus und genieße den strahlenden Sonnenschein, den ihr nicht habt. Ätsch. Over And Out! :)

Mittwoch, 25. Januar 2012

Vokalsalat in Sibiren

Man mag es kaum glauben, aber manchmal habe ich tatsächlich Unterricht. Zwar nicht viel, aber ab und zu lerne ich auch was. Allerdings bin ich noch nicht ganz so sicher, ob das eine schlaue Idee war, mich fuer den Schwedischkurs anzumelden. Fuer jemanden der Deutsch und ein bisschen Niederländisch spricht, ist es auf jeden Fall einfach - man kommt aber definitiv durcheinander. Weil wenn man das alles liest, kann man schon verstehen, was die von einem wollen. Wenn die Schweden allerdings sprechen, können die eigentlich auch gleich Kisuaheli mit mir reden. Weil die haben meistens ähnliche Wörter wie wir, sprechen sie aber komplett anders aus. Hier ist ein u ein ue, ein und ein a mit dem Bobbel drauf - also das å - ein o.

Team Deutschland (ich) Team Niederlande (neben mir) und Team Österreich (noch einen weiter) sind defivitiv ueberforert.Team Suedkorea sowieso. Aber das ist was anderes.
Ist also klar, dass man da von Zeit zu Zeit ein bisschen ueberfordert ist, wenn man irgendwas vorlesen soll. Wenn der Schwedischdozent was sagt, macht irgendwie nichts einen Sinn. Es scheint mir gar so, als wuerde er mit seinem Pokerface einfach alles wahllos anders aussprechen und Buchstaben vertauschen, nur um die Asuatauschstudenten ein bisschen zu verarschen. Naja, es scheint also auf jeden Fall kein Spaziergang zu werden, wenn ich ernsthaft ein bisschen schwedisch lernen möchte. Schade eigentlich. Aber ich glaube auch, dass Schweden nicht auf meiner Topliste fuer einen dauerhaften Wohnsitz steht. ES IST SOOOO KALT. Mittlerweile hat das ja schon fast sibirische Ausmasse! Ich schlafe mit sieben Schichten und friere immer noch ein bisschen. Das ist natuerlich nur so mittel. Gestern sah das Thermostat nämlich so aus:


Und es wird auf jeden Fall nicht besser. Gut, dass ich meine Survivaljacke gekauft habe, denn ich muss ja immer schön ne halbe Stunde zur Uni laufen. das macht aber eigentlich echt Spass, da der Weg zur Uni die reinste Schlittschuhbahn ist. Da kann man sich die halbe Stunde Fussmarsch gut mit ein wenig Rumgeschlitter vertreiben. Das kann aber auch eine echte Herausforderung sein, wenn man fuer gut 10 Euro eine kleine (!) Flasche Martini gekauft hat, weil das noch guenstiger ist als eine Flasche okayen Wein. Ich war also letztens im Systemboulaget (Schnapsladen - man bekommt nur da wirklichen Alkohol) und hatte keinen Platz mehr in meiner Tasche. Deswegen musste ich den wertvollen Alkohol in meinen Armen nach Hause tragen und ich bin fast drei Mal hingefallen, weil es so rutschig war. Aber nicht mit mir! Ich habe den Martini umklammert, als handele es sich dabei um ein Neugeborenes und hätte ihn mit meinem Leben verteidigt. Weil Alkohol hier so teuer ist, lernt man auf jeden Fall, Prioritäten zu setzen. 


Ansonsten habe ich versucht, mein ziemlich trostloses Zimmer ein bisschen zu dekorieren und es ein bisschen wohnlich zu machen. Hat auch ganz gut geklappt.Trotzdem fuehle ich mich noch nicht ganz wohl. Das liegt aber auch daran, dass wegen der echt knappen Sonnenstunden alles ein bisschen extra doll trostlos aussieht. Ich hätte das nicht gedacht, aber das macht echt was aus. Eigentlich bin ich den ganzen Tag nur muede und habe das Gefuehl nie richtig wach zu sein. Aber seitdem ich jeden Tag fein brav eine Tablette mit Vitamin D nehme, geht es ein bisschen besser. Meine Krankenschwester-Schwester hat mir nämlich kurz vor Abreise noch etwa dreissig Kilo davon mitgegeben. Der Körper kann nämlich nur mithilfe von Sonnenlicht Vitamin D produzieren und ist kaum in Nahrung vorhanden - ueber diesen Körper-Funfact war ich mir gar nicht bewusst. Naja, ich verstehe aber auf jeden Fall, wieso die Schweden im Winter immer ein bisschen schwermuetig sind. "Sorgsen" nennen sie das. Aber das bin nicht nur ich, da muessen gerade alle Austauschstudenten durch (wenn sie nicht gerade aus Kanada kommen - die sind der pure Sonnenschein. Weird). Ich verabschiede mich jetzt ein wenig schwermuetig in den Schwedischunterricht, wo man mir wieder irrwitzige Vokalkombinationen vor den Latz knallen wird, die ich eh nicht verstehe. Hier könnt ihr euch ein bisschen einfuehlen. Wundervoll.


Over And Out und Gruesse in die Heimat :)


Sonntag, 22. Januar 2012

"You can call me Unicorn!"

Alles klar. Ich denke, ich habe das Konzept für das Auslandssemester geschnallt. Denn irgendwie habe ich ganz stark im Gefühl, dass ich mich maximal viel mit anderen Menschen aus anderen Kulturen austauschen soll - besonders über deren Trinkverhalten - und maximal wenig für meine akademische Ausbildung tun soll. Darf ich mal kurz? Alter, ist das abgefahreeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeen!

Darf ich vorstellen: Mein Stundenplan. Dienstags insgesamt von 16.30 Uhr bis 19.00 Uhr ein bisschen Schwedisch auf etwa dem Niveau machen, wie wir Niederländisch I durchgezogen haben und danach was über Skandinavische Geschichte lernen. Mittwoch noch mal ne Stunde Schwedisch. Fertig. Ende, Aus, Micky Maus. Mehr muss ich nicht machen. Darf ich mal kurz fragen, ob ich hier im Paradies gelandet bin? Scheint mir zumindest so. Wieso stellen sich die Leute vom Erasmusprogramm nicht gleich auf eine große Wiese und schmeißen wild mit Credits um sich? Hätte denke ich den selben Effekt. 

Aber ich will ja nicht meckern. Ich bin ja sehr dankbar. Denn ich habe, obwohl meine akademische Ausbildung hier wohl ein bisschen schleifen gelassen wird, viel über andere Länder gelernt. Ich glaube, ich kenne jetzt echt von überall jemanden, nur Afrika ist hier ein bisschen mau vertreten. Sonst hängt hier wirklich von jedem Fleckchen Erde einer rum. Ich habe im Rausch, verursacht durch irgendso einem französischen Anisschnapps - der aussah wie ein Drink aus Spülwasser, zum Beispiel Freundschaft mit Handsome aus Südkorea geschlossen. Er heißt nicht Handsome, aber er wird so ausgesprochen. Keine Ahnung, wie man sowas schreibt. Er kann unwahrscheinlich schlechte Kartentricks und findet, dass ich wegen des Hauchs eines britischen Akzents super arrogant wirke.


