Donnerstag, 29. März 2012

Tausche Köttbullar gegen Bananensaft!

Ich hab da letztens mal aufn Tacho geschaut und mit Erschrecken festgestellt: Erasmus ist schon fast wieder vorbei. Viereinhalb Monate soll mein schwedisches Abenteuer dauern und es sind schon zweieinhalb davon um. Total abgefahren! Das finde ich schon ein bisschen doof, weil es jetzt gerade erst so richtig bergauf geht. Ich habe mich an das Leben als Mikrozeit-Student gewöhnt (Teilzeit wäre immer noch übertrieben), ich lerne das schwedische Leben immer mehr kennen und lieben und ich kompensiere die fehlenden Sachen aus der Heimat einfach ganz kreativ - ach ja, und ich bin über das mit der Spülung heute hinweggekommen (Wie genau, verrate ich später).

Ich kriege meine Zeit in Halmstad nämlich auch ganz gut ohne eine besondere Lebensaufgabe rum. Irgendwie habe ich so im Gefühl, dass ich dieses Level meines Lebens nur bestehe, wenn ich minimal arbeite und mich maximal auf einen Selbstfindungstrip begebe. Klappt soweit auch ganz gut, denn dieser Tage bilde ich mir ein, zum literarischen Supergenie zu werden.

Ich lese zwar immer viel, aber meistens haben diese Bücher nicht wirklich was mit Literatur zu tun. Die Umschläge dieser Bücher sind meistens rosa, haben einen kecken Titel und es geht eigentlich nur darum, dass sie ihn kennenlernt, doof findet, die beiden durch irgendeinen Umstand viel Zeit zusammen verbringen müssen und dann merken, dass sie total verliebt sind und nach dem einen Drama hier und da für immer zusammenfinden. Wahlweise lese ich auch was, wo irgendeiner brutal abgeschlachtet wird und man dann den Verantwortlichen finden muss und sich der ganze Spass immer ganz gerne über 500 Seiten zieht - kennt ihr wahrscheinlich.


Weil wenn Uni ist, muss ich schon den ganzen Tag nachdenken und dann habe ich so gar keine Lust, mich durch einen dicht bedruckten 700-Seiten Schinken zu quälen, auf denen nur auf 200 Seiten wirklich was passiert (wenn man optimistisch ist). Doch jetzt habe ich eine Menge Zeit und arbeite mich mal durch die Literaturlandschaft. Da die Sonne ja jetzt gerne rauskommt, findet man mich eigentlich immer am Fluss, wo ich meine Nase in irgendwas Kompliziertes stecke. Aber machen wir uns nichts vor: Hemingway habe ich nur gelesen, damit ich später mal sagen kann, ich habe das gelesen und David Copperfield habe ich nach 150 Seiten aufgegeben, weil da einfach NICHTS passiert ist. Ich muss da also auch ehrlich sein.

Also mache ich hier einen Minor in Skandinavistik und einen in Englischer Literatur - hat doch auch was Gutes. Ich kriege die Zeit hier schon echt gut rum. Und am Fluss sitzen macht derzeit auch einfach viel Spass, weil die Schweden anscheinend ein bisschen was geschlachtet haben und die eingefärbten Federn ihrer Beute an Bäume hängen. Das denke ich mir zumindest, wenn ich hier an der Brücke vorbeigehe. Aber ich habe mir sagen lassen, dass diese Bäume immer vor Ostern aufgestellt werden. Finde ich gut, ist nämlich echt hübsch anzusehen.


Weil auch, wenn die Sonne da ist - die Wärme ist es nicht. Da ich ja am Meer wohne, ist hier immer so eine gemütliche Windstärke 8 und es ist auch nicht nennenswert warm. Ich kriege Depressionen, wenn ich den Wetterbericht auf meinem Handy aufrufe (jaha, Handy und ich sind jetzt voll die Buddys. Nach dem plötzlichen Ableben meines Computers habe ich schnell Trost gefunden), und ich sehe: Halmstad 5 Grad, Venlo 17 Grad.

Da kommen immer wieder gerne Zweifel auf, wieso ich noch mal genau Schweden gewählt habe. Besonders, wenn ich die Bilder von Bali sehe. Die Studenten dort spielen O.C. California nach, während ich hier anscheinend in einer Stieg Larsson-Verfilmung gelandet bin. Und wenn die Bali Leute schreiben: Geil, Ausflug ans Meer, mit Delfinen geschwommen und Inselhopping gemacht für 30 Euro! Denke ich so: "Für 30 Euro kriegt man ja in Schweden ne Pizza und ne Cola. Und wenn ich nen guten Deal kriege, sogar noch nen Lutscher. Booya!"

Aber ich bin trotzdem glücklich, hier zu sein. Ist zwar kalt, aber schaut euch mal um: Sieht auch alles total proper aus, da sollte ich mich echt nicht beschweren. Und ich lebe im Land von IKEA, H&M, Köttbullar und Wasa. Das sind doch die guten Sachen! Das Lustige ist auch, dass ich wirklich keinen grossen Kulturschock bekomme - das, was in Schweden Alltagsgegenstand ist, ist schon längst erfolgreich nach Europa exportiert worden.


Nur gibt es manchmal Kulturclashs, besonders beim Essen. Im Schwedischunterricht haben wir durchgenommen, was die Schweden am Meisten essen (Köttbullar, Spaghetti Bolognese, Fischstäbchen und gebratene Fleischwurst - kulinarisch gibts hier also nichts zu entdecken) und mein Schwedischdozent hat gefragt, wer von uns das schon mal gegessen hat. Ich hab bei allem die Hand gehoben und war wohl die einzige bei der Fleischwurst. Mein Dozent meinte dann, ich solle das mal mit Kartoffelbrei essen. Und dann meinte ich so: "Ich brate die nicht, ich esse die einfach so auf dem Brot". Ganz normal für Deutsche, oder? Naja, mein Schwedischdozent hat mich angesehen, als wäre ich hochgradig pervers.

Was ich dafür hochgradig pervers finde ist, dass die hier anscheinend andere Standards in Sachen Fisch zusammenpressen haben. Letzte Woche habe ich nichtsahnend Fischstäbchen gekauft, die grau von innen waren, weil sie nur aus Fischmülll bestanden. Bah. Finden Schweden aber total okay. Und natürlich vermisse ich so einige Deutsche Sachen. Dafür, dass ich immer gerne einen Knoppers-Jieper habe, bin ich hier eindeutig fehl am Platz. Und Bananensaft haben die auch nicht. Weizenbier habe ich ausfindig gemacht, aber Bananensaft finden Schweden doof. Eklig sogar. Als ich im Supermarkt danach gefragt habe, hat der Mann gesagt, er hätte in seinem Leben noch nie was von Bananensaft gehört. Blöd. Kein Bananenweizen für Samira also. Ich habe es probeweise mit Fanta gemischt, das war aber eklig. Mangosaft dafür funktioniert eigentlich ganz gut.

Und hat zwar eigentlich gaaaar nichts mit dem Thema zu tun, aber ich wollte euch zum Schluss noch mal zeigen, wie ich den Krieg um die Spülung weiterführe. Dieses Mal hat man mir nämlich Shampoo UND Spülung geklaut. ich habe sie zwar wiedergefunden, aber irgendjemand hat sie auf jeden Fall benutzt. Und deswegen habe ich mir mal eine kleine Notlüge einfallen lassen. Soll derjenige heute mal schön Paranoia haben! Over And Out :)




Dienstag, 27. März 2012

Don't mess with La Familia!

Ich weiß nicht, ob euch das aufgefallen ist, aber ich wohne in diesem Semester ja doch ganz schön weit weg von zu Hause. Und die Tatsache, dass ich keinen Computer mehr habe, macht das ganze Unterfangen mit zu Hause zu kommunizieren doch nicht so ganz einfach. Ich schreibe mir zwar die Finger wund mit den lieben Freunden zu Hause, aber meine Eltern kommen auf jeden Fall ein bisschen zu kurz.

Denn sonst waren meine Eltern und ich immer ganz gut mit Skype dabei, aber das geht jetzt nicht mehr so geschmeidig. Deswegen haben meine Mutter und ich jetzt regen Facebookverkehr (was manchmal grenzwertig ist - sie verarscht mich immer noch nur am laufenden Band) und mein Vater und ich schreiben E-Mails. Das ist aber beides nicht so das gelbe vom Ei, weil Facebook kann immer gegen mich verwendet werden und die E-Mails von meinem Vater sind doch immer recht kurz (er hat seit Erfindung des Computers ein gut etabliertes Zwei-Finger-Suchsystem entwickelt und hat nicht die Absicht, diese Schreibskills in Zukunft zu verbessern).

