Donnerstag, 31. Mai 2012

Der Nussverpackungs-Eklat


Freunde der Sonne, was ist da schon wieder los? Noch nicht mal mehr eine Woche in Schweden und ich versinke im puren Chaos. Ihr habt euch wahrscheinlich schon gefragt, wieso es plötzlich so still in diesem Internet ist - jetzt wisst ihr ja die Antwort: Ich hatte die letzte Woche leider keine Zeit das Internet vollzuspammen. Was allerdings recht paradox ist, da ich jetzt wieder sowohl über einen Computer als auch einen Internetanschluss verfüge. Allerdings kann ich euch da wieder beruhigen, ich bin wieder back in the Game.

Nachdem es sage und schreibe fünf Wochen, drei Anrufe bei UPS, ein mal Paket wieder zurück nach Deutschland schicken und einen Totalausraster* gedauert hat, ist mein neues Schatzi endlich wieder da und ich musste auch nur drei Tage warten, bis der interne Internetfuzzi mich ins Netzwerk aufgenommen hat, nachdem er mir das Geld für einen ganzen Monat abgeknöpft hat, obwohl ich es nur fünf Tage nutze. Ist ja also praktisch total reibungslos gelaufen. 

Da ist das Schatzi. ganz wichtig: Man beachte den Sicherheitsabstand zwischen Rechner und Heißgetränk.
Naja, jetzt bin ich aber wieder voll ausgestattet und würde auch die Zeit nutzen, nutzloses Zeug bei Facebook zuverbreiten, aber ich muss ja lernen. Und das leider leider auch nicht zu knapp. Denn ich hatte heute eine glorreiche Geschichtsklausur (da bin ich durchgefallen. Ganz bestimmt. Und ich bin nicht so der Typ wie A., die immer sagt "Ooooh, da bin ich durchgefallen" und dann da mit ner 8.0 rauskommt. Wenn ich das sage ist das leider auch so - was muss man da eigentlich dann machen btw? Hier Fontysmenschen? Irgendwelche Anmerkungen?) und Samstag habe ich noch dieses Religion in Sweden. Das ist ganz besonders bitter, weil die meisten anderen Studenten schon mit allen Klausuren durch sind und das süße Leben genießen während ich mich da immer noch mit rumschlagen muss.

Dass die anderen ihr Leben hier auch schön genießen, kommt meiner Zeitplanung auch nicht sonderlich zugute. Während ich eigentlich was über den Islam in Schweden lesen müsste werde ich entweder an den Strand geschleppt, zu einem BBQ gezwungen oder dazu genötigt, biertrinkend auf unserem Dach den Sonnenuntergang anzusehen. Da möchte ich noch mal klar stellen, dass ich das nie freiwillig mache und lieber lernen würde. Weil hallo? Die Sekularisierung Schwedens ist halt suuuuper spannend und hat auch gar nicht viele überflüssige Statistiken oder so. Wer will da also schon das Leben genießen, wenn man so Knallerfacts lernen kann?

Lieber den Sonnenuntergang auf den Dächern schauen als die Reformation noch mal durchkauen...
Allerdings muss ich sagen, dass ich doch ab und zu für Religion den ein oder anderen wichtigen Fact lerne. Gestern noch im Reader Nummer drei gelesen: In Skandinavien ist christlicher Fundamentalismus praktisch nicht existent. Lass uns doch noch mal kurz überlegen - wenn ich mich da nicht irre hat da ein gewisser Norweger da etwa zwei Jahre nach Verfassung des Artikels das Gegenteil bewiesen, oder? Ich mein ja nur. Was mich allerdings wirklich erschüttert hat war der Artikel von einem Islamwissenschaftler, der mal so die schwedischen Schulbücher, die etwas über den Islam erzählen, untersucht hat und feststellen musste: Die Hälfte von dem, was da steht ist schlecht recherchiert und/oder Quatsch. Das macht mir natürlich schon ein bisschen Angst jetzt. Wie viel schlecht recherchierten Quatsch habe ich eigentlich so in meiner Schulzeit gelernt? Ach, wo ich da jetzt so drüber nachdenke - auch egal, hab ich eh alles schon wieder vergessen.

Naja, ich bin auf jeden Fall jetzt Vollpro was den Islam angeht. Und wurde dann auch bitter enttäuscht. All meine schön sorgfältig mit der Zeit aufgebauten Vorurteile sind vom Tisch. Mein Weltbild ist zerstört. Letztens gelernt: Die meisten in Europa lebenden Muslime sehen das mit dem Koran nicht so genau und haben etwa so viel mit Religion zu tun wie ihr und ich - also praktisch so gar nichts. Toll. Das sind Tatsachen, die meine Weltansicht verwirren. Ist doch doof. Aber dann ist mir auch eingefallen, dass die Türken und Iraner hier auch alle Muslime sind und die auch keine Kopftücher tragen, nicht nein zu nem dicken Schweineschnitzel sagen und auch nicht fünf Mal am Tag nach Mekka beten. Da denk ich dann auch meistens nicht dran. Muss ich ja jetzt anscheinend auch nicht mehr.


Lernen doof, Nüsse doof, alles doof.
Beste Situation auch: Ich will den Türken was wegen dieser fünf Säulen des Islams fragen, weil ich denke mir so, der ist Muslim der weiß das. Ja nee. Weiß der nicht. Anscheinend weiß ich sogar mehr als er über die Religion, der er angehört. Das war für den wahrscheinlich so, als hätte ich einen von euch nach den Unterschieden der vier Evangelien gefragt (Hah! Ich hätte die aber gewusst. Ich alter Vorzeigekatholik!). Was zum kulturellen Austausch dann sehr wertvoll beigetragen hat war die Aussage des Türken, dass er vor Schweden dachte, hier würden immer alle total ausrasten vor Freude, wenn der Papst vorbeikommt und so. Da musste ich dem erst mal sagen: Leider nein, leider gar nicht. Die sind hier nicht mal katholisch. Unglaublich, was ERASMUS einem so für Vorurteile austreibt.

So lernt man tatsächlicher hier auch noch was fürs Leben und nicht nur für die nächste Klausur. Aber machen wir uns nichts vor, das meiste Wissen baller ich mir jetzt wieder bis Samstag rein um es dann sofort wieder zu vergessen - und mir wahrscheinlich sogar die Gehirnzellen, in denen das gespeichert ist, bewusst und aktiv wegzutrinken. Wo ist da eigentlich dieses Lifelong Learning, über das ich am Anfang meines Studiums an der Fontys mal gelernt habe (wobei ich ironischerweise auch den Inhalt dieses Konzepts vergessen habe)? Das macht schon ganz schön aggressiv, dass man so viel lernen muss nur um es dann wieder zu vergessen. 

Diese Woche war in unserer Lerngruppe die Stimmung auch so schlecht deswegen, dass eine schlecht produktdesignte Erdnussverpackung für einen Eklat gesorgt hat. Drei Menschen versuchen die Verpackung zu kapieren, keiner kriegt sie auf, der junge Herr neben mir zieht an einem Ende und Wuuuuuusch springt die ganze Tüte auf und die Nüsse verteilen sich in der ganzen Bib. Das hat dann zu einem ziemlichen Wutanfall geführt, der aber irgendwie auch ein lang benötigtes reinigendes Gewitter war. Also merken: Wenn ich mal Produktmanager bin, ziemlich dämliche Verpackung zulassen, dann klappt das auch mit den Gruppenarbeiten. Aber bevor ich Produktmanager bin, muss ich erst mal zu Ende studieren und ergo diese Klausur Samstag schreiben. Ich mach mich dann mal auf ne. Over And Out :)

Ich wünschte sowas wäre eine zugelassene Klausurantwort...

