Sonntag, 29. April 2012

Ich glaub' mein Elch pfeifft!

Samstag, 8.30 Uhr - mein Wecker klingelt und ich weiß gar nicht, was da los ist. Ich bin bis auf für die eine Schwedischklausur noch nie so früh in diesem Semester aus dem Bett geschmissen worden. Kurz bin ich verwirrt, dann fällt mir ein, dass die übermotivierte Carina ja in den Elchpark wollte, bevor sie sich nach Hause macht.

Wieso muss ich da dann eigentlich dran leiden? Ach ja, weil wir Freunde sind und so. Ich schaue noch mal ungläubig auf die Uhr und frage mich, wofür man noch mal Freunde braucht, wenn man für die immer so früh aufstehen muss? Steigere mich kurz in das Gefühl rein, dass ich mit dieser Aktion voll das Opfer bringe. Dann wandert mein Blick auf mein Kissen, wo sich ein perfekter Abdruck meines gestrigen Party-Makeups befindet. Ach ja. Gestern waren wir ja auch noch aus. Kurzer Flashback von wirren Schnurrbart-Augenbrauen und einem zegedröhnten Schweinchen. War ich High? Nee, das ist wirklich passiert. Abgefahren...

Meine Wenigkeit ist noch nicht ganz wach, die anderen posieren aber schon gut mit dem Plastikelch.

Kurzer Blick in den Spiegel und dann feststellen, dass ich aussehe wie eine wirre Mixtur aus Robert Smith von The Cure und Heath Ledgers Joker. Finde das kurz cool, ziehe es dann aber doch irgendwann vor, mich vor mir selber zu gruseln und stelle mein desolates Erscheinungsbild mit halb zugekniffenen Augen wieder her. Merke dann, dass ich zu früh dran bin, mache kurz die Augen zu und schlafe unabsichtlich erst mal wieder ein. Wache eine Stunde später wieder auf und habe drei verpasste Anrufe. Ooops. Ich würde mal sagen, dass ich voll zu spät bin.

Na dann jetzt aber mal los. Schon wieder ein bisschen Wimperntusche im Kissen geparkt, aber das macht den Kohl dann jetzt auch nicht mehr fett. Schnell zu Carina hechten und wegen meinen nicht so krassen Bremsen an FYIHY fast unfreiwillig in den Netto reinbrettern. Naja, wenigstens bin ich jetzt hellwach. Die Stimmung im Auto ist eher so mit Unhappy Hour zu beschreiben, erstens weil die Deutsche schon wieder so spät ist (ich versuche immer noch so zu tun, als wären wir Deutschen voll locker und so) und zweitens weil alle auf der gestrigen Party so viel gesoffen haben.

Geweihe gab es nicht zu sehen. Das ist nämlich im Winter abgefallen und wächst jetzt erst langsam nach

Naja, dann also erst mal eine Stunde durch die Pampa fahren und sich die schwedische Landschaft ansehen. Die meinen das also total ernst, dass die da überall so rote Häuschen hinsetzen. Putzig. Aber wie überleben die dieses stürmische Wetter hier immer? Und wieso sind die eigentlich rot? Sind wir eigentlich alleine im Universum? Woah nee, ich stelle mir schon wieder selber zu viele Fragen. Einfach nur aus dem Fenster starren und sich in den IQ von Lothar Matthäus reindenken. Haus. Wiese. Haus. Wiese. Wiese. Baum. Haus. Na geht doch! Nebenbei noch mit den anderen die letzte Nacht durchkauen und sich gegenseitig beweichräuchern, was man doch für eine steile Partycrew ist.

Dann kommen wir endlich an und plötzlich sind alle ganz aufgedreht. Uhuuuu. Elche! Trotzdem erst mal Zwischenstopp beim großen Plastikelche, damit die Touristen auch irgendwie Fotos mit Elchen machen können. In den Park selber darf man nämlich nur mit den Auto reinfahren. Sonst zerfleischen die einen angeblich. Da bin ich aber mal gespannt. Der, den ich in Göteborg gesehen habe, sah etwa so aus, als wäre er so gefährlich wie der Weihnachtsmann. Da muss ich mich also erst mal selber überzeugen. Doch dann die Enttäuschung: Erst mal so nix außer Bäume und Carina, die 15 Mal aufschreit, weil sie denkt, sie sieht einen Elch, es letztendlich aber doch nur ein Baum ist. 


Jawollo. Da ist doch ein Elch! Liegt so rum und macht nix. Ist das 70 Kronen wert?
Ich möchte gleich wieder zurück zu der Tante marschieren und meine 70 Kronen Eintritt zurückverlangen, doch dann das Wunder: Vier Elche! Liegen so rum und machen nix. Spannend. Und Geweihe haben die auch nicht, weil im Moment keine Geweihzeit ist. Die Schwedin am Kassenhäuschen lacht sich wahrscheinlich gerade total einen über uns ab, weil wir tatsächlich Geld dafür ausgegeben haben. Da komme ich doch glatt auf eine Geschäftsidee: Wenn ich wieder zurück bin, knöpfe ich Asiaten irre viel Geld für eine Tour durch einen Ziegenpark ab und lache die aus, während ich mit den Fuffies durch den Club schmeiße und "Bo" schreie (In Singapur und Umgebung gibt es keine Ziegen, habe ich diese Woche gelernt). Die richtigen Vermarktungskenntnisse habe ich nach der Mini und dem Praktikum ja schon erworben.

Highlight ist dann, dass wir ins Bisongehege fahren. Wieso es ein Bisongehege im Elchpark gibt, erschließt sich uns nicht. Aber dann fällt uns auf, dass die wenigstens was tun und die Touristen so wenigstens ein bisschen was sehen können. Die wälzen sich nämlich und laufen einander hinterher und fressen auch ein bisschen. Und die sind riiiiiiieeeesig. Alter Falter. Die Leute hinten auf den billigen Plätzen - also Carina und ich - werden mit einem Mal dann auch Zeuge davon, wie ein Bison das Auto in seinem Wohnzimmer nicht ganz so pralle findet und mit vollem Anlauf auf das Auto losmarschiert. Da hab ich mal kurz Respekt, verüble es dem Bison aber nicht wirklich. Das würde ich wahrscheinlich auch machen, wenn immer irgendwelche Touristen durch mein Wohnzimmer fahren würden und Fotos davon machen, wie ich was esse. Bison stoppt auch rechtzeitig. Team vorna hat es auch nicht mitbekommen, weil sie Fotos von anderen Bisons gemacht haben und denken, wir hätten uns das ausgedacht.