Muss also dringend an meinem "th" arbeiten und mir wieder das Englisch von Lothar Matthäus aneignen. Dann klappt das auch mit der Sympathie. Sonst muss man sagen, dass ich ein verstecktes Talent für Asiaten habe. Die lieben mich. Ich weiß auch nicht, wieso. Alles fing damit an, dass die Asiaten sich vorstellen und sich alle Namen etwa so anhörten wie chinesische Nudeluppe, weswegen ich mir nicht einen Namen davon merken konnte. Besonders nicht im Spülwasserrausch. Deswegen stellen die sich meistens auch mit ihrem englischen Namen vor, was ich echt bescheuert fand. Ich meine, ist ja nett, dass die das für uns einfacher machen wollen, aber ich finde, dass es eine Sache des Respekts ist, sie mir ihrem richtigen Namen anzusprechen. Ich habe es mir also als Ziel gesetzt, alle richtig ansprechen zu können.

Läuft so mittelprächtig. Ich kann nur Handsome und Jizou. An den anderen 20 Namen muss ich noch feilen. Aber ich lerne immer fleißig, indem ich mir die Namen an den Briefkästen in unserem Wohnheim ganz genau anschaue. Außerdem finde ich es ungerecht, dass die sich einen Phantasienamen machen dürfen und ich nicht. Deswegen habe ich mich jetzt in "Einhorn" umgetauft. Wenn die das können, kann ich das auch. Immer, wenn ich jetzt einen neuen Asiaten kennen lerne, und der sagt "Hi, my Name is Klingt wie Nudelsuppe - but you can call me Kevin" antworte ich "Hi, my Name is Sam, but you can call me Unicorn". Nur gerecht, wie ich finde. Die koreanischen Mädchen finden, dass ich auch aussehe wie ein Unicorn. Da war ich zuerst beleidigt, weil ich also anscheinend ein Arsch wie ein Brauereipferd habe. Das meinten die aber nicht so, die meinten, ich sei so pretty. Aso, alles klar. Wenn ihr uns Weißen so gut auseinander halten könnt, wie ich euch Asiaten, heißt das nicht sonderlich viel... Fühlte mich aber trotzdem kurz wie Gisele Bündchen persönlich. Naja, und seitdem freuen sich die Asiaten immer ganz doll, wenn ich irgendwo im Flur auftauche.



Vielleicht war ich auch in meinem früheren Leben Asiate, denn ich gehe auch total auf dieses asiatische Spiel ab, dessen Name ich vergessen habe. Es klang aber auch wie der Name einer Nudelsuppe. Und es war sau kompliziert. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es mehr Phantasieregelen gibt, als richtige. Alle Anweisungen kamen mir ziemlich willkürlich vor und erinnerten stark an das chinesische Spiel bei How I met Your Mother (Danke, für den Tipp, Michael. Und ja, es ist auf spanisch, aber ab Minute 2 ist alles für Außenstehende in etwa so). Aber es macht richtig viel Spaß, wenn man es ein Mal raus hat. Nur leider habe ich nie gewonnen, da auch das Gewinnen in diesem Spiel irgendwie nur durch totale Willkür erreicht wird. Glaube ich zumindest.

Ansonsten habe ich auch noch die anderen Fontysianer kennen gelernt, die in Eindhoven studieren. Sie sind echt nett und es ist echt lustig, was für ein unglaubliches Sprachenwirrwarr herrscht, wenn wir miteinander reden. Weil irgendwie haben sich Niederländisch I und II doch noch ausgezahlt. Wenn die untereinander sprechen, verstehe ich sogar fast ausnahmslos, was die sagen. Und die verstehen, was ich sage. Aber ich spreche schlecht Niederländisch und die schlecht Deutsch. Deswegen kommt es vor, dass die auf neiderländisch reden, ich auf Deutsch antworte und umgekehrt. Oder auch mal ein englischer Satz dazwischen. Das ist normalerweise eigentlich ganz einfach, nur gestern, als wir alle ein bisschen viel Starkbier hatten, hat das nur Hirnkirmes bei mir verursacht. Zu viel sprachlicher Input. Ansonsten kann ich aber auch ganz okay spanisch und französisch verstehen. Ich habe irgendwie zu viele mittelmäßige Sprachskills erworben. Ich kann fließend Deutsch und Englisch und die Basics in Latein, Spanisch. Französisch, Niederländisch und wahrscheinlich bald Schwedisch. Zieht euch das mal rein! Das muss aufhören. Ich sollte vielleicht eine Sprache mal richtig lernen, statt viele nur ein bisschen. Aber schaut mal hier, an der Uni war auch was für die Schwedisch-Niederländische-Freundschaft. Herzerwärmend.


Und sonst ist Schweden echt landschaftsmäßig nicht zu toppen, denke ich. Nur wohne ich halt im Wohnheim, das noch schlimmer ist als das Crackhouse in Hamburg. Aber naja, es sind ja nur vier Monate, es schockt mich also nicht sonderlich. Außerdem habe ich in der letzten Woche so viele Spaziergänge gemacht, wie in meinem Leben vorher noch nicht zusammen. Aber hey, wenn ich die Straße runtergehe, ist da das Meer. Ist das nicht cool? Ich habe noch nie am Meer gewohnt. Das ist natürlich cool und macht alle Wohnheimstrapazen wieder wett. Und deswegen verabschiede ich mich jetzt mit einem super kitschigen Bild, auf das ich aber stolz wie Bolle bin. Meine Fotografie-Skills werden immer besser. Over And Out :)





Donnerstag, 19. Januar 2012

Roadtrip nach Schweden! (Part II)

19:45 Uhr: Die Reise nach der Fähre gestaltet sich recht langweilig, da recht dunkel und nix sehen. Deswegen eigne ich mir hier Superwissen über Seepferdchen an. Habe die Naturzeitschrift noch schnell im Verlag eingeheimst. Ist zwar eine von 2004, aber ich denke nicht, dass sich da so viel in Sachen Forschung bezüglich Seepferdchen getan hat. Weiß jetzt, dass Seepferdchen mit den Fetzenfischen verwandt sind, die echt crazy aussehen. Wie man an meinen spannenden Kommentaren merkt, kommt Langeweile auf. Wann sind wir endlich daaaaaa? Ach ja, noch zwei Stunden Aufenthalt in Kopenhagen und zwei Stunden Zugfahrt nach Schweden. Fahre ich dann eigentlich auch mit der Fähre? Ich weiß es nicht...

 

20.12 Uhr: Ankunft in Kopenhagen. Hier gibt es im Gegensatz zu Hamburg noch Schließfächer. Das bringt mir aber nichts, da Maxi so groß ist, dass ich es beim besten Willen nicht da reingequetscht bekomme. Gehe zur Gepäckaufbewahrungsstelle, mache dort eine erste Erfahrung mit diesen EXTREM unfreundlichen Dänen. Aber ich bin vorbereitet, ich habe das schon vorher gelesen, dass die nicht sonderlich als Europas Sonnenscheine gelten. Sage ihm, ich will Maxi mit dem Zusatzgedöns abgeben. Sagt der tatsächlich: "Nein". Ich verstehe nicht ganz. Wieso will der Blödmann Maxi nicht annehmen? Hat der was gegen Maxi? Dann soll der ruhig mal kommen und ich geb dem mitten eins auf die Nase! Die lange Reise macht mich aggressiv. Nach der extremen Endorphinausschüttung auf der Fähre bin ich jetzt wohl bei einem Tief angekommen. Unfreundlich macht der Mann mir klar, dass er mein Gepäck nicht annimmt, da er sonst drei Gepäcke berechnen müsste. Aso. Er will also anscheinend freundlich sein, kann das aber wohl nicht so zeigen. Alles klar, dann quetsche ich Maxi halt da jetzt rein, komme was wolle. 15 Euro sind dann doch übertrieben.