* Folgende Geschichte, die immer wieder alle dazu bringt, in brüllendes Gelächter auszubrechen und dabei vor lauter Lachen auch gerne mal zu heulen: Ich warte schon seit drei Wochen sehnlichst auf das Paket von Amazon und gebe auch allen menschen in meinem Umfeld ungefragt ein Statusupdate in Sachen Lieferstatus meines Laptops. Am 18. Mai endlich die Nachricht, dass ein Paket auf mich bei der Post wartet. Meine Freunde sagen noch so: Das ist bestimmt ein Geburtstagsgeschenk und ich sag noch, nee man, meine Eltern schicken mir bestimmt nichts nach Schweden. Als ich das Paket dann abhole und freudig nach Hause schleppe dann die Ernüchterung: Das Paket kommt von meiner Mutter. Nicht, dass Pakete von meiner Mutter doof wären, aber gerade halt schon ein Dämpfer.

Und dann kam der Tiefpunkt. Ich mache das Paket auf und mir kommt ein Gestank entgegen, als wäre darin einer gestorben. Erst denke ich, meine Mutter hat mir ne tote Ratte geschickt um mir mit ihrem manchmal etwas eigenartigen Humor zum Geburtstag zu gratulieren. Aber nein, viel besser: Meine Mutter hat Hühnerfrikasse - mein Lieblingsessen - gekocht, vakuumverpackt und mir nach Schweden geschickt! Das wäre wahrscheinlich auch noch gut gegangen. Wenn... ja wenn die schwedische Post nicht geflissentlich das "Vorsicht, zerbrechlich!" Schild ignoriert und damit vermutlich Baseball gespielt hätte. Ein Glas ist nämlich kaputt gegangen und bereitet mir für eine halbe Stunde echt eine Pisslaune. Da freut man sich auf den heiß ersehnten Laptop und was kriegt man? Verrottetes Hühnerfrikasse. Aber meine Mutter hat es ja lieb gemeint... 

Samstag, 26. Mai 2012

Hier geht ja ganz schön die Post ab...

Ey Leute, schaut euch das übrigens mal ganz genau an. Ich sitze gerade an meinem sich leider nicht vermeiden lassenden ERASMUS-Erfahrungsbericht und habe mich für die Variante für Faule entschieden. Ich hatte nämlich die Wahl das liebe International Office mit zwei DIN A4 Seiten vollzutexten oder ein Foto zu nehmen, das mehr als tausend Worte sagt. Wäre ich ja schön blöd, wenn ich da wirklich was zu schreibe, wenn ich einfach dieses Foto mit diesem lustigen Clownsgefährt, das sich als  fahrbarer Postbotenuntersatz tarnt, abschicken kann, ne?


Weil wenn ich mal groß bin, will ich Postbote in Schweden werden. Schaut euch dieses abgefahrene Postgefährt mal an! Da können die in Deutschland mit ihren klapprigen Fahrrädern ja mal total einpacken gehen, oder? Meine brasilianische Lernkumpanin Camila und ich hatten auch mal kurz überlegt, ob wir das Ding entführen und ne Spritztour damit zu machen sollten (Immer alles besser als Religionsquatsch), aber der Postbote sah nicht so aus, als würde der das lustig finden. Der sah eher so aus, als würde er uns finden, niederstrecken und uns dann mit Fleischerhaken an der decke besfestigen (Sorry, irgendwie noch ein Nachklang von der Exfreundpiñata...) Egal. Ich wollte euch das nur mal so zeigen, was es in Schweden für abgefahrene Dinge gibt. Es muss ja schließlich auch irgendeinen Vorteil bringen, wenn der Großteil der Häuser in Schweden kilometerweit auseinander liegen... Over And Out :)

P.S.: Mama, Papa, liebe Freundinnen -  Ich wünsche mir so ein Teil übrigens zu Weihnachten. Das kriegt ihr hin, oder?

Donnerstag, 24. Mai 2012

Komm auf die dunkle Seite - Wir haben Kekse!

Diese Woche drehe ich so am Rad, dass meine liebe Mitbewohnerin mehrmals sagen musste: "Setz Dich hin, nimm dir 'nen Keks. Wird alles gut". Grund dafür ist mal wieder mein ewiges Lieblingsthema Religion in Sweden. Ich fühle mich überfordert. Am Liebsten möchte die Reader anzünden, auf den Boden werfen und auf den Überresten rumtrampeln - so überfordert bin ich mit diesem Zeugs. Ich verstehe das alles nicht und ich will das auch nicht verstehen und meine Augen werden für immer ruiniert sein. Leider ist es ja in den Humanwissenschaften verbreitet, einem die Kopie der Kopie der Kopie anzudrehen, die eine Kopie der Kopie ist. Das ganze auch gerne in Schriftgröße 4 und die letzten Wörter auch gerne mal abgehackt oder gerne nicht vorhanden. Da kann man doch auch nur durchdrehen, oder?

Ich bin sogar soweit, dass ich vor Freude fast weinen wollte, als ich Zeugs über den wirtschaftlichen Hintergrund Schwedens gelesen habe und ich mir noch mal den Keynesianismus erklären lassen musste. Diese Wirtschaftstheorie habe ich im letzten Semester an der Fontys nicht wirklich verstanden und Keynes daraufhin eigentlich auch zu meinem persönlichen Erzfeind erklärt, aber vor diesem Hintergrund des Religionsquatsches habe ich mich irre gefreut ihn wiederzusehen. Das ist, als würde ich hier in Schweden jemanden von zu Hause treffen, den ich eigentlich gar nicht leiden kann. Die Tatsache des Treffens im Ausland mildert aber die Umstände und plötzlich ist man froh, die Person zu sehen.


So sieht meine Mitbewohnerin aus, wenn sie auf meinem Bett liegt und versucht, mich zur Vernunft zu bringen.

Deswegen will ich jetzt auch echt wieder in mein Studiumszuhause. Mein Ausflug in die Humanwissenschaften hat mich letztendlich davon überzeugt, dass ich in der Wirtschaft doch besser aufgehoben bin. Denn machen wir uns nichts vor, ich bin ein abgefahren guter Marketer - also wenn man meine Skills als Religionswissenschaftlerin danebenstellt (Gut, dass ich katholisch bin und die konservativ verstaubte Verbortheit der Obermuftis mir eh das Mitspielen in Verantwortlichkeiten höher als die Führung der Gemeindebücherei nicht gestattet). Das einzige Problem, dass ich als der Messias der Marketingwelt natürlich habe, ist die Frage, ob ich meine Kräfte für das Gute oder das Böse einsetze. Bis jetzt habe ich mich eigentlich ausschließlich für das Gute eingesetzt.

In der Mini habe ich mit immens viel Energieaufwand  unwahrscheinlich nicht gut aussehende handgemachte Dekoartikel (aber Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters) aus Nepal an den Mann gebracht um die Menschen in einem der ärmsten Länder der Welt finanziell zu unterstützen und während des Praktikums habe ich im Premiumzeitschriftenverlag gearbeitet, der versucht, die Menschen in Deutschland ein bisschen schlauer zu machen. Derzeit ist meine Marketingweste also lupenrein. Aber das ist dabei, sich zu ändern...


Da komm ich ja gar nicht auf mein Leben klar. Plötzlich sind Keynes und ich BFF!

Die dunkle Seite hat mich nämlich zu sich gezogen (Sie hatte Kekse - was sollte ich da machen?). Ich möchte nämlich stolz verkünden, dass ich eine Geschäftsidee habe! Ihr könnt gerne alle in mein kleines Start-Up einsteigen. Ich weiß doch, dass ihr das wollt. Weil komischerweise, nachdem wir dann ja jetzt alle das Praktikum in meinem Jahrgang absolviert haben, ist die Stimmung von "Später will ich auch jeden Fall in einem großen Unternehmen arbeiten" nach dem Praktikum ausschließlich zu "Großunternehmen sind der Teufel - ich will meine eigene Firma!" umgeschwungen. Also hört mir da jetzt mal gut zu. Ich habe einen Plan, wie wir erstens schweinereich und zweites unser eigener Boss werden (aber ich bin der Oberboss. Damit das hier noch mal gleich klar ist. Ich bin praktisch der Papst) können.

