Montag, 28. März 2011

Ballern für den Weltfrieden

Meine 13 Kollegen und ich.
Einfach ein Augenschmaus.
Viele von euch wissen bestimmt nicht von mir, dass an mir eine gute Sozialpädagogin verloren gegangen ist. Ernsthaft. Eigentlich hatte ich während meiner Schulzeit nur ein berufliches Ziel: Sozialpädagogik studieren und dann die Welt retten. Leider hab ich in Sachen Abiturklausur dann allerdings unterirdisch performt und plötzlich rückte der Traum Mutter Theresa II zu werden in weite Ferne. Mit einem Mal ließ mein NC das Sozialpädagogikstudium ohne etwa 45 Wartesemester schlagartig nicht mehr zu. So brach ich erst in Tränen aus (weswegen A. und meine Mutter kurzfristig dem Trugschluss erlagen, ich sei durchs Abi gerasselt) und dachte dann halt um: Ich kaufte ein rosa Polohemd, trat in die FDP ein und wurde Marketingstudentin. Neeeeeeeeiiiiiiiiiiiiin. Stop. So war das natürlich nicht. Tatsächlich sagte ich mir, dass es selten dämlich wäre, mich den Rest des Lebens darüber zu ärgern, dass ich den notwendigen NC für ein Sozialpädagogikstudium nicht erreicht hatte. Ist ja so gar nicht mein Stil. Deswegen machte ich einfach ein bisschen Brainstorming und überlegte, wie ich die Welt denn noch retten oder zumindest ein bisschen besser machen könnte. Und dann kam mir nach einigem Überlegen die Idee: Geld! Ich brauchte Geld. Also ich brauchte kein Geld um mir ein Apartment in Monaco und einen kubanischen Poolboy zuzulegen. Ich brauchte Geld um damit auch was bewirken zu können. Was hilft die beste Sozialarbeiterin, wenn kein Geld da ist? Also fing ich dann halt ein Studium an, das mir in Sachen Kapitalanlage später bestimmt mal ganz nützlich sein könnte. Und in diesem Jahr hatte ich dann endlich die Chance, wirklich was mit meinem Erlernten zu bewirken: Mit meiner Mini. 
So wird dann in Nepal produziert -
 immer mit einem Lächeln .
Und das ist jetzt kein Promoblabla.
Jedes Jahr gibt es eine Social Mini. Die Mini hat dann den Auftrag, das Geld nicht für die Kapitalgeber höchstmöglich zu vermehren, sondern für ein gemeinnütziges Projekt. In meinem Fall - und dem meiner 13 reizenden Kollegen - für die Shanti Leprahilfe e.V. Die gibt nämlich bedürftigen Menschen in Nepal Arbeit, indem sie in Shantis Produktionsstätten Kunsthandwerk aller Art herstellen und Shanti und wir das hier in Deutschland verkaufen. Mit "wir" meine ich unsere Mini "hand made", in der ich im ersten Semester die Funktion als PR-Assistentin hatte. Deswegen tut es mir auch leid, wenn sich diese Passage gestellt und dumpf anhört, aber ich habe diese Projektbeschreibung bestimmt schon 15 mal irgendwo aufschreiben müssen (Weck mich um drei Uhr in der Nacht. Ich kann es 24/7 wie aus der Pistole geschossen rezitieren). Mit der Mini haben wir also als Studenten unser eigenes Start-Up Unternehmen gegründet. Und das in echt. Wir stehen wirklich im Handelsregister und sind somit rechtlich gesehen also eine vollwertige Firma. Neben dem sozialen Nutzen in unserer Firma gibt es dann auch die ganz normalen Dinge, die halt so zu einer Firma gehören. Wir haben Vorgesetzte, mehrere Abteilungen und verrichten in unseren Abteilungen die Arbeit, die man auch in einer wirklichen Firma mache würde. Aber jetzt weg vom theoretischen Promoblabla dieser Projektbeschreibung. Theoretisch hört sich das nämlich alles totaaaaal nett und aufregend an. Praktisch ist meine Mini jedoch - wie jede andere, nicht-soziale Mini auch - neben den ganzen angenehmen Aspekten manchmal anstregend, nervenzerreißend und ganz manchmal möchte ich einfach jedes einzelne Mitglied häuten und/oder mit einem stumpfen Gegenstand rohe Gewalt antun. Das ganz normale Firmenleben halt.
Manchmal verdient man halt nur 5 Euro
in sieben Stunden - aber es ist jeden
einzelnen Euro wert.
Und nicht, dass ihr mich jetzt falsch versteht. Ich liebe meine Mini und stehe 100%ig hinter dem, was wir machen. Aber wir sind nun mal eine ganz normale Firma und da kommen gelegentlich halt mal Spannungen auf. Mittlerweile habe ich mich auch in das Zentrum dieser Spannungen hochgearbeitet und bin in diesem Semester die HR-Managerin - sozusagen die Königin der Sozialen in unserer Kohorte. Und wenn dieser soziale Aspekt nicht wäre, wäre ich wahrscheinlich schon längst Amok gelaufen. Wenigstens weiß ich, wenn ich sieben Stunden auf dem Markt stehe und dann vielleicht nur 5 Euro einnehme, dass es trotzdem was gebracht hat. Mit einem Euro kann man nämlich in Nepal einen Menschen einen Tag lang ernähren. Hätte ich dieses Wissen nicht, wäre ich bestimmt schon längst durchgedreht. Denn irgendwie könnte ich stundenlanges Rumstehen bei extremen Temperaturen (Weihnachtsmarkt in Weeze - Fünf Stunden rumstehen bei Minus 7 Grad), ewig dauernde Produktionssitzungen (PR-Manager Lukas und ich - gefühlte 364 Stunden und 1.273 Fehlversuche für unsere Promo T-Shirts) und tagelange Kämpfe mit Photoshop (Der Flyer wollte irgendwie nicht so, wie ich wollte. Und auch nicht, wie drei andere Kollegen wollten) nicht vor mir selber rechtfertigen, wenn es nur für den Lerneffekt wäre. Doch die Gewissheit, dass jeder eingenommene Euro wirklich die Lebensqualität eines Menschen verbessern kann, hält mich immer wieder bei der Stange. Da können auch dumme Weihnachtsmärkte, Produktionssitzungen und uneinsichtige Flyer nichts dran ändern. Zudem sind die Leute, mit denen ich zusammenarbeite, die meiste Zeit einfach die coolsten Leute, die man sich vorstellen kann (auch wenn sie manchmal Gewaltphantasien in mir auslösen). Erst durch sie wird das Projekt lebendig und erst durch sie werden die Strapazen erträglich. Und das Coolste ist: Nächsten Donnerstag gibt es Laser Tagging mit allen Mitgliedern samt verantwortlicher Dozentin Frau Schroers. Das wird super! Ab und zu muss man halt auch mal so richtig ballern. Egal, wie sozial man ist. Das ist eine von mir als HR-Managerin durchkalkulierte Präventionsmaßahme, damit sich niemand nachher noch ECHTE Gewalt antut. Over And Out :)

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