Multikulturelles Familiendinner.

Und da ich also derzeit nicht mit meiner eigenen Familie rumhänge, habe ich mir halt temporär eine neue gesucht. Die ist ziemlich groß und  ziemlich cool, denn meine Mitbewohner im schönen Wohnheim sind der perfekte Familienersatz. Wir sind wie eine große multikulturelle Familie, die zwar auch mal aneinander gerät, sich die meiste Zeit aber lieb hat.

Ich würde nämlich nicht sagen, dass wir ein großer Freundeskreis sind. Freunde hinterlassen sich nicht gegenseitig irgendwelche Drohbriefe in schlechtem Englisch ("If you not remove fucking fuck mess I will put fucking fuck mess in your bed!") und Freunde klauen einem auch nicht die Spülung (Da bin ich immer noch nicht drüber hinweg übrigens). Freunde geben einem auch nicht ständig Ratschläge, wie man sein Leben zu leben hat ("Das geht viel schneller, wenn du das Wasser zum Kochen vorher im Wasserkochen heiß machst!" - "Gnaaaah! Halt die Schnauze! Ich hab schon 23 Jahre erfolgreich ohne deine Kommentare gekocht!") und Freunde klatschen einem auch nicht die Wahrheit so böse ins Gesicht (Flurnachbar hat meine Wäsche aus der Waschmaschine geholt: "Was zur Hölle ist das bitte? Da hat meine Oma hat noch heißere Schlüpper! Oder ist das ein Elefantenfangnetz?") oder sind extra böse zu einem (noch mal ein Querverweis auf den Vorfall mit der Spülung, ich werde nicht müde das zu erwähnen) wie die Familie.

Ist ja auch klar, Freunde kann man schnell verlieren, an die Familie ist man für immer - und in unserem Fall für die Zeit des Schwedenaufenthalts - gebunden. Und irgendwann ist man einfach weit über Höflichkeit und ordentliche Kleidung am Tisch hinaus. Das würde einen ja auch nur wahnsinnig machen. Trotzdem freue ich mich immer sehr, wenn wir alle zusammenkommen und den Abend miteinander verbringen können - auch, wenn die Familie manchmal echt nervt.

Wenn wir nicht zum Karneval kommen, kommt der Karneval halt zu uns.
Denn mit der Wohnheimfamilie ist es wie mit einer Großfamilie. Es gibt Leute, mit denen man sich gut versteht und die man gut kennt und es gibt Leute die man entweder nicht so mag (so wie die ewig herumnörgelnde Tante) oder die man kaum kennt (Cousin dritten Grades oder so). Aber trotzdem gehören sie halt dazu und man versucht sich zu arrangieren. Aus dem Weg gehen ist ja schwierig. Und dann muss man halt damit klarkommen, dass jemand ständig seine Wäsche in der Waschmaschine vergammeln lässt, sich nicht sonderlich viel Mühe gibt sich für die Nahrungsaufnahme etwas anzuziehen und/oder total besoffen nachts vor deine Tür rennt, weil er denkt, dein Zimmer wäre seins und sich wundert, wieso der Schlüssel nicht passt und es dann mit Gegenrennen versucht.

Weil wenn man das alles ganz gut aushält, bekommt man dafür eine Menge Spaß und ein Heimatgefühl zurück. Jemand ist traurig, dass er es nicht in die Heimat zum Karneval schafft (ein Niederländer übrigens - Ironie des Schicksals)? Kein Problem, dann schmeißen wir ganz uneigennützig eine Karnevalsparty, damit wir auch ja nichts verpassen und bringen auch gleich mal den Karneval anderen Kulturen näher. Nicht, dass ich ein großer Freund von Karneval wäre, aber so weit weg von zu Hause hat einem das doch ein recht warmes Gefühl gegeben. Besonders, als alle strunzenvoll waren und jedes Lied mit Discofox zerstört haben - da war das wirklich wieder ein bisschen wie Karneval im Grenzgebiet und damit wie zu Hause. Erst, wenn man so weit weg von zu Hause ist, vermisst man sowas plötzlich.

Im Kollektiv kommt man sich mit dem Schnurrbart nicht mehr ganz so doof vor.

Aber La Familia versucht ja alles, dass man sich zu Hause fühlt und die Heimat nicht allzu sehr vermisst. Es findet sich immer jemand, mit dem man essen, trinken, lästern oder auch einfach nur herumblödeln kann. Und ich muss euch ja nicht sagen, dass ich nie sonderlich weit weg bin, wenn es irgendwo Schnurrbärte aufzumalen, Fahrräder zu stapeln und/oder bekloppte Kostüme zu tragen gibt. Ich kann mit stolz sagen, dass ich zusammen mit Team Singapur den meisten Blödsinn im Kopf habe und La Familia immer darauf setzt, dass mein kranken Hirn schon die richtige wahnsinnige Idee ausspuckt. Meine Familienrolle ist da etwa so was wie der bekloppte Onkel, der zu Familienfeiern gerne mal im Taucheranzug auftaucht. Hätten einige von uns Kinder - die würden mich lieben. Ich bin der Spaßminister.

Auch wenn die anderen Heimweh bekommen bin ich nicht weit weg und stelle irgendwas auf die Beine, was alle wieder aufheitern sollte. Da zeige ich gerne meine von anderen meist geliebte und meist gehasste Seite. Was ich veranstalte macht Spaß aber mich etwas Veranstalten zu lassen ist die Hölle. Ich bin da unendlich Deutsch und das wissen die anderen auch. Wer will was wann wo machen, wer bringt was mit, wann wird das gemacht und welche Schritte müssen gemacht werden, damit das Endergebnis zufriedenstellend wird? Und noch schlimmer: Du hast das nicht gemacht, oder zu spät oder nicht so, wie ich das will? Ich gebe dir dreißig Sekunden Vorsprung und dann fange ich an zu laufen!

Ist ja auch wahnsinnig. Ich bin Deutsch und Wirtschaftsstudentin - eine Alptaumkombination fuer andere Kulturen. Die Fontys hat mich praktisch auf Ergebnisorientiertheit getrimmt. Ich mach da erst mal nen Durchführungsplan, wäge meine Ressourcen ab und finde dann heraus, was man mit dem Vorhandenen so basteln kann. Ich würde mal sagen, dass diese Ergebnisorientiertheit die anderen auf einer Skala von 1 bis 10 etwa so eine 8,5 nervt. Und wenn ich mal eine Sache in den Verwantwortungsbereich einer anderen Person abgebe, fühle ich mich schon ganz wild (und stalke denjenigen ja doch zu Tode, weil ich wissen will, wie es so läuft).

Braucht jemand ne abgefahrene Kopfbedeckung? Wir hätten da ein paar...

Aber hey, ist bis jetzt immer alles noch ganz gut gegangen und ich kann mich ja von Zeit zu Zeit auch mal locker machen in Sachen Spaßveranstaltungen. Die meisten dem Wahnsinn entsprungenen Ideen habe ich ja doch spontan. Und ich bin verdammt gut im Anstiften. Das hat dann unter anderem zur Folge, dass die absurde Küchenpflanze, die aus unserer Spüle wächst, gehegt und gepflegt wird (Sie heißt Horst und wenn jemand die auch nur schräg anschaut, bekommt der Kloppe von mir), mir alle zuhören müssen, während ich die schwedische Fassung der Elizabeth Taylor Biografie aus den 80ern rezitiere oder ich wahlweise auch die Fähigkeit zur Reproduktion des Franzosen aus dem anderen Wohnheim kurz in Gefahr bringe, weil der böse zu jemandem aus La Familia war und ich mich der Sache mal annehme (könnt ihr sagen, was ihr wollt - ich zähle das eindeutig zum weiten Feld der Spassveranstaltungen).