Kurze Einleitug: Die Idee ist irgendwann letztes Jahr in einer Runde mit A. und meiner kleinen Schwester aufgekommen. Irgendwer war doof zu meiner Schwester und ich als große Schwester bin da natürlich ein bisschen übermotiviert was die Niederstreckung des elendes Würstchens angeht, der nicht so nett zu meiner Schwester war. Prinzipiell gibt es ja viele junge Frauen, zu denen ein elendes Würstchen nicht so nett war und weswegen sich da gerne viele Aggressionen anstauen. Das Verhauen des elenden Würstchens wird ja dann gerne theoretisch mit den Freundinnen durchgekaut. Aber wisst ihr was? Das theoretische Verkloppen hat ein Ende gefunden. Jetzt gibt es praktisches Verkloppen! Darf ich vorstellen? Die Exfreundpiñata!


Ich gebe zu, dass ich bei der weiteren Erörterung der Strategie auch ein bisschen neben mir stand (oder lag)

Die Exfreundpiñata funktioniert genauso wie eine richtige Piñata: Das elende Würstchen wird mit den Füßen nach oben an einer Wand aufgehängt, die Geschädigte - die bestimmt niemals was falsch gemacht hat -bekommt einen Stab und dann gehts los. Dann darf die Geschädigte so lange auf die Exfreundpiñata hauen, bis das Ding platzt und was rauskommt. Je nachdem, was rauskommt, gibt es auch verschiedene Punkte. Ein Zahn ist nicht so gut, aber für Knochen, die aus Gliedmassen treten kann man richtig absahnen. Ein Riesenspaß für die ganze Familie - findet ihr nicht?

Ich gebe zu, das Konzept hat in letzter Zeit ein bisschen brach gelegen, aber nach einer gemütlichen Schnappsrunde unter Frauen habe ich das Konzept jetzt voll entwickelt. Die Exfreundpiñata soll in drei Versionen verfügbar sein.

  1. Mit Schaumstoffstange (Das Würstchen hat nie die Spülmaschine ausgeräumt und auch immer seine dreckigen Socken rumliegen lassen!)
  2. Mit Hartgummistange (Das Würstchen hat mit meiner Nachbarin rumgeknutscht und mich auf einer überteuerten Rechnung für sein Jamba-Sparabo sitzen lassen!)
  3. Mit Eisenstange und integrierten Spikes (Das Würstchen hat mein Konto leergeräumt und sich, das Geld und meine besten Freundin auf den Cayman Islands abgesetzt!)
Hallo? Wenn das nicht DER Renner wird, dann weiß ich es auch nicht. Na? Wollt ihr einsteigen? Ich ziehe das ganz groß auf. Und ihr seid ja auch nicht auf der ganz dunklen Seite. Überlegt mal, wie oft ihr euch das ewige Rumgebitche von Freundinnen/Kolleginnen/Nachbarinnen/Supermarktkassiererinnen ersparen könnt. Dann nehmen die Geschädigten das nämlich mal selber in die Hand und stauen keine Aggressionen an, die dazu führen, dass ihr grundlos angebitcht werdet. Denkt da mal drüber nach. Ihr macht die Welt praktisch zu einem besseren Ort - alles eine Sache der Argumentation.

Nach all dieser Gewalt kann ich verstehen, dass wir jetzt erst mal alle zusammen auf ein Katzenbaby schauen müssen. Besser?
Nein, ich habe nicht wirklich vor, das zu Vermarkten - keine Sorge.  Ich möchte niemandem wehtun, Verkloppen erst recht nicht massentauglich machen und alle jungen Herren, die mal irgendwie romantisch mit mir involviert waren, können jetzt auch wieder hinter dem Sofa hervorkommen. Ich wollte nur mal so ein bisschen mit dem Gedanken spielen, wie das ist, wenn man so auf der dunklen Seite der Macht steht. Da muss ich auch zugeben, dass es mir ein bisschen Freude bereitet hat, aber nicht ohne schlechtes Gewissen. Wenigstens bin ich jetzt endlich sicher, dass ich eher Marketer bin, als frommer Relgionswissenschaftler. Ich könnte nämlich, wenn ich wollte.

Na geht doch. Mit meiner Wahl, Marketer zu werden, doch wieder alles richtig gemacht! Das gibt mir jetzt gleich ein besseres Gefühl und ich habe nicht mehr das Bedürfnis, Lagerfeuer mit meinen Religion in Sweden Readern zu spielen. Juhu! Over And Out :)

Montag, 21. Mai 2012

Hätte, Hätte - Fahrradkette!

Ach maaaaan. Ich schaffe das mit diesen dummen Religion in Sweden Readern einfach nicht. Ich habe den Spaß jetzt seit einer Woche in meiner Obhut und ich komme einfach nicht voran. Diese Woche hatte ich zu meinem Ehrentag (ich wurde 3125 Jahre alt - zumindest fühle ich mich so neben all den jungen Menschen her) Besuch aus der Heimat mit dem ich natürlich auch angemessen durch die Pampa düsen musste und der 3125. Geburtstag musste natürlich auch gebührend gefeiert werden.

Da hatte ich einfach keine Zeit, mich mit der Christianisierung der Wikinger zu beschäftigen oder mich noch mal in die Hölle der Reformation Schwedens durch Gustav Vasa (ich krieg von History and Society I immer noch Aggressionen, wenn ich den Namen höre) zu begeben. Näh. Echt keine Lust. Deswegen habe ich die letzten Tage genutzt um mich mal wieder nach Kopenhagen zu begeben, wieder dieselben unspannenden Sehenswürdigkeiten schnell zu passieren und meinen Besuch mit der Mickrigkeit der Kleinen Meerjungfrau zu schockieren (Zitat Besuch: "Die Kleine Meerjungfrau sollte eigentlich die Mickrige Meerjungfrau heissen!") und am Strand rumzuhängen.


Oh mein Gott. Ich sehe aus wie mein Opa! Aber Stylish.

Und ich musste mich natürlich auch die letzten Tage auch wieder von meinem Geburtstag erholen. Da ich ja erst glücklich bin, wenn ich mich so lächerlich wie möglich anziehen kann, war eine Mottoparty natürlich nicht weit. Um mich maximal dämlich anziehen zu können, war das Motto dann auch schnell klar: Hipsterparty! Und so habe ich all meine Freunde dazu gezwungen, sich bescheuert anzuziehen, schwierige Musik mit mir zu hören und sich zusammen mit mir mit dem extra vom Besuch aus Deutschland angeschleppten Korn Brause aus dem Leben zu schießen. Ich habe mich am meisten dann auch mit mir selber aus dem Leben geschossen, weil ich erst mal schön mit jedem ankommendem Gast einen gehoben habe und deswegen bereits nach einer halben Stunde nicht mehr ganz zurechnungsfähig war. (Ich schiebe das auf das Alter).

Die allgemeine europäische Tradition an seinem Geburtstag dem Alkohol mal so richtig zu frönen ist mir auch lieber als die Südkoreanische. Da bin ich nämlich letztens ganz böse in die Kulturunterschiedfalle getappt Folgendes Szenario: Ein Südkoreaner aus dem Wohnheim hat Geburtstag und wir essen zusammen, so wie wir das meistens an Geburtstagen tun. Was meine Mitbewohnerin und ich nicht wussten: An Geburtstagen in Südkorea steht zerkochter Seetang auf dem Speisezettel. Klingt erst mal nicht so spannend. Aber das Zeug stinkt für europäische Verhältnisse einfach nur richtig abartig nach Meer und der Geschmack und die Konsistenz dieser kulinarischen Erfahrung sind auch nur unwesentlich besser. Weiteres Problem: In Südkorea ist man ja überproportional höflich. Man isst das, was auf dem Teller ist, ohne Wenn und Aber auf. Vor allem den Seetang. Ganz besonders den Seetang. Den isst man nämlich, weil Mütter das in Südkorea während der Schwangerschaft essen, weil es gut für das Kind ist. Und am Geburtstag muss man das Zeug essen, um der Mutter zu huldigen, die einen geboren hat.

