Donnerstag, 19. Januar 2012

Roadtrip nach Schweden! (Part II)

19:45 Uhr: Die Reise nach der Fähre gestaltet sich recht langweilig, da recht dunkel und nix sehen. Deswegen eigne ich mir hier Superwissen über Seepferdchen an. Habe die Naturzeitschrift noch schnell im Verlag eingeheimst. Ist zwar eine von 2004, aber ich denke nicht, dass sich da so viel in Sachen Forschung bezüglich Seepferdchen getan hat. Weiß jetzt, dass Seepferdchen mit den Fetzenfischen verwandt sind, die echt crazy aussehen. Wie man an meinen spannenden Kommentaren merkt, kommt Langeweile auf. Wann sind wir endlich daaaaaa? Ach ja, noch zwei Stunden Aufenthalt in Kopenhagen und zwei Stunden Zugfahrt nach Schweden. Fahre ich dann eigentlich auch mit der Fähre? Ich weiß es nicht...

 

20.12 Uhr: Ankunft in Kopenhagen. Hier gibt es im Gegensatz zu Hamburg noch Schließfächer. Das bringt mir aber nichts, da Maxi so groß ist, dass ich es beim besten Willen nicht da reingequetscht bekomme. Gehe zur Gepäckaufbewahrungsstelle, mache dort eine erste Erfahrung mit diesen EXTREM unfreundlichen Dänen. Aber ich bin vorbereitet, ich habe das schon vorher gelesen, dass die nicht sonderlich als Europas Sonnenscheine gelten. Sage ihm, ich will Maxi mit dem Zusatzgedöns abgeben. Sagt der tatsächlich: "Nein". Ich verstehe nicht ganz. Wieso will der Blödmann Maxi nicht annehmen? Hat der was gegen Maxi? Dann soll der ruhig mal kommen und ich geb dem mitten eins auf die Nase! Die lange Reise macht mich aggressiv. Nach der extremen Endorphinausschüttung auf der Fähre bin ich jetzt wohl bei einem Tief angekommen. Unfreundlich macht der Mann mir klar, dass er mein Gepäck nicht annimmt, da er sonst drei Gepäcke berechnen müsste. Aso. Er will also anscheinend freundlich sein, kann das aber wohl nicht so zeigen. Alles klar, dann quetsche ich Maxi halt da jetzt rein, komme was wolle. 15 Euro sind dann doch übertrieben.


20.38 Uhr: Nachdem ich Maxi unter Ächzen und extremer Anstrengung ins Schließfach gequetscht habe, will ich den Schlüssel dafür abholen. Als ich an der Kasse stehe und der unfreundliche Mann noch unfreundlicher mein Geld entgegennimmt, kommt eine geistig verwirrte (hoffe ich zumindest) alte Frau, hebt ihren Rock, hockt sich hin und strullert erst mal schön auf den Boden. Der unfreundliche Mann ignoriert sie. Smartass, der ich bin, weise ich ihn darauf hin, dass da eine Frau direkt neben mir auf den Boden pullert. Der Mann schaut mich nur an, als wäre ich das Ärgernis und nicht die Frau. Wüsste er, mache er schließlich jeden Abend wieder weg. Asoooo, ah klar. Na dann. Ich würde dann auch schlechte Laune bekommen, wenn die jeden Abend auf meinen Boden machen würde. Das Geld, das ich bekomme, sieht alles gleich aus.  Ich weiß, dass die Euro-Situation momentan durchwachsen bis wolkig ist, aber ich finde, die könnten für mich ruhig mal auf den Euro-Zug aufspringen, die Skandinavier. Ich will nicht mit Monopolygeld bezahlen...



20.53 Uhr: Laufe planlos in Kopenhagen rum, sehe ein paar Sachen, die allerdings namenlos für mich sind. Kann sein, dass ich total berühmte Sachen gesehen habe, aber wenn, dann habe ich es nicht registriert. Ich habe mich nur in Bahnhofsnähe aufgehalten, damit ich nicht den Zug noch verpasse. Hier seht hier eine Statue vor einem Gebäude. Keine Ahnung, was das ist. Sieht aber ganz nett aus. 



21.02 Uhr: Die Dänen werden auf jeden Fall nicht freundlicher. Wollte ein Bild von einem Volvo-Bus machen. Als ich den Bus fotografierte, kam der verärgerte Busfahrer raus und sagte, ich soll das mal hier sofort lassen, sonst holt der die Polizei. Jaja, wie herzlich diese Dänen sind. Gut, dass ich nicht meine Zweitwahl bekommen habe - Dänemark hat bis jetzt keinen sonderlich guten Eindruck hinterlassen. Aber naja, ist wahrscheinlich wie jeden Abend an einem Hauptstadtbahnhof. Das ist wahrscheinlich nur die falsche Klientel, die ich da getroffen habe. Aber es gibt ein nettes Hotel oder so, das ganz nett beleuchtet ist.