Carina und ich finden Bisons jetzt nicht mehr sooo sehenswert
Naja, wir fahren dann noch mal so drei Mal im Kreis rum und hoffen, dass sich da noch was tut, aber die Elche bewegen sich keinen Millimeter. Da denke ich mir, dass ich auch genauso gut die Staubflocken unter meinem Bett zwei Stunden lang hätte anstarren können - aber naja, jetzt bin ich um eine Erfahrung reicher. Und ich kann sagen, dass ich schon mal von einem Bison angegriffen wurde. Das können bestimmt nicht viele! Wenn ich wieder zurück an der Fontys bin, werde ich diese Geschichte erst mal jeden ungefragt fünfzehntausend Mal auftischen. Ist doch ne richtige Schwedengeschichte oder nicht? Also es wäre cooler, wenn es ein Elche gewesen wäre - aber man kann nicht alles haben. Vielleicht mache ich aus dem Bison einfach einen Elch. Over And Out :)

Sonntag, 22. April 2012

Rock'n'Roll, Baby!

Man, man, man. Diese Woche bin ich dann ganz unfreiwillig total busy gewesen. Denn erstens habe ich jetzt plötzlich jeden Tag Uni und zweitens komme ich hier dann doch noch in den totalen Freizeitstress, weil eine der von mir hier am liebsten gewonnenen Mitstudentinnen am Dienstag nach Hause geht und deswegen durchgehend Programm macht.

Das mit der Uni ist ein bisschen ärgerlich, da die Stunden nicht wirklich gut verteilt sind. Ich gehe jetzt fünf Mal die Woche für jeweils eine Unterrichtseinheit in die Uni. Oder wahlweise liegen meine Kurse in diesem Quartester auch mal so ungünstig, dass ich Kurse um zehn und dann noch mal einen um halb sechs habe. Die können sich hier in Halmstad wirklich nicht entscheiden. Erst finden all meine Kurse zur gleichen Zeit statt, sodass ich immer nur die Hälfte besuchen kann und dann legen sie die Kurse so weit auseinander, dass ich zwei Mal hin und her fahren muss. Man bin ich froh, wenn ich wieder dem strukturierten und meistens auch gut durchdachten Fontysstundenplan folgen kann. Da wird man ja sonst irre.

Wenn schon die ganze Zeit hin und der radeln, dann bitte auch mit Stil!
Naja und so radel ich also jetzt mehrmals täglich von der Uni nach Hause und von zu Hause in die Uni. Da muss ich mir gar keine Sorgen mehr um das Fitnessstudio machen. Wenn ich wiederkomme, habe ich Waden aus Stahl. Promise. Wer bei Windstärke 3000 ständig hin und der radeln muss, wird früher oder später halt zum Wadenhulk. Damit ich aber trotz Monsterwaden noch mädchenhaft niedlich aussehe, habe ich FYIHY aka meinem Fahrrad ein Update verpasst, Ich habe nämlich jetzt funky Speichenperlen. Es beeinträchtigt meine Bremsen ein bisschen, aber ein bisschen Rock'n'Roll muss von Zeit zu Zeit auch mal sein.

Und da ein bisschen Palimm-Palimm an meinen Bremsen noch nicht Rock'n'Roll genug ist, wurde ich die letzte Woche von einem Event ins nächste geschubst, weil meine liebe Freundin Carina anscheinend am Montag aufgewacht ist und sich so dachte "Fuck, ich fahre in einer Woche schon wieder nach Hause und hab noch nix wirklich in Schweden unternommen!". Das musste dann natürlich geändert werden, da man zu Hause ja auch ein bisschen was zu erzählen haben muss. Und deswegen stand dann letzte Woche und steht auch immer noch ein Vollprogramm an. Exzessive Schnäppchenjagd im Outletcenter, Strandspaziergang, sich mit den Burgern von Sibyllas vollhauen, Elchsafari - you name it. Haben wir alles gemacht.


Der Elch ist zwar Fake, aber da waren tatsächlich auch noch richtige Elche.

Highlight in Sachen Tagesaktivitäten war dann natürlich die Elchsafari. Aber da werde ich an anderer Stelle noch mal genauer berichten, wenn ich die Fotos mach hochgeladen bekomme. Ich sage da nur so viel: Highlight war, dass wir in unserem Auto fast von einem etwas neben sich stehenden und vielleicht auch verwirrten Bison angegriffen wurden (Ja, im Elchpark gibts die nämlich auch. Klingt komisch, ist aber so).

Aber neben den Tagesaktivitäten gab es ja natürlich auch Nachtaktivitäten. Und eigentlich jammer ich ja an dieser Stelle immer ganz gerne, dass ich zu alt für so nen Scheiß bin. Aber diese Woche habe ich das dann mal erfolgreich ignoriert. Schließlich musste die letzte Woche für Carina ja doch ein bisschen legendary werden. Und so habe ich einfach mal kurzfristig vergessen, dass ich schon fast steinalt bin und nicht den ganzen Tag und die ganze Nacht mehrere Tage hintereinander durchpowern kann. Kann ich nämlich doch, wenn es darauf ankommt.

Deswegen war dieses Wochenende auch ziemlich legendary. Donnerstag haben wir uns alle beim Karaoke zum Affen gemacht. Also hätten wir. Aber wir sind so lange bei den Predrinks im Studentenheim versackt, dass wir nur auf den letzten Drücker im Fox And Anchor reingeschneit sind. Deswegen habe ich auch gleich mal eine dicke Lippe riskiert und einen Zettel ausgefüllt - wohlwissend, dass es zu spät ist, um nach dranzukommen. Ich hatte dann nur einen kleinen Schockmoment, als ich merkte, dass der Zettel wirklich abgegeben wurde, es noch fünf Minuten bis zum Ende waren und die, die den Zettel vor mir abgegeben haben drangekommen sind. Meine Gemütslage wurde von den anderen in diesem Zusammenhang dann als mehr als unentspannt beschrieben. War ja auch so. Und ich hatte Glück, ich musste das Publikum dann nicht mit "I Will always Love You" belästigen. Machen wir uns nichts vor - eine kreischende Katze, die mit den Krallen eine Tafel runterrutscht, wäre im Gegensatz zu meinem Gesang eine Wohltat gewesen.




















Freitag gabs mal wieder eine von diesen Partys, bei denen keiner weiß, wieso die eigentlich stattfinden. Ich war trotzdem mal am Start und habe gleich mal die Männer ganz wuschig gemacht, windem ich meinen Fakeschnurrbart kurzfristig in eine Monsteraugenbraue umfunktioniert habe. Das fand die männliche Partybesatzung dann doch schon ziemlich steil. Genauso wie das Plastikchweinchen, das irgendwie mittendrin aufgetaucht ist. Keine Ahnung, von dem das war. Auf jeden Fall wurde es Roger getauft und ordentlich abgefüllt. Prinzipiell wollte ich die Party ja früh wegen der Elchsafari am nächsten Tag verlassen, aber das konnte ich dann nach Entdeckung des Schweinchens voll knicken.