Weil egal wie sehr mich La Familia nervt und egal, wie oft ich mich über sie beschwere: Das ist MEINE Gang und nur ich darf schlecht über die sprechen. Wenn jemand was über La Familia sagt, dann muss der halt mit dem Verlust seiner Reproduktionsfähigkeit rechnen - oder noch schlimmer: Ich mache ihn zu meinem persönlichen Assistenten bei der nächsten Spaßveranstaltungsplanung! Over And Out :)

Donnerstag, 22. März 2012

Von Wikingern, positiver Energie und Fahrradstapeln

Lieber Herr S.

ich befinde mich derzeit im Auslandssemester in Schweden und bin auf die wahnwitzige Idee gekommen, ein paar Kurse in Skandinavistik zu belegen. Eigentlich hatte ich gedacht, dass das ja ganz gut für die Erweiterung meines Horizonts wäre - immer nur wirtschaftsbezogene Fächer belegen macht einen über kurz oder lang doch nur zum Fachidioten mit einem Horizont bis kurz hinter dem eigenen Pony, nicht wahr? Nun ja, ich habe da denke ich falsch gedacht. Ich habe Freitag ein Examen in skandinavischer Geschichte und ich bin mehr als absolut gar nicht dazu in der Lage, da auch nur irgendwie Zusammenhänge herzustellen und auch nur irgendwas zu verstehen. Deswegen wollte ich Sie fragen, ob es vielleicht möglich wäre, wieder an die plötzlich extrem geliebte Fontys zurückzukehren und Geschichte mit Statistik I und II und meinetwegen auch III zu tauschen? Ich würde derzeit lieber freiwillig ohne Taschenrechner irgendwelche Koherenzkoeffizienten ausrechnen, deren Ergebnisse unwahrschlich lange Dezimalzahlen haben, als mich noch eine Sekunde länger mit Nationbuilding oder Christianization in Scandinavia zu beschäftigen. Ist das ein Deal?

Schöne Grüße aus Schweden

Samira

Alles klar soweit? Nee? Keine Sorge, ich schnalls auch nicht.
So oder so ähnlich könnte der Brief lauten, den ich gerne an meinen alten Mathedozenten schicken würde. Seit meinem Skandinavistikabenteuer lerne ich Statistik plötzlich doch sehr zu schätzen. Es kann einfach nichts ätzender sein, als irgendwelche Abfolgen von Königen nachzuvollziehen, die sich gegenseitig bekriegen, hier mal ein bisschen Land an sich reissen, da mal was verlieren, dann durch undurchsichtige Verwandtschaftsverhältnisse und irgendwelche Erbrechte mal eben König von Polen werde,n um sich dann von irgendeinem Rivalen abschlachten zu lassen - nicht aber ohne vorher eine der Töchter an den König von Unteroberlinksrechts-Schlesien zu verheiraten, damit das dann auch noch ins Königreich gehört - das aber selbstverständlich durch irgendeine Rebellion wieder zerschlagen wird - wahlweise von jemandem, der Verwandtschaftsverhältnisse mit Arabien und/oder Takatukaland hat.

Ich meine, ich bin ja schon passionierte Gala-Newsticker-Leserin und meine Fähigkeiten, mir persönliche Verhältnisse merken zu können, sind wirklich überdurchschnittlich gut ausgeprägt - aber Geschichte zwingt selbst mich in die Knie. Da helfen auch keine zehn Jahre Klatsch- und Tratscherfahrung mit A. Die liebe A. hatte übrigens in ihrer Zeit in Finnland auch Skandinavistik und die reagiert auch ganz allergisch auf Gustav Vasa, den schwedischen Obermufti im späten Mittelalter und der frühen Moderne. Weil, History Fun Fact: Finnland und Schweden gehörten fuenfzehnhundertschlagmichtot beide zu Schweden, während Denemark und Norwegen auch ein Statt, wenn auch zwei unabhängige Königreiche waren - salopp ausgedrückt Norwegen aber die Bitch von Dänemark war.

Ihr merkt schon, das ist alles ein bisschen undurchsichtig. Und das hilft mir auch nicht, dass wir nur Quellen haben, die für Geschichtsdoktoranden sind und deswegen gerne mal eine Querreferenz gemacht wird, die ich echt nicht verstehe. Ich zitiere: "The Nationbuilding in Norway took similar paths like the Christianization process in the early medieavel England". Da sitze ich dann davor und denke nur so "Hääääää?" und dann muss ich doch wieder meinem Kumpel Wikipedia fragen. Denn außer Wikipedia, den Doktorquellen und meinen mehr als obstrusen Mitschriften gibt es leider nichts auf Englisch und mein Schwedisch ist ja immer noch nicht so Hammer.

Was haben Wikinger gemacht? Das da!
Denn erst habe ich gedacht, ich sei einfach nur doof, dass ich nicht dazu in der Lage bin, da mal ordentlich was mitzuschreiben. Aber dann haben wir uns gestern mal eine Aufnahme des letzten Seminars angehört und da wurde klar, dass eine ordentliche Mitschrift Mission Impossible ist. Der Dozent ist verwirrt. Und wenn er mal ein Wort nicht weiss, macht er das mal gerne pantomimisch vor. Und er stellt gerne Fragen, auf die er nie eine Antwort gibt.

Deswegen haben meine Lerngruppe und ich gestern auch Galgenhumor entwickelt und ein Ratespiel daraus gemacht: Dozent: "It is very important for the exam to know that Denmark had it, Sweden only partly und Norway didn't have it at all. Now, let's talk about identities...". Klassisches Beispiel, Antwort nicht gegeben und gleich mal weiter zum nächsten Thema. Deswegen haben wir dann nach individueller Erleuchtung immer die Hand gehoben und gesagt: "Möchte lösen!" um dann alle von den Fragezeichen zu erlösen, indem man "Feudalismus!" brüllte. Das konnte man aber dann wirklich auch nur wissen, wenn man die Doktorquellen durchgelesen hat. Kein Wunder, dass ich da nix gerafft habe. Und auch das mit den Wikingern immer noch nicht so raffe.

Nachteil ist auch, dass ich so ziemlich die einzige im Kurs bin, die weder Muttersprachlerin noch Geschichtsstudentin ist. Deswegen bin ich da ein bisschen in Nachteil, weil ich für alles ein bisschen länger brauche, als alle anderen. Ich hatte mich ja zuerst in Sicherheit gewogen, als ich am Anfang des Semester so viele Menschen aus Singapur in dem Kurs gesehen habe - naja, es stellt sich raus: Die erste Sprache in Singapur ist Englisch, die sind mir also weit voraus. Ich bin kurz davor, morgen bei einer Frage zu den Wikingern einfach das oben gezeigte Piratenschiff aufzumalen. Aber bei meinen nicht so guten Zeichenskills könnte man wahrscheinlich nicht mal das erkennen. Ich habe diese Woche auch schon viele Anmerkungen über meine nicht so tollen Zeichenfähigkeiten hören müssen.



Ich habe nämlich dann mal diese wirklich vergiftete Atmosphäre in unserem Flur versucht, ein bisschen aufzulockern. Schließlich war ich mal Human Resource Manager in der Mini (tausche auch gerne noch mal Mini gegen Geschichte II, das mich ab nächster Woche erwartet. Yay). Wenn ich will, kann ich also praktisch sofort als Diplomat bei der UNO anfangen. Und deswegen dachte ich mir, dass ich diese Zettelkommunikation mal nutze, um auch mal ein bisschen positive Energie zu verbreiten. Deswegen habe ich einfach nur einen Zettel an den Kühlschrank gehängt, der allen einen schönen Tag wünscht. Vorher hing da was Nettes wie "An das Arschloch, das immer das Essen klaut: Ich hoffe du erstickst dran!" - das ist noch die entschärfte Version...

Hat auch ganz gut geklappt. Die Stimmung ist ganz gut, nur meine Sonne unten links wird immer wieder gerne bemängelt. Also noch mal für euch: Das da ist eine Sonne. Und jetzt hört auf, euch an so Kleinigkeiten aufzuhängen, oder ich singe "Jede Zelle meines Körpers ist glücklich" in Dauerschleife! Wir haben nämlich jetzt auch das Rätsel gelöst, wo das Essen immer hin ist (gruselig aber wahr): Wenn wir die Tür nicht verschließen, kommen ganz gerne mal Obdachlosen rein, klauen unser Essen, duschen (wenn das ein Obdachloser mit langen Haaren war, hat der bestimmt auch meine Spülung geklaut!) bei uns und schlafen dann in unserem Keller. Ein Traum. Bis jetzt habe ich aber noch keinen davon gesehen, Gott sei Dank. Aber naja, die Hausverwaltung hat das schön nicht erwähnt, aber die Masterstudenten, die schon was länger hier sind, haben uns da mal aufgeklärt. Aso, wenns sonst nichts ist... Schockt mich jetzt auch nicht mehr...


