Donnerstag, 29. März 2012

Tausche Köttbullar gegen Bananensaft!

Ich hab da letztens mal aufn Tacho geschaut und mit Erschrecken festgestellt: Erasmus ist schon fast wieder vorbei. Viereinhalb Monate soll mein schwedisches Abenteuer dauern und es sind schon zweieinhalb davon um. Total abgefahren! Das finde ich schon ein bisschen doof, weil es jetzt gerade erst so richtig bergauf geht. Ich habe mich an das Leben als Mikrozeit-Student gewöhnt (Teilzeit wäre immer noch übertrieben), ich lerne das schwedische Leben immer mehr kennen und lieben und ich kompensiere die fehlenden Sachen aus der Heimat einfach ganz kreativ - ach ja, und ich bin über das mit der Spülung heute hinweggekommen (Wie genau, verrate ich später).

Ich kriege meine Zeit in Halmstad nämlich auch ganz gut ohne eine besondere Lebensaufgabe rum. Irgendwie habe ich so im Gefühl, dass ich dieses Level meines Lebens nur bestehe, wenn ich minimal arbeite und mich maximal auf einen Selbstfindungstrip begebe. Klappt soweit auch ganz gut, denn dieser Tage bilde ich mir ein, zum literarischen Supergenie zu werden.

Ich lese zwar immer viel, aber meistens haben diese Bücher nicht wirklich was mit Literatur zu tun. Die Umschläge dieser Bücher sind meistens rosa, haben einen kecken Titel und es geht eigentlich nur darum, dass sie ihn kennenlernt, doof findet, die beiden durch irgendeinen Umstand viel Zeit zusammen verbringen müssen und dann merken, dass sie total verliebt sind und nach dem einen Drama hier und da für immer zusammenfinden. Wahlweise lese ich auch was, wo irgendeiner brutal abgeschlachtet wird und man dann den Verantwortlichen finden muss und sich der ganze Spass immer ganz gerne über 500 Seiten zieht - kennt ihr wahrscheinlich.


Weil wenn Uni ist, muss ich schon den ganzen Tag nachdenken und dann habe ich so gar keine Lust, mich durch einen dicht bedruckten 700-Seiten Schinken zu quälen, auf denen nur auf 200 Seiten wirklich was passiert (wenn man optimistisch ist). Doch jetzt habe ich eine Menge Zeit und arbeite mich mal durch die Literaturlandschaft. Da die Sonne ja jetzt gerne rauskommt, findet man mich eigentlich immer am Fluss, wo ich meine Nase in irgendwas Kompliziertes stecke. Aber machen wir uns nichts vor: Hemingway habe ich nur gelesen, damit ich später mal sagen kann, ich habe das gelesen und David Copperfield habe ich nach 150 Seiten aufgegeben, weil da einfach NICHTS passiert ist. Ich muss da also auch ehrlich sein.

Also mache ich hier einen Minor in Skandinavistik und einen in Englischer Literatur - hat doch auch was Gutes. Ich kriege die Zeit hier schon echt gut rum. Und am Fluss sitzen macht derzeit auch einfach viel Spass, weil die Schweden anscheinend ein bisschen was geschlachtet haben und die eingefärbten Federn ihrer Beute an Bäume hängen. Das denke ich mir zumindest, wenn ich hier an der Brücke vorbeigehe. Aber ich habe mir sagen lassen, dass diese Bäume immer vor Ostern aufgestellt werden. Finde ich gut, ist nämlich echt hübsch anzusehen.


Weil auch, wenn die Sonne da ist - die Wärme ist es nicht. Da ich ja am Meer wohne, ist hier immer so eine gemütliche Windstärke 8 und es ist auch nicht nennenswert warm. Ich kriege Depressionen, wenn ich den Wetterbericht auf meinem Handy aufrufe (jaha, Handy und ich sind jetzt voll die Buddys. Nach dem plötzlichen Ableben meines Computers habe ich schnell Trost gefunden), und ich sehe: Halmstad 5 Grad, Venlo 17 Grad.

Da kommen immer wieder gerne Zweifel auf, wieso ich noch mal genau Schweden gewählt habe. Besonders, wenn ich die Bilder von Bali sehe. Die Studenten dort spielen O.C. California nach, während ich hier anscheinend in einer Stieg Larsson-Verfilmung gelandet bin. Und wenn die Bali Leute schreiben: Geil, Ausflug ans Meer, mit Delfinen geschwommen und Inselhopping gemacht für 30 Euro! Denke ich so: "Für 30 Euro kriegt man ja in Schweden ne Pizza und ne Cola. Und wenn ich nen guten Deal kriege, sogar noch nen Lutscher. Booya!"

Aber ich bin trotzdem glücklich, hier zu sein. Ist zwar kalt, aber schaut euch mal um: Sieht auch alles total proper aus, da sollte ich mich echt nicht beschweren. Und ich lebe im Land von IKEA, H&M, Köttbullar und Wasa. Das sind doch die guten Sachen! Das Lustige ist auch, dass ich wirklich keinen grossen Kulturschock bekomme - das, was in Schweden Alltagsgegenstand ist, ist schon längst erfolgreich nach Europa exportiert worden.


Nur gibt es manchmal Kulturclashs, besonders beim Essen. Im Schwedischunterricht haben wir durchgenommen, was die Schweden am Meisten essen (Köttbullar, Spaghetti Bolognese, Fischstäbchen und gebratene Fleischwurst - kulinarisch gibts hier also nichts zu entdecken) und mein Schwedischdozent hat gefragt, wer von uns das schon mal gegessen hat. Ich hab bei allem die Hand gehoben und war wohl die einzige bei der Fleischwurst. Mein Dozent meinte dann, ich solle das mal mit Kartoffelbrei essen. Und dann meinte ich so: "Ich brate die nicht, ich esse die einfach so auf dem Brot". Ganz normal für Deutsche, oder? Naja, mein Schwedischdozent hat mich angesehen, als wäre ich hochgradig pervers.

Was ich dafür hochgradig pervers finde ist, dass die hier anscheinend andere Standards in Sachen Fisch zusammenpressen haben. Letzte Woche habe ich nichtsahnend Fischstäbchen gekauft, die grau von innen waren, weil sie nur aus Fischmülll bestanden. Bah. Finden Schweden aber total okay. Und natürlich vermisse ich so einige Deutsche Sachen. Dafür, dass ich immer gerne einen Knoppers-Jieper habe, bin ich hier eindeutig fehl am Platz. Und Bananensaft haben die auch nicht. Weizenbier habe ich ausfindig gemacht, aber Bananensaft finden Schweden doof. Eklig sogar. Als ich im Supermarkt danach gefragt habe, hat der Mann gesagt, er hätte in seinem Leben noch nie was von Bananensaft gehört. Blöd. Kein Bananenweizen für Samira also. Ich habe es probeweise mit Fanta gemischt, das war aber eklig. Mangosaft dafür funktioniert eigentlich ganz gut.

Und hat zwar eigentlich gaaaar nichts mit dem Thema zu tun, aber ich wollte euch zum Schluss noch mal zeigen, wie ich den Krieg um die Spülung weiterführe. Dieses Mal hat man mir nämlich Shampoo UND Spülung geklaut. ich habe sie zwar wiedergefunden, aber irgendjemand hat sie auf jeden Fall benutzt. Und deswegen habe ich mir mal eine kleine Notlüge einfallen lassen. Soll derjenige heute mal schön Paranoia haben! Over And Out :)




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