Habe wie man oben sehen kann, die Elchsafari ja trotzdem frisch und munter angetreten und bin dann nach der Elchsafari gleich weiter ins Partyleben. Geburtstag der Singaprunesin, die abgefahren gutes Thaicurry gemacht hat. Die europäische Crew hat davon zwar fast Feuer gespuckt, während Team Asien nicht mal mit der Wimper gezuckt hat. Aber es war zu gut, um nicht doch den ein oder anderen Nachschlag zu nehmen. Danach wollten wir in unsern Stammclub, der zwar grauenvoll, dafür aber günstig ist (Oberstes Studentenprinzip, ne?). Und ist ja auch egal, wenn alle da sind, ist die Musik dann auch egal. Und die Tatsache, dass der Club Moon vom Niveau her sogar noch unter dem Meilenstein in Krefeld angesiedelt ist, ist meistens auch egal.

Leider hatten sie gestern aber mal einen vernünftigen DJ da, der nicht in alles Fatman Scoop reinmischt und dann wollten die plötzlich 100 Kronen Eintritt. Nee, das mussten wir uns dann doch nicht geben und wir haben einen neuen Club ausprobiert. Und was soll ich sagen? Wieso haben wir den noch nicht vorher entdeckt? Das war total steil. Da waren keine Vokuhila Asis und die Musik war auch richtig gut. Das hat den Abend dann erst so richtig legendary gemacht und dieses Mal wollte ich mir auch nicht schon nach einer Stunde in den Kopf schießen. Erst mal schön so richtig zu Blur auf dem Sofa rumspringen und dann aus vollem Hals Mr. Brightside mitsingen. Und weit und breit kein Fastman Scoop. Ein Traum!


Da geht doch noch was! Allerdings war meine Fotokunst um halb fünf nur noch eingeschränkt...


Problem war nur, dass der Club so viel Klasse besaß, dass die schon um zwei zugemacht haben. Das haben einige von uns aber nicht mitbekommen, wir sind irgendwo draußen rumgesprungen und wollten um halb drei wieder rein, ist das Ding zu und unsere Jacken da drin. Das war vielleicht ein Akt, wieder an diese Jacken ranzukommen. Aber ich habe sie wieder. Als ich dann nach Hause kam, war dann auch gleich noch eine Afterparty bei uns, weil um zwei wollte wohl noch keiner wirklich ins Bett. Besonders, weil alle ausnahmsweise alle ausgelassen waren und auch wirklich ausnahmslos alle eine gute Zeit hatten. Sonst ist irgendwer ja immer gerne wegen irgendwas angepisst.

Und so habe ich mir dann noch mit den anderen eine Portion Curry reingezogen ("Oh Gott ist das scharf! Aber steil, total steil!") und ich habe aus dem schwedischen Lexikon vorgetragen. Mein Schwedisch ist ja nun mal ein Traum. Und dann kann Team Singapur jetzt auch fehlerlos "Ich bin der Telefonmann, ich geh ans Telefon dran" singen.



Ich denke also, dass wir der lieben Carina ein bisschen geplant und auch ein bisschen ungeplant eine unvergessliche letzte Woche verschafft haben und uns gleich mit. Ich muss jetzt auch los. Kaffee trinken, Kardashians schauen und noch mal einen Burger von Sibyllas mampfen. Der Terminplan ist bis zu Carinas Abreise am Dienstag immer noch voll! Over And Out :)) (Heute aus gegebenem Anlass mal mit Doppelsmiley).

Dienstag, 17. April 2012

Alles klar so weit?!

Also langsam mache ich mir doch ein bisschen Sorgen um meine Prioritätenverteilung. Ich habe jetzt fast ein Semester Skandinavistik hinter mir und ich kann voller Stolz sagen, dass ich jetzt schon ne Menge über Skandinavien gelernt habe. Was mir allerdings da jetzt die Sorgen macht, ist die Tatsache, dass ich ZU VIEL gelernt habe. Also ich weiß was über die Geschichte, die Kultur, die Sprache und jetzt auch noch was über die Religion Skandinaviens. 

Das ist ja alles ganz cool und so, führt wegen meiner Deutschheit allerdings immer wieder zu Problemen. Denn die Schweden wissen ne ganze Menge über deutsche Geschichte, Kultur, Religion und auch die Sprache. Ich aber bis auf die Sprache leider nicht. Denn ich studiere Business und habe Geschichte so schnell es ging abgewählt und als ich noch Geschichte hatte, habe ich dieses Fach nach besten Gewissen so gut es ging ignoriert.

Die temporäre geografische Europas kriege ich dank meiner internationalen Freunde eigentlich auch ganz gut hin.

Deswegen finde ich mich jetzt als einzige Deutsche in all meinen Kursen immer wieder in der unangenehmen Situation wieder, dass die Dozenten mich was über Deutschland fragen. 30-Jähriger Krieg in Scandianvian History and Society II: "Und, Samira, in welchem Teil Deutschlands hast du denn gewohnt, als der 30-Jährige Krieg war?". Alle schauen mich an und erwarten eine geistreiche Antwort. Mein Wissen von der Aufteilung Deutschlands 16 Hundert Drietinnepief ist etwa so groß wie das über das Fortpflanzungsverhalten des gemeinen Quastenflossers. Also so praktisch nicht vorhanden. 

Aber in Geschichte ist das noch recht einfach. Pokerface aufsetzen und kompetent "Niederlande" sagen. Ich wohne so nah an der Grenze, dass das immer ne gute Möglichkeit und meistens sogar auch wahr ist. Nur beim 30-Jährigen Krieg bin ich dann aufgeflogen. "Niederlande oder Spanische Niederlande?". Spanische Niederlande hört sich nach Fangfrage an, deswegen einfach mal auf Niederlande beharren. "Wirklich? Ist Düsseldorf so nah an Hamburg dran? Das wusste ich gar nicht" sagt mein Prof in Selbstzweifeln und ich tue einfach so, als wäre Düsseldorf Bremen. Ab und zu muss man halt auch mal ein bisschen Verwirrung stiften.