Hip, Hipper, die Halmstad Crew!

Und da meine Mitbewohnerin und ich die Befürchtung hatten, dass Seetang wieder hochwürgen sogar noch unhöflicher ist als es nicht zu essen, standen wir natürlich vor einem Dilemma. Erst dachte meine Mitbewohnerin, sie würde verschont, weil sie die letzte in der Reihe war und kein Seetang mehr übrig war. Aber eine überhöfliche Südkoreanerin hat ihr dann natürlich selbstlos ihren Anteil überlassen (Yaaaaay...) Ich habe es dann irgendwie geschafft, das Zeug ohne zu kauen und eine Miene zu verziehen runterzuschlucken (jahrelanges hartes Training mit dem Rinderbraten meiner Oma) während meine Mitbewohnerin schon gewürgt hat, als sie sich as Zeug unter die Nase hielt. Und dann habe ich einfach mal den größten Freundschaftsbeweis aller Zeiten geliefert und das Zeug für sie mitgegessen. Ich verdiene wirklich einen Freundschaftsorden dafür! Und die Südkoreanerin hat mir dann auch gesteckt, dass die den Seetang nur an meine Mitbewohnerin losgeworden ist, weil sie das Zeug auch hasst wie die Pest. Das habe ich meiner Mitbewohnerin aber noch nicht erzählt. Die Wahrheit ist zu grausam. Naja, trotzdem bin ich da um eine kulturelle Erfahrung reicher.

Auf meinem Geburtstag gab es aber nichts ekliges, was meine Gäste runterbekommen mussten um meiner Mutter zu huldigen. Meiner Mutter reicht auch Korn Brause. "Hey Mama. Danke für hundert Stunden in den Wehen liegen und so - Ich vergifte dir zu Ehren jetzt mal das Kunstwerk, dass du in neun Monaten Schwerstarbeit ausgebrütet hast und so". Jetzt, wo ich darüber nachdenke, zeigt das natürlich meinen Eltern nicht so viel Respekt. Dann gibt es halt zu meinem 3126. Geburtstag Gerstensaft und Grünkernlinge oder so... Um meine Familienehre hier allerdings zu retten, kann ich stolz verkünden, dass ich meinem verstorbenen Opa aus Versehen gehuldigt habe. Denn ich hätte es nie gedacht, aber mit nem aufgeklebten Schnurrbart und ner Hornbrille sehe ich ihm tatsächlich sogar ähnlich. Wieder was Erfreuliches und zugleich Verstörendes gelernt.Auf Dich, Opa!

Doof, wenn da einer neben einem liegt, der was Lustiges liest und man sich selber durch die Christianisierung Schwedens kämpfen muss...

Naja, aber trotz Party und Rumgetingel habe ich auch ein bisschen was geschafft. Einen Reader habe ich schon durch. Das ist aber nur ein kleiner Trost. Denn ich würde sagen, dass ich nicht alles verstanden und ich mich beim Lesen jetzt auch nicht sonderlich konzentriert habe. Denn mein Besuch hat ja von mir Entspannungsurlaub verordnet bekommen - zurecht. Weil ich finde ja schon mein Studium alleine anstregend genug (also das richtige Fontysstudium. Nicht diesen Kinderzirkus hier in Schweden) und meine Besuch hat einfach mal nen Vollzeitjob UND studiert auch noch dazu (würde mir ja im Leben nicht einfallen). Deswegen habe ich sie zu viel Lesen und Rumhängen gezwungen und mich selber dann der Religion in Schweden gewidmet.

Das lief aber nicht so gut, weil mein Besuch immer gelacht hat und ich dann wissen wollte, was da in dem Buch passiert ist und dann raus war und mir dann überlegt habe, wenn ich schon mal raus bin, ich auch gleiche Facebook noch mal checken könnte und Spiegel Online und vielleicht auch noch Gala.de. So hätte ich jetzt gut informiert über die Relgion Schwedens im Mittelalter sein können, stattdessen ist es aber eher die weltpolitische Lage und ziemlich viel Informationszeug über Hochzeitsquatsch von Promis. Naja, Hätte, Hätte Fahrradkette und so. Ich starte dann jetzt noch mal einen Versuch, mein Besuch ist nämlich soeben abgefahren. Aber ich kann jetzt schon sagen, dass sich das bei 28 Grad und strahlendem sonnenschein mehr als schwierig gestalten wird. Aber es ist trotzdem einen Versuch wert. Over And Out :)

Dienstag, 15. Mai 2012

Paris Hilton und Nicole Richtie für Intellektuelle

Ach und wo ich ja gerade geschrieben habe, dass A. und ich ihren Bericht nicht allzu ernst genommen haben, hier das Protokoll unseres Facebookkonversation. (Wir sollten einfach das Studium schmeissen und Witze für die Dreisten Drei schreiben...)

A. und ich haben's halt voll drauf!

Icke: Moah, ich will aber das Paper nicht schreeeeiiiiiben!

A.: Schreib! Ich muss jetzt auch den Bericht schreiben!

Icke: Na okay, du hast mich überzeugt. Lieber Paper als Bericht schreiben…

A.: Du kannst so gut motivieren
Wie lang hast du dafür gebraucht?
P.S.: Ich hasse dich

Icke: 1. Ich hasse dich auch
2. Zwei Wochen intensiv arbeiten ohne viel Schlaf, viel Energy Zeugs und keiner weiteren Nebenbeschäftigung und drei Monaten Quellenrecherche? Also so vier Wochen im Normalmodus würde ich mal sagen

A.: Ich hab jetzt auch mal angefangen.
Du treibst mich in den Selbstmord…

Icke: Läuft. Es ist alles gut.
Was schreibst du denn?

[…]

Icke: Äh äh äh das hört sich alles sehr kompliziert an und ich kann dem nicht ganz folgen, aber du wirst schon wissen was du machst

A.: Stimmt
Wird schon irgendwie

Icke: Ich habe derweil leider nur so das Norwegen des 17. Jahrhunderts im Kopf und bin da nicht so die Hilfe…
Sorry.

A.: Soll ja auch ne super spannende Zeit gewesen sein…

Icke: Auf jeden, Digger!
Gnah, ich muss jetzt doch noch mal was schreiben und muss auf jeden fall aufhören Bilder von [Musiker, der hier nicht genannt wird] aufzurufen und anzustarren sonst wird das hier nie was...

Wieso Bericht schreiben, wenn man Musiker anstarren kann? (Das ist übrigens nicht der, über den wir gerdet haben. Clueso scharf finden ist ja gesellschaftlich akzeptiert)
A.: Der hat ne Freundin
Kannst den also eh streichen
So. Welt zerstört und Motivation angekurbelt?

Icke: Nee. Ich will den ja auch nur anschauen. Der ist schon ziemlich scharf…
Aaaaaaaaaaaaaah ne doch nicht
Oh Gott. Der ist ja erst 20!

Nehme ich wieder zurück, sonst reden die schlecht über mich in der Gala, wenn ich dann endlich superberühmte Bestsellerautorin geworden bin.
Aber andererseits... Wenn ich superberühmt bin, kann ich mir auch nen Toyboy anschaffen.
Ich finde, das ist dann gerechtfertigt.

Muss Bestseller schreiben. Ganz dringend

Meinst du mit Politics and Identity in Modern Scandinavian Society kann man viele Bücher loswerden?
Weil dann gebe ich mir extra viel Mühe in … den 29 Minuten, die ich noch habe um das Ding zu verfassen.