Wir haben jetzt auch eine tolle neue Sportart im Wohnheim entdeckt: Fahrradhochstapeln. Denn wenn wir im Vorgarten eins genug haben, dann Fahrräder. Und irgendwann vor vier Wochen haben die beiden oben gezeigten Herren mal damit angefangen, Fahrräder zu Türmen aufzubauen. Und die müssen leise wie Ninjas gewesen sein - das ist nämlich meine Tür. Aber ich habe davon nichts mitbekommen - meine Mitbewohnerin hatte am nächsten Morgen die Freude, früh rauszumüssen und hat das dann entdeckt. Fand sie suuuuuper spaßig, weil sie sowieso schon spät dran war - und das rote Fahrrad ganz oben ihr gehört. Die stand dann nämlich im Vorgarten und hat sich gedacht "Ey Mann, wo ist mein Fahrrad?". War zu früh, um den Zusammenhang festzustellen.

Naja, und seit dem Vorfall macht das jetzt jeder. Ich weiss gar nicht, wie oft ich in letzter Zeit mein Rad aus irgendeinem Fahrradhaufen fischen und/oder irgendwie wieder von der Laterne runterkriegen musste. Seitdem haben wir auch raus, welche Räder ohne Besitzer sind und deswegen werden wir plötzlich alle zu Fahrradschlossexperten, weil wir jetzt gerne mal alle tauschen. Das war uns nämlich vorher schon klar, dass den 40 Studenten keine 100 Räder gehören können. Die meisten Studenten aus früheren Semestern lassen dir Räder hier im Vorgarten vergammeln.

Ja, so ist das dieser Tage. Wie man sieht, habe ich hier auch schon wieder extrem gut die Vermeidungstaktik angewendet. Ich hab palavert und palavert und palavert statt mir mal die Wikinger noch mal reinzuziehen. Mache ich aber jetzt. Tick Tack Tick Tack und so. Nur noch 21 Stunden. Over And Out :)


Montag, 19. März 2012

Die Knallerstory wie ich vom Stuhl gefallen bin

Oha - ich kann es kaum glauben, aber die kriegen mich hier gerade tatsächlich ziemlich ans arbeiten. Freitag steht das Geschichtsexamen an und langsam geht mir ein bisschen die Zeit aus. Ich habe da mal wieder ein bisschen Zeitressourcen-Bingo gespielt und (surprise) mal wieder verloren.

Wieso passiert das eigentlich jedes Semester aus Neue? Erst denke ich, ach ich hab noch total viel Zeit und dann ist plötzlich schon wieder Klausurtag. Ich habe aber das Gefühl, dass vorarbeiten irgendwie kontraproduktiv ist. Weil ich habe nämlich vor zwei Wochen schon mal so halbherzig angefangen und war dann der Meinung, dass ich ja wenigstens schon was getan habe und dann deswegen nicht so früh mit dem Powerlernen anfangen muss.

Dann kam da allerdings das Problem, dass ich wegen der Hechtsuppensituation in Kopenhagen ziemlich krank geworden bin und deswegen nicht mal meinen schrecklichen Frauenroman länger als 30 Sekunden lesen konnte ohne abzudriften. Man kennt das ja - dieses ganze Geschnodder verklebt einem so das Hirn, dass man nicht mehr sonderlich geradeaus denken kann.

Naja, kaum hatte ich mich davon erholt, habe ich mich dann natürlich ans Werk gemacht und meine Mitbewohnerin und ich fanden uns extrem komisch, indem wir uns zum lernen unsere für eine Vorangegangene Crazy Hat Party erworbene Tiaras aufsetzten um uns näher in die Königszeit der Kalmarer Union hineinzuversetzen. Das hat soweit ganz gut geklappt. Ich konnte einiges aufholen. Und auch noch wahnsinnig viel Zeit darin investieren, mein Handy kennenzulernen und an den abgefahrenen Fotooptionen rumzubasteln. Doch nicht mehr lange...

Ja, da fand ich das noch lustig und konnte die Tiara tragen

Denn dann habe ich mich selber schon wieder total außer Gefecht gesetzt. Ich bin nämlich vom Stuhl gefallen und hab mir dabei ziiiieeeeemlich Aua gemacht. Wir hatten eine St. Patricksday-Party und sind auf die wahnsinnig witzige Idee gekommen, viele kleine grüne Ballons aufzupusten und mithilfe statischer Reibung an unseren Köppen an der Decke festzupappen. Das war lustig, bis - ja bis ich auf nichtsahnend auf diesen Volldrecksasoblödmann-Stuhl gestiegen bin um einen widerwilligen Ballon an der Decke festzumachen.

(Leute mir schwachen Gemüt jetzt mal überlesen) Und dann hab ich so mittendrin festgestellt "Ohoh. Die Stuhlpatte ist NICHT festgeschraubt. Erst habe ich dann versucht, die kippende Stuhlplatte zurueckzubalancieren, das hat aber dank exorbitant unterirdischer motorischer Fähigkeiten und meiner Unfähigkeit Rechts und Links umzudenken, wenn ich was rückwärts machen muss eher so gar nicht geklappt. Resultat war, erst rutscht die Stuhlplatte weg, dann kippe ich mit dem ganzen Stuhl um und "Schwupps!" lag ich auf dem Boden. Und wenn ich meine, ich lag auf die Boden, meine ich, dass ich mir erst volles Karacho das Steißbein geprellt habe und weil das noch nicht genug war, bin ich danach mit dem Kopf aufgeschlagen und habe diesen dann mal so richtig schön im Regal geparkt.

Auch mit angeknackstem Kopf kann ich tapfer lächelnd noch feiern

Ich würde mal sagen, man könnte meinen Zustand als durchaus desolat danach beschreiben. Meine brasilianische Kumpanin hat auch gleich erst mal gedacht, dass ich mir nen Schädel-Basis-Bruch zugezogen hätte. Aber es war alles gut. Nix kaputt, nur angeknackst. Ich habe mir zwar ein bisschen Sorgen um meinen Kopf gemacht, aber ich hab da nur zwei Beulen davongetragen - die jetzt sowas wie meine Kriegsbemalung sind.

Ich hab mich danach nämlich schlafen gelegt bis die Party anfing und dann war gut. Meine Mitbewohnerin und ich haben dann danach tapfer in meinem Bett gelegen und Geschichte weiter in Angriff genommen. Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt und so weiter. Und so lagen wir im Bett und ich habe mir was von König Gustav vorlesen lassen und das so lange, bis wir die Party fast verpasst hätten. Ja und als ich dann aufgestanden bin - Herzlichen Glückwunsch! Schöne Gruesse von meinem Steißbein.

Aber das war mir egal, ich bin dann trotzdem rausgegangen - entspannen kann man bei so nem 6000-Dezibel Bass eh nicht. Das hatte allerdings als Konsequenz, dass ich auf der Party die ersten zwei Stunden rumgelaufen bin wie ein gerade niederkommender Wal. Das war aber der Smalltalk-Eröffner schlechthin. So habe ich jedem gerne meine Leidensgeschichte erzählt und bin später auch dazu übergegangen, diese ungefragt zu erzählen. Und dann habe ich jeden meine drei Mörderbeulen fühlen lassen um die Dramatik der Geschichte zu unterstreichen und zu beweisen, dass ich mir das nicht ausgedacht habe.


Aber naja, ich kann jetzt wieder aufrecht stehen und wenn ich auf der Stirn schlafe, tun mir die Beulen am Hinterkopf auch nicht weh. Also alles paletti. Dumm halt nur, dass mich das in Geschichte halt total zurückgeworfen hat. Aber jetzt sitze ich hier und versuche, das alles aufzuholen. Das geht allerdings nicht so flott, wie ich das will und mir geht dieser ganze Zirkus im späten Mittelalter auch ganz schön auf den Keks. Warum haben die sich nicht einfach vertragen? - dann müsste ich jetzt nicht diesen ganzen Schmarrn auswendig lernen... Ist noch schlimmer als bei GZSZ!

Aber wie ihr bestimmt gesehen habt - ich kann das wenigstens am Strand machen. Also alles wieder im Gleichgewicht. Ich muss mich jetzt nur noch dazu bringen, nicht ständig auf das Meer, sondern auf meine Manuskripte zu starren. Ich fang da jetzt auch gleich mal mit an. Also so in fünf Minuten. Oder zehn. Over And Out :)

Donnerstag, 15. März 2012

Wohnheim-Wars

Diese Woche im Wohnheim ist ein bisschen verrückt. Eigentlich auch nicht nur ein bisschen - sondern total verrückt. Es ist ein bitterer Krieg der Nationen ausgebrochen. Und dieser Krieg wird mithilfe von mehreren Zetteln und mehr oder weniger guten Englischskills in Sachen Rechtschreibung und Grammatik ausgetragen.