20.38 Uhr: Nachdem ich Maxi unter Ächzen und extremer Anstrengung ins Schließfach gequetscht habe, will ich den Schlüssel dafür abholen. Als ich an der Kasse stehe und der unfreundliche Mann noch unfreundlicher mein Geld entgegennimmt, kommt eine geistig verwirrte (hoffe ich zumindest) alte Frau, hebt ihren Rock, hockt sich hin und strullert erst mal schön auf den Boden. Der unfreundliche Mann ignoriert sie. Smartass, der ich bin, weise ich ihn darauf hin, dass da eine Frau direkt neben mir auf den Boden pullert. Der Mann schaut mich nur an, als wäre ich das Ärgernis und nicht die Frau. Wüsste er, mache er schließlich jeden Abend wieder weg. Asoooo, ah klar. Na dann. Ich würde dann auch schlechte Laune bekommen, wenn die jeden Abend auf meinen Boden machen würde. Das Geld, das ich bekomme, sieht alles gleich aus.  Ich weiß, dass die Euro-Situation momentan durchwachsen bis wolkig ist, aber ich finde, die könnten für mich ruhig mal auf den Euro-Zug aufspringen, die Skandinavier. Ich will nicht mit Monopolygeld bezahlen...



20.53 Uhr: Laufe planlos in Kopenhagen rum, sehe ein paar Sachen, die allerdings namenlos für mich sind. Kann sein, dass ich total berühmte Sachen gesehen habe, aber wenn, dann habe ich es nicht registriert. Ich habe mich nur in Bahnhofsnähe aufgehalten, damit ich nicht den Zug noch verpasse. Hier seht hier eine Statue vor einem Gebäude. Keine Ahnung, was das ist. Sieht aber ganz nett aus. 



21.02 Uhr: Die Dänen werden auf jeden Fall nicht freundlicher. Wollte ein Bild von einem Volvo-Bus machen. Als ich den Bus fotografierte, kam der verärgerte Busfahrer raus und sagte, ich soll das mal hier sofort lassen, sonst holt der die Polizei. Jaja, wie herzlich diese Dänen sind. Gut, dass ich nicht meine Zweitwahl bekommen habe - Dänemark hat bis jetzt keinen sonderlich guten Eindruck hinterlassen. Aber naja, ist wahrscheinlich wie jeden Abend an einem Hauptstadtbahnhof. Das ist wahrscheinlich nur die falsche Klientel, die ich da getroffen habe. Aber es gibt ein nettes Hotel oder so, das ganz nett beleuchtet ist.




21.13 Uhr: Finde ein bisschen Kunst und fotografiere es. Sonst gibt es wirklich absolut überhaupt gar nichts Spannendes zu sehen. Das Einzige, was mir auffällt, ist die Tatsache, dass das hier die gottverdammte Hauptstadt ist, die anscheinend leer gefegt ist und es überall Parkplätze gibt, dafür aber absoluter Fahrrad-Overkill vorhanden ist. Wehe, das ist in Schweden auch so. Ich will schließlich ein Auslandssemester machen und neue Sachen kennen lernen. Wenn das genau so abgeht wie in den Niederlanden, kann ich ja auch gleich da bleiben. Alles klar, meine Laune ist auf dem Tiefpunkt, brauche was zu essen. Ihr wisst ja, ich werde zu Prinzessin Arschloch, wenn ich nichts zwischen die Kiemen bekomme. Besorge mir überteuerten, nicht sonderlich schmackhaft aussenden Cheeseburger. Egal, trotzdem eine Wohltat.



21.45 Uhr: Laune ist besser, die Reise kann weiter gehen, ich sehe auch, dass die Stadt mit einem Mal schöner wird und der Bahnhof echt gut aussieht. Nur die Dänen sind immer noch unfreundlich. Ich muss jetzt auch mal ein bisschen reinhauen, der Zug fährt gleich. Treffe im Bahnhof auf einen freundlichen Menschen, der kein Däne ist -geht glaube ich auch gar nicht - sondern Taiwanese. Er studiert in Lund und fährt auch nach Schweden, allerdings nicht mit meinem Zug. Sagt mir aber, dass der Zug über eine Brücke von Kopenhagen nach Malmö fahren wird und diese Brücke wohl spektakulär sein soll. Ich bin gespannt. Und anscheinend keine weitere Fährfahrt. Schade.


23.31 Uhr: Letzte Vorbereitungen für Schweden im Zug. Noch mal schnell ein bisschen Know-How anlesen. Bin übrigens in einem Regionalzug gefangen und darf mein Gepäck keinesfalls aus den Augen lassen, hat der Schaffner zumindest gesagt. Bin also dazu verdammt, auf diesen unmöglich ungemütlichen Sitzen zweieinhalb Stunden auszuharren. Will die tolle Aussicht auf der Brücke sehen, geht aber nicht, weil es stockfinster ist. Dazu sehe ich reichlich bescheuert aus, wie ich da so vor der Scheibe klebe. Mal wieder sind alle anderen nicht so aufgeregt wie ich. Jetzt werde ich auch langsam echt müde und kann es kaum erwarten endlich anzukommen. Habe keine Lust mehr aufgeregt zu sein, will nur noch schlafen...


0.42 Uhr: Bin angekommen! Plötzlich doch wieder wach und aufgeregt. Und es sieht echt toll aus! Allerdings kleiner Dämpfer, werde von einem von Student Union abgeholt und mit drei Chinesen, die auch mit im Zug waren, die ich vorher aber nicht gesehen habe, in einen Volvo gepfercht. Der Typ von der Student Union sieht aus wie ein algerischer Hipster und ist äußerst wortkarg. Die Chinesen wollen auch nicht mit mir reden, reden aber ganz viel chinesisch miteinander. Plötzlich macht der algerische Hipster Smalltalk mit mir. Bin ganz verwirrt. Ist das eine Falle? Habe gerade noch in dem Buch gelesen, dass Schweden keinen Smalltalk wollen. Anscheinend doch. Ich rede mit dem Schweden und er ist echt ganz nett, wenn auch ruppig. Das kann aber auch an der Uhrzeit (spät) und der Temperatur (arschkalt) liegen. Die Stadt ist auf jeden Fall schön - zumindest so viel, wie ich erkennen kann. 