Da ich ein Wunderkind bin, sollte das ja eine meiner leichtesten Übungen sein…

A.: Ich denke nicht.
Aber du wirst bestimmt eine wunderbare Geschichte zur Aufgabenstellung schreiben wie ich dich kenne.
Vielleicht was mit Romeo und Julia in Norwegen ohne Gift dafür mit ganz viel Eis.

Icke: Mit [Musiker, der hier nicht namentlich genannt wird] und mir in den Hauptrollen? Das wäre eine wahre Motivation.

A.: Whatever. Solang du jetzt endlich loslegst und und beide schreiben lässt


Icke: Moah, das schaffe selbst ich nicht in 29, nein 26 Minuten…
Kannst du nicht vielleicht einen Bericht schreiben, der bestsellerwürdig ist und ich reite einfach in deinem Windschatten? So wie Nicole Ritchie und Paris Hilton?

A.: Das wäre toll.
Nur möchte ich nicht so dumm sein.

Icke: Nee, nee. Wir sind dann die Paris Hilton und Nicole Ritchie der Intellektuellen-Szene
Günther Grass und Helmut Karassek - die Soap oder so.
Paris Hitler ist aber glaube ich gar nicht so doof.
Hab ich Hitler geschrieben. Oh Gott. Ich meinte Hilton.
Geschichte screwes with my mind!

A.: Schreib jetzt endlich weiter !
Ich muss hier auch loslegen…

Icke: Mhm, naaaa gut. Keine Phanasien mehr?

A.: Schreib!

Icke: Auch keine Phantasien mehr, die mit Romeo und Julia im Norwegen des 17. Jahrhunderts zu tun haben (und drei Sprühflaschen Sahne und vielleicht noch die ein oder andere Erdbeere?)

A.: Schreib oder ich verhau dich!

Icke: Naaaa okay. Viel Erfolg

Montag, 14. Mai 2012

"Well... I guess you're screwed!"

Dreck, Dreck, Dreck, Dreck, DRECK! Ich habe gerade meine Kursliteratur für Religion in Sweden abgeholt und ich habe nicht schlecht gestaunt, als der liebe Dave-Ersatz da aus seinem Kabäuschen gezaubert hat: Nicht ein, nicht zwei sondern DREI dicke Reader, die doppelseitig und ziemlich eng bedruckt sind. Oh Fuck. Erst hat der Dave-Ersatz mir dafür auch noch 360 Kronen abgeknöpft und dann meine plötzlich nichtexistente Gesichtsfarbe kommentiert und gefragt, was los sei. Dann habe ich ihm die mal wieder selbsteingebrockte Misere berichtet, dass ich in zwei Wochen Klausur habe und das noch alles lesen muss. Trockener Kommentar von Ersatz-Dave mit charmantem Lächeln: "Well... I guess you're screwed"

Quelle meines Ärgernisses. Drecksreader für Religion in Sweden.
Wo Ersatz-Dave Recht hat, hat er Recht. Das schaffe ich niemals. Das hatte ich irgendwie alles total unterschätzt. Aber wer will es mir verübeln. Ich bin ja normalweise nun mal kein Lesestudent, sondern eher so der Macherstudent. Beim Wirtschaftsstudium an der Fontys geht es ja viel mehr darum, da mal aktiv loszuschreiten und was in die Hand zu nehmen als sich da stundenlang mit irgendwelchen Theorien zu befassen und die Zeit zu verschwafeln (für aktives Rumgeschwafel haben wir schließlich Gruppenmeetings). Das treibt mich total in den Wahnsinn, dass ich für diesen Skandinavistikminor so viel lesen muss. Ich will lieber aktiv was machen und in die Hand nehmen, als mich damit zu befassen, wie das theoretisch so funktionieren sollte. Interessiert doch keine Sau! 

Naja, jetzt hat es mich aber zu interessieren. Und das laust mich schon ziemlich. Denn Religion in Sweden ist nicht so einfach, wie sich das anhört. Das ist ziemlich kompliziert und hochwissenschaftlich und selbst als Ex-Schülerin eines katholischen Gymnasiums bin ich voll am Sack. Ich weiß schon viel über Katholizismus und so, aber der Rest: Keine Ahnung. Alle anderen in meinem Kurs scheinen die aber irgendwie zu haben - das hilft nicht sonderlich. Es hilft auch die Tatsache nicht, dass mein Dozent seinen Doktor in marokkanischer Islamwissenschaft gemacht hat und ihn jede Stunde irgendwas an die derzeitige Lage in Marokko erinnert und da erst mal ne halbe Stunde drüber lamentiert. Ist bestimmt spannend - wenn es Klausurrelevant wäre und ich auch nur die Hälfte davon verstehen würde... 

Normalerweise bin ich ein großer Fan von Abschweifungen - aber wenn ich es nicht schnalle, ist es irgendwie nur Zeitverschwendung. Bei meinem alten Marketingdozenten waren Abschweifungen immer toll. Dann hat er was aus dem Arbeitsleben als Marketingleiter bei einem Reiseveranstalter erzählt und ich konnte was daraus lernen - aber die derzeitige Situation des Islam in Marokko bringt mir irgendwie so GAR NICHTS. Dazu kommt ja auch noch die Tatsache, dass Marketingdozenten eher so ein charmanter Menschenschlag sind, die mal hier und mal da eine amüsamte Story fallen lassen und Religionswissenschaftler eher so der trockene Typ sind und Witze überbewertet finden. Naja, muss ich aber trotzdem jetzt irgendwie durch und kann wenigstens das Kapitel des Katholizismus auslassen (ist hier total exotisch, weil ja alle Protestanten sind). 


Das waren noch Zeiten. Da hatte ich wenigstens noch Ahnung vom Thema!

Dass es höchste Zeit wird, mich wieder mit Wirtschaftsthemen zu beschäftigen, wurde mir diese Woche dann auch klar. Denn jetzt ist ja die nächste Fuhre mit Praktikumsberichten dran. A. und alle anderen sich vorher im Ausland Rumtreibenden sind schon ganz wuschig vor lauter an Nervenzusammenbruch grenzender Aufregung. Kennen wir ja noch von mir, ne? Allerdings ist der Druck mal wieder noch nicht hoch genug. Es ist immer noch genug Zeit für Rumgeflachse. A. und ich haben die Woche eigentlich über ihren Bericht sprechen wollen, haben die meiste Zeit aber irgendwie über wahnsinnig gutaussehende Musiker gesprochen und Ideen für Seifenoperkonzepte gehabt.

Aber dass ich die gute alte Wirtschaftstheorie schon ziemlich vermisse, wurde dann gestern deutlich, als ich mich dann plötzlich wie irre auf den Bericht eines befreundeten IBElers geschmissen habe, obwohl ich keine Ahnung von Controlling habe (wer als Marketer Controlling besteht ist eh voll der Outsider. Das ist nicht cool vor der Gang - lasst es euch gesagt sein). Der hat wahrscheinlich auch gedacht, ich sei total gestört, dass ich mich da mit so viel Enthusiasmus ranmache. Irgendwie war das schon ein ziemlich steiles Gefühl, endlich mal wieder eine gröbere Ahnung von etwas zu haben. Ich meine, ich habe den Wirtschaftsdriet jetzt schon drei Jahre studiert und ich habe da schon ein ziemliches Wissen angehäuft, irgendwie ist man da auf sicherem Boden.

True Story.

