Sonntag, 1. Januar 2012

Auf die Freundschaft!

Hallo ihr kleinen Partymäuse!

Na, gestern auch ein bisschen zu tief ins Glas geschaut? Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass ich auf jeden Fall mal wieder mit Pauken und Trompeten ins neue Jahr gestartet bin. Zwar wollte ich dieses Silvester zusammen mit meinen engsten Freunden ein wenig ruhiger angehen - doch ist da natürlich nichts draus geworden. Aber: Läuft.

Dieses Silvester war nämlich ein ganz besonderes Silvester, da meine Freunde und ich uns dieses Jahr das erste Mal nicht gestresst haben. Dass wir Silvester zusammen feiern steht nämlich außer Frage. Das feiern wir - egal wo wir auf dem Erdball verstreut sind - traditionell zusammen. Und da A. gerade frisch aus dem Auslandssemester in Finnland eingeflogen ist und ich ja auch erst vor einer Woche vom Praktikum aus Hamburg wieder in der Heimat eingetroffen bin, waren meine Freunde und ich uns sicher, dass wir dieses Silvester ganz ohne Stress verbringen würden. Silvester ganz spießig mit Raclette, Gesellschaftsspielen und Böllern. Einfach nur um zu zelebrieren, dass wir uns wieder haben. Und nicht wie sonst immer auf der Suche nach der ultimativen Party sind, die nur zwei von vier ultimativ finden und die zwei anderen ihr ultimatives Veto einlegen.

Letztes Silvester musste ich leider unter dem Tisch verbringen, weil meine
lieben Freundinnen mich an den Mann bringen und mich dementsprechend
mit jedem dahergelaufenen Kellner verkuppeln wollten. Das fand ich doof.
Weil eigentlich sind wir elenden Jetsetter ja nur auf Zwischenstation. Ich bin in zwei Wochen ja in Schweden, A. fängt morgen schon mit dem Praktikum bei einer großen Telekommunikationsgesellschaft an und eine andere Freundin wird sich erst für ein Semester nach Neuseeland begeben um dann eine Weltreise dranzuhängen (P.S.: Ich bin immer noch von Neid zerfressen). Also hieß es dieses Jahr einfach nett zusammensitzen. 

Denn wenn man so viel unterwegs ist wie wir, ist es immer wieder schön auf Freunde zu treffen, die man sein ganzes Leben bzw. schon seit der Teenagerzeit hat. Meine Freunde halten mir immer wieder vor Augen, dass ich mich ja prinzipiell jedes Mal wieder anderen Menschen neu erklären muss, wenn ich auf einer neuen Station in meinem Leben ankomme. "Hallo, ich bin Samira. Ihr könnt mich Sam nennen. Ich studiere Marketing in Venlo und nein, ich spreche nicht sonderlich gut niederländisch und werde hier sicherlich nichts zum Besten geben. Ich hab da so nen Blog, den okay viele Leute lesen und der mir auch richtig Spaß macht. Ach ja und ich komme aus dem schönen Willich - das liegt bei Düsseldorf und bitte verkneife dir jeden Witz. Ich habe ja doch schon jeden Witz gehört, den man über diesen Ortsnamen machen kann."

Hi ich bin Samira, 23 Jahre alt, ganz nett aber manchmal ein bisschen gestört.
Dadurch, dass man ständig neue Leute auf seinen Stationen kennen lernt, muss man sich auch immer wieder aufs Neue erklären, profilieren und beweisen. Ich finde das einerseits zwar echt spannend, aber andererseits auch echt ermüdend. Deswegen bin ich immer froh, wenn ich auf meine alten Freunde treffe. Denen muss ich nicht erst erklären, wer ich bin, was ich tue und wieso ich das tue. Die wissen, dass ich manchmal echt nen Sprung in der Schüssel habe, mit dem, was ich mache recht erfolgreich bin und von pragmatischen Lösungswegen nicht sonderlich viel halte ("Wieso sollte ich dieses Regal an die Wand schrauben? Das klappt auch super mit Sekundenkleber"). 

Andererseits wissen alte Freunde natürlich auch zu viel. Sie wissen, dass ich da eine prinzessinenhaft verquere Logik habe, was  meine Zwiebelphobie angeht ("Es ist nicht der Geschmack, Leute. Es ist dieses glibberige Gefühl im Mund. Hilft nicht, dass ihr sie ganz klein macht. Ich WEIß ja, dass sie da sind!") und mich dann mit Hingabe daran mache, die einzelnen Zwiebelkomponenten aus dem Essen zu fischen, wobei ich dann jedes Mal theatralisch fast sterbe, falls ich doch auf ein kleines Stückchen Zwiebel gebissen haben sollte. Sie wissen, dass ich eine für andere unverständliche Schwäche für Seth Rogen habe ("Klar ist er dick, haarig und ein bisschen vulgär, aber das macht ihn ja gerade so scharf!") und sie wissen auch, dass ich arroganterweise alle Leute per se für hoffnungslose Vollpfosten halte, wenn sie nicht richtig geradeaus Deutsch sprechen können und ich bei jedem Grammatikfehler innerlich zusammenzucke und den Gegenpart im Kopf verbessere.

Sie müssen mich lieb haben. Auch, wenn mein Gespür für Mode manchmal ein
wenig gestört ist.
Das wissen enge Freunde dann natürlich auch, was mehr als ärgerlich sein kann. Denn sie wissen auch, was deine richtig schlechten Eigenschaften sind. Andererseits sind sie im Fall meiner Freunde ja recht kompatibel und so schlimm können sie ja nicht sein - sie haben mich schließlich trotzdem lieb. Und es gibt niemanden, der einem einfach so die Wahrheit brutal ehrlich ins Gesicht klatschen kann wie deine engsten und besten Freunde ("Bitte, wenn du diesen Pulli unbedingt kaufen willst... Aber fyi: Dieser Pulli schreit förmlich Ich bin eine verrückte Katzenlady und möchte bitte nicht gevögelt werden! ... Wollt ich nur mal so sagen"). 

Und so haben wir auch das vollendete Jahr 2011 wieder zusammen gefeiert. Und auch wenn wir jedes Silvester miteinander verbrachten, ist es jedes Jahr wieder etwas neues. Vollgeregnet in London am Big Ben, oder mit voller Wolle Petry Power im Willicher Schützenhaus - wir haben schon an vielen Orten auf verschiedenste Arten gefeiert. 


Darf ich vorstellen? Die besten Freunde, die ich derzeit zu bieten habe!
Und dieses Jahr war dann also Spießerpremiere angesagt. Und soll ich euch mal was sagen? Boah war Böllern geil! Wir haben uns gar nicht mehr eingekriegt vor lauter Freude - anscheinend haben in uns allen seit Jahren pyromanische Talente geschlummert. Und wir wissen jetzt auch, dass wenn man 40 Wunderkerzen auf ein Mal anzündet, der ganze Spaß so heiß wird, dass man dieses Lichtinferno lieber auf den Boden schmeißt und dabei zusieht, dass sich die Wunderkerzen dank enormer Hitze selber pulverisieren. Zudem denkt der Mann an A.s Seite wahrscheinlich jetzt auch, dass ich ihn loswerden will, da ich eine Rakete in seine Richtung abgeschossen habe (Es war immer noch ein Versehen. Ich schwör! Auf Koran!) und A. selber kann wahrscheinlich den Begriff "All In" nicht mehr hören. ("A. Ich geh jetzt All In mit dem Böllern. Ich sag's dir, All In. Mit diesen Böllern muss man einfach All in gehen. Denn All In ist die einzig richtige Lösung. Oh und mit diesem Rötkäppchen Sekt geh ich jetzt auch All In!"  - "Sam, mach was du willst. Aber wenn du noch ein Mal "All In" sagst, muss ich dich leider auf so grausame Art und Weise töten, dass das Saw V ein Kindergeburtstag dagegen war.")

Also: Auf die Freundschaft! Ich hoffe, ihr habt ebenso toll gefeiert wie ich und auch genau so tolle Freunde wie ich. Denn es gibt nichts Schöneres als nach Hause zu kommen und jemanden da zu haben, der einen freiwillig lieb hat ohne, dass ein gewisser Verwandtschaftsgrad in das zu verpflichtet und obwohl - oder gerade weil - er weiß, dass man eine peinlich leidenschaftliche Vorliebe für Galileo Big Pictures hat. Ich wünsch euch allen ein tolles neues Jahr! Over And Out :)

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