0.59 Uhr: WAS ZUR HÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖLLE?! Wollt ihr mich eigentlich verarschen? Das ist mein Zimmer und ich muss mir das auch noch teilen? Seid ihr eigentlich doof in euren Köttbullarköpfen?! Das ist nicht meine Unterkunft? Ihr habt nur kein Zimmer für mich in diesem Haus und ich muss hier erst mal im Provisorium hausen? Aber hey, wenigstens muss ich mir das nicht teilen. Wieso bin ich eigentlich aus Venlo weggegangen? Dieses Chaos kann ich auch an der Fontys haben. Der Schwede zeigt sich unbeeindruckt von meinen Gefühlsregungen. Ich werde Montag umziehen, in den ersten Stock wo es besser sein soll. Ich bin gespannt. Lege mich in das Bett, wo keine Bettwäsche sondern nur ein Witz von einer Decke drauf ist. Gut, dass ich meinen Schlafsack mitgenommen habe! Lege mich ins Bett und befürchte das Schlimmste. Ich meine, ihr seht ja selber. Aber Überraschung. Es ist superweich. Und ich schlafe wie ein Baby. Mal sehen, wie das so hier wird. Ich muss sagen, dass ich derzeit noch nicht sonderlich geflasht bin. Es kann nur besser werden. Over And Out :)



(P.S. Ich kann sagen, es ist besser geworden. Viel besser. Aber dazu bald mehr!)

Dienstag, 17. Januar 2012

Roadtrip nach Schweden! (Part I)

Juhu, da bin ich wieder. Und ich habe INTERNET. Das Leben ist gut. Und ich habe euch so viel zu erzählen, schließlich musste ich jetzt mehrere Tage am Stücke die Klappe halten. Ich schäume praktisch über vor Informationen mit denen ich euch versorgen möchte. Aber ich will die Spannung ja aufrecht erhalten und deshalb sage ich euch erst mal, wie der Roadtrip war. Schwedendetails kommen später - um euch da mal auf die Folter zu spannen. Aber ihr habt die Fotos auf Facebook eh bestimmt schon gesehen. Seid ihr bestimmt jetzt alle ganz schön neidisch, ne? Gut so ;)

Hier der Überblick über meine tolle Reise: Nur ich, 895 Kilometer, fünfzehn Stunden, drei Länder, drei Züge, eine verdammt gute Playlist (danke noch mal für eure Vorschläge) eine Fähre und gut siebentausend Mal das Gefühl, vor lauter Aufregung in tausend kleine Stücke zerspringen zu wollen.



Donnerstag, 12. Januar 2012
8.34 Uhr: Total verklatscht und mit einer Tonne Gepäck geht es los. Ganz, ganz, ganz schlecht im Quadrat geschlafen, weil ich Angst hatte, zu verschlafen und den Zug zu verpassen. Tag fängt schön nicht so gut an wegen weil total durch. Ich war mal so frei meinen Schlafsack mitzunehmen, wer weiß, was da in Schweden so alles auf mich zukommt. Ich war voll schlau und habe mein Gepäck gesplittet. Wahrscheinlich eine weise Entscheidung, wenn man mit dem Zug fährt. Wenn man mit so nem Einfamilienhaus als Koffer ankommt, kriegt man wahrscheinlich nur Todesblicke. Brauche ich nicht. Dann splitte ich lieber.

11.13 Uhr: Auf dem Weg zum Bahnhof werde ich plötzlich ganz grün im Gesicht. Panik macht sich breit. Da ich die letzten Tage nur diese Studienarbeit vor Augen hatte, hatte ich irgendwie nicht so die Zeit, mich auch Schweden vorzubereiten. Mit einem Mal bricht die Einsicht über mir zusammen, dass ich jetzt mutterseelenallein mit dem Zug über Dänemark nach Schweden fahre. JA BIN ICH DENN TOTAL DEPPERT?! Ich spreche weder Dänisch noch Schwedisch, noch habe ich Dänische oder Schwedische Kronen bei mir. Alles, was ich habe, sind 10 Kronen von meinem Mitbewohner in Hamburg, die er mir zum Start geschenkt hat. Davon kann man sich nen Lutscher kaufen. Maximum. (Trotzdem Danke, Simon. Hat mir tatsächlich geholfen, dazu aber ein anderes Mal.) Nach zehn Minuten Panik und dem Impuls meines Stiefvaters, mich wieder nach Hause zu fahren, ist alles gut und ich kann meine Reise antreten. Bin auch ein bisschen enttäuscht, dass es nur zehn Minuten Panik waren. Normalerweise geht da mehr bei mir. Ist nämlich nicht so, als würde ich mich immer locker flockig vom Acker machen. Ich muss da auch immer ein bisschen Panik-Thrill haben. Naja, die niedersächsische Einöde auf dem Weg nach Hamburg bringt mich wieder runter und das Wetter ist so doof, dass man nicht mal wirklich aus dem Fenster schauen möchte.


13.53 Uhr: Kaum in Hamburg angekommen, machen ich und mein Maxi-Gepäck uns auf den Weg zum liebgewonnenen alten Arbeitgeber um die Kollegen zu besuchen. Der Mann an der Pforte schaut mich verwirrt an, denkt wahrscheinlich, ich will beim Verlag einziehen, lässt mich aber gewähren. Entdecke Geschäftsführer im Flur, der schaut auch ein wenig perplex. Kann mir egal sein, ist der Ruf erst ruiniert und so. Außerdem hab ich den zu Nirvana auf der Weihnachtsfeier headbagen sehen. Ich würde sagen, wir sind quitt. Kann ich ja nix für, dass ich ganzen gottverdammten Bahnhof kein großes Schließfach mehr für Maxi verfügbar ist. Kurz Kollegen gegrüßt und Mai Mäh im Kreis laufen lassen. Ach, was habe ich die alle vermisst!


Dann die Überraschung, meine lieben Kollegen können wohl noch nicht ganz loslassen. Alles an meinem Schreibtisch ist, wie ich es vorgefunden habe, trotz neuer Praktikantin - die sehr nett ist. Wahrscheinlich ist das wie mit Kindern, die ausziehen. Die Eltern lassen ja auch erst mal ne Weile alles so, wie es war. Dabei muss die arme Praktikantin ja nun wirklich nicht den ganzen Tag auf den Seeelefanten starren. Den habe ich da nur hingeklebt, weil ich das gemein fand, dass wir das supersüße Robbenbaby aus der Naturzeitschrift würdigen, den Seeelefanten aber nicht. Und damit wir nicht so elende Mädchen sind, habe ich den alibimäßig halt dazu geklebt. Flroian David sollte aber auf jeden Fall bleiben, sonst wird meine Kollegin ganz ruppig. Man darf ihr alles nehmen, nur den Florian David nicht. Schlaue Praktikantin, die ich bin, habe ich ihn ihr zur Besänftigung (aber auch nicht ganz uneigennützig) hingeklebt. Funktioniert voll gut. Dann musste ich aber schon wieder los und die Reise ging richtig los. Die Strecke Düsseldorf - Hamburg war mittlerweile zu vertraut, das ist keine richtige Reise mehr für mich.


15.12 Uhr: Während ich auf den Zug in Kopenhagen warte, fällt mir auf, dass ich mich voll gut vorbereitet habe. Ich habe nämlich Wasa mitgenommen, was will man mehr? Wenn das nicht Schwedisch ist, weiß ich es auch nicht. Schmeckt sogar ganz okay für die Tatsache, dass da Frischkäse drauf ist und man es mysteriöser Weise gar nicht kühlen muss. Naja, auch egal. Ich will gar nicht wissen, was da alles so abgefahrenes drin ist, damit das fünfhundert Jahre haltbar ist. Ich will es gar nicht wiiiiiiiiiissen. Lalalala. Wann kommt denn jetzt endlich mal der Zug?