Weil in Sachen Skandinavistik ist ja für mich immer alles wieder ganz neu und ich weiss mehr über Skandinavistik nicht, als dass ich daüber weiss (hat das Sinn gemacht? In meinem Kopf schon...). Aber wie sagten die netten Jungs von The Buried Life: "Life begins at the End of your Comfort Zone". Und deswegen ist es vielleicht auch mal ganz gut, irgendwas zu machen, was kein sicherer Boden ist. Ich hoffe es zumindest. Sonst war das hier nämlich alles umsonst. Ich geh dann mal lesen und versuche Religion in Sweden in meine Comfort Zone zu ziehen. Over And Out :)

Donnerstag, 10. Mai 2012

Was'n da los?

Eigentlich soll ich gerade ein Paper für meinen Lieblingskurs Scandinavian History and Society II über die wichtigsten Ereignisse des 17. und 18. Jahrhunderts in Norwegen schreiben - aber ihr wisst ja wie das ist... Plötzlich ist alles spannender als die zu erledigende Aufgabe. Weil ich hatte ja auch erst die letzten zwei Monate Zeit das zu schreiben und muss das morgen abgeben. Wieder mal ein klassischer Fall der studentischen Planung. Nur unter Druck entstehen Diamanten und so, ne? Meine bisherige Statistik:

  • Ereignisse im Norgwegen des 17. oder 18. Jahrhunderts über die ich Bescheid weiss: 0
  • Seriöse Quellen, die ich gelesen habe: Erste Seite einer Quelle angefangen.
  • Wikipedia-Artikel, die ich gelesen habe: 1/2
  • Playlists, die ich auf Spotify für meine Geburtstagsparty erstellt habe: 5
  • Facebookprofile, die ich ausgestalkt habe: 6.300
  • Youtubevideos, die ich zu dem Thema gesehen habe: 3/4 (weil ich dann doch ganz dringend auf "Dicke Frau singt ganz schlecht Adele" klicken musste).


Voll abgefahren schlecht ey. Da MUSS man ja die Arbeit unterbrechen um sich das anzusehen!

Und da ich halt gerade schon mal dabei war, Facebookprofile auseinanderzunehmen, habe ich natürlich auch mal wieder bei der allseits beliebten Fontysseite vorbeigeschaut und festgestellt: Da hat sich aber so einiges getan. Da ist man mal ein Jahr weg und schon geht da alles drunter und drüber. Die Internationalen Studenten bekommen jetzt Leihfährrader, die echt schmucke aussehen. Au man, wieso bin ich nicht internationaler Student an der Fontys geworden? Dann müsste ich mich jetzt nicht mit FYIHY herumschlagen, das nur eine halbe Bremse und einen überteuerten Vorderreifen, dafür aber schmucke Radperlen hat. Ach ja, ich erinnere mich - das geht nicht, weil die Fontys meine Heimuni ist. So ein Dreck.


Irgendwie habe ich da im Gefühl, dass FYIHY den direkten Vergleich verliert...
Und Gutscheine für die Caféte haben auch schon wieder alle bekommen. Da bin ich total neidisch. Moah, wenn ich nur an diese abgefahren gute Limo denke, die keiner außer mir richtig zu würdigen weiß... Wenn ich im September wieder am Start bin, werde ich erst mal so einen ganzen Kanister davon trinken, bis mir schlecht ist. Leider konnte ich nicht in Erfahrung bringen, bis wann die Gutscheine gültig sind. Sollten die im September noch gelten: Ihr wisst ja was zu tun ist: Immer schön die Limogutscheine für die Samira aufbewahren. (Letztes Jahr habe ich da unter Umständen auch alles, was sich bewegt und Gutscheine hatte damit belagert). 

Gestern bin ich auch ganz aus dem Häuschen gewesen, weil ich in der Bib Dozenten von der Fontys habe rumschwirren sehen. Meine niederländischen Mitstudenten aus Eindhoven meinten auch, dass es tatsächlich unsere Dozenten sind (waren aber ziemlich darauf erpicht, nicht von ihren Blättern aufzusehen. Kann ich verstehen. Es gibt nichts uncooleres vor der Gang, als plötzlich aufzuspringen und Dozenten zu begrüßen). Voll praktisch, dass hier auch Studenten von den anderen Fontys-Standorten sind. Weil obwohl das ja verschiedene Standorte sind, an denen wir studieren, bleibt die Verwaltung ja die gleiche. Dann wird dann immer gerne gefragt: "Hast du das und das schon für zu Hause ausgefüllt?". Besser ist das auch für mich. Ich bin ja eher eine von diesen Kandidaten, die an wichtige Aufgaben erinnert werden müssen. 

Wenn man so nah an der Grenze wohnt, hat man mehr gemein als so manche Deutsche unter sich

Was ich auch sehr amüsant finde ist die Tatsache, dass ich mit den Niederländern auch viel mehr gemeinsam habe, als mit den meisten Deutschen. Zwar wohnen wir prinzipiell in zwei verschiedenen Ländern, wohnen aber trotzdem nur eine halbe Stunde bis Stunde auseinander. Und so kommt es, dass die Holländer mich verstehen in Sachen Karneval, Schützenfest und was da sonst noch so die niederrheinische Tradition ist. Manchmal kommt es vor, dass die Niederländer mir hilft, anderen Menschen zu erklären was Schützenfest ist. ("Also wir ziehen und lustige Uniformen an, schießen auf so nen Vogel, marschieren durch die Straßen und wählen einen König" - klingt für Außenstehende ziemlich lächerlich übrigens). 

Naja, so kommt es also, dass ich hier mal wieder eine Feldstudie über das Verhältnis von Niederländern und Deutschen im Grenzgebiet erstellt habe, aber immer noch nichts für diesen Geschichtsquatsch. Ich frage mich an dieser Stelle erneut, was mir das mal bringen soll und bereue meine Skandinavistik-Minor Entscheidung abermals. Ich meine, was soll ich denn beim Vorstellungsgespräch dann sagen? "Und übrigens, falls Sie die Sache mit dem ganzen Praxisbezogenheits- Praktikums- und Mini-Companygedöns noch nicht überzeugt haben sollte: Ich weiss, was in Norwegen im 17. und 18. Jahrhundert abgegangen ist. Und ich kann ein Butterbrot auf Schwedisch bestellen. Booya! Jetzt MÜSSEN Sie mich einstellen! - Irgendwie sehe ich das so noch nicht kommen... 

Naja, ich brauche die Credits aber trotzdem und deswegen gehe ich jetzt dieses Drecksding schreiben. Ob ich will oder nicht... Over And Out :)

Montag, 7. Mai 2012

La Dolce Erasmus Vita

Nachdem die letzte Woche ja doch recht ruhig und gechillt war und ich La Dolce Vita in der Sonne gelebt habe, muss ich diese Woche dann natürlich doppelt viel arbeiten. Das macht natürlich nicht so viel Spaß. Denn La Dolce Erasmus Vita nähert sich dem Ende. Es sind noch vier Wochen bis ich schon wieder in der Heimat bin und irgendwie ist mir in meiner Erasmus-Lethargie dann mal so aufgefallen: Öhm, ich hab noch keine weiteren Vorkehrungen für meine Rückkehr getroffen. 

Als Carina vor zwei Wochen schon wieder Richtung Heimat auf ist, war meine Rückreise irgendwie noch so weit weg und ich dachte, dass sechs Wochen eine Ewigkeit sind. Das Leben ging ja trotzdem weiter. Für Carina stehen halt leider wieder mein richtiges Studium und wenig Zeit auf dem Plan und für uns Hinterbliebenden geht der normale Zirkus bestehend aus wenig Vorlesungen und vielen Abendaktivitäten weiter. Aber damit Carina nicht allzu viel verpasst, haben wir in unserer nun wirklich mehr als vorhandenen Freizeit ein paar Masken mit Carinas Gesicht drauf gebastelt und Carina damit auch überall hingeschleppt. Doch irgendwie ist die Zeit der Spaßaktivitäten diese Woche dann mal auf Eis gelegt. Jetzt muss ich irgendwie wiederwillig ein bisschen nach vorne sehen.