Denn das Problem bei uns ist: Die Küche sieht aus wie Sau, der Müll wurde auch mal wieder nicht rausgebracht und diese schleimige Haarparty im Abfluss unserer Gemeinschaftsdusche will ich gar nicht erst erwähnen. Das bringt ja über kurz oder lang jeden dazu, einen Totalausraster zu bekommen. Ich glaube, dass selbst der Dalai Lama da nicht gechillt an die Sache rangehen würde.

Naja, die letzte Zeit haben wir das halt immer so hingenommen - bis, ja bis der Franzose anonym einen offenen Hassbrief an das chinesische Pärchen geschrieben hat, das immer gerne die Kartoffelschalen in der Spüle abgelegt und niemals daraus entfernt. (Die sind bestimmt auch verantwortlich fuer die huebschen Pflänzchen, die aus unserer vor Schimmel ganz schwarz seienden Küchenabdichtung sind - ich weiss nicht, ob ich das toll oder schlimm finden soll).

Das chinesische Pärchen hat das natürlich nicht auf sich sitzen lassen und hat einen offenen Hassbrief zurückgeschrieben, in dem der ekelhafte Brie- und sonstwas fuer französische Käsesortengestank aus dem Kühlschrank bemängelt wurde (es stimm aber auch. Es erschlägt einen förmlich. Aber ich mit der Vorliebe fuer Käsesalami, die auch nicht unwesentlich riecht, halte mich da bedeckt) und die Drohung im Raum stand, das an die Student Union zu petzen.

Wenn man den ekelhaften Topf und den Schimmel
ignoriert  eigentlich herzerwärmend

Die Inhalte dieser Hassbriefe waren mehr oder weniger amüsant, da wundervolle Sätze wie "Informing Student Union when not clinning upp fucking fuck Mess" und "I know who leave fucking mess and I hate" auf diesen Zetteln stand.

Zuerst wurde ich verdächtigt, dass ich den Brief geschrieben hätte, da ich mich immer gerne beschwere - aber das auch zurecht - ich bin die Einzige, die anderen Leuten den Mist dann hinterherräumt (da stellt sich ja spontan die Frage - wieso eigentlich? Bin ich doof?). Da war ich natürlich schon ein bisschen beleidigt - weil ich erstens Englisch schreiben kann und Entschuldigung -  aber he/she/it - das S muss mit vergessen - das dezimiert den Kreis der Verdächtigen auf nur noch ausschließlich Franzosen und Asiaten (Nicht, dass ich hier jemanden beleidigen will - aber so habe ich das in einer eigenen Feldstudie mit 42 Wohnheim-Probanden selber festgestellt).

Ey kommt schon, ich hab wenigstens fröhliche Regenbogenklebestreifen benutzt...

Naja, seitdem herrscht Krieg. Irgendwas, was einem aufstößt? Erst mal nen schönen Zettel schreiben. Und ich habe mich da eigentlich ganz gut rausgehalten - bis heute irgendwer tatsächlich einfach mal meine sauteure Spülung geklaut hat. Oberste Dreistigkeit! Ich hatte schon länger den Verdacht, dass die jemand mitbenutzt - aber dass derjenige die gleich klaut? Da ist dann Schluss mit lustig. Demjenigen habe ich gleich erst mal meinen German Charme gezeigt.

Weil das Problem ist ja auch, man hat gleich 42 potentielle Täter, weil jeder in dieser Dusche ein und ausgeht - auch wenn ich mir die Dusche mit "nur" 13 Personen teile. Und da ich jetzt auch nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen will, habe ich diese freundliche Nachricht hinterlassen um meinem Ärger mal ein bisschen Luft zu machen. Ist zwar Kindergartenniveau - aber man! Das war die Spülung von L'Oréal! Die ist schon in Deutschland sauteuer - und hier in Schweden praktisch unbezahlbar. Und ich muss auch nicht sagen, dass ich aussah wie ein Pudel auf dem ACID-Trip seines Lebens, als ich mir die Haare geföhnt habe.
Und deswegen gehe ich diese Person jetzt mal aufspüren und gegebenenfalls skalpieren - je nach dem, wie sympathisch sie mir ist... Over And Out :)

Dienstag, 13. März 2012

Kopenhagen!

Ich habe es doch tatsächlich geschafft, endlich aus dem kleinen schwedischen Nest namens Halmstad herauszukommen und mir was anzusehen - Ich war im Kopenhagen!

Da ich wetterbedingt in der letzten Zeit nicht so darauf aus war, auch nur irgendwie das Haus zu verlassen, war es schön, endlich mal ein bisschen was zu sehen. Ich war ja auf meiner Durchreise schon mal in Kopenhagen - aber das hat ja nicht wirklich gezählt, weil ich übermüdet und außerdem auch alles dunkel war.

Um mir die Stadt dann noch mal richtig anzusehen, habe ich mir die zwei Franzosen aus meinem Wohnheim geschnappt und wir haben uns auf ins schöne Dänemark gemacht. Ist gar nicht so weit. Zweieinhalb Stunden mit dem Zug und man muss nicht mal umsteigen. Und da wir sowieso nichts Besseres zu tun hatten, haben wir uns halt mal ins Nachbarkönigreich gewagt.


Wie man hier sieht, waren Franzose I und ich auch gleich mal wieder die totalen Opfer, weil wir als allererstes gleich mal die Freunde auf Facebook haben wissen lassen, dass wir uns gerade in Kopenhagen befinden. Noh nix gesehen, aber hauptsache es schon alle wissen lassen.. Dann musste ich allerdings feststellen, dass mein Handy ein Dänemark-Rassist ist und erst mal überhaupt keinen Bock hat, auch nur irgendwo zu funktionieren. Außerdem wäre ich mit meinen süßen dreißig Kronen Guthaben wohl auch nicht sonderlich weit gekommen.

Denn was ich auch gleich mal feststellen musste: Dänemark ist SCHWEINETEUER. Da hab ich aber nicht schlecht gestaunt, als ich 250 Schwedische Kronen - also gut 30 Euro - umtauschte und dafür 160 Kronen zurückbekam. Das stellt insofern ein Problem dar, als dass ein Kaffee einfach mal 43 Kronen - also gut 8 Euro kostet. Da hab ich mich schon ziemlich gefreut. Das war auf jeden Fall der überteuertste Kaffee, den ich je in meinem Leben getrunken habe. Und dabei war der auch noch ziemlich mittelmäßig.


Aber abgesehen von den ziemlich unverschämten Preisen kann man eine Menge sehen. Natürlich wollte ich die kleine Meerjungfrau sehen und habe das auch tatsächlich hinbekommen. Allerdings war das wie mit allen Hauptattraktionen: Erst muss man irre weit laufen, weil diese dämliche Meerjungfrau am Arsch der Welt liegt, dann stehen ganz viele fotomachende Japaner vor der Attraktion und man kann sie gar nicht sehen - und wenn man die Meerjungfrau dann sieht, ist man enttäuscht, dass die echt einfach nur klein und ziemlich unspektakulär aussieht. Aber hey - ich habe sie gesehen. War ja auch nur eine dreiviertel Stunde Fussmarsch - Oneway.

Die Franzosen, die die Meerjungfrau nicht wirklich sehen wollten, fanden den Aufwand dann auch ein bisschen übertrieben. Deswegen musste ich dann gut eine halbe Stunde vor der Meerjungfrau ausharren, weil Franzose II dann wenigstens gute Fotos von dem Ding mit seiner Angeberkamera machen wollte. Franzose I und ich haben in der Zwischenzeit dann mal unsere Deutsch- und Französischkenntnisse gegenseitig aufgefrischt. Und wir sind auf die geniale Idee gekommen, dass wir sozusagen das arte des Wohnheims sind - wir geben alles für den kulturellen Austausch zwischen Frankreich und Deutschland.


Ich kam dann nach Kirche 1 bis geschätzte 3765 auch endlich auf meine Kosten, weil wir uns gegen Ende des Trips dann in die schöne Welt von Christiania aufgemacht haben. Das ist ein Freistaat mitten in Kopenhagen. Den haben irgendwann mal so Hippies gegründet und das ist wirklich eine eigene kleine Welt. Und man kann natürlich Unmengen von Gras kaufen. Aber selbst ich als nun wirklich niederlandeerprobte Studentin habe da Sachen gesehen, die selbst ich verwunderlich fand. Allerdings durfte ich davon leider keine Fotos machen und die Leute, die das Zeug verkauft haben, sahen auch nicht so aus, als würde man sich unwahrscheinlich gerne mit denen anlegen wollen.