16.38 Uhr: Zug ist gekommen, ich habe noch keine Bestandteile von Maxi verloren und ich kann es sehen! Da ist es! Das Meer! Schleswig-Holstein kommt von der Landschaft her auch etwa so auf den Langweiligkeitsgrad von Niedersachsen, ist aber schon besser. Überzeugt mich aber immer noch nicht so. Mal schauen, wie Dänemark so aussieht.


17.45 Uhr: Und da es jetzt dunkel draußen ist und ich eh nichts mehr sehen kann, esse ich halt was, als ich mich kurz vor Dänemark befinde. Der deutsche Zoll kommt vorbei und fragt mich, in welchem Teil Deutschlands es bitte schon Ostereier gibt. Erst habe ich Angst, dass man keine Eier in der EU von einem Land ins andere mitnehmen darf, weil die mich ja spezifisch darauf ansprechen. Dann denke ich mir, dass das aber eine bescheuerte Regel wäre, da ich schließlich schon sechshunderttausend Mal niederländische Eier in Deutschland gegessen habe. Aber vielleicht sind die Dänen sich zu fein für unsere Eier? Vielleicht, weil bei uns Bodenhaltung erlaubt ist und bei denen nicht? - Ich mache mich umsonst verrückt. Die wollten einfach nur Smalltalk machen. Ich sage ihnen, dass man die Eier bei uns rund ums Jahr bekommt. Jetzt sind sie verwirrt und auch ein bisschen angewiedert. Und haben mich bestimmt auf dem Schirm, weil ich mich so  paranoid verhalten habe. Das hab ich ja wieder super gemacht.


18.14 Uhr: "Bitte beachten Sie, dass Sie nicht im Zug bleiben dürfen, wenn wir uns auf der Fähre befinden". Wtf? Fähre? Wir fahren mit der Fähre? Abgefahren! Ich hatte mich vorher nicht sonderlich mit der Reise beschäftigt, wusste aber, dass wir schon irgendwie über das Meer müssen. Nur dachte ich, es gäb nen Tunnel oder ne Brücke. Oder der Zug fährt durch ganz Dänemark. Nope. Anscheinend geht es jetzt auf eine Fähre. Neben mir nur abgebrühte Menschen, ich für meinen Teil staune wie ein kleines Kind und will kein Detail der Überfährt verpassen. Mache etwa 6.000 Fotos, damit mir das auch einer glaubt. Das finden die abgebrühten Menschen irgendwie verwunderlich. Denken sich aber wahrscheinlich, dass ich in Japan lebe und meine Eltern weiße Vorfahren hatten. So wäre es am Einfachsten zu erklären.


18.30 Uhr: Könnt ihr es glauben, ich bin tatsächlich auf einer Fähre! Und es ist stockdunkel und mir ist speiübel. Ich weiß nicht, ob das an der Freude liegt oder an dem Wellengang. Ich würde den Wellengang so als heftig bis untragbar beschreiben. Sehe es gar nicht ein, reinzugehen. Ich fahre so selten Schiff. Ich will das jetzt an Deck durchziehen. Mir egal, dass es windet wie Sau und es bestimmt so gut Minus dreitausend Grad sind. Ich will mir das jetzt anschauen. Und nicht in den Duty Free Shop reiern. Muss nach draußen schauen um die Contenance zu bewahren.


19.14 Uhr: Habe die ganze dreiviertel Stunde an Deck ausgehalten. Ich finde, ich habe einen Orden verdient. Denn ich bin die Einzige, die das durchgezogen hat. Alle haben mich von drinnen angeschaut, als sei ich total gestört. Sollen die doch. Bloß, weil ich ne supertolle Jacke beim Globetrotter gekauft habe und die nicht, sollen die mal nicht so gucken. Die sind ja nur neidisch. Denn ich bin total super. Und die Mütze ist super. Die sieht zwar richtig bescheuert aus, aber die hält. Wenn die die Fähre aushält, hält die auch Schweden aus. Gut, dass ich die Jacke im Windkanal getestet habe.


Mittwoch, 11. Januar 2012

Die Woche in Bildern

Ooooh man. Morgen früh fahre ich nach Schweden und bis jetzt sieht das so aus, als würde ich aus meinen Fehlern vom letzten Mal echt nichts gelernt haben. Bei mir sieht's aus wie bei Hempels unterm Sofa und ich kann das Packkonzept, das ich derzeit habe, noch nicht ganz erklären. Wenn ich müsste, würde ich es als Chaosprinzip betiteln. Früher hätte man gesagt, ich wäre einfach nur verplant, aber seitdem Amazon damit einen Haufen Kohle gemacht hat, könnt ihr mir gar nix! Außerdem kriege ich es ja am Ende immer noch hin. Man bemerke, Zustand meines Zimmers, Stand 11. Januar:


Uns Zustand meines Zimmer, Stand 3. Juli. Hat sich nicht viel geändert, ne? Aber das läuft. Ich hab das total im Gefühl. Hamburg hat schließlich auch gut geklappt.


Schließlich habe ich eben meine Studienarbeit abgegeben und bin soooo erleichtert, dass ich das Ding endlich abgegeben habe. Definitiv nicht meine beste Arbeit, aber egal, denn es ist weg. Allerdings musste mir der liebe Dave mal wieder den Hintern rennen. Kennen wir ja alle. Dave am Kopierstand weiß alles, kann alles und drückt meistens ein bis drei Augen zu in Sachen Öffnunszeiten zu, wenn mal wieder Abgabesaison ist. Was ich nicht wusste, war die Tatsache, dass binden nur bis ein Uhr geht (keine Ahnung wieso) aber Dave hat die Arbeit trotzdem entgegengenommen und gibt sie für mich ab. Nachdem ich erst innerlich in Panik ausgebrochen bin, hätte ich ihn fast knutschen können! Und Tschüss, du dummes Ding. War nicht schön mit dir! Viel zu viel Thrill deswegen diese Woche.


Ach, und was war das schön, mal wieder an der Fontys zu sein. Alles war wie immer. Erst mal fast nen Radfahrer überfahren und dann ewig nen Parkplatz gesucht, bis ich entnervt aufgegeben habe und mich in die kleinste Lücke wo gab quetschte. Aber es gab auch viel Neues. Anscheinend ist der Verwaltung das dann zu bunt geworden mit den ganzen Rauchern für der Tür und deswegen gibt es jetzt überall "dezente" Hinweise auf ein Rauchverbot. Wenn ich sage dezent, meine ich, dass der ganze Boden damit vollgekritzelt ist und einen etwa 700 Schilder darauf hinweisen, falls man die Markierungen übersehen sollte. Schön zu sehen, dass auch die Fontys immer Deutscher wird.