Österreich lacht sich zwar jedes Mal einen dabei ab, aber die haben Gott sei Dank auch nur ein gefährliches Halbwissen. So wie ich über Österreich ("Ach, du kommst aus der Steiermark. Das ist ja schön" - Wo zur Hölle IST die Steiermark? Muss ich dringend mal googeln). Aber naja, in letzter Zeit stelle ich mir doch ziemlich oft die Frage, ob das eigentliche gerechtfertigt sein kann, dass ich jetzt so viel über Skandinavien und praktisch immer noch nichts über Deutschland oder wahlweise auch die Niederlande weiß. 


Mitschriften zur Weltanschuung der Wikinger. Macht für mich so viel Sinn wie für euch...

Ich weiß zum Beispiel jetzt, wie die Wikinger sich die Welt geschaffen haben* und dafür aber keine Ahnung, was die alten Germanen sich da zusammengereimt haben. Das habe ich dann mal gegoogelt und festgestellt: Möööp, essentieller Fehler! Da wo ich gewohnt habe, waren meistens keine Germanen. Dödödödö. Aber hey, dafür kann ich dank des harten Trainings an der Fontys im Schlaf eine SWOT-Analyse erstellen und wenn ich ein bisschen wach bin, auch noch ne astreine Porter's drauflegen. Ich befürchte allerdings, dass ich, wenn ich jemals bei Wer wird Millionär sitzen sollte, die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass ich was über die Germanen als über Marketinganalyse gefragt werde. 

Das ist natürlich suboptimal. Allerdings denke ich mir, dass ich an der Uni für das Berufsleben und nicht für Wer wird Millionär lerne. Und wenn ich Geschichte studieren würde, würde ich bestimmt zehntausend Mal die Frage hören "Und was macht man später dann mal damit?". Gute Frage. Wahrscheinlich nichts. Wenn ich allerdings sage, ich studiere Wirtschaft, dann ist das ja praktisch wie eine Banklehre - nur auf akademischem Level. Irgendwo werde ich also unterkommen. Da kann die Oma dann nämlich auch beruhigt ins Bett gehen, weil sie weiß, dass aus ihrem Enkelchen noch was wird und das ist doch das, was zählt (Man muss allerdings sagen "Oma, ich studiere Wirtschaft" und nicht "Oma, ich studiere International Marketing oder wahlweise auch Corporate Entrepreneurship oder unter welchen fancy Decknamen man das heutzutage so studiert. Dann denkt die Oma, dass Geschichte vielleicht doch die bessere Wahl gewesen wäre). So, ich gehe jetzt mal weiter Quatsch über die deutschen geografischen Gegebenheiten verbreiten. Over and Out :)

*Total abgefahren übrigens. Da war so eine Eisschicht und eine Feuerschicht und dann haben die sich getroffen und daraus wurde ein Riese und eine Kuh und die Kuh hat Eissteine zur Ernährung geleckt und daraus dann einen Riesen geschaffen, der dann einen Sohn hatte (wie genau der gemacht wurde, wissen die nicht), während der Urprungsriese aus seinen Axelhöhlen einen Sohn und eine Tochter hervorgezaubert hat und die dann den Sohn von dem Riesen, von der Kuh mit der Tochter von dem Urprungsriesen verheiratet haben und deren drei Söhne dann den Urprungsriesen abgeschlachtet haben und daraus die Welt geformt haben. Aso. Okay. Das macht natürlich Sinn. (Häääää?).

Sonntag, 15. April 2012

Wir sind ja keine 20 mehr...


Darf ich vorstellen? Mein unwahrscheinlich gebräuntes, sorgloses und schlankes 20-Jähriges Selbst zusammen mit meiner ebenso gebräunten, sorglosen und schlanken 20-Jährigen schwedischen Freundin Josephine mal wieder in unserem damaligen Element. Mit bunter Blubberbrause mal wieder mitten im Geschehen. Kennengelernt haben wir uns im fernen England, als wir zusammen Au Pair in Oxford waren. Die Umstände als Au Pair waren in etwa die gleichen wie im Erasmus-Semester. Wenig Arbeit, viel Party, viele neue internationale Freunde und das in einem fremden Land, recht weit weg von zu Hause.


Einziger Unterschied ist, dass ich nicht mehr 20 bin wie damals, sondern jetzt tatsächlich schon an die 24 kratze. Hört sich immer noch jung an, man kommt sich aber ganz schön alt vor, wenn man sich nach drei Jahren dann das erste Mal seine Freundin von damals wiedersieht. Wie man auf diesem Foto erkennen kann, sind wir nicht mehr so braun, nicht mehr so schlank und auch nicht mehr so sorglos wie vor drei Jahren, aber immer noch guter Dinge. Allerdings merkt man schon, wie viel sich verändert hat, wenn man jemanden drei Jahre nicht gesehen hat. Ich habe Josephine nämlich über das Wochenende im zauberhaften Göteborg besucht.

Wenn Josephine, die anderen Au Pairs und ich mal wieder im Starbucks rumhingen statt zur Sprachschule zu gehen, drehten sich unsere Gespräche hauptsächlich um Männer, die neuesten Fashioneroberungen von Top Shop und was am Wochenende geht. Wir hatten keine Ahnung, wie man eine Versicherung abschließt, noch nie was von einer Nebenkostenabrechnung gehört und wie Finanzmärkte funktionieren, wusste ich damals auch noch nicht (Josephine immer noch nicht. Aber sie wird auch Englischlehrerin. Das braucht man da nicht) und man hat sich nie Sorgen um eine Weltwirtschafts- oder nahende Eurokrise gemacht. Jetzt sind wir weiser. Plötzlich drehen sich Gespräche dann um Eigentumswohnungen, Studienkredite und die Lage in Syrien.


Als wir das festgestellt haben, waren wir einerseits erstaunt und andererseits echt geschockt, wie erwachsen man in drei Jahren werden kann. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass ich Josephine das letzte Mal in Oxford sah, als wir mitten in der Nacht in ziemlich nuttigen Kleidern voll wie ein russischer Elternabend aus dem Club in den Fluss gelaufen sind während wir Plastikflaschen nacheinander geschmissen haben und ich meine Schuhe dabei verloren habe. Das war etwa das Erwachsenheitslevel, auf dem wir uns damals befunden haben.

Und einerseits ist es ja schon ziemlich cool, wenn man merkt, dass man sich tatsächlich entwickelt hat und durch das Studium doch so Einiges lernt. Irgendwie sind wir ja schon weiser und haben so viel mehr Ahnung vom Leben, als noch vor drei oder vier Jahren. Und Josephine ist noch sogar ein zwei Level weiter als ich. Sie wohnt mit ihrem Englischen Freund in einer echt schmucken Wohnung und arbeitet Vollzeit in einem schicken Hotel. Ihr Freund ist Koch und hat uns abgefahrene Elch-Ravioli selber gemacht. Da war ich schon ganz schön beeindruckt. Aber irgendwie kommt andererseits die Wahrheit ja dann doch auf einem niedergedonnert: Wir sind älter, weiser, aber auch ein bisschen unlustiger als damals.