Deswegen habe ich brav meine Kamera wieder eingesteckt und mir das mal genauer angesehen. Allerdings konnte eigentlich jeder sofort erkennen, dass wir da nicht wirklich hingehören. Erst mal hatten wir alle so richtige Touristenrucksäcke umgeschnallt, dann noch die riesige Angeberkamera von Franzose II und dann dazu noch dieses französische Genuschel hinter mir die ganze Zeit. Um das Bild komplett zu machen, hätte ich als deutsche Touristen auch gleich mal in Socken und Adiletten auftauchen müssen - aber das war zu kalt.

Denn auch, wenn die meiste Zeit die Sonne geschienen hat - in ganz Kopenhagen zieht es einfach wie Hechtsuppe. Und wie man unten sieht, sind wir ganz schön rumgekommen. Keine Ahnung, wie Franzose II das hinbekommen hat - irgendwie sowas Abgefahrenes mit seinem Smartphone - aber das war unsere Route. Dafür habe ich dann jetzt heute leider die Quittung bekommen, denn ich bin krank. Ziemlich krank sogar. das kommt halt davon, wenn man denkt, dass bei Windstärke 130 ein Schal total überbewertet ist. Ich gehe jetzt mal theatralisch sterben - hat sich aber gelohnt. Over And Out :)


Samstag, 10. März 2012

Neues vom Viralen Video Zirkus

Es ist mal wieder so weit, ich habe genug Material gesammelt, um euch mit einer neuen Top 10 der tollsten viralen Werbevideos zu versorgen. Eigentlich sollte ich mich nämlich auf mein dämliches Geschichtsexamen vorbereiten - aber ihr wisst ja, wie das ist.

Eigentlich will man lernen, aber uneigentlich ist da immer dieses seltendämliche Internet im Weg, das einen immer wieder metaphorisch auf die Schulter klopft und einem was ganz Tolles zeigen will. Das ist auch heute mal wieder der Fall gewesen. Wieso soll ich mich mit dem Skandinavischen Bronzezeitalter rumschlagen, wenn ich auch lustige Videos schauen kann? Schlecht fuer die Geschichtsnote - gute fuers Gemuet. Machste nix...

Hier etwas, das jetzt nicht ultraspannend - aber unwahrscheinlich gut gemacht ist. Zieht euch das mal rein und rechnet etwa so jede Minute das ganze Gesehene in Geld um. Wenn ich so eine grobe Schätzung abgeben darf, wuerde ich mal so sagen, das Ding hat etwa so 6 Trilliarden Euro in der Produktion gekostet. Und es hat geholfen. Sollte ich jemals eine ueberteuerte Luxusuhr haben wollen (und das  - machen wir uns nichts vor - werde ich, wenn ich dann mal Marktingleiterin von Coca Cola bin), dann werde ich mir eine von Cartier anschaffen. Promise.

Das hier ist auch echt nett anzusehen. Hat den armen Set- und Kostuemdesigner wahrscheinlich in den Wahnsinn getrieben, aber dafuer kriegt er jetzt wahrscheinlich eine Menge Respekt. Ich kann mir das immer und immer und immer wieder ansehen und habe wahrscheinlich immer noch nicht alles gesehen, was ich hätte gesehen haben muessen. Wie oft kann ich eigentlich noch wahrscheinlich in einen Satz packen?


Hier ein obligatroischer Angeberspot. Die haben alles und jeden aktiviert, die die im super hippen und angesagten Sportbereich finden konnten und die alle mal in einem schönen Spot zusammengesteckt, der einen die ganze Gefuehlsachterbahn rauf und runter fahren lässt. Ich finde es so abartig gut gemacht, dass ich den Verantwortlichen dafuer hassen will, weil ich mich sonst niemals von so nem emotionalem Bimbam einlullen lasse. Aber wahrscheinlich hatte ich nur das Pech, dass die Justice als besondere Untermalung druntergelegt haben und ich dann plötzlich das Verlangen verspuere, mich beim nächsten Parcours- oder Breakdancingkurs anzumelden...


Au, au, au - ich freu mich so. Meine liebste abgedrehte Serie kommt demnächst wieder, nachdem die einfach mal mitten in der Staffel eine irre lange Pause eingelegt hatten und ich schon befuerchtet hatte, es wäre abgesetzt worden. Ihr solltet euch das mal wirklich ansehen, sobald noch nicht passiert. Ein guter Freund hatte mir mal im Vertrauen erzählt, dass er sich das Leben genau so vorstellt wie am Community College. Das wäre schön, ist es aber leider nicht. Wir haben kein Alljährliches Paintball Deathmatch wo wir die ganze Uni auseinandernehmen und wir machen auch keine Star Wars Partys. Und leider, leider gibt es auch keinen Jeff Winger...


Genialer Coup von Chevrolet glaube ich. Erst mal: Wie geil ist denn bitte das Video?! Und Zweitens: Wenn man sowas mit dem neuen Sonic machen kann, dann will ich den auch! Wenn die Leute von Chevrolet mir das hier und jetzt und sofort versprechen, dass ich Musik von OK GO mit dem Auto machen kann, dann bin ich sofort bereit, Jacques Chirac links liegen zu lassen und mir so ein Ding anzuschaffen. Aber gut, dass das nicht möglich ist - ich hänge viel zu sehr an meiner kleinen Schrottmuehle...


Ich bin ja eigentlich so gar nicht der Freund von irgendwelchen Tiervideos, die irgendwelche jungen Frauen in meinem Alter auf Facebook teilen (am besten noch mit Herzchen im Kommentar) - aber schaut euch das doch mal bitt an. Das ist doch herzzerreissend! Ich hätte nie gedacht, dass Faultiere mich mal so fuer sich einnehmen können. Ich hatte vorher immer gedacht, die seinen irgendwie ein bisschen eklig. Hätten wir mit dem Voruteil also auch aufgeräumt. Schaut sie euch an, meine neuen Lieblingstiere: Die Faultiere (und wenn ihr das nicht toll findet, läuft das irgendwas ganz schief mit euch!)


Kann ich noch mal kurz auf Hirnchirurg umschulen und mir diesen Spass gönnen? Entschuldigung, aber das ist ja so pietätslos, dass ich da die Erste bin, die das mit anderen teilt. ¨Mehr muss man dazu glaube ich auch nicht sagen. Man schämt sich halt danach ein bisschen, dass man das lustig fand...


Warum kommt Coca Cola eigentlich nie an unsere Uni? Das wäre ein toller Spass an der Fontys geworden! Besonders, weil bei uns ja sowieso alle ueberdurchschnittlich koffeinsuechtig sind. Und Niklas hätte uns bestimmt auch was von dem Bageutte abgegeben - obwohl er wohl dreiviertel selber davon verputzt hätte. Wenn ich im September wieder an der Uni bin, setze ich mich auch einfach mal in den Colaautomaten und reichen Sachen raus - das wird ein Spass. Nur das mit dem Reinquetschen in den Colaautomat könnte ein Problem darstellen - aber das krieg ich hin.


Wo gehts denn hier zur nächsten Vorsorgeuntersuchung? Ich war mal so frei, auch dieses Video zu posten - auch, wenn es extrem stark auf die wiebliche Zielgruppe zugeschnitten ist. Das könnte ích mir glatt immer und immer und immer wieder ansehen. Fuer die männlichen Zusschauer hier: Besser nicht schauen - das wird grausam und ihr könntet Brechreiz bekommen. Oder wahlweise danach Maskulinisten wegen sexueller Ausbeutung eurer Geschlechtsgenossen werden.


Hallo? Das ist ja wohl mein ein Soupercoup, den die ARD da gelandet hat, oder? Konzipiert um das verstaubte Image unseres Öffentlich-rechtlichen Sender Nummer eins ein bisschen aufzufrischen, ist es einfach nur ein Ohren und ein Augenschmaus. Wer auch immer sich das ausgedacht hat: Ich liebe ihn!

Ich verabschiede mich jetzt erst mal nach Kopenhagen. Wir lesen uns nächste Woche! Over And Out :)

Donnerstag, 8. März 2012

Jag heter Samira & hör mich an wie ein kotzendes Pferd

Au man, ich krieg hier schon wieder einen mittelprächtigen Schreikrampf, weil das mit dem Fruehling ja wohl doch nicht so klappt, wie ich mir das vorgestellt habe. Als ich heute morgen aufgewacht bin, habe ich schon wieder auf eine weisse Schneedecke schauen muessen. Im Dezember habe ich mich noch wie Bolle gefreut - jetzt im März macht mich diese elende Schneerotze einfach nur aggressiv. Es ist unglaublich schwer, sich vorzustellen, dass es total warm ist, wenn ueberall total offensichtlich Schnee rumliegt...