Diese Woche stand sowieso ganz im Zeichen der Fontys, da ich mich auch mit der Gang aus der FMD3E (Oder? Ich hab den Code irgendwie vergessen...) getroffen habe. Die haben mich erst mal total irre gemacht, weil natürlich jeder was anderes in seiner Studienarbeit geschrieben hat und ich dann sofort das Gefühl bekommen habe, dass ich bestimmt am Thema vorbeigeschrieben habe. Ist wie aus Klausuren kommen und hören, was die anderen so geschrieben haben, festzustellen, dass man alles falsch hat und wahrscheinlich durchgefallen ist. Aber es war schön zu hören, dass auch die anderen im Praktikum ordentlich leiden mussten.


Aber falls ich durch die Studienarbeit durchgerasselt sein sollte, kann ich immer noch schmeißen und Taschendesignerin werden, findet ihr nicht? Ich habe meiner Schwester die fetzigste Einkaufstasche des Universums gebastelt, wie ich bescheiden feststellen muss. Dazu muss ich aber noch Frau von irgendwem Wichtigen werden, damit ich wie Sandy Meyer-Wölden - Pardon, Alessandra Pocher - immer "Schmuck und Taschendesignerin" angeben kann.


Für das Taschendesign haben A. und ich uns auch schön in der Stadt inspirieren lassen. Wie man auf diesem Foto sieht, waren A. und nicht ganz untätig, was die Bekämpfung der Wirtschaftskrise angeht. Wir sind ja fleißige Wirtschaftsstudenten und wissen, dass man nur durch ordentlichen Konsum die Wirtschaft wieder ankurbeln und somit die Welt retten kann. Hätten wir also was Gutes für die Menschheit getan. Und Ich habe jetzt genug warme Sachen, dass ich auch das tiefste Sibirien locker überstehen würde.


Als ich gerade angefangen habe zu packen (da war das Chaos noch nicht so schlimm), war ich mal so frei, euch eine kleine Kostprobe zu geben, was ich da alles in petto habe für kalte Tage. Denn meine Freunde und Verwandten denken irgendwie, dass ich mein Auslandssemester eher in der Antarktis, als in Südschweden mache. Deswegen haben sie mir zu Weihnachten die volle Power Winterzeugs geschenkt. 


Und das hier ist übrigens die größte Enttäuschung: Ich wollte ja keine ganze Shampooflasche und so weiter mit mir schleppen, weil das ja wichtigen Platz wegnimmt. Und deswegen brauchte ich kleine Proben. Jaaa, ich hatte aber voll vergessen, dass ich nicht mehr in der Großstadt wohne und war naiv davon ausgegangen, dass unser örtliches Schlecker sowas wohl haben würde. Ja, Pustekuchen! Deswegen musste ich das kaufen. Problem ist nur, dass ich allergisch gegen viele Nivea-Produkte bin. Und ich wollte nicht mal Allergiebingo spielen und um sehen, gegen was davon ich allergisch bin. Also blieb mir nichts anderes über, als die Dinger auszukippen, heiß auszuwaschen und mit meinem normalen Shampoo zu befüllen. Top! Nicht.




Naja, dann kann Schweden ja kommen. Ich gehe jetzt das Chaos bezwingen und mache mich dann auf den Weg. Ich melde mich dann irgendwann wieder. Wann genau weiß aber nicht. Ist auch Wumpe. Ein letztes Mal Over And Out aud Deutschland! :)

Dienstag, 10. Januar 2012

"Jetzt noch die Together-grabbing und dann is' gut."

"Ich berichte live aus meinem Jugenszimmer in Willich, wo Samira Maaßen, Weltklassestudentin und dreifache Synchronspringmeisterin, soeben den letzten Satz für ihre Studienarbeit geschrieben hat. Samira, wir fühlen Sie sich?"
"Aaaaaaah. Aaaaaaah. Aaaaah. Das Kind muss den Topf zur Oma bringen!"
"Bitte?"
"Abgefahren. Geilomat. Der Hase läuft im Kreis und macht dabei Mäh!"

So könnte das aussehen, wenn mich tatsächlich jemand in diesem Moment interviewen würde. Könnte an meinem Frühstück liegen...


Heute morgen um neun Uhr total verklatscht aufgestanden, mir erst mal diese zwei Genossen reingezogen und dann machte es nur noch die ganze Zeit brrrrrrrrrrrrrrrrr. Voll gut, weil dann hab ich meine Studienarbeit ein bisschen durchgepowert und jetzt bin ich fertig. BababaBÄM! Wer ist die Größte? Na ich natürlich! Einziges Problem ist nur, dass der Duracellhase ein Dreck gegen mich ist und ich dazu aber mörderische Kopfschmerzen habe. Dazu habe ich gerade ernsthaft "Jetzt noch die Togethergrabbing und dann is' gut." gedacht. Unglaublich, was so ein bisschen Energydrink auf leeren Magen alles so mit einem anstellen kann.

Trotzdem weiß ich vor lauter zugefügter und natürlicher Boostingstoffe in meinem Körper gerade gar nicht, wohin mit mir. Vielleicht sollte ich mal eben in unseren Vorgarten rennen und die Eberesche meiner Mutter ausreißen? Nah, ich glaube, das gibt ganz schön Ärger. Aber wenigstens bin ich wieder back on Track. Die letzten Tage war ich einfach so angespannt, dass ich wegen jedem Kinkerlitzchen Streit angefangen habe. Problem an der Tatsache, dass ich doch ganz okay schlau bin, ist, dass ich immer das große Ganze sehe und weiß, dass die dumme Studienarbeit 30 Credits bringt und ich durch ein ganzes Semester durchfalle, wenn ich das hier versemmel. Aber: No Pressure. Ich wünsche mir echt manchmal, dass ich einen beschränkten Horizont hätte, dann wären meine Probleme alle kleiner. Vielleicht ab jetzt wirklich mehr Wert auf die Haare und weniger aufs Denken legen?

Und was mir auch ganz sauer aufstößt ist die Tatsache, dass ich hier gerade mal die Hälfte meiner zukünftigen Bachelorarbeit geschrieben habe. Wenn ich also meinen Abschluss mache, muss ich immer zwei mal mehr als wie meine Studienarbeit schreiben. HORROR. Wie sagte meine Freundin, die gerade ihren Bachelor macht, letztens so schön? "Pah. Du denkst, dass der kleine grüne Pilz ein harter Gegner war? Dann warte mal auf den Endboss!". Heißt also nix gutes für Sommer 2013, denke ich. Aber das gute ist, dass Marteria mir nen guten Studiumssoundtrack mit diesem Lied geliefert hat. Nur, dass mir das Buddhistentum keinen Neustart in Sachen Studium verschafft.


Ach und könnt ihr bitte mal genau hinsehen und sagen, ob die Olle, die da die ganze Zeit rumhopst, nicht diese Türkin von GZSZ ist? Dann frag ich mich nämlich echt, ob die sich verlaufen hat. Naja, ich gehe jetzt mal im Garten rumhobsen (aber lasse die Eberesche da wo sie ist, versprochen, Mama). Over And Out :)

Freitag, 6. Januar 2012

Definitiv Zeit, schreiend im Kreis zu laufen

Darf ich vorstellen, die Quintessenz allen Übels auf der ganzen weiten Welt: Meine Studienarbeit.