Und das konnten wir ja so gar nicht auf uns sitzen lassen. Wir sind zwar älter, aber immer noch nicht alt. Deswegen wollten wir uns beweisen, dass wir immer noch extrem lustig und sorglos sein können. Aber sowas von! so kam es, dass die liebe Josephine dann den XXL-Karton Wein hervorgezaubert hat. Den hat sie nämlich vom familieneigenen Deutschen. Das überraschte mich doch schon ein bisschen. Denn anscheinend hat jede anständige schwedische Familie einen eigenen Deutschen, der ihnen Alkohol als Deutschland besorgt (praktisch sowas wie ein Haustier). Und dann haben wir angefangen zu trinken.

Wir hatten uns so gefreut, dass wir uns wiedergesehen haben, dass die Zeit einfach geflogen ist und wir nicht bemerkt haben, dass wir ins innerhalb von drei Stunden dann mal dreieinhalb Liter Wein reingepfiffen haben. Alter! Da hab ich aber auch die Englein singen hören und es war wirklich wieder wie in den guten, alten Oxford-Zeiten. Auch gut, dass wir irgendwann zu betrunken waren, um unsere spontan gefassten Pläne in die Tat umzusetzen (Ich wollte einen Pixie-Schnitt und Josephine wollte sich gleich ans Werk machen. Gott sei Dank haben wir dann aber so schnell das Thema gewechselt und sind auf eine andere Idee gekommen und haben den Haarschnitt vergessen).


Der Wein hat uns dann auch irgendwann schläfrig gemacht und wir sind friedlich und mit noch vollem Haar eingeschlafen. Das war definitiv wieder wie vor drei Jahren. Doch am nächsten Morgen mussten wir der Wahrheit ins Gesicht blicken: 20 ist definitiv vorbei. Denn im Jahre 2008 hätten wir uns am nächsten Vormittag schon wieder im Café befunden und hätten die Erlebnisse der letzten Nacht noch mal durchgekaut - aber 2012 läuft anders. Wir waren tot. Erschlagen. Zu nichts fähig. Niedergestreckt. Eigentlich hatten wir Pläne für den nächsten Tag - konnte man aber voll knicken. Alles, was ich hinbekommen habe, ist ein halbherziges Foto auf dem Weg zum Bahnhof.

Aber irgendwie ist die Erkenntnis auch positiv. Wir haben uns in den letzten Jahren alle weiterentwickelt und sind halt ein bisschen erwachsener geworden. Dann mache ich mir halt mal ab und zu Sorgen um die Euro-Krise, weil ich nun mal weiß wie Finanzmärkte funktionieren und habe vom Leben gelernt, dass ich nicht mehr mitten in der Nacht betrunken in den Fluss springe, weil das 1. gefährlich ist und ich 2. meine tollen neuen Schuhe dabei verliere. Aber ich bin immer noch jung genug, um zwei Flaschen Wein wegzuballern, ohne dass man mir den Magen auspumpen muss. Und ich bin jetzt zu Josephines neuem deutsches Haustier befördert worden! Das ist ein Großauftrag, den meine Leber noch zu händeln weiss - wenn sie auch etwa so drei Tage Regenerationszeit braucht. Ich werde mich nämlich jetzt wieder niederlegen um zu sterben und dabei ganz erwachsen Zeitung lesen oder so. Over And Out :)

Dienstag, 10. April 2012

Tylösand - My one true Love (Bali eat your Heart out!)

So, endlich bin ich jetzt auch mal in der Position zu sagen: Bali - Eat Your Heart Out ! Denn ich habe endlich eine Rechtfertigung gefunden, unendlich viele Angeberbilder hochzuladen - Tylösand. Oh mein Gott, ist das ein schönes Fleckchen Erde. Ich hatte schon viel von diesem atemberaubenden Plätzchen gehört, hatte mir aber nichts dabei gedacht. Strand ist halt Strand. Sieht immer gut aus, oder nicht?

Ich musste dann lernen, dass Strand doch nicht gleich Strand ist und als ich nach zwanzig Minuten Busfahrt dort angekommen bin, wollte ich mich gleich in den Sand setzen und dieses wunderbare Fleckchen Erde nie wieder verlassen. Vielleicht war ich aber auch ein bisschen melancholisch, weil es Ostern war und ich Ostern ohne meine Familie schon ein bisschen dumm fand. Aber Tylösand hat mich die ganze Melancholie sofort vergessen lassen - zieht euch das doch bitte mal rein!

Hübsch, ne? Das gibts in Venlo nicht! Aber in Venlo ists warm...

Ich werde nie wieder heulen, dass das auf Bali so gut aussieht. Denn bei mir sieht es auch gut aus. Tylösand ist sogar ausgezeichnet als Schwedens schönster Strand - und dich wohne nur 20 Minuten davon entfernt. Was will man mehr? Ein Ostersonntagsausflug mit der deutschsprachigen Mädelscrew, der also mehr als gelungen war. Gut, wir mussten Windstärke 6000 ignorieren und ich schleppe durch diese Rumgewinde immer noch sechs Kilo Sand an meinem Körper mit mir rum - aber man muss manchmal halt auch Abstriche machen. 


Und da ich Sonntag ja in Tylösand war, musste der Osterbrunch flachfallen, bzw. in das andere Wohnheim verlegt werden. Deswegen habe ich mein Eiergemale und Hefezopfgebacke halt auf den Montag verlegt. Da war ich allerdings nicht mehr allzu motiviert, da das Wetter suizidanregend war und ich meine Äuglein auch erst so gegen eins aufgeschlagen habe (Schuld daran ist ein gutes Buch, das mich bis  halb vier wachgehalten hat - dieses Mal keine ewige Feierei. Ich lasse nach). Aber die übermotivierte und sympathische Bayerin war gelangweilt und stand um zwei vor der Tür von meiner Mitbewohnerin und mir. War auch kein großer Schock für sie, dass wir beide immer noch lesend im Bett lagen und nicht angezogen waren. Das lässt ja irgendwie zu denken geben.

Hochkonzentriert - Die Eiermalcrew und ich (mal wieder den Ton angebend)
Naja, nachdem meine Mitbewohnerin und ich uns endlich in unsere Klamotten geschmissen hatte, ging es ab an das große Osterprojekt. Eigentlich wahnsinnig, wenn man bedenkt, dass wir um vier Uhr Nachmittags am Ostermontag damit angefangen haben. Da hätte man das kurz vor Schluss auch gleich stecken lassen können. Aber naja, ich hatte halt 35 Eier und die mussten Weg. Eine Woche nur Rührei steht nicht so ganz oben auf meiner Prioritätenliste. Und deswegen wurde wie blöde gebacken, gemalt und gekocht. 