Dabei habe ich diese Woche eigentlich gar keinen Grund, sonderlich aggressiv zu sein. Es läuft alles wie immer seine ruhigen und nicht sonderlich spektakulären Bahnen. Der Alltag ist wirklich mehr als eingekehrt in Halmstad. Die anderen Erasmus-Leute haben auch endlich aufgehört, sich wie wildgewordene Achtklässler aufzufuehren. Derzeit stehen die Zeichen eher auf How I Met Your Mother Abende und (aber nur im gestörten Fall meiner Mitbewohnerin und mir) Rock'n'Roll-Puzzeln, Stricken und Lesen.

Wir ziehen uns schon selber die ganze Zeit damit auf, dass wir eines morgens aufwachen werden und feststellen, dass wir die totalen Omas sind. Um das so lange wie möglich zu umgehen, versuchen wir Rock'n'Roll Versionen zu erfinden, die Alkoholkunsom und laute Musik beinhalten, während wir unseren Nervenkitzelhobbys nachgehehen.

Ich war diese Woche auch ziemlich Rock'n'Roll, weil ich hatte ein Schwedischexamen und habe es einfach mal nicht fuer nötig gehalten, die letzte Seite auszufuellen. Das lag aber mehr an der Tatsache, dass das Examen an einem SAMSTAGMORGEN (lasst euch das mal auf der Zunge zergehen) um neun Uhr stattfand und ich einfach mal super verklatscht war. Das war wohl also eher totale Verpeiltheit als vorsätzlicher Rock'n'Roll. Aber ich habe ja trotzdem bestanden und zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass die Fontys niemals, absolut NIEMALS Zeug auf die letzte Seite in Klausuren klatscht. Ich hätte das so machen muessen wie mein Mathedozent damals: "Samira, wenn das nicht offensichtlich gekennzeichnet ist, dass sich was auf der Rueckseite befindet, schaue ich da auch nicht nach. Ist mir viel zu anstregend das immer alles zu drehen und zu wenden". So wollte ich dann da auch mal gleich argumentieren - aber ich hätte da den Kuerzeren gezogen, weil mein Dozent es mich bestimmt in Schwedisch hätte sagen lassen.

Leider kann ich soweit aber nur sagen, dass ich Samira heisse, in Halmstad wohne, 23 bin und dass es gerade viertel nach zwei ist. Jag heter Samira, bor i Halmstad, är tjugotre år och klockan är kvart över två - klappt geschrieben schon echt gut. Wenn ich es allerdings ausspreche, höre ich mich an wie ein kotzendes Pferd und die Schweden verstehen mich auch nicht. Ich habe es gestern selber in der studentischen Stammbar an einem Schweden ausprobiert und der hat mich angesehen, als hätte ich Kisuaheli mit ihm gesprochen. Der fand das glaube ich ziemlich verstörend. Macht nichts, ich fand es auch verstörend, als er auf Deutsch geantwortet hat und ich kurz gedacht habe, es wäre niederländisch.

Nun ja, zum Abschluss wollte ich euch noch mein liebstes Werbefilmchen der Woche präsentieren. Das kann ich auch! Ich werde Regisseur. Ich habe das total im Gefuehl. Wenn das Gefuehl allerdings etwa so zuverlässig ist, wie das, das mir sagt, dass der Fruehling komt und das, das mir sagt, dass ich die letzte Seite der Klausur nicht unnötig nach Inhalten scannen sollte - na dann gute Nacht. Over And Out :)


Montag, 5. März 2012

Und schon wieder ein Jahr um!

Es ist tatsächlich schon ein Jahr vergangen, seitdem ich dieses kleine Projekt hier gestartet habe und es ist eine unglaubliche Menge in der Zwischenzeit passiert. Drei Semester in drei Ländern und 20.000 Blogbesucher später verfasse ich jetzt also diese Zeilen und blicke zusammen mit euch auf ein unwahrscheinlich turbulentes Jahr zurueck. Hier also die Highlights des letzten Jahres!

Ballern fuer den Weltfrieden
Au man, die Mini. Es unterschreiben glaube ich alle Fontysianer, dass die Zeit mit der Mini extrem intensiv ist - und das sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Man nennt das Modul HLA 8 - Project Mini Company ja nicht umsonst auch heimlich HLA 8 - Confrontation Skills Class. Wahllos zusammengwuerfelt mit 13 anderen Studenten muss man dann plötzlich fuer ein Jahr eine Firma ans laufen kriegen und ist wie in dem Fall meiner speziellen Mini ganz alleine verantwortlich fuer das Wohlergehen eines Hilfsprojekts in Nepal - aber kein Druck.


Der Druck und die gelegentliche Ueberforderung fuehren dann naemlich auch gerne dazu, dass sich sämtliche Minimitglieder gegenseitig skalpieren und/oder mit Anlauf mit dem Kopf voran gegen die Wand laufen wollen - und das immer wieder. Ich glaube, ich habe mich in meinem Leben noch nie so viel gefetzt und auch noch nie so oft versöhnt wie in der Mini-Zeit. Aber ich habe mich auch noch nie so verbunden mit anderen Studenten gefuehlt. Stundenlanges Rumstehen auf Weihnachtsmärkten, tagelage Produktionssessions und unertraeglich lange Gruppenmeetings schweissen unglaublich zusammen. Und wir haben auch alle wirklich was gelernt: Mord ist keine Lösung und von Zeit zu Zeit muss man sich mal so richtig asozial in die Haare kriegen -  das ist gut fuers Seelenheil.

Was ist das eigentlich los gewesen? Ich dachte, ich sei unglaublich exotisch indem ich mich fuers Praktikum nach Hamburg und fuer das Auslandssemester nach Schweden aufmachte. Aber Pustekuchen, mit meiner Wahl war ich da anscheinend nur so langweiliger Durchschnitt. Im dritten Jahr haben meine Kommilitonen und ich uns dann nämlich alle in die grosse weite Welt aufgemacht als gäbe es kein Morgen mehr. Und es gab und gibt immer eine Menge zu erzaehlen und ich lasse mir auch gerne berichten, wie das Leben in Mexiko, Hong Kong, Finnland, auf Bali oder in sämtlichen Städten Deutschlands ist.


Man kann meinen Mitstudenten und mir nämlich nicht gerade vorwerfen, dass wir totale Stubenhocker sind. Wir haben die Möglichkeit ueberall in der Welt rumzutingeln und die nehmen wir auch wahr. Ich habe mich am Anfang des Studiums immer ein bisschen gewundert, wo eigentlich das "International" in "International Marketing" abbleibt - aber dann habe ich gemerkt, dass man sich einfach nur bis zum dritten Jahr gedulden muss. Und deswegen lasse ich euch auch an dieser Stelle exotische Gruesse aus Schweden da - da wo am Strand die Palmen stehen - zumindest behaupten das die Ärzte in Jag Alskar Sverige... Ich selber glaube da ja nicht so dran. 

Was fuer eine Erfahrung - drei Jungs und eine Wohnung vs. ich. Ich habe glaube ich noch nie so viel geflucht aber auch noch nie so viel Spass gehabt wie in meiner Hamburger- WG. Ich nenne dieses Semester meine ganz eigene Erfahrung in Sachen geschlechteruebergreifende Kommunikation. Es gab hunderte Situationen in denen ich mich wiederfand, in denen ich die unlockere, ewig nörgelnde Meckerziege war, die ich nie sein wollte. Aber wenn da einfach einer drei Wochen lang sein Geschirr in der Spuele verrecken lässt - Entschuldigung, da muss man ja mal von Zeit zu Zeit einen Vollausraster bekommen.


Aber auch wenn die Abwaschgewohnheiten meiner Mitbewohner eher nur so mittel waren, waren sie die meiste Zeit einfach nur Gold wert. Endlich musste ich mir keine Gedanken mehr um sauschwere Wasserkästen machen, die irgendwie in den dritten Stock hoch mussten oder, dass ich nachts alleine vom Kiez nach Hause laufe. Oh und natuerlich musste ich keine Alpträume darueber haben, dass uns der Biervorrat ausgeht oder ich ein Bundesliga-Ergebnis verpasse - aber das hat mich ja eher nur so peripher tangiert.

HLA10 - Der Liveticker
Noch so eine Nervenkitzelaufgabe im vierten Semester. Die HLA 10-Pruefung war echt nicht ohne. Gruppe Playbär - also meine liebsten Mitstudenten und ich - mussten die knifflige Aufgabe lösen, innerhalb von sechs Stunden einen gesamten Marketingplan aus dem Boden zu stampfen und am besten niemanden dabei umzubringen. Das klappte auch so weit und so gut, aber es gab einige Momente, an denen wir haarscharf an der ewigen Freundschaftskuendigung vorbeischrappten.