Sieht harmlos aus, ist aber definitiv die Reinkarnation des Bösen! Ich würde das Ding gerne Montag abgeben, sehe dafür aber momentan noch ein bisschen schwarz. Aber immerhin habe ich schon die Hälfte des Kerntextes und das gesamte Beiwerk. "Es sollte also doch nicht so schwer sein, dieses Ding mal zu bezwingen" werdet ihr euch denken.

Darf ich da mal kurz einwenden: Äh, doch! Irgendwie will sich trotz Zeitdruck die richtige Motivation nicht einstellen. Ich verbringe zwar so gut drei, vier Stunden am Tag mit dem Ding, aber davon schreibe ich vielleicht - wenn es gut läuft - eine Stunde produktiv etwas. Sonst verbringe ich die Zeit lieber damit, irgendwas anderes zu tun. 

Eine Statistik in Einheiten (allerdings mit Schätzwerten):

Energydrinks, mit denen ich meine Aufmerksamkeit erst total gepusht habe um dann in ein tiefes Konzentrationsloch zu fallen: 15
Ausprobierte Arten, meine Chucks zu schnüren: 4
Neu erfundene Schimpfworte für Studienarbeiten: 23
Nicht verstandene aber trotzdem aufgeschriebene Statistiken: 5
Auf Raufasertapete gezählte Punkte:  5.000
Für brillant gehaltene Ideen, die sich als Bullshit herausstellten: 150
Facebookaufrufe: 1,5 Mrd.
Momente, in denen mir von zu viel eingeschmissenem Traubenzucker speiübel wurde: 1
Aus Verzweiflung geklaute Quellenangaben von Wikipedia: 2 (Anm. d. Red.: Liebe Frau Praktikums-betreuerin, diese werde ich natüüüüürlich noch nachbessern).
Nervenzusammenbrüche: 2
Gedanken darüber, alles hinzuschmeißen und Pinguintrainerin zu werden: 150
Minuten, in denen ich T-Rex an der Lampe rumdängeln ließ und draufstarrte: 120 

Das ist T-Rex. Hat A. mir zu Weihnachten geschenkt. Allercoolstes Geschenk ever. Denn es ist ein Tea-Rex, - ein Tee-Ei. Voll gut. Aber dafür ist er zu schade. Eindeutig besser geeignet, an meiner Lampe rumzudengeln.
Achso und die letzte Statistik, die ich natürlich ganz vergessen hatte - Blogeinträge, die ich verfasst habe um meine Studienarbeit nicht schreiben zu müssen: 1

Das mit diesem rumgeeier ganz schlimm, weil ich so unter Druck stehe, dass ich Nachts deswegen wach liege (wozu die immense Anzahl der Energydrinks bestimmt auch ihren Anteil dran hat), statt mich auszuruhen und ausgeschlafen in eine neue Studienarbeitsrunde zu starten. Das nervt mich ernsthaft schon gewaltig momentan. Blöde Doppelbelastung mit Schweden. Andererseits sind das ja schon wirklich echte Luxusprobleme. Oh nein, ich stehe so unter Druck, weil ich eine Arbeit über ein tolles Praktikum schreibe, das mich dazu auch noch schlauer macht, damit ich in der Welt rumtingeln kann. Ich kann es durchaus nachvollziehen, dass ihr mir einen Knüppel auf den Kopp hauen wollte, liebe Syrier oder Somalier, damit ich wieder zur Vernunft komme. Das ist durchaus gerechtfertigt. Und ja, ich gebe es zu, ich habe First-World-Problems - Big Time! Boohoo.

Aber jetzt genug gejammert. Ich muss ja irgendwie jetzt mal weiterschreiben... Sonst darf ich nämlich leider nicht nach Schweden, was ja wiederum ein wenig suboptimal wäre. Und da ich ja nächsten Donnerstag schon fahre und studienarbeitsbedingt ein wenig gestresst bin, könnt ihr mir ruhig mal helfen. Ich habe nämlich 15 Stunden Bahnfahrt nach Schweden vor mir und noch gar keine Idee, was ich auf meinen iPod laden soll. Album-Vorschläge zur Befüllung meines iPods mit dem Thema "Roadtrip" werden gerne entgegengenommen (Weil dann hab ich ne neue Aufgabe mit der ich mich von dieser dummen Studienarbeit drücken kann). Over And Out :)


Mittwoch, 4. Januar 2012

Klappe halten - Gut aussehen.

Hey Leute, soll ich euch mal was sagen? Ich hab gerade 10 Euro extra dafür ausgegeben, dass die Frau beim Friseur mich föhnt. Es war mehr ein Versehen als Kälkul. Als die Frau mich fragte ob sie mal kurz föhnen solle, sagte ich "Ja" und Schwupps ging sie mit einer Armanda von Rundbürsten auf mich los.

Jetzt habe ich also 10 Euro dafür ausgegeben, dass ich aussehe die Jackie O. persönlich (was ja nichts schlimmes ist), was aber leider niemand zu sehen bekommt. Ich muss nämlich heute mal wieder hardcore Studienarbeit schreiben und werde das Haus wohl heute nicht mehr verlassen. 

Das ist schade, denn ich sehe endlich mal aus wie eine Lady und niemand außer der Studienarbeit bekommt das zu Gesicht. Deswegen möchte ich wenigstens euch gerne zeigen, wofür ich 10 Euro investiert habe, damit ich das Geld nicht ganz umsonst aus dem Fenster geschmissen habe. So könnte ich auch auf der Gala-Titelseite zusammen mit meinem Hundi erschreinen. Ich hab den echten lieber nicht hochgenommen, das hätte zu Bandscheibenvorfällen führen können.



P.S.: Und ich sollte mich auch mal öfter vom Friseur föhnen lassen. Wissenschaftliche Studien belegen jetzt das, was ich schon immer geahnt hatte. Um einen Versorger finden und das Studium endlich schmeißen zu können, werde ich mich ab jetzt nur noch auf die optimale Lage meiner Haare und nicht mehr auf gescheite Witze konzentrieren. Ich finde, das ist ein großer Fortschritt für die moderne Frau im 21. Jahrhundert. Klappe halten, gut aussehen.

Sonntag, 1. Januar 2012

Auf die Freundschaft!

Hallo ihr kleinen Partymäuse!

Na, gestern auch ein bisschen zu tief ins Glas geschaut? Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich auf jeden Fall mal wieder mit Pauken und Trompeten ins neue Jahr gestartet bin. Zwar wollte ich dieses Silvester zusammen mit meinen engsten Freunden ein wenig ruhiger angehen - doch ist da natürlich nichts draus geworden. Aber: Läuft.

Dieses Silvester war nämlich ein ganz besonderes Silvester, da meine Freunde und ich uns dieses Jahr das erste Mal nicht gestresst haben. Dass wir Silvester zusammen feiern steht nämlich außer Frage. Das feiern wir - egal wo wir auf dem Erdball verstreut sind - traditionell zusammen. Und da A. gerade frisch aus dem Auslandssemester in Finnland eingeflogen ist und ich ja auch erst vor einer Woche vom Praktikum aus Hamburg wieder in der Heimat eingetroffen bin, waren meine Freunde und ich uns sicher, dass wir dieses Silvester ganz ohne Stress verbringen würden. Silvester ganz spießig mit Raclette, Gesellschaftsspielen und Böllern. Einfach nur um zu zelebrieren, dass wir uns wieder haben. Und nicht wie sonst immer auf der Suche nach der ultimativen Party sind, die nur zwei von vier ultimativ finden und die zwei anderen ihr ultimatives Veto einlegen.

