Sonntag, 24. März 2013

Abgebissene Fledermausköpfe und die Oceans Eleven-Exitstrategie

Na ihr kleinen Schäfchen? Was macht das Leben? Ich habe mir ja jetzt schon die Freiheit genommen und meinen lieben Blog ganze zwei Monate ruhen lassen. Es sind viele Dinge in den letzten acht Wochen passiert und die Doppelbelastung meiner Agenturarbeit und der Bachelorarbeit nimmt doch schon sehr viel mehr Zeit in Anspruch als vorher gedacht. Deswegen hab ich leider nicht so Zeit euch mit meinen banalen Alltagskommentaren vollzuspammen. 

Trotzdem muss ich ja schon sagen, dass ich euch ein bisschen vermisst habe. Derzeit ist alles so furchtbar, furchtbar ernst und da kommt mir diese Abwechslung ganz gut gelegen. Heute habe ich mir vorgenommen, das böse Wort, das mit "B" anfängt und mit "achelorarbeit" aufhört lieber einfach mal nicht zu thematisieren, da ich sonst bestimmt sofort wieder suizidale Gedanken bekomme und vielleicht auch doch auf Landschaftsgärtner umschule, wie es mir der Eignungstest damals beim Abi empfohlen hat (wobei ich mich immer noch jedes mal, wenn ich daran denke, "What the fuck, liebes Arbeitsamt?!" frage - Würmer und Erde sind einfach überhaupt gar nicht mein Ding).

Er ist zwar schön, aber langsam hab ich mich an meinem Projekt schon sattgesehen...
Ich erzähle euch lieber was über mein Projekt. Denn ich habe mir ja den langgehegten Traum mit meinem Abschluss-Praktikum erfüllt, in die große weite Welt des Fundraisings und des Gutmenschentums einzutauchen. Nachdem ich zwei Monate die etwas bürokratisch angehauchte Konzeption meines Projekts hinter mich gebracht habe, in dem ich mich durch den tiefen Sumpf der Internetrecherche und den dichten Dschungel der Exceltabellen kämpfen musste (währenddessen auch oft flüchtige Gedanken darüber, vielleicht doch lieber Hausfrau und Mutter zu werden), ist mein Projekt jetzt in vollem Gange. 

Sieht man nicht so gut, aber hier hängt unser Plakat im Schaufenster.
Da bin ich schon sehr stolz drauf, geb ich zu.

Deswegen bin ich jetzt voll dabei, den Kölner Dom zu retten. Ich hab ziemlich viel zum Projekt beigetragen und bin deswegen halt einfach mal so stolz, dass ich mich in letzter Zeit auch gerne mal fröhlich hüpfend fortbewege. Das Projekt gut und wann sieht man schon mal eine Anzeige in der Zeitung, an der man maßgeblich beteiligt war und wann darf man schon mal auf dem für die Öffentlichkeit unzugänglichen Teil des Doms mit dem Dombaumeister rumchillen und Dreharbeiten überwachen, während man die ganze Stadt und die Nebenstädte überlickt (wobei ich immer gerne Richtung Bonn winke, um die Fontyspraktikanten bei der Telekom freundlich zu grüßen)? Ich gehe davon aus, dass mir diese Ehre in diesem Leben nicht mehr so oft zuteil wird. Deswegen nehme ich da jetzt so viel von mit wie möglich - bevor ich dann Koalazüchterin in Australien werde. 

Also es ist aber jetzt auch nicht so, dass ich den lieben langen Tag von Dreharbeiten zu wichtigen Terminen eile, ich bin und bleibe ja nun mal Praktikantin und ich habe deswegen auch die ehrenvolle Aufgabe, gefühlte fünf Millionen Flyer durch halb Köln von A nach B zu schleppen, aus einer Menge von 1000 bunten Losen alle roten Lose auszusortieren, weil die sich sonst mit dem rot der Kampagne beißen oder wahlweise auch bei minus fünftausend Grad im halben Schneesturm auf dem Dach des Doms stehe und Fotos mache, die dann doch nicht veröffentlicht werden (und dabei versuche, die sauteure Kamera nicht vom Dom fallen zu lassen, weil meine Finger eingefroren sind und es unmenschliche Kraft benötigt, da was festzuhalten). 

Aber ist alles nicht nur Happy Hippo. Gerne darf ich auch
mal Lose aussortieren oder bei -5000 Grad warten.