Carina ist zwar weg, aber sie kommt trotzdem überall mit hin.
Und deswegen bin ich gerade dabei, meinen Sommer jetzt auch mal ein bisschen zu planen und alles zu erledigen, was ich jetzt so vier Monate vor mir hingeschoben habe. Das macht halt nicht soooo viel Bock. Zusammen mit meinen Prüfungsvorbereitungen halt auch eine tödliche Mischung in Sachen Langeweile. Das schriftliche Schwedischexamen habe ich zwar hinter mir (Ich habe es tatsächlich geschafft dafür um halb neun am Samstagmorgen in der Uni aufzuschlagen. Ich verdiene einen Orden!) aber Mittwoch steht noch die mündliche an. Und die ist halt doof. Meine Aussprache hat sich nicht unwesentlich verbessert, es hört sich immer noch nicht sonderlich gut an. Eigentlich müsste ich mich anhören wie ein Wikinger, der bereit ist in die Schlacht zu ziehen - meine Aussprache erinnert aber mehr an einen sprachgestörten Indochinesen, der einen halben Sack Reis im Mund hat (Zitat vom Schweden am Samstag, als ich mal wieder versucht habe was zum Besten zu geben).

Also versuche ich hier den ganzen Tag mich an diese Aussprache zu gewöhnen, das will aber nicht so ganz klappen. Denn die machen ja immer so einen Vokalsalat. Os sind Us und Us sind Üs und Üs sind irgendwie schon Üs, es scheint da aber einen feinen Ausspracheunterschied zu geben, den ich allerdings noch nicht geschnallt habe. Je länger ich mich mit dieser Sprache beschäftige, desto mehr habe ich das Gefühl, dass es sich um die berühmte Löffelsprache handelt, mit der ich und meine vierzehnjährigen Freundinnen damals gerne unsere Nachrichten verschlüsselt haben. Super kompliziert, man muss viel denken und kriegt es ja doch nicht auf die Reihe, weil entweder der Sender oder der Empfänger der Nachricht an irgendeiner Stelle den Code vercheckt hat.

Wenn wir in der Bib lernen, hängen wir auch nur die Hälfte der Zeit auf Facebook rum

Naja, und sonst halt das Übliche. Ich muss jetzt erst mal mein ganzes Hin und Her im Sommer organisieren. Deswegen bin ich da jetzt auch Reiseexperte und kann glaube ich auch easyjets kompletten Flugplan für den Juni auswendig. Und den der Deutschen Bahn. Und den von Ryanair sowieso. Weil das Gute ist hier ja auch, dass ich so richtig viele Kaufentscheidungen erst nach reiflicher Überlegung treffen kann. Gut für mich, Pech für die Unternehmen. Weil normalerweise bin ich der Traum eines jeden Marketers. Wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, will ich das Produkt hier und jetzt und sofort und wäge wenig ab, weil ich auch nicht die Zeit dazu habe. Dann kaufe ich einfach bei irgendwem, der mir gerade einfällt. Aber dieses Semester nicht mit mir! Ich habe das nämlich jetzt ganz akribisch deutsch durchgeplant.

Denn obwohl ich ja versuche, die Deutschen so locker und cool wie möglich zu repräsentieren, bin ich ja heimlich doch ziemlich organisiert und habe eine perverse Freude daran, ein paar Pläne zu machen, bevor ich mich in ein Abenteuer werfe (das würde ich aber nur unter der Androhung von Schmerzen freiwillig zugeben). Deswegen schreibe ich akribisch alles auf und erstelle Vergleichstabellen, schreibe To-Do Listen und mache Wochenübersichten, was dann und dann auf mich zukommt. Diese Pläne verstecke ich allerdings so gut es geht, eine Enttarnung als superdeutsches Klischee clasht mit meinem superlockeren Image. Allerdings bin ich ja immer noch der Maßstab für Klausurvorbereitungen. Wenn die Samira da nocht nichts gemacht hat, dann ist alles gut - zumindest denken das alle Nichtdeutschen. Man ey, da versuche ich schon extralocker zu sein und immer noch bin ich auf der Gewissenhaftigkeitsskala ganz oben angesiedelt. Da läuft doch irgendwas falsch...


Wenn schon organisiert, dann wenigstens mit diabolischem Stil.
Naja und da meine Deutschheit mir halt schlaflose Nächte bereitet, wenn ich nicht ein paar Sachen im Voraus plane und erledige, mache ich mich halt jetzt schon an die Arbeit. Das ist vielleicht auch besser so, weil ich ja sonst auch immer ganz groß im Vergessen und Verdrängen bin. Weil entweder ich erledige aufgaben im Voraus oder ich vergesse die halt einfach. Genauso wie die Registrierung für mein Schwedischexamen. Habe ich auch einfach verschwitzt, weil man das immer nur eine Woche lang machen kann. An der Fontys schickt man uns ja immer so fünfzehn Erinnerungsmails, dass wir uns für die Klausuren einschreiben müssen und die Dozenten sagen es auch noch mal so dreihundert Mal, aber hier in Halmstad sagt einem das keiner und dann vergesse ich das halt auch. Hätte ich fast die Klausur nicht mitschreiben dürfen... 

Da bin ich durch die Fontys halt eindeutig zu verwöhnt und habe eigentlich auch bis jetzt so jedes Einschreiben vercheckt. Aber das ist auch nicht so schlimm wie an der Fontys. Hier schreibt man dann halt dann nur vielleicht nicht mit, wenn es zu viele sind, die es vercheckt haben. An der lieben Fontys muss man dann für eine nachträgliche Eintragung zahlen - aber Entschuldigung, das ist man ja auch selber Schuld, wenn man die ganzen Mails und Erinnerungen vergisst. Und damit ich nicht schon wieder Ärger kriege, habe ich mich auch schon streberhaft früh beim Studielink wieder immatrikuliert. Das ist ja auch irgendwie jedes Jahr der gleiche Mist ne? Jedes Mal vergesse ich meine Logindaten und wenn ich die dann gefunden habe, habe ich wieder vergessen, wie man sich noch mal reimmatrikuliert... Egal, das war ja eh mein letztes Mal.


Maaaan ey. Jedes Jahr die gleiche Scheiße. Schon wieder die Logindaten vergessen...
Denn was mir da auch eingefallen ist: Au man, in einem Jahr beginnt der Ernst des Lebens. Dann muss ich tatsächlich erwachsen werden. Das ist natürlich suboptimal. Deswegen überlege ich ja auch, nicht vielleicht doch noch einen Master zu machen, aber meine Mutter hat da schon angekündigt, dass wenn ich jetzt erst noch mal schön drei Jahre nen Master mache, sie mich höchstpersönlich über dem Kamin röstet. Das sind natürlich nicht so sonnige Aussichten und so koste ich einfach das letzte Jahr noch so richtig aus. Deswegen geh ich jetzt auch mal und mache irgendwas, was Spaß macht - während ihr alle im Büro rumhängt oder so. Ätsch. Over And Out :)

Donnerstag, 3. Mai 2012

We are young, we are free...

Oh mein Gott, ich kann es selber ja noch nicht ganz glauben - aber es ist warm! Irgendwie hat der Frühling dieses Jahr wohl nicht so ernsthaft Lust gehabt, hier aufzutauchen und deswegen ist der Winter gleich mal in den Sommer übergegangen. Ich beschwere mich da auch nicht großartig und mache vorsichtshalber einfach niemanden darauf aufmerksam, dass hier hier ja nicht so der richtig Gang der Dinge ist. Wäre ich ja schön blöd.