Letztes Silvester musste ich leider unter dem Tisch verbringen, weil meine
lieben Freundinnen mich an den Mann bringen und mich dementsprechend
mit jedem dahergelaufenen Kellner verkuppeln wollten. Das fand ich doof.
Weil eigentlich sind wir elenden Jetsetter ja nur auf Zwischenstation. Ich bin in zwei Wochen ja in Schweden, A. fängt morgen schon mit dem Praktikum bei einer großen Telekommunikationsgesellschaft an und eine andere Freundin wird sich erst für ein Semester nach Neuseeland begeben um dann eine Weltreise dranzuhängen (P.S.: Ich bin immer noch von Neid zerfressen). Also hieß es dieses Jahr einfach nett zusammensitzen. 

Denn wenn man so viel unterwegs ist wie wir, ist es immer wieder schön auf Freunde zu treffen, die man sein ganzes Leben bzw. schon seit der Teenagerzeit hat. Meine Freunde halten mir immer wieder vor Augen, dass ich mich ja prinzipiell jedes Mal wieder anderen Menschen neu erklären muss, wenn ich auf einer neuen Station in meinem Leben ankomme. "Hallo, ich bin Samira. Ihr könnt mich Sam nennen. Ich studiere Marketing in Venlo und nein, ich spreche nicht sonderlich gut niederländisch und werde hier sicherlich nichts zum Besten geben. Ich hab da so nen Blog, den okay viele Leute lesen und der mir auch richtig Spaß macht. Ach ja und ich komme aus dem schönen Willich - das liegt bei Düsseldorf und bitte verkneife dir jeden Witz. Ich habe ja doch schon jeden Witz gehört, den man über diesen Ortsnamen machen kann."

Hi ich bin Samira, 23 Jahre alt, ganz nett aber manchmal ein bisschen gestört.
Dadurch, dass man ständig neue Leute auf seinen Stationen kennen lernt, muss man sich auch immer wieder aufs Neue erklären, profilieren und beweisen. Ich finde das einerseits zwar echt spannend, aber andererseits auch echt ermüdend. Deswegen bin ich immer froh, wenn ich auf meine alten Freunde treffe. Denen muss ich nicht erst erklären, wer ich bin, was ich tue und wieso ich das tue. Die wissen, dass ich manchmal echt nen Sprung in der Schüssel habe, mit dem, was ich mache recht erfolgreich bin und von pragmatischen Lösungswegen nicht sonderlich viel halte ("Wieso sollte ich dieses Regal an die Wand schrauben? Das klappt auch super mit Sekundenkleber"). 

Andererseits wissen alte Freunde natürlich auch zu viel. Sie wissen, dass ich da eine prinzessinenhaft verquere Logik habe, was  meine Zwiebelphobie angeht ("Es ist nicht der Geschmack, Leute. Es ist dieses glibberige Gefühl im Mund. Hilft nicht, dass ihr sie ganz klein macht. Ich WEIß ja, dass sie da sind!") und mich dann mit Hingabe daran mache, die einzelnen Zwiebelkomponenten aus dem Essen zu fischen, wobei ich dann jedes Mal theatralisch fast sterbe, falls ich doch auf ein kleines Stückchen Zwiebel gebissen haben sollte. Sie wissen, dass ich eine für andere unverständliche Schwäche für Seth Rogen habe ("Klar ist er dick, haarig und ein bisschen vulgär, aber das macht ihn ja gerade so scharf!") und sie wissen auch, dass ich arroganterweise alle Leute per se für hoffnungslose Vollpfosten halte, wenn sie nicht richtig geradeaus Deutsch sprechen können und ich bei jedem Grammatikfehler innerlich zusammenzucke und den Gegenpart im Kopf verbessere.

Sie müssen mich lieb haben. Auch, wenn mein Gespür für Mode manchmal ein
wenig gestört ist.
Das wissen enge Freunde dann natürlich auch, was mehr als ärgerlich sein kann. Denn sie wissen auch, was deine richtig schlechten Eigenschaften sind. Andererseits sind sie im Fall meiner Freunde ja recht kompatibel und so schlimm können sie ja nicht sein - sie haben mich schließlich trotzdem lieb. Und es gibt niemanden, der einem einfach so die Wahrheit brutal ehrlich ins Gesicht klatschen kann wie deine engsten und besten Freunde ("Bitte, wenn du diesen Pulli unbedingt kaufen willst... Aber fyi: Dieser Pulli schreit förmlich Ich bin eine verrückte Katzenlady und möchte bitte nicht gevögelt werden! ... Wollt ich nur mal so sagen"). 

Und so haben wir auch das vollendete Jahr 2011 wieder zusammen gefeiert. Und auch wenn wir jedes Silvester miteinander verbrachten, ist es jedes Jahr wieder etwas neues. Vollgeregnet in London am Big Ben, oder mit voller Wolle Petry Power im Willicher Schützenhaus - wir haben schon an vielen Orten auf verschiedenste Arten gefeiert. 


Darf ich vorstellen? Die besten Freunde, die ich derzeit zu bieten habe!
Und dieses Jahr war dann also Spießerpremiere angesagt. Und soll ich euch mal was sagen? Boah war Böllern geil! Wir haben uns gar nicht mehr eingekriegt vor lauter Freude - anscheinend haben in uns allen seit Jahren pyromanische Talente geschlummert. Und wir wissen jetzt auch, dass wenn man 40 Wunderkerzen auf ein Mal anzündet, der ganze Spaß so heiß wird, dass man dieses Lichtinferno lieber auf den Boden schmeißt und dabei zusieht, dass sich die Wunderkerzen dank enormer Hitze selber pulverisieren. Zudem denkt der Mann an A.s Seite wahrscheinlich jetzt auch, dass ich ihn loswerden will, da ich eine Rakete in seine Richtung abgeschossen habe (Es war immer noch ein Versehen. Ich schwör! Auf Koran!) und A. selber kann wahrscheinlich den Begriff "All In" nicht mehr hören. ("A. Ich geh jetzt All In mit dem Böllern. Ich sag's dir, All In. Mit diesen Böllern muss man einfach All in gehen. Denn All In ist die einzig richtige Lösung. Oh und mit diesem Rötkäppchen Sekt geh ich jetzt auch All In!"  - "Sam, mach was du willst. Aber wenn du noch ein Mal "All In" sagst, muss ich dich leider auf so grausame Art und Weise töten, dass das Saw V ein Kindergeburtstag dagegen war.")

Also: Auf die Freundschaft! Ich hoffe, ihr habt ebenso toll gefeiert wie ich und auch genau so tolle Freunde wie ich. Denn es gibt nichts Schöneres als nach Hause zu kommen und jemanden da zu haben, der einen freiwillig lieb hat ohne, dass ein gewisser Verwandtschaftsgrad in das zu verpflichtet und obwohl - oder gerade weil - er weiß, dass man eine peinlich leidenschaftliche Vorliebe für Galileo Big Pictures hat. Ich wünsch euch allen ein tolles neues Jahr! Over And Out :)