Ich lerne also gerade doch schon viele Dinge für's Leben. Das hat allerdings den Effekt, dass ich zur absoluten Spaßbremse mutiere, weil ich Abends nach meinen Heldentaten einfach nur noch erledigt bin. Platt. Total fertig. Tot. Manchmal sogar so daneben, dass ich sehr lange dem Eingabesymbol auf meinem Worddokument beim blinken zusehe, ohne dabei irgendwas zu denken, geschweige denn irgendwas zu machen. Deswegen steht da auch noch nicht so viel bei dem bösen Wort mit "B". Aber ich hab mich umgesehen, die anderen haben auch noch nicht so viel, das beruhigt mein Gewissen wieder ungemein.

Manchmal versuche ich mich selber immer damit zu rechtfertigen, dass ich mich ja den lieben langen Tag für das Allgemeinwohl opfere und das böse Wort mit "B" dementsprechend zweitrangig ist. - Aber machen wir uns nichts vor. Wenn ich einen Abschluss haben und nicht als Imbissbudenfachverkäuferin (was vielleicht aber doch ein Lebenstraum sein könnte und das ist mir vielleicht einfach nicht klar) oder als die verrückte Alte, die morgens im Penny immer Wodka kauft (definitiv keine Option) enden möchte, muss ich das Ding jetzt halt mal schreiben. So ein Mist!

Gut, vielleicht bin ich beim bösen Wort mit "B" auch abgelenkt...

Aber ich habe, falls gar nicht mehr geht, meine Exitstrategie auf jeden Fall bereit. Über unserem Büro ist nämlich das Atelier von Gerhard Richter, diesem unwahrscheinlich krassen Künstler, der die Blätter, auf denen der seine Pinsel sauber macht, noch für drei Trilliarden Dollar verkaufen kann. Der lässt nämlich mal ganz gerne Kisten mit Kunst in unserem Flur stehen und ich frage mich, wie viel ich dafür bekommen würde, wenn ich da mal so ne Kiste mitgehen lasse. Gut, außer ebay hab ich jetzt keine Schwarzmarktkontakte, aber wenn es brenzlig wird, finde ich da bestimmt jemanden. (Wenn einer interessiert an so ner Oceans Eleven Nummer ist - kommt gerne auf mich zu. Aber ich bin Danny Ocean, damit das gleich klar ist!)

Mein Ticket in die Freiheit muahahaha.

Auch mache ich gerade selber die Erfahrung, wie das so ist, wenn man als junge und hippe Agenturpraktikantin versucht was bei großen, konservativen Organisationen durchzukriegen. Einige Dinge dürfen nämlich nur "von ganz Oben" genehmigt werden und das ist - nun ja - müheselig. Es gab da schon so den ein oder anderen Tag, an dem ich mir an den Kopf gepackt habe und erst mal ne Runde schreiend im Kreis laufen musste.

Ich will dem Dom ja auch nur was Gutes aber anscheinend denken einige Menschen, dass ich schwarze Messen mit umgedrehten Kreuzen, abgebissenen Fledermausköpfen und Satansbotschaften rückwärtsgespielter Pink Floyd-Platten im Dom abhalten möchte. Aber gut, ich rechne da in nächster Zeit nicht mehr mit einem Durchbruch. (Wir haben trotzdem eine Facebookseite, die hab ich durchgekriegt muahahahahahahaha. Schaut mal rein und werdet auch gleich Fan - ich will hier ein Exempel statuieren, dass Facebook voll der heiße Scheiß ist aber derzeit sprechen die Zahlen frustrierenderweise gegen mich: Klikksu hier). 

Arbeiten mit der katholischen Kirche.
Da braucht man die Karte schon ab und zu.
Wegen all dem Trubel hier phantasiere ich in letzter Zeit überigens ziemlich viel über Urlaub, der mir aber bis Juli nicht gegönnt sein soll. Ich habe mir den halben Mai freigenommen, aber das kann man ja nicht wirklich Urlaub nennen. Das wird ja eher so ein Selbstversuch, mit wie vielen Leuten man sich innerhalb von zwei Wochen verkrachen kann (die meisten meiner engsten Bezugspersonen sind ja mittlerweile zukünftige Fontysabsolveten und ihr kennt das ja - Druck macht einen immer so unwahrscheinlich gesellschaftsfähig, besonders wenn beide Seiten den haben), wie viel Energydrinks ich in der Zeit konsumieren kann, so dass ich mich nur an der Grenze zum Draufgehen befinde und wie viele Tage ich es in Folge schaffe, mich nicht anziehen zu müssen.

Aber soweit ist es ja noch nicht. Jetzt rette ich erst mal den Dom, revolutioniere ganz bescheiden die katholische Kirche und halte Ausschau nach Priestern, die mich vielleicht irgendwo anschnallen und Facebook aus mir raus exzorzieren wollen. Over And Out :)