Doch dank unserer unglaublichen diplomatischen Skills haben wir das ohne groessere Vorfälle ueber die Buehne gebracht. Hilfreich waren wahrscheinlich auch die unzaehligen Speisen und Getränke, die Niklas in seinem Heim hervorzauberte. Und ich finde, wir haben da eine echt Medaille verdient. Denn wenn sechs so grosse Egos aufeinandertreffen wie bei Playbär ist das echt schon was wert, dass wir und unsere sechs verschiedenen Meinungen das irgendwie gemanaged bekommen haben.

Der Beginn einer schlimmen, schlimmen Ära. Ich habe mich bis heute noch nicht von der Sucht des immensen Enegerydrink-Konsums befreien können. Denn ich habe gemerkt, dass Energy Drinks halt nur so mittel fuer die Gesundheit sind, man aber auf jeden Fall mehr auf die Kette kriegt, als ohne. Und das habe ich ja seitdem immer ganz gut zu meinem Vorteil genutzt. Jetzt kann echt jede Abgabe kommen - gib mir so zwei oder drei Dosen von dem harten Zeug und ich schreib die ganze Nacht durch. Seitdem weiss ich, was da alles noch möglich ist, wenn man nur will.


Gut, die Dinger haben auch etliche Nebenwirkungen, weil man in ein ziemliches Konzentrationstief fällt und man auch nicht mehr sooooo gut schlafen kann - aber machste nix. Manchmal hat halt so eine Abgabe oberste Prio. Schlafen und körperliche Gesundheit können mich dann mal. Gut, man könnte jetzt argumentieren, dass ich einfach mal frueher und strukturierter an Bericht etc. herangehen sollte - aber ich bitte euch. Das ist doch Wettbewerbsverzerrung!

Schweden ach ja, Schweden. Ich bin zwar noch mittendrin, aber ich nehme es trotzdem in meine Hall of Fame auf. Dieses Semester ist echt so ein Semester, wie man es immer wieder in schlechten amerikanischen Collegefilmen sieht. Es ist zwar jetzt nicht so, als wäre ich pausenlos breit und wuerde mich nicht auf die Uni konzentrieren, aber es ist auf jeden Fall etwas total anderes, als alle anderen Semester zuvor. Denn wenn man nur zwei Kurse die Woche hat, kann man halt auch mal die Sau rauslassen. Denn ich bin einfach zu Deutsch, um mich immer gehen zu lassen, wenn ich genug andere Arbeit habe.


Aber da ich dieses Semester eben keine nennenswerte Arbeit habe, geniesse ich das Leben halt mal fuer vier Monate in vollen Zuegen. Ausserdem ist es meine Once in a Lifetime Chance um Leute vom ganzen Erdball in lockerer Atmosphäre kennenzulernen und mich mit ihnen auszutauschen. Doch ich denke, dass das auch nur ein Semester lang spannend ist. Wenn ich das mein ganzes Studium lang machen wuerde, wuerde ich wahrscheinlich wahnsinnig werden. Aber fuer den Moment geniesse ich es jetzt halt und mache mich einfach mal ein bisschen locker.

Definitiv Zeit schreiend im Kreis zu laufen
Die Studienarbeit. Oh man. Ich bin so froh, dass die vorbei ist. Denn ich finde, dass es nichts Schlimmeres gibt, als den ganzen Tag alleine in seinem stillen Kämmerchen zu sitzen und ueber irgendwelche Probleme zu brueten, während alle anderen irgendwas machen, was Spass macht. Zwar kann man prinzipiell auch machen, was einem Spass macht, aber dann kriegt man spätestens bei der Benotung die Quittung dafuer. Das ist dann immer ein bisschen suboptimal, wenn man zwar nen netten Tag mit Freunden hatte, aber leider ein Semester dranhängen muss, weil man sich zu wenig mit seiner Studienarbeit auseinandergesetzt hat.


Und weil man halt weiss, dass da ein ganzes Semester von abhängt, macht die ganze Geschichte auch gleich weniger Spass. Und man verliert irgendwann den Bezug zu jeglicher Realität. Man weiss nicht, wie spät es eigentlich ist, was man die letzten drei Stunden eigentlich geschrieben hat und woher plötzlich die ganzen Schokoladenverpackungen auf dem Schreibtisch kommen. Aber wenn man das Ding dann endlich fertig hat, ist das Hochgefuehl immens. Vergesst Drogentrips - wenn man die Studienarbeit abgibt, hat man ein natuerliches High, das man wahrscheinlich sonst nur bekommt, wenn man sich Herion direkt in die Halsschlagader spitzt (Nicht, dass ich das schon mal ausprobiert hätte).

Die Suche nach einem geeigneten Praktikum war auch so ne Sache. Erst mal musste man fuer sich selber ausmachen, welches Unternehmen und welcher Unternehmensbereich denn da so am geeignetesten fuer einen ist und dann muss man auch noch darauf hoffen, dass die einen dann nehmen. Ansonsten muss man halt seine Seele an die Zigaretten-, Fastfood- oder wahlweise auch Waffenindustrie verkaufen - was ja mehr als suboptimal wäre.



Und so ist man gezwungen sich ständig irgendwelchen Niederlagen hinzugeben und ewig in der Weltgeschichte herumzutingeln, bis man DAS Praktikum gefunden hat. Da kriegt man immer gleich Existenzängste und sieht sich selber schon als Imbissbudenfachverkäuferin enden. Totally screws with your mind. Zumindest war das bei mir so. Denn man fischt sich als Vergleich ja auch immer die drei Prozent der Experten raus, die mal kurz im Unternehmen vorbeigeschneit sind und dann gleich ihr Traumpraktikum im ersten Versuch abgestaubt haben. Dass die anderen 97% genauso am Sack sind wie man selber verdrängt man dann immer ganz gerne. Und es ist ja trotzdem noch fuer jeden echt gut ausgegangen.

Wissen belastet
Fuer mich ist es auf jeden Fall gut ausgegangen, das Leben beim Verlag war ja wirklich sehr spannend. Ich war in die Google-Zentrale, habe mir mal eben so Basiswissen in HTML und CSS angeeignet und habe alles ueber das Verlegerdasein gelernt. Gut, ich glaube, ich habe nichts - absolut gaaaaar nichts - von dem anwenden muessen, was ich im Stuium gelernt habe, aber dafuer ist das Praktikum ja wahrscheinlich da. Ich habe keine Marketingstrategien oder neue Produkte entwickelt, ich habe einfach nur ein paar Onlineshops betreut - aber das hat mich mehr fuers Leben gelehrt als alle vier Semester an der Uni zusammen.

Und ich habe gelernt, wie das so ist, wenn man das absolut unterste Glied der Nahrungkette ist. Nicht, dass ich den ganzen Tag nur Kaffee gekocht hätte - aber wenn es irgendwo eine Exceltabelle zu erstellen oder eine unliebsame Kundenanfrage zu beantworten gab, konnte ich mir sicher sein, dass diese unehrenhafte Aufgabe auf meinem Schreibtisch landet. Und das Dumme war: Ich konnte das nicht mal an jemanden abdruecken. Aber das ist wie im Studium. Da muss man manchmal halt auch durch Kostenrechnung und Accounting durch, wird aber danach mit Konsumentenverhalten belohnt. In meinem Praktikumsleben war das dann die ausgiebiege Lektuere der Belegexemplare und die alltägliche Volleskalation mit meinen Kollegen, in dem wir eine halbe Stunde nur Bullshit geredet haben um den Kopf freizukriegen.

Roadtrip nach Schweden I + II

Eindeutig das Erlebnis des Jahres. Der Stress des Praktikums und dieser seltensämlichen Studienarbeit endlich hinter mir liegend, lagen 15 Stunden, 900 Kilometer und drei Länder vor mir. Es gab unendlich viel zu sehen und zu erleben. Und das Gute war: Es gab nur mich und niemand hat geredet - 15 Stunden lang. Manchmal ist es echt ein Segen, wenn man ein Abenteuer mal ganz alleine erleben kann.

Und es war eine gute Möglichkeit, mit dem stressigen Semester ganz in Ruhe abzuschliessen und mich auf das neue vorzubereiten. Ich denke, dass ich dem Trip auch auf dem Rueckweg wieder machen werde. Kostet ja auch schliesslich nur 29 Euro, wenn man rechtzeitig bucht. Voll das Schnäppchen!

So, dann fange ich jetzt also mal mit dem neuen Jahr an. Over And Out :)