Und dafür, dass wir total unterausgestattet waren, haben wir das echt gut hingekriegt. Gut,, dass man mit so viel Asiaten zusammenwohnt. Denn Wenn man nur einen Eierpinsel hat, malen die anderen halt mit Chinastäbchen. Klappt auch echt ganz gut. Nur der Mann in der Runde fing gleich wieder an, Eier anzumalen wie ein kleiner Junge. Farbwahl Orange und Braun, vorne auf das Ei schnell was draufgeklatscht. Fertig. Das entsprach dann doch nicht ganz unseren Vorstellungen. Da wurde der smarte Österreicher dann von meiner Mitbewohnerin (angehende Lehrerin) gleich mal pädagogisch zurechtgewiesen und dazu ermuntert, sich dann doch mal ein bisschen mehr ins Zeug zu legen. Wahrscheinlich auch, damit ich keinen Herzinfarkt bekomme, weil er mein Konzept sonst in die Knie gezwungen hätte. Schliesslich wollte ich das ja noch an alle Mitbewohner verteilen. Gute Ostertat sozusagen. Und außerdem haben wir so viel Hefe da reingetan - wir hatten so viele Osterzöpfe, dass ich sonst in drei Wochen noch davon gegessen hätte.

Wir haben uns jegliche Mühe gegeben - allerdings sind ein paar Unfälle dabei...

Das traurige Ende vom Eierlied war dann, dass der Österreicher sich dann mehr Mühe gegeben hat und und da fast ein Fabergé-Ei nach dem anderen hervorgezaubert hat, während unsere Eier alle doch eher aussahen, wie die von übereifrigen Drittklässlern. Der trockene Kommentar des Österreichers: "Naja, aber ihr habt euch ja Mühe gegeben!". Hat mich jetzt auch nicht gekränkt. A. und ich haben schon damals im Kunstunterricht mehr Wert auf Getratsche gelegt, als uns wirklich auf unsere Kunstwerke zu konzentrieren. Wir waren noch nie welche von diesen Mädchen, die schön malen konnten. Muss ich auch nicht können. Ich kann super gut Expressionismus. 

Ohne Witz, es sollte sich in der Oberstufe herausstellen, dass ich sehr gut Gedärme und Kriegswunden darstellen konnte. Aber ich befürchte, dass ich mit diesem Skill auf Ostereiern nicht sonderlich weit komme. Sollte ich später mal Kinder haben, wären die von so einer künstlerischen Kostprobe für immer verstört. Also lasse ich die Zurschaustellung dieses Talents lieber mal stecken. Und noch mal eben so in den Fliesstext eingebaut, damit ihr nicht vergesst, wie cool es bei mir ist, ein Bild von Tylösand.

Tlösand - da lässt es sich aushalten. Und das ist nicht mal gephotoshopt.

Das habe ich allerdings geklaut und nicht selber mit meinem Handy gemacht. Wo ich toll Gedärme malen kann, kann meine deutsche Studienkollegin ganz tolle Bilder mit so einer billigen Digicam machen. Meine Bilder sehen immer nur verwackelt aus und haben kein wirkliches Thema, während die deutsche Kollegin einfach nur ihre Kamera jovial im Vorbeigehen zueckt und dann da sowas bei rauskommt. Da bin ich schon ziemlich neidisch. Allerdings habe ich mich auch ziemlich oft in der Situation wiedergefunden, dass ich ihr etwas erzählt habe, keine Antwort kam, ich mich umdrehte, sie irgendwie weg war und ich sie dann auf dem Boden kauernd Fotos machen entdeckte. Wenn da solche Bilder bei rauskommen, nehme ich das gerne in Kauf.

Aber auch, wenn das traumhaft schön aussieht, es war halt kalt und windig. Ganz großer Minuspunkt: Es ist Mitte April und noch keine einzige Blutenknospe an den Bäumen. Das ist irgendwie totaaal frustrierend. Ich habe Bild von zu Hause gesehen, bei euch sprießt und gedeiht es ja total. Bei mir halt so - nicht. Ich wache auch jeden auf und denke "Jetzt. Jetzt ist es so weit. Der Frühling kommt!" schaue aus dem Fenster und werde bitter enttäuscht. "Jetzt! - Nein, immer noch nicht..." "Jetzt! - Nein, auch jetzt noch nicht..." "Jetzt aber, da bin ich mir aber ganz sicher! - Neeeeiiiiin, das kann doch nicht wahr sein!". 

Napoleonpose in der Sonne. Wir haben Tylösand eingenommen!


Meine schwedische Freundin, die ich noch aus Au Pair Zeiten in Oxford kenne, hat mich da auch mal gleich auf den Teppich gebracht. Sie meinte, dass es in Schweden mit dem Frühling frühestens im Mai anfängt. Ich frage mich, wie hoch eigentlich die Selbstmordrate in Schweden ist. Wenn der Sommer und der Frühling immer nur so kurz vorbeikommen und "Hi" sagen, bevor sie sich wieder vom Acker machen, wird man doch total irre. Ich frage mich, wie die das Jahr für Jahr machen können. Das werde ich meine Freundin gleich mal fragen, ich verbringe nämlich jetzt erst mal ein paar Tage bei ihr in Götheburg. Und naja, das Wetter ist kalt - aber dafuer haben die Tylösand. Tylösand ist wahrscheinlich ein mildernder Umstand (was für ein Wortspiel). Over And Out :)

Samstag, 7. April 2012

Osterhasen bringen nun mal keine Schokoeier!

Hallo meine lieben Osterhasen! Was macht euer Leben so? Meines plätschert gerade so ganz, ganz langsam vor sich hin. Das ist total okay, denn Schweden ist glaube ich schon die richtige Wahl, wenn man mal so richtig ausspannen will. Gerade ist es besonders schlimm, da Ostern ist und einfach mal alles zu hat. Ostern! Das habe ich total vergessen! Irgendwie geht die Zeit hier so vorbei, ohne dass ich wirklich merke, welcher Tag es ist und fiebere auch nicht wirklich dem langen Osterwochenende entgegen - ich habe ja schließlich immer langes Wochenende, ne?

