Dienstag, 17. Januar 2012

Roadtrip nach Schweden! (Part I)

Juhu, da bin ich wieder. Und ich habe INTERNET. Das Leben ist gut. Und ich habe euch so viel zu erzählen, schließlich musste ich jetzt mehrere Tage am Stücke die Klappe halten. Ich schäume praktisch über vor Informationen mit denen ich euch versorgen möchte. Aber ich will die Spannung ja aufrecht erhalten und deshalb sage ich euch erst mal, wie der Roadtrip war. Schwedendetails kommen später - um euch da mal auf die Folter zu spannen. Aber ihr habt die Fotos auf Facebook eh bestimmt schon gesehen. Seid ihr bestimmt jetzt alle ganz schön neidisch, ne? Gut so ;)

Hier der Überblick über meine tolle Reise: Nur ich, 895 Kilometer, fünfzehn Stunden, drei Länder, drei Züge, eine verdammt gute Playlist (danke noch mal für eure Vorschläge) eine Fähre und gut siebentausend Mal das Gefühl, vor lauter Aufregung in tausend kleine Stücke zerspringen zu wollen.



Donnerstag, 12. Januar 2012
8.34 Uhr: Total verklatscht und mit einer Tonne Gepäck geht es los. Ganz, ganz, ganz schlecht im Quadrat geschlafen, weil ich Angst hatte, zu verschlafen und den Zug zu verpassen. Tag fängt schön nicht so gut an wegen weil total durch. Ich war mal so frei meinen Schlafsack mitzunehmen, wer weiß, was da in Schweden so alles auf mich zukommt. Ich war voll schlau und habe mein Gepäck gesplittet. Wahrscheinlich eine weise Entscheidung, wenn man mit dem Zug fährt. Wenn man mit so nem Einfamilienhaus als Koffer ankommt, kriegt man wahrscheinlich nur Todesblicke. Brauche ich nicht. Dann splitte ich lieber.

11.13 Uhr: Auf dem Weg zum Bahnhof werde ich plötzlich ganz grün im Gesicht. Panik macht sich breit. Da ich die letzten Tage nur diese Studienarbeit vor Augen hatte, hatte ich irgendwie nicht so die Zeit, mich auch Schweden vorzubereiten. Mit einem Mal bricht die Einsicht über mir zusammen, dass ich jetzt mutterseelenallein mit dem Zug über Dänemark nach Schweden fahre. JA BIN ICH DENN TOTAL DEPPERT?! Ich spreche weder Dänisch noch Schwedisch, noch habe ich Dänische oder Schwedische Kronen bei mir. Alles, was ich habe, sind 10 Kronen von meinem Mitbewohner in Hamburg, die er mir zum Start geschenkt hat. Davon kann man sich nen Lutscher kaufen. Maximum. (Trotzdem Danke, Simon. Hat mir tatsächlich geholfen, dazu aber ein anderes Mal.) Nach zehn Minuten Panik und dem Impuls meines Stiefvaters, mich wieder nach Hause zu fahren, ist alles gut und ich kann meine Reise antreten. Bin auch ein bisschen enttäuscht, dass es nur zehn Minuten Panik waren. Normalerweise geht da mehr bei mir. Ist nämlich nicht so, als würde ich mich immer locker flockig vom Acker machen. Ich muss da auch immer ein bisschen Panik-Thrill haben. Naja, die niedersächsische Einöde auf dem Weg nach Hamburg bringt mich wieder runter und das Wetter ist so doof, dass man nicht mal wirklich aus dem Fenster schauen möchte.


13.53 Uhr: Kaum in Hamburg angekommen, machen ich und mein Maxi-Gepäck uns auf den Weg zum liebgewonnenen alten Arbeitgeber um die Kollegen zu besuchen. Der Mann an der Pforte schaut mich verwirrt an, denkt wahrscheinlich, ich will beim Verlag einziehen, lässt mich aber gewähren. Entdecke Geschäftsführer im Flur, der schaut auch ein wenig perplex. Kann mir egal sein, ist der Ruf erst ruiniert und so. Außerdem hab ich den zu Nirvana auf der Weihnachtsfeier headbagen sehen. Ich würde sagen, wir sind quitt. Kann ich ja nix für, dass ich ganzen gottverdammten Bahnhof kein großes Schließfach mehr für Maxi verfügbar ist. Kurz Kollegen gegrüßt und Mai Mäh im Kreis laufen lassen. Ach, was habe ich die alle vermisst!


Dann die Überraschung, meine lieben Kollegen können wohl noch nicht ganz loslassen. Alles an meinem Schreibtisch ist, wie ich es vorgefunden habe, trotz neuer Praktikantin - die sehr nett ist. Wahrscheinlich ist das wie mit Kindern, die ausziehen. Die Eltern lassen ja auch erst mal ne Weile alles so, wie es war. Dabei muss die arme Praktikantin ja nun wirklich nicht den ganzen Tag auf den Seeelefanten starren. Den habe ich da nur hingeklebt, weil ich das gemein fand, dass wir das supersüße Robbenbaby aus der Naturzeitschrift würdigen, den Seeelefanten aber nicht. Und damit wir nicht so elende Mädchen sind, habe ich den alibimäßig halt dazu geklebt. Flroian David sollte aber auf jeden Fall bleiben, sonst wird meine Kollegin ganz ruppig. Man darf ihr alles nehmen, nur den Florian David nicht. Schlaue Praktikantin, die ich bin, habe ich ihn ihr zur Besänftigung (aber auch nicht ganz uneigennützig) hingeklebt. Funktioniert voll gut. Dann musste ich aber schon wieder los und die Reise ging richtig los. Die Strecke Düsseldorf - Hamburg war mittlerweile zu vertraut, das ist keine richtige Reise mehr für mich.


15.12 Uhr: Während ich auf den Zug in Kopenhagen warte, fällt mir auf, dass ich mich voll gut vorbereitet habe. Ich habe nämlich Wasa mitgenommen, was will man mehr? Wenn das nicht Schwedisch ist, weiß ich es auch nicht. Schmeckt sogar ganz okay für die Tatsache, dass da Frischkäse drauf ist