Wo sonst man man auch durch das Wasser tanzen? Das muss man ausnutzen.
Denn diese Woche sind es über 20 Grad und die Sonne scheint unaufhörlich. Das ist zum einen natürlich sehr erfreulich und ich hopse den ganzen Tag auch vor lauter Freude vergnügt mit einem sechstausend Watt Grinsen durch die Gegend. Andererseits habe ich am Samstag um neun Uhr morgens mal wieder ein Schwedischexamen (das sind doch Sadisten!) und dieses Superwetter wirkt sich irgendwie extrem negativ auf meine Prüfungsvorbereitungen aus. Da habe ich mich gerade dazu aufgerafft ein paar Vokabeln zu lernen und schon kommt mal wieder jemand in mein Zimmer gestürmt und sagt "Auf, auf geht's an den Strand!".

Irgendwann lese ich auch mal Kursliteratur. Das habe ich mir fest vorgenommen...
In einer besseren Welt würde ich sagen: "Nein, ich kann nicht. Ich muss etwas für diese Klausur lernen. Und danach noch meinen Schrank aufräumen. Wenn ich damit fertig bin, muss ich übrigens noch die dreitausend gesammelten Pfandflaschen wegbringen und wenn ich gerade schon mal dabei bin auch noch mal meine Immatrikulationsbescheinigung an meine Bank schicken". Aber machen wir uns nix vor. Wir leben in der schlechteren Welt. Die eben aufgelisteten Dinge werde ich entweder gar nicht oder ziemlich ungewissenhaft erledigen. Deswegen überlege ich alibimäßig auch drei Sekunden um dann sofort aufzuspringen und loszupreschen. Wie der Zufall so will, ist meine Strandtasche nämlich unter Garantie schon gepackt (ist wie eine Notfalltasche für wenn man mal dringend ins Krankenhaus muss) und ab geht's an den Strand!

"Ob eine ganze Flasche Spiritus reicht?" "Äh ja?!"
Weil das muss man ja schon halt mal ausnutzen, dass man direkt am Meer wohnt. Ich muss nur die Straße runterlaufen und schon bin ich da. Das hat mir in den vergangen drei Monaten nicht wirklich viel gebracht außer die ein oder andere Erkältung, aber den letzten Monat müssen ich und meine lieben Mitstudenten das noch voll auskosten. Ich war auch das erste Mal im Meer... um dann festzustellen, dass das Wasser so seicht ist, dass man zum Schwimmen etwa sechs Kilometer wandern muss, wenn man eine Wassertiefe von mehr als Kniehöhe haben möchte. Brauche ich aber nicht. Ich bin sowieso froh, wenn ich sehen kann, was da auf dem Grund abgeht und sich nicht  vielleicht doch irgendwo eine glitschige Qualle versteckt (alle, die schon mal Urlaub in Nordholland gemacht haben, werden mir das nachempfinden können. Ich wurde früher nämlich von den älteren Jungs immer mit toten Quallen beschmissen. Da habe ich immer noch ein Trauma. Ih. Bäh. Böh. Ih. Ih. Bah.).



Aber in Schweden am Schwedischen Ozean (einfache Antwort auf die Frage, was das hier genau jetzt noch mal für ein Gewässer ist) gibt es weit und breit keine von diesen ekligen Quallenviechern. Prinzipiell gibt es gar nichts. Und deswegen bin ich auch todesmutig zusammen mit den anderen durch das Meer gestapft und habe mich auch nur drei Mal fast aufs Maul gelegt, weil ich beim Ausschauhalten nach Quallen (man darf ja trotzdem mal Paranoia haben. Danke noch mal an Stefan H., mit dem ich bestimmt schon 15 Jahre nicht mehr gesprochen habe, der aber für diese Neurose verantwortlich ist, weil er es geschafft hat, mir eine Qualle in den Badeanzug zu stopfen) über meine eigenen Füße gestolpert bin. Das Einzige, was mir einen mädchenhaften Anfall vom Rumgekreische einheimste war so eine Kompostsuppe, die sich irgendwo auf dem Weg versteckt hat.

Da habe ich schon wohlweislich einen Pullover an, weil ich darunter einfach mal krebsrot bin...
Aber auch trotz dieser kleinen Rückschläge ist diese Woche einfach himmlisch. Die Sonne scheint, es sind sogar vereinzelt ein paar Blätter an den Bäumen und ich habe das Gefühl, Bäume ausreißen zu können. Irgendwie überkommt einen in den ersten warmen Tagen ja immer das Gefühl, dass man jung, frei und die Welt grenzenlos ist. Gut, dann kommt die Prüfungsphase oder irgendwas anderes, was einem furchtbar schlechte Laune bereitet - aber prinzipiell knallen einem dann ja erst mal schön die Hormone durch und man muss so viele Aktivitäten wie möglich durchziehen, die uns die Jeans-Werbungen immer gerne vorgeben. (Wenn ich mal groß bin, mache ich auch Jeanswerbung. "Ich habe eine Vision! Junge Menschen, ein Auto und eine weite Landschaft!" Wie originell... Au man. Ich habe es ja befürchtet - mein Studium lässt mich auch an unbeschwerten Sonnentagen nicht los...)

Junge Menschen, ein Auto, weite Landschaft - wie originell für eine Jeanswerbung...
Und deswegen hieß es auch in dieser Woche: Erst mal lustige Sonnenbrillen aufsetzen, das Radl schnappen und mit Bier, Grillzeug und Gitarre an den Strand fahren. Wir hätten so eigentlich auch gleich eine Bewerbung für die nächste Levi's Werbung losschicken können. Und das muss man Schweden ja auch lassen: Dieses Land bietet immer das richtige Setting. Aufgrund der mickrigen Population und der noch ausstehenden Saison kann man überall ungestört an Traumstränden rumlaufen und trifft dabei vielleicht mal so zwei, drei Menschen (die dafür aber bestimmt sechs Hunde haben). Da hat sich das lange Warten auf die Sonne also richtig gelohnt. Die langen, kalten Monate in kompletter Dunkelheit sind also schnell wieder vergessen.

Einfach mal ein bisschen auf das weite Meer starren muss auch mal sein.
Allerdings führt mein ewiger Aufenthalt in der Sonne auch mal wieder dazu, dass man mich jetzt wieder mit Frau Tomate ansprechen kann. Ich lerne es auch einfach nicht. Wie man aber an den Fotos sehen kann, knallen mir dank der Sonne die Hormone auch so durch, dass ich gleich mal wieder die Haarfarbe dem Sommer anpasse. Allerdings ist das Ergebnis mehr Organe als Blond geworden, aber noch zwei, drei mal bleachen und ich müsste mein Wunschergebnis haben - oder extremen Haarausfall (2...1... Risiko!). Aber das ist ja nicht schlimm, weil bei diesem extremen Grinsen auch keiner mehr auf meine Haar- oder Hautfarbe achtet. Denn nicht nur die Erasmus-Studenten, sondern auch die sonst so eher schwermütigen Schweden hopsen fröhlich durch die Gegend.

Und dann den Tag schön bei einem Bierchen ausklingen lassen.
Selbst der Ralle aus History and Society war zum Spaßen aufgelegt. "Du musst das Wetter noch genießen, Samira. Übermorgen wird das Wetter wieder schlechter". "Lustig, Ralf. Ich würde es viel mehr genießen, wenn diese drei Stunden History and Society nicht wären". "Warum sitzt du bei dem Wetter auch in meinem Kurs? Hast wohl nicht so viele Freunde, ne?". Was für ein Abzug! Erst wollte ich total beleidigt sein. Der sollte mal froh sein, dass überhaupt jemand in seinen Kurs kommt (wir sind mittlerweile 5 Menschen) und dann ist mir aufgefallen, dass der Ralle grinst. Der hat tatsächlich nen Witz gemacht, der alte Schlawiner! Wenn selbst der Ralle den Schalk im Nacken hat, ist die harte Winterzeit also endgültig vorbei. Juhu! Und deswegen pflanze ich mich jetzt mit meinen VIELEN Freunden an den Strand und lerne extra nicht für Schwedisch. Der Ralle hat das ja praktisch provoziert. Over And Out :)