Montag, 31. Oktober 2011

Ich studiere Unterstreichen und Bunt Ausmalen, Nebenfach Singen und Klatschen

Heute will ich euch mal nicht mit diesem üblichen Blabla aus dem Nähkästchen meines Lebens zutexten, heute bringe ich euch mal ein bisschen was über Marketing bei.

"Bäääääh. Ih. Irgendwas mit Anspruch, da mach ich das Fenster mal lieber gleich wieder zu und schau nach, ob in den letzten 30 Sekunden was auf facebook gelaufen ist!" wird euch da wahrscheinlich durch den Kopf gehen. Doch das braucht ihr nicht, denn Marketing kann so viel Spaß machen. Weil man darf fernsehen und sich amüsieren und das dann auch noch Recherche nennen! Was will man also mehr?

Denn auch, wenn meine Mitbewohner und ihre Ingenieursfreunde immer wieder gerne betonen, dass ich International Malen und Bunt Unterstreichen mit Singen und Klatschen in Nebenfach studiere, ist das nicht wahr. Gut, ich gebe unter Umständen zu, dass ich mich wahrscheinlich auch mal so um 55,5 Milliarden Euro verrechnen würde, wenn ich die Bilanz von dieser Bad Bank machen müsste - Finanzbuchhaltung war noch nie so meine Stärke - aber Marketing, das kann ich. Ich will ja nicht angeben, aber ich würde sagen, dass ich das sogar richtig gut kann. 

Und da ich euch wie gesagt nicht mit so BCG-Portfolios und diesen kotzlangweiligen Porter's 5 Forces belästigen möchte, kommen wir gleich zum Spaßteil meines Studiums: lustige Videos gucken. Deswegen gebe ich euch hier meine Top 10 an tollen Werbebotschaften im letzten Jahr kreuz und quer durch sämtliche Marketingstrategien:


Platz 10 geht an ein virales Video. Länger als ein üblicher Spot und generell dafür gemacht, dass sich das Video im Netz rasend schnell verbreitet. Das Video ist toll, kommt aber leider nur auf Platz 10, da ich mir das Produkt einfach nicht merken konnte. "Das Video war so toll! Irgendwas mit Kameras. Hier dingens. Nikon oder HP oder so". Naja, war dann doch Olympus... Was ich aber gut an diesen viralen Dingern finde ist, dass sie meistens sehr aufwendig gemacht sind und man auf dem Youtubechannel ein Making Of sehen kann, das fand ich in dem Fall sehr hilfreich. 




Platz 9 ging an ein bisschen Product Placement in Sachen Musikvideos. Man kauft sich in Amerika als Marke gerne mit irre viel Geld in Musikvideos ein. In Deutschland ist das glaube ich verboten, aber Ray Ban  hier haben das in so ziemlich jeden It-Video des letzten Jahres gut durchgezogen. Taio Cruz und Bruno Mars ist das Ding ja praktisch an den Schädel gewachsen... 



Platz 8 geht an einen ganz stink normalen Werbespot, den ich aus dem deutschen Fernsehen kenne. Ich habe ihn gesehen und mich gleich verliebt. Ich finde ihn brillant und wenn ich in Flaschen abgefülltes Wasser nicht die überflüssigste Erfindung seit es Toaster, die Figuren in dein Brot brennen empfinden würde, würde ich nur noch VIO kaufen. "Sie haben Hasi gerettet!" ein Knaller. Wird nur noch getoppt vom Hasen-Styling.



Platz 7 geht an "Aus Scheiße Gold machen". Das kann man hier so wörtlich nehmen. Ich meine, der Trailer macht so richtig Bock auf den Film (zumindest Leuten wie mir, die manchmal auch gerne flache Filme schauen) und dann sind es letztendlich die schlecht investiertesten acht Euro ever. Schaut selbst. Respekt an den Trailer-Mann. Der sollte vielleicht mal Marketingchef für BP in Erwägung ziehen.


Platz 6 geht an A.s und meinen Alltime-Favourite. Denn erstens ist der Spot gut gemacht und zweitens kann man ihn sich immer und immer und immer und immer und [...] immer wieder reinziehen. Und am Ende bleibt immer wieder die selbe Frage: Wie zur Hölle haben die das gemacht? Und natürlich der Catchphrase: "I'm on a horse" (A. und ich haben den bestimmt siebenhunderttausend Mal benutzt und fanden ihn trotzdem jedes Mal köstlich). Derzeit gibt es auch eine tolle Version für den Film Puss in Boots. Ob er nächstes Jahr in meine Top 10 kommt und in der Kategorie "Aus Scheiße Gold machen" gewinnt, wird sich zeigen.



Bei Platz 5 habt ihr mich erwischt, wenn ihr zu Recht sagt, dass das aus dem Jahr 2010 ist. Aber das ist mir egal. Da es dieses Jahr leider wohl keine Staffel geben wird, muss ich halt den nehmen. Denn das ist einer der besten Serien-Promos, die ich seit langem gesehen habe. Gut, es hilft auch die Tatsache, dass die Show extrem gut ist - aber trotzdem finde ich, dass dieser Promoclip zurecht Platz 5 verdient hat.


Auf Platz 5 kommen meine All-Time Favourite Kia-Hamster. Ich hatte meiner Begeisterung ja hier auf diesem Blog schon mal mehr als gehuldigt, allerdings finde ich das Follow-Up noch besser. Egal, wer sich diese Hamster ausgedacht hat, der Typ ist mein Held!


Auf Platz 4 etwas total süßes. Ist zwar auch schon älter, habe ich aber dieses Jahr erst entdeckt und deswegen zählt es für 2011. Das sieht irgendwie aus, als hätte das voll Spaß gemacht. Ich will auch sowas an der Haltestelle an der Stadthausbrücke. Dann würde ich vielleicht auch mal die Treppe nehmen. Allerdings ja doch nur, bis mir das wieder zu lahm wird und ich den nächsten Kick brauche...



Kommen wir nur zu der lang ersehnten Top 3. Nummer drei geht an etwas unfreiwillig Lustiges. Denn ich finde, egal welcher Produktdesigner da am Start war: FAIL! Wer erfindet sowas? Und macht dann einen soooooo schlechten Werbespot draus? Und vor allem: Wer kauft seinem Kind sowas? Das ist ja irgendwie ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und sollte vorm obersten Gerichtshof bestraft werden... Als ich den Spot das erste Mal im Fernsehen gesehen habe, hat es mich total kalt erwischt und mir ist erst mal die Kinnlade runtergefallen...


Platz 2 geht an den obligatorischen Flashmob. Es kommt zwar immer noch nicht an meine allerliebste Flashmob-Szene ever ran, ist aber finde ich trotzdem extrem gut gemacht. Besonders, da mir bekannte Menschen zu dem Zeitpunkt wirklich am Hauptbahnhof in Berlin waren und ich über exklusives Videomaterial verfüge.



Und das ultimative Video, das ich immer und immer wieder schauen könnte goes to Heineken: Ohne Worte. Ich musste sooooo Lachen.


Over And Out :)

Montag, 24. Oktober 2011

Wissen belastet.

Dass Wissen unter Umständen echt belasten kann, musste ich diese Woche erfahren. Denn in den letzten Monaten war ich stets darum bemüht, in Sachen Aufmerksamkeit eine vorbildliche Praktikantin zu sein. Egal, was meine Kollegen machten, ich wollte wissen, was sie da machten und wie sie es machten. Schließlich bin ich hier Mädchen für alles und sollte besser ein breites Wissensspektrum aufweisen können.

Ich bin auch in vieler Hinsicht nützlich. Manchmal vertreibe ich mir die Zeit,
indem ich Post-Its klein schneide und an die Fenster klebe...

Was für ein Scheiß. Ich hätte mich mal lieber bedeckt halten sollen. Denn mittlerweile hat sich das Blatt gewendet, denn jetzt heißt es nur noch: "Frag mal Samira, die weiß wie das geht". Das Dumme ist, Samira weiß tatsächlich ein bisschen wie es geht und muss dann zu ihrem Tagesgeschäft auch noch Kollegen und Kooperationspartner beraten, die teilweise in Sachen Internet nicht so flott unterwegs sind. Das geht dann immer in etwa so: Das Telefon klingelt, ich gehe ran.

Ich: "Firma bla bla bla bla bla bla Samira Maaßen"
Kollege: "Hallo Frau Maaßen. Soundso hier vom Verlag Dingensbumens. Ich habe ein Problem mit unserem Shop".
Ich: "Da sind Sie bei mir genau richtig. Wie kann ich Ihnen denn helfen?"
Kollege: "Der Shop funktioniert nicht auf der Seite mit den Abos".
Ich: "Seite mit Abos ist jetzt ein weites Feld. Können Sie das genauer sagen?"
Kollege: "Hm, ich weiß auch nicht genau welche. Ich glaube, es war das Geschenkabo. Oder nein, doch nicht. Das Jahresabo. Oder war es das Zweijahresabo?"
Ich: "Können Sie mir die url sagen? Dann schaue ich gleich mal nach"
Kollege: "url?"
Ich: "Der Link, unterdem die Seite zu sehen ist"
Kollege: "Aber ich kann die Seite doch nicht sehen"
Ich: "Aber den Link können Sie bestimmt sehen. Ich meine die Leiste unter oder über den Tabs - je nach dem, welchen Browser Sie benutzen".
Kollege: "Tab?"
(In dem Moment bin ich schon froh, dass er wenigstens nicht noch "Browser?" hinterhergesetzt hat).
Ich: "Reiter? Seitenfelder? Äääääh ... (Tastenklimpern, ich google, wie man es noch nennen könnte) Registernavigation?".
Kollege: "Meinen Sie die Dinger, die unter dem Adressfeld sind?"
Ich: "Jaaaa genau. Vergessen Sie die Tabs. Das Adressfeld, was steht in dem Adressfeld?"
Kollege: "Sagen Sie das doch gleich. Da steht www.soundso.de/
abo/geschenkabo.html"
Ich: (greife schnell drauf zu) "Also ich befinde mich jetzt auf www.soundso.de/abo/geschenkabo.html und das sieht alles fein aus. Ich kann alles sehen".
Kollege: "Das ist ja komisch".
Ich: "Das ist wirklich komisch. Können Sie mir sagen, um welchen Browser es sich handelt, mit dem Sie gerade die Seite besuchen? Dann gebe ich es zur Nachbesserung an die IT"
Kollege: "Internet Explorer".
Ich: "Alles klar. Können Sie mir sagen, welche Version?"
Kollege: "Wo sehe ich das denn?"
Ich: (innerlich) "Nein"

Das Shop-Sorgentelefon. Hat auch nur ein halbes Display.  Wahrscheinlich
hat eine Praktikantin da mal vor mir die Contenance verloren...

Es folgt eine weitere Auseinandersetzung mit Begriffen, die mein Gegenüber nicht versteht. Ich bin kurz davor, ihm das Buch "Internet for Dummies" zukommen zu lassen. Trotzdem bleibe ich ganz die kompetente, ruhige Internetzauberfee. Der Kollege hat bestimmt seine Bereiche, in denen er sich wiederum viel besser als ich auskennt.
[...]
[...]
[...]

Kollege: "Aaaaah. Ich habs. Internet Explorer 6.0"
Pause.
Ich: (perplex) "Wann haben Sie das letzte mal Ihren Browser aktualisiert?"
Kollege: "Noch nie?"
Ich: "Ich würde Ihnen empfehlen, eine neue Version herunterzuladen. Wir unterstützen Internet Explorer 6 mit unseren Shops nicht. Dann sollten Sie die Seite sehen und bearbeiten können".
Kollege: (erbost, wahrscheinlich, weil sich dieses Internetz immer so rasend schnell verändert) "Wieso machen sie das denn nicht?!"
Ich: "Erstens, weil der Internetexplorer eine von Windows nur halb entwickelte Bastard-Version (das mit dem Bastard habe ich nur gedanklich hinzugefügt) ist und zweitens, weil diese Version aus dem Jahre 2002 stammt. Seitdem haben die meisten Internetnutzer (Ich traue mich nicht, User zu sagen) ihren Browser schon mal aktualisiert".
Kollege: (sanfter) "Dann sollte ich das wohl auch mal machen".
Ich: (glücklich darüber, geholfen haben zu können) "Das ist eine sehr gute Idee. Kann ich Ihnen sonst noch weiterhelfen?"
Kollege: "Wo ich Sie gerade mal so am Telefon habe: Wie aktualisiere ich denn meinen Browser?"
Ich: (innerlich): ZONK!

Manchmal kann es also auch ganz schön anstregend sein, wenn man so viel weiß. Deswegen werde ich mich ab heute einfach dumm stellen. Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.

Over And Out :)


Sonntag, 16. Oktober 2011

Do you want to verarsch me?!

Diese Woche hat sich meine liebe Hochschule mal wieder nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ich auch nicht. 
Da könnte man ja meinen, dass wir eigentlich quitt sein sollten - aber weit gefehlt. Die Fontys mit ihren typisch niederländischen Verwaltungsstrukturen hat mich und meinen Kommilitonen WAHNSINNIG gemacht. Eine Wochen-chronik:

Sonntag: Ich verzichtete zugunsten einiger organisatorischer Dinge darauf, mich Samstag schon wieder so extrem aus den Leben zu schießen, dass ich am nächsten Morgen unter dem Küchentisch aufwache. Lieber wollte ich mich einiger liegengebliebenen Dinge widmen, unter anderem auch der Organisation meines Auslandsaufenthalts. Ich habe mir nämlich brav ein paar Bücher über Schweden gekauft und wollte mich da mal so reinarbeiten. Lernte also ein paar schwedische Grundvokabeln ("Ja, nein, danke, bitte") und etwas über schwedische Kulturunterschiede.

Schweden kann kommen - Samira hat Bücher gekauft.

Montag: Der Kommilitone, der mit mir zusammen nach Schweden fährt, taucht bei Facebook aus der Versenkung auf. Nachricht mit dem Betreff: "Denkst du an die Deadline?". Als ich das auf der Arbeit las, wurde mich sofort richtig heiß. Bewerbung oder so ein Quatsch hatte ich noch nicht angefangen. Ich war schon froh, dass ich daran gedachte hatte, die Woche davor mit meiner Schwester telefonisch auf Dokumentensafari bei meinen Eltern im Zimmer gegangen zu sein, damit wenigstens alle wichtigen Unterlagen bei mir in Hamburg sind*. Aber anscheinend musste ich mich schon bis Freitag eingeschrieben haben. Pretty knapp. Aber noch war ich gechillt. Die Bewerbung habe ich dann in der Mittagspause auch gleich in Angriff genommen.

Dienstag: Ich bekomme eine Mail aus Eindhoven, die mich beglückwünscht, dass ich dazu auserkoren wurde, mit nach Schweden zu dürfen. "Vielen Dank, Eindhoven - das weiß ich schon seit ganzen sechs Monaten" denke ich mir, als ich die Mail lese und verdränge diese gleich wieder. Eine halbe Stunde später dann eine Mail mit roten Ausrufezeichen, mit der Info, dass wir bis Freitag alle Dokumente in Eindhoven haben müssen. Und das nicht digital, sondern per Post. Hörte sich in der Mail zumindest so an. Juhei. Mathematisch gesehen recht... knapp! Kurze Angepisstheit, weil da ja anscheinend niemand auch nur irgendwie die Deadline im Blick hatte. Aber das nützt ja nichts, also dann mal los. Total dreist die Arbeit liegen lassen und die Bewerbung durchpowern. Was jetzt nicht heißt, dass ich die Arbeit ignoriert habe. Nein, diese Arbeit habe ich dann einfach noch von fünf bis neun nachgeholt. Ein Spaß. Noch kann ich mir dank exzessivem Coldplay-Hörens weiß machen, dass ich ein Gänseblümchen bin (bis zu einem gewissen Grad hilft das Album Parachutes von Coldplay immer. Ihr solltet es ausprobieren).



Mittwoch: Telefonische Krisensitzung mit meinem Kommilitonen, da der Dienstag bereits ins Land gegangen ist, ohne, dass ich meine Bewerbung abschicken konnte weil ich noch auf eine Info seitens der Fontys warten musste, die sich entspannt viel Zeit mit der Antwort nahm. Brief in zwei Tagen bis nach Eindhoven schicken ist in Sachen Timing doch recht riskant. Für mich ein Ding der Unmöglichkeit nach Eindhoven zu fahren und das persönlich abzugeben. Kommilitone macht Praktikum in Düsseldorf. Ich schicke eine Kopie an Eindhoven, eine an meinen Kommilitonen. Wenn alle Stricke reißen, nimmt er sich Freitags spontan frei und fährt nach Eindhoven. Viel Geschimpfe über die niederländische Easy-Going-Mentalität. Meine Anspannung verwandelt meine passive Aggressivität in eine aktive. Meine Mutter hilft nicht gerade mit den Worten "Das käme ja schon nicht so gut, wenn du International Marketing studierst und nie im Ausland warst, ne".

Donnerstag: Erst großes Kopfkino und extremes Reinsteigern. Wenn das nicht rechtzeitig da ist, dann fällt Schweden ins Wasser. Das ist echt zum Ausrasten! Die Niederländer und dieses ewige "Kommste heut nicht, kommste morgen". In 90% der Fälle auf jeden Fall sympathisch, wenn es aber im Deadlines geht oder so, kann ich meine Deutschheit nicht ablegen und will alles sechs Wochen vorher anfangen und ich trockenen Tüchern haben. Damit genau so etwas nicht passiert! Natürlich auch ein wenig verärgert über meine eigene Naivität, dass die Hochschule schon rechtzeitig Bescheid sagen und die richtigen Infos geben würde. Und, dass ich mich nicht vorher drum gekümmert habe. Temporäre exorbitante Antisympathie gegen diese Fontys! Die nerven alle! Aaaaah! Dann Mail vom Study Abroad-Team - Entwarnung. Die Dokumente müssen nur digital bis Freitag in Eindhoven sein. Das habe ich schon Dienstag erfolgreich gemeistert. Mir fällt ein Hochhaus vom Herzen und ich bin wieder einigermaßen ausstehlich. 

Wären die Kekse alle gewesen, hätte es wahrscheinlich echt
das Fass zum überlaufen gebracht und ich wäre Amok gelaufen.

Freitag: Ende gut, alles gut. Endlich kann ich wieder Lachen. Zeit für eine Selbstreflexion. Ich denke mir, dass ich der Hochschule schon ein wenig Unrecht getan habe. Schließlich bin ich erwachsen und sollte mich um meine Sachen eigenständig kümmern sollen können. Zwar würden deutsche Hochschulen wahrscheinlich echt alle Deadlines im Blick haben und sechs Wochen im Voraus Bescheid geben, aber ich studiere nicht in Deutschland. Und das hat ja schließlich einen Grund. Die Niederländer sind lockerer drauf als wir Deutschen und das fand ich schon immer gut. Dass diese extreme Lockerheit auch Schattenseiten hat, weiß ich ja nicht seit gestern. Aber naja, in Stresssituationen schiebe ich die Verantwortung gerne meilenweit von mir weg. Jetzt komme ich aber wie gesagt zu dem Ergebnis, dass sich alles auf die niederländische Art und Weise doch noch rechtzeitig geklärt hat. Ich habe mir nur wieder unnötig deutschen Stress gemacht. Wieder was gelernt. Over And Out :)

*Kleiner Exkurs zu diesem Gespräch. Ich zu meiner Schwester am Telefon: "Schau mal in dem weißen Ordner" - "Da ist nichts. Nur irgendwelche langweiligen Unterlagen von deinem Cambridge Examen" - "Der grüne Ordner?" - "Auch nichts. Sieht nach Klausuren aus" - "Dann versuch mal dem schwar..." - "...aha! Du bist damals aber ziemlich oft in Deutsch durchgefallen. Weiß die Mama das?" - "Schwester, versuch es mit dem schwarzen Ordner!" - "Ich deute das als "Nein". Das werde ich sowas von total gegen dich verwenden, wenn du mir das nächste mal auf die Eier gehst" - "Schwester! Schwarzer Ordner!" - "Du hast da doch noch diesen schmucken schwarzen Pullover, der mir so gut steht..." - "BITTE SCHAU NACH OB IN DEM SCHWARZEN ORDNER DIE DOKUMENTE SIND!!!" - "Krieg ich den Pullover?" - "NEIN!!!!" - "Gut, dann bleiben die Dokumente halt hier" - "GRAAAAAH! NIMM DEN SCHEIß PULLI ABER SCHICK MIR DIE DOKUMENTE!!!" - "Geht doch. Da sind sie auch schon. Schick ich morgen los" - Oh man. Schwestern.


Sonntag, 9. Oktober 2011

Ich bin krank. Oooh so krank. Krieg ich jetzt Mitleid?

Diese Woche bin ich krank und leide ein wenig. Wahrscheinlich ist es die Quittung dafür, dass ich letzte Woche meinte, dass es total okay sei, wenn man sich bei 15 Grad Celsius nur im Sommerkleidchen nach draußen setzt und stundenlang liest. 

In Harburg am Rathaus ist es sogar richtig hübsch. Die Idylle wird zwar von den sich im
Delirium befindlichen Pennern ein wenig getrübt, aber man muss halt manchmal auch Abstriche machen.
"Hat die Olle nicht geschnallt, dass das voll kalt ist? Wie dumm ist die denn bitte?!" wird sich der ein oder andere von euch denken (Ihr braucht mir nichts vormachen. Ich habe euch im Blick. Ja, genau dich meine ich! Brauchst du gar nicht so beschämt wegschauen. Dich krieg ich auch noch!). Und dazu kann ich nur sagen, dass ich es natürlich gemerkt, aber geflissentlich ignoriert habe. Wenn die Sonne scheint, darf ich mir ruhig einbilden, dass gerade totaler Sommer ist. 

Wer diesen Sommer so wie ich nicht im Urlaub war, kann das bestimmt nachvollziehen. Man muss sich an den Gedanken der Sonne und der Wärme verzweifelt festklammern und die extreme Gänsehaut ignorieren. Wenn ich nur fest daran glaube, dass es gerade 30 und nicht 13 Grad sind, dann ist das auch so! Ich bin Papis Prinzessin! Du kannst mir gar nix, du dummer, nicht vorhandener Sommer!

Alright. Hätten wir uns also wieder erfolgreich weit, weit weg vom eigentlichen Thema bewegt. Ich wollte prinzipiell gar nicht so in Sachen Sommer abschweifen. Was ich eigentlich erzählen wollte ist, dass ich ja soooo krank bin. So unendlich absolut total bemitleidenswert krank. Ich bin praktisch kurz davor dahinzuvegetieren. Ach, was sag ich - kurz davor zu sterben! - Ich habe nämlich voll den Schnupfen

Die Kanne mit Pfefferminztee - das Must-Have-Accessoire
für die Krankheits-Märtyrer-Dame von heute

Was ich nämlich total gut drauf habe, wenn ich krank bin: Märtyrer spielen. Oh, ich bin totaler Krankheitsmärtyrer-Vollpro! Wenn ich krank bin, komme ich trotzdem zur Arbeit, nur um zu zeigen, wie zäh und engagiert ich bin - um mir dann in einer Tour überoffensichtlich die Nase zu putzen, Tee zu machen und von zeit zu Zeit aus tiefstem Herzen zu seufzen. Was für ein Spaß! Weil dann kriegt man in dem Mädchenverein, in dem ich nun mal arbeite, das beste Mitleid. Dieses "Oh Gott, du opferst dich so auf!" Mitleid. Alles für den Dackel, alles für den Club und so. Auf jeden Fall Balsam für die Seele.

Dabei ist meine Absicht gar nicht so edel, wie ich offen und ehrlich zugebe. Erstens will ich nur das Mitleid und zweitens machen wir uns nichts vor: Ist für mich momentan nichts schlimmer, als alleine zu Hause rumzuhocken. Ich musste nämlich letztens mit Erschrecken feststellen, dass ich alleine sein neuerdings ganz schrecklich finde. Hätte man sich ja denken können, dass das nach einiger Zeit passiert, wenn man erstens in der Großstadt und zweitens in einer Vierer-WG lebt. Irgendwas ist immer. 

Und deswegen werde ich mich auch nicht mehr beschweren, dass ich echt mal meine Ruhe brauche. Denn letzte Woche war ich dann krankheitsbedingt dann doch einen ganzen Tag alleine (Ich gebe es zu. Ich bin eingeknickt. Der Märtyrer in mir ist auch nicht sonderlich stolz darauf) und das war gar nicht so angenehm, wie zuerst gedacht. Die ersten zwei Stunden waren natürlich himmlisch, aber dann habe ich doch ziemlich schnell angefangen mich zu langweilen. Ich habe das Alleinsein irgendwie total verlernt. Total crazy. Denn plötzlich war einfach mal niemand da.

Niemand, der einfach mal ganz youtube durchgesehen hat und immer was lustiges/manchmal unangebracht ekelhaftes zu sehen weiß (Ich habe Dinge gesehen, auf die ich nicht stolz bin. Echt nicht. Aber das hier ist ganz gut).



Niemand, den ich volltexten kann und der mich dabei dann ignoriert (manchmal muss ich einfach reden um des Redens willen. Ich brauche nur jemand, der von Zeit zu Zeit nickt und/oder "aha" sagt).

Niemand, der in unserem Netzwerk meine entschärfte Version von Limp Bizkits "Chocolate Starfish and the Hotdog Falvoured Water" ausfindig macht und sich stundenlang über gepiepte Limp Bizkit Songs beömmelt (Jaha, ich wohne in einer Jungs WG. Wir teilen unsere Daten über ein Netzwerk. Was für eine krasse Scheiße! Ich wusste gar nicht, dass sowas möglich ist! So, genug Enthusiasmus. Jetzt wieder zurück in den leidenden Tonfall).

Niemand, der am Küchentisch endlos über die absolute Geilheit von Natalie Portman lamentiert (wobei jede einzelne explizite Szene aus "Black Swan" verbal analysiert gut geheißen und nochmals erzählt wird, obwohl alle Anwesenden diese Szene kennen).

Und nicht mal jemand, dem ich was hinterherräumen kann (Ich gebe es zu. Langsam bereitet mit das ewige Hinterherräumen und mich dann ewig darüber zu beschweren eine perverse Freude. Wahrscheinlich eine akute Form des Galgenhumors).

Aber jetzt bin ich ja fast wieder gesund - was nicht heißt, dass ich nicht bestimmt noch eine Woche dramaqueen-mäßig etwas rumkränkeln werde -  und ich kann wieder nach Hause kommen, wenn alle wieder im Nest sind und mich mit vermeintlich belanglosem Mist nerven. Nachdem ich im Büro natürlich wieder diese Show abgezogen habe:



Denn Mitleid, das kriege ich von den lieben Mitbewohnern irgendwie nicht ("So schlecht kanns dir gar nicht gehen - du hattest auf jeden Fall noch die Kraft dich zu schminken!" - "Geh weg mit deinen Bazillen oder ich übergieße dich mit Sagrotan. Versprochen!" - "Du hast "Muss nicht" verloren. Du bringst jetzt trotzdem den Müll runter. Ist mir egal, dass du krank bist").  Aber das ist okay, das kriege ich ja in meinem Mädchenverein zu Genüge.

Das wars auch schon wieder für diese Woche, meine Lieben. Ich wünsche euch eine erholsame Woche (mir übrigens auch. Denn ich bin ja sooooooo krank). Over And Out!



Montag, 3. Oktober 2011

Gelernt auf die harte Tour: Billigwein - Das muss nicht sein

Man, man, man. Was für ein Wochenende! Wenn es nach mir gehen würde, hätte jedes Wochenende drei Tage und so ein tolles Wetter. Leider ist das aber natürlich nicht so und deswegen war dieses Wochenende auf jeden Fall ein Highlight. Sonne und drei Tage frei, was will man mehr?

Im Park rungehangen und mir das erste Mal in diesem Jahr nicht den Pelz
verbrannt. Juhu! Aber leider wohl ja auch das letzte Mal.

Dabei ging es mal so richtig mies los: Freitagabend. Eigentlich wollte ich ein bisschen länger im Büro bleiben um etwas für meine Studienarbeit zu schreiben. Uneigentlich kamen aber ein paar Praktikanten meines Weges und so kamen mir ein paar Bier dazwischen. Naja, auch okay. Dann eben keine Studienarbeit und ein bisschen später zu dem Chaoten-Team in der WG.

Allerdings hatte ich nichts gegessen und hatte dementsprechend Hunger bis unter die Arme als ich mich gegen neun Uhr in Richtung Heimat aufmachte. Um mir dann mal was Nettes zu gönnen, machte ich noch einen kleinen Abstecher zum REWE am Jungfernstieg um mir eine Pizza, einen ordentlichen Wein und etwas von der abgefahrenen Crème Brûlée (keine Sorge, ich wusste auch nicht, wie das geschrieben wird. Das habe ich soeben von Wikipedia kopiert und eingefügt) zu besorgen. 

Und oooh, was hatte ich bereits an der Kasse eine Vorfreude auf dieses Festmahl. Doch dann kam ich aus dem REWE raus und hörte es plötzlich extrem poltern - dachte mir aber nichts dabei. Erst, als ich im Tunnel zur S-Bahn-Station auf sechs vorpubertäre extrem alkoholisierte Randalierer traf, viel es mir siedend heiß wieder ein: Oh fuck. Abschiedssaufen. 

Wer nicht in Hamburg wohnt, mag jetzt verwirrt über diesen Begriff sein. Ich erkläre es euch: Ab dem 1. Oktober muss man 40 Euro Strafe zahlen, wenn man Alkohol in öffentlichen Verkehrsmitteln konsumiert. Das finde ich selber auch ein bisschen doof, aber nicht doof genug um zusammen mit den Vorpubertären zu protestieren. Deswegen hatte ich den Termin für die Abschiedssauftour durch den öffentlichen Nahverkehr irgendwie verdrängt. 

Naja, das war ja nicht schlimm. Ich wurde sehr schnell wieder daran erinnert. Denn als ich am Jungfernstieg an der Haltestelle ankam, sah es da in etwa so aus:


Oh, was für eine Freude. Naja, ich war trotzdem noch guter Dinge. Sollten die doch. Ich war immer noch der festen Überzeugung, dass ich einfach jetzt in die Bahn steige, nach Hause fahre, dann mit den Jungs und wer auch sonst immer so vorbei geschaut hat rumsitze und mir diese tolle Pizza gönne.

Ja, Pustekuchen! Unerfreuliches Highlight Nummer eins war, dass ich genau in den Randale-Trupp geraten bin und in einem engen Tunnel von vier dicken Leuchtraketen empfangen wurde. Da war ich schon mega angepisst, da ich für die nächsten drei Stunden dann nur noch verschwommen und in Sternchen sah. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits das drängende Gefühl, mir einen dieser Pissflitschen zu schnappen und den auf die Stille Treppe zu setzen (Der Nanny-Job ist nicht ganz spurlos an mir vorbei gegangen...)

Was mich dann vollends zum Ausrasten brachte, war die Tatsache, dass irgendwelche Blödärsche es mal wieder übertreiben und sich mit den dick vermummten Beamten anlegen mussten und die einfach mal den Jungfernstieg für eine halbe Stunde ab dem Moment sperrten, als ich ankam. Und dabei hatte ich doch so Hunger!

Da ärgerte ich mich schon, dass ich mir keine Pizza 2 Go geschnappt hatte. In meiner Verzweiflung blieb mir also nichts anderes übrig, als mir die Zeit damit zu vertreiben, die Pizza schon mal ein bisschen durch Reibung anzuwärmen. Dabei zog ich es auch vor, eine Miene zu ziehen wir Freddy Krüger in seinen besten Zeiten. Irgendwo zwischen Wahnsinn und Kalkül.

Nach einer halben Stunde kam dann aber die Bahn und ich war einigermaßen versöhnt, wenn auch blind. Aber das war nicht so schlimm, da die Meute in unserem Wohnzimmer irgendwas über Killerquallen im Fernsehen anschauten und ich dabei nicht sonderlich was sehen musste.

Dann habe ich noch am Samstag vom Leben gelernt: Keep away from dubios aussehenden Weinflaschen. Besonders der hier:


Ich meine, diese Flasche schreit ja schön förmlich, dass das der billigste Billowein ist, den man irgendwo kriegen kann. Aber das war mir Samstag recht herzlich egal. Die Situation war nämlich, dass wir in unserer Küche zusammen saßen, gekocht hatten, dabei ein bisschen Wein tranken noch ein wenig auf den Kiez wollten. 

Das sollte für mich aber nicht mehr drin sein. Wir schaukelten uns nämlich alle langsam hoch in Sachen Alkoholkonsum, bis ich auf die grandiose Idee kam, die seit Ewigkeiten nicht angefasste aber ständig rumstehende und einstaubende Weinflasche aufzumachen. Damit stand ich aber ziemlich alleine da. Leider traute sich niemand mit mir zusammen an dieses Experiment. Zurecht, wie sich herausstellen sollte. 

Denn erstens schmeckte der Wein nach vorzüglichem Essig und zweitens war er doch recht unsüffig. Naja, er war eigentlich nicht so süffig, für die anderen - aber weil ich schon so Jenseits von Gut und Böse war, war mir das dann auch egal. Ich erklärte ihn dann einfach für süffig.

So habe ich dann doch ziemlich viel alleine von diesem Teufelszeug mit mir alleine weggehauen - und niemand hat mich gestoppt. Nicht mal mein Mitbewohner, der die durch Rotwein gerne von mir herbeigeführte Aggressivität aushalten musste (Ich hab ihn nicht geschlagen oder so! ... Nur vielleicht unter Umständen ziemlich viele Ohrflitschen gegeben. Aber nur, weil ich weiß, dass seine Ehre es nicht zulässt, Frauen auch nur ein jeglicher Form Gewalt anzutun - also ein leichtes, abgekatertes Spiel für mich. Muahahaha).

Naja, das Ende vom Lied war dann, dass ich es dann nicht mehr mit auf den Kiez geschafft habe, da ich beschloss, hier jetzt und sofort und hier unter diesem Tisch zu nächtigen. Von diesem Vorhaben ließ ich mich rotweingesteuert dann auch nicht mehr abbringen. Nicht mal durch körperlichen Zieheinsatz der Jungs.

Im Nachhinein wünschte ich, ich hätte das getan. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie es bei uns auf dem Küchenboden aussieht. Ich hätte mich am Liebsten den ganzen Sonntag über mit Sagrotan übergossen. Aber das muss auch mal von Zeit zu Zeit sein. Und jemand musste mal diesen Wein aufmachen... Ich hätte ihn lieber wegschmeißen sollen... Naja, Chance vertan. Over and Out :)