Ein sorgenfreies Leben hinter bezaubernder Kulisse, was will man mehr?
Und deswegen verbringe ich meine Ostertage ganz ruhig und auch recht unspektakulär. Zumindest habe ich das vor, da gestern ja wohl mal EXTREM aus dem Ruder gelaufen ist. Die meisten Menschen sind über Ostern weg, weil sie zu ihren Eltern fahren oder einen Trip machen - aber es gibt auch einen harten Kern, der die Ostertage hier verbringt. Ich gehöre dazu. Gestern hatten wir mal wieder Familiendinner und dieses mal ist das irgendwie im reinsten Chaos geendet. Normalerweise essen wir gesittet und gehen dann aus - aber gestern waren alle entweder so betrunken oder so genervt, dass alle so betrunken waren, dass da gar nichts mehr ging. An einer Stelle ist sogar jemand mit einem Einkaufswagen in mein Zimmer gefahren gekommen - aber diese Geschichte werde ich aus Rücksicht auf meine zukünftigen Arbeitgeber nicht weiter erläutern. Ich war übrigens eine der nüchternen Personen möchte ich noch mal sagen.

Weiteren Nervenkitzel hatte ich gestern auch, weil meine einer verbleibender Bremsschlauch mir gestern im strömenden Regen, als ich mit dreitausend Einkaufstüten bepackt war, kurz vor der roten Ampel reißen musste. Ein Spaß. Aber wie ihr an meinem Eintrag erkennen könnt: Ich lebe noch! Juhu. Mittlerweile habe ich auch nicht weiter darüber nachgedacht, welchen Namen mein Rad bekommen soll, ich belasse es bei "Fuck You, I Hate you!" Spitzname FYIHY - Etwa so kompliziert wie HIMYM, aber egal. Ich weiß ja, was gemeint ist und der Name für diesen elenden Drahtesel ist ja nun auch mehr als zutreffend. Wenn ich die Bremsen diese Woche noch neu machen lassen muss, ist das Ding wahrscheinlich ein Sechsfaches seines Ursprungswerts wert.

Denn wenn ihr bitte mal alle auf diesen total tollen neuen Vorderreifen schauen wollt. Atemberaubend, oder? FYIHY hat mich nämlich im Einkauf 200 Kronen gekostet und der neue Mantel und der neue Schlauch haben mich satte 250 Kronen gekostet - der Vorderreifen ist somit wertvoller, als das ganze Fahrrad. Und deswegen zwinge ich jetzt auch jeden, der mein Fahrrad zu Gesicht bekommt, diesen Vorderreifen auch angemessen zu würdigen. Freut euch schon mal - diese Woche müsst ihr dann auch noch die Bremsen dazu anbeten. Und damit auch jeder sieht, in welche Unkosten ich mich gestürzt habe, habe ich die Rechnung gleich auf meinem Gepäckträger gelassen, damit auch keiner meint, dass ich lüge oder maßlos übertreibe.

Ich lüge auch und übertreibe auch nicht maßlos, wenn ich euch erzähle, dass unser gigantisch spannender Geschichtskurs auf exakt vier Studenten geschrumpft ist. Denn tatsächlich: Außer dem Waliser und mir war keiner so dumm, Scandinavian History and Society II zu belegen. Und die anderen beiden Opfer sind zwei Österreicher, die meine Warnungen lange genug ignoriert haben und jetzt selber schon darüber fluchen, diesen Kurs zu belegen. Das hat man davon, wenn man nicht auf mich hört.

Scandinavian Histroy and Society II - Riesen Kurs. Wales schaut auch schon gequält.
Warum wählt die Olle den Kurs dann nicht einfach auch ab? Werdet ihr euch jetzt sicherlich fragen. Da habe ich auch schon Phantasien drüber gehabt, das könnt ihr mir glauben. Aber erstens mag ich den Ralle viel zu sehr um ihn ein Viertel seiner Kursteilnehmer zu berauben. Ralf ist unser Dozent und total nett (hier in Schweden werden ja alle immer nur gedutzt. Kennt ihr ja von IKEA). Immer für einen Spaß aufgelegt und hat auch viele Saufgeschichten zum Besten zu geben (Haben irgendwie alle Schweden). Und zweitens: Schon mal versucht im Minor ein Fach zu wechseln? Das sind so viele auszufüllende Dokumente in Deutschland, Schweden und den Niederlanden, dass BAFöG beantragen ein Spaziergang dagegen ist. Also bleibe ich lieber im Kurs und jetzt, wo wir so Wenige sind, ist es irgendwie auch angenehmer. Allerdings muss ich jetzt die ganze Zeit angestrengt und konzentriert schauen, weil Ralles Auswahl an Studenten, die er anschaut, nicht mehr allzu groß ist. Das ist schon anstrengend.  

Anstrengend ist auch die Tatsache, dass hier keiner im Wohnheim wirklich die Deutsche Eiermalkunst zu schätzen weiss. Als ich gesagt habe, ich will für Ostern Eier bemalen und Hefezöpfe backen, haben mich alle gefragt, ob es denn auch Schokoeier gibt und ob man den Osterbrunch nicht auch auf den Nachmittag verlegen könnte. Ähm, Tschuldigung... NEIN. Wissen die doch. Ich habe das geplant und ich ziehe das durch. Kann ich doch nichts für, dass die sich heute Abend schon wieder so wegschädeln wollen, dass da keine Zeit für eine gemütliche Osterzelebration ist. Wenn ich sage, dass es da ein Osterbrunch gibt, dann ist das so. Ende, aus Micky Maus. Ich habe nicht umsonst 35 Eier gekauft. Die kann ich ja praktisch nicht alleine essen.

Ich kann sogar lustige Gesichter auf die Eier malen, wenn mir danach ist
Außerdem bringen die Osterhasen nun mal keine Schokoeier - zumindest nicht nach deutscher Tradition. Zumindest bei meinen Eltern nicht. Meine Eltern haben sich noch Mühe gegeben, bei mir gabs noch liebevoll (aber grässlich) bemalte Ostereier und nicht sowas Blödes aus dem Supermarkt. Und ist auch voll gesund. Ich habe ja gelesen, dass das jetzt plötzlich doch wieder total okay ist, sechstausend Eier am Tag zu essen. Früher durfte ich nicht mehr als ein Ei am Tag essen - außer an Ostern natürlich. Und jetzt, da das alles nur ein Cholesterin-Märchen ist, macht Ostern doch wieder richtig Spass! so, ich gehe jetzt mal Eier anmalen und ihr könnt ja schon mal Wetten abschließen, ob ich morgen um 11 alleine am gedeckten Ostertisch sitze. Ich stimme für die positive Option. Egal, mehr Eier für mich. Over And Out :)

Dienstag, 3. April 2012

Immer nur Quatsch im Kopp!

Ich weiss jetzt, wie ich meinen Sommer verbringe! Erst hatte ich ja ein bisschen Angst, dass ich mich in den drei Monaten Pause zwischen Schweden und dem neuen Fontys-Semester tödlich langweilen werde, aber ich habe endlich eine Beschäftigung gefunden!

Denn haltet euch fest: Ich gehe nach Peking! Abgefahren, oder? Ich habe das heute alles dingfest gemacht und werde mich direkt von Schweden auf nach China machen, wo ich in den Sommer über in einer Marketingagentur arbeiten werde. Die machen zwar nur Werbung für Katzenfutter und Kläranlagen und das Praktikum ist unbezahlt - aber hey - CHINA!

Wieso ich plötzlich auf diesem Trip bin? Ich habe mich in einen Chinesen verguckt und wir haben uns noch nicht so ganz damit abgefunden, dass wir uns den ganzen Sommer über nicht sehen. Deswegen habe ich da jetzt ein paar finanzielle Ressourcen zusammengekratzt und werde den Sommer einfach mit Tung Fu - dem Mann meines Herzens - verbringen und seine Familie kennenlernen. Das wird bestimmt toll.

Tung Fu und ich im Sommer in Peking - das wird toll!

Allerdings werde ich wohl dann die ersten vier Wochen an der Fontys verpassen, aber hey - vier Wochen sind nichts. Das kann ich alles ganz schnell wieder nachholen. Wieso Kostenrechnung durchkauen, wenn man Karaoke singen kann? Oh mein Gott, ich bin so aufgeregt! Kann nicht jetzt schon Juni sein? Ich bin schon ganz hibbelig...

So, liebe Mama: Bevor du jetzt einen mittelschweren Herzinfarkt bekommst - das war ein Aprilscherz. Ich werde den Sommer natürlich in Deutschland verbringen und habe auch meine finanziellen Ressourcen im Blick. Und A., bitte hör auf Facebook zu durchsuchen, der Typ auf dem Foto heisst nicht Tung Fu (den Namen habe ich gerade vom Briefkasten des Chinesen-Trakts abgelesen), sondern Sancho und kommt aus Suedkorea. Lieber Papa, bitte pack den Baseballschläger wieder ein - ich habe diesen jungen Mann gerade im Wohnheim für dieses Foto aufgegabelt und kenne ihn kaum. Und lieber Herr G.: Ich werde natürlich vom ersten Tag an an der Fontys parat stehen.

Ich wollte euch nämlich nur mal in das heutige Thema einführen, wir Erasmusstudenten sind nämlich total ausgerastet vor lauter Kreativität in Sachen Aprilscherze. Wir haben so viel Freizeit, dass da einfach mal nur die krankesten Ideen entstanden sind. Ich möchte nämlich feierlich verkünden: Wir haben so viel Freizeit, dass wir sogar genug Zeit hatten, eine ganze Fake-Wedding zu planen und auch durchzuziehen.

Beweisfoto: Die glückliche Fake-Braut und ihre 17 Brautjungfern
Wir brauchten mal wieder ein Motto für eine Party und wir Mädels brauchten irgendeinen Grund uns mal so richtig aufzubrezeln (ich hatte neue Schuhe gekauft und die mussten auch ausfgeführt werden). Und wo brezelt man sich immer so richtig auf? Klar, auf Hochzeiten. Also wurden Jamie, die Amerikanerin und Justin, der Kanadier dazu gezwungen, sich in einer Fake-Zeremonie zu vermählen.

Es gab eine richtige Zeremonie mit Eheversprechen und allem drum und dran - das habe ich aber leider verpasst. Meine Mitbewohnerin und ich sind so unorganisiert gewesen, dass wir es nur noch zum offiziellen Fototermin geschafft und die ganze Zeremonie leider verpasst haben. Aber ich habe mir sagen lassen, dass es atemberaubend gewesen sein soll und mir konnte das egal sein - Hauptsache ich war aufgebrezelt. Man achte auch auf meine steilen Schuhe im Bild.

So haben wir also in den ersten April reingefeiert. Einziger Nachteil war, dass keiner so richtig All In gehen konnte, wegen weil man wollte ja die guten Sachen nicht bekleckern. Trotzdem ist da so der ein oder andere Tropfen Alkohol geflossen und meine Mitbewohnerin und ich haben uns im Rausch noch was Schönes für das Wohnheim ausgedacht. Man möge untenstehend lesen und vor lauter Ehrfurcht vor unserer Brillanz auf die Knie fallen:

Meine Mitbewohnerin und ich haben uns auch nicht lumpen lassen in Sachen Aprilwitzigkeit
Das haben wir dann nämlich schön abgetippt und haben das allen in den Briefkasten gelegt. Das kann nämlich wirklich sein. Weil ich habe ja schon mehrmals beschrieben, wie die hygienischen Zustände im Wohnheim sind und dass die die Anzahl der Mieter falsch planen wäre auch keine große Überraschung - so vercheckt wie die Student Union immer ist. Das wäre auch fast gut gegangen - aber leider musste meine Mitbewohnerin mittendrin, als alle schon bereit waren mit Mistgabeln und Fackeln bewaffnet in Richtung Student Union aufzubrechen, so laut lachen, dass es dann doch alle geschnallt haben.

Trotzdem fanden wir uns urkomisch und es war herrlich, wie die alle so reagiert haben. Die Brasilianerin (Jurastudentin) ist sofort in Sachen Mietrecht vorgeprescht und wollte erst mal alles verklagen, was nicht niet. und nagelfest ist. Der Franzose hat nur wieder diesen "Pft"-Laut gemacht, den variabel entweder für "Ich hab keine Ahnung" oder auch "Ist mir alles scheissegal" angewendet werden kann. Und mein deutscher Flurmitbewohner wollte gleich jemandem aufs Maul hauen. Ein ziemlich gelungener Spass also. Zumindest für meine Mitbewohnerin und mich.

Weil falls auch das noch nicht aufgefallen ist, wir waren so authentisch, dass wir so viele Fehler wie möglich in das Ding reingehauen haben. Die Student Union belustigt uns nämlich immer wieder ganz gerne mit wahllosen Rechtschreibfehlern, die in einem bestimmten Zusammenhang einfach köstlich sind. Siehe hier zum Beispiel, ein Knaller!


"Wipe all surfaces after cocking" das finden wir mit unserem Drittklässlerhumor wahnsinnig komisch und wir werden auch nicht müde, diesen Satz jedem, der in unsere Küche kommt, unter die Nase zu halten. Wir haben halt irgendwie immer nur Quatsch im Kopp und den Schalk im Nacken. Aber so what - Hauptsache wir haben Spass! Over And Out :)