21.13 Uhr: Finde ein bisschen Kunst und fotografiere es. Sonst gibt es wirklich absolut überhaupt gar nichts Spannendes zu sehen. Das Einzige, was mir auffällt, ist die Tatsache, dass das hier die gottverdammte Hauptstadt ist, die anscheinend leer gefegt ist und es überall Parkplätze gibt, dafür aber absoluter Fahrrad-Overkill vorhanden ist. Wehe, das ist in Schweden auch so. Ich will schließlich ein Auslandssemester machen und neue Sachen kennen lernen. Wenn das genau so abgeht wie in den Niederlanden, kann ich ja auch gleich da bleiben. Alles klar, meine Laune ist auf dem Tiefpunkt, brauche was zu essen. Ihr wisst ja, ich werde zu Prinzessin Arschloch, wenn ich nichts zwischen die Kiemen bekomme. Besorge mir überteuerten, nicht sonderlich schmackhaft aussenden Cheeseburger. Egal, trotzdem eine Wohltat.



21.45 Uhr: Laune ist besser, die Reise kann weiter gehen, ich sehe auch, dass die Stadt mit einem Mal schöner wird und der Bahnhof echt gut aussieht. Nur die Dänen sind immer noch unfreundlich. Ich muss jetzt auch mal ein bisschen reinhauen, der Zug fährt gleich. Treffe im Bahnhof auf einen freundlichen Menschen, der kein Däne ist -geht glaube ich auch gar nicht - sondern Taiwanese. Er studiert in Lund und fährt auch nach Schweden, allerdings nicht mit meinem Zug. Sagt mir aber, dass der Zug über eine Brücke von Kopenhagen nach Malmö fahren wird und diese Brücke wohl spektakulär sein soll. Ich bin gespannt. Und anscheinend keine weitere Fährfahrt. Schade.


23.31 Uhr: Letzte Vorbereitungen für Schweden im Zug. Noch mal schnell ein bisschen Know-How anlesen. Bin übrigens in einem Regionalzug gefangen und darf mein Gepäck keinesfalls aus den Augen lassen, hat der Schaffner zumindest gesagt. Bin also dazu verdammt, auf diesen unmöglich ungemütlichen Sitzen zweieinhalb Stunden auszuharren. Will die tolle Aussicht auf der Brücke sehen, geht aber nicht, weil es stockfinster ist. Dazu sehe ich reichlich bescheuert aus, wie ich da so vor der Scheibe klebe. Mal wieder sind alle anderen nicht so aufgeregt wie ich. Jetzt werde ich auch langsam echt müde und kann es kaum erwarten endlich anzukommen. Habe keine Lust mehr aufgeregt zu sein, will nur noch schlafen...


0.42 Uhr: Bin angekommen! Plötzlich doch wieder wach und aufgeregt. Und es sieht echt toll aus! Allerdings kleiner Dämpfer, werde von einem von Student Union abgeholt und mit drei Chinesen, die auch mit im Zug waren, die ich vorher aber nicht gesehen habe, in einen Volvo gepfercht. Der Typ von der Student Union sieht aus wie ein algerischer Hipster und ist äußerst wortkarg. Die Chinesen wollen auch nicht mit mir reden, reden aber ganz viel chinesisch miteinander. Plötzlich macht der algerische Hipster Smalltalk mit mir. Bin ganz verwirrt. Ist das eine Falle? Habe gerade noch in dem Buch gelesen, dass Schweden keinen Smalltalk wollen. Anscheinend doch. Ich rede mit dem Schweden und er ist echt ganz nett, wenn auch ruppig. Das kann aber auch an der Uhrzeit (spät) und der Temperatur (arschkalt) liegen. Die Stadt ist auf jeden Fall schön - zumindest so viel, wie ich erkennen kann. 



0.59 Uhr: WAS ZUR HÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖLLE?! Wollt ihr mich eigentlich verarschen? Das ist mein Zimmer und ich muss mir das auch noch teilen? Seid ihr eigentlich doof in euren Köttbullarköpfen?! Das ist nicht meine Unterkunft? Ihr habt nur kein Zimmer für mich in diesem Haus und ich muss hier erst mal im Provisorium hausen? Aber hey, wenigstens muss ich mir das nicht teilen. Wieso bin ich eigentlich aus Venlo weggegangen? Dieses Chaos kann ich auch an der Fontys haben. Der Schwede zeigt sich unbeeindruckt von meinen Gefühlsregungen. Ich werde Montag umziehen, in den ersten Stock wo es besser sein soll. Ich bin gespannt. Lege mich in das Bett, wo keine Bettwäsche sondern nur ein Witz von einer Decke drauf ist. Gut, dass ich meinen Schlafsack mitgenommen habe! Lege mich ins Bett und befürchte das Schlimmste. Ich meine, ihr seht ja selber. Aber Überraschung. Es ist superweich. Und ich schlafe wie ein Baby. Mal sehen, wie das so hier wird. Ich muss sagen, dass ich derzeit noch nicht sonderlich geflasht bin. Es kann nur besser werden. Over And Out :)



(P.S. Ich kann sagen, es ist besser geworden. Viel besser. Aber dazu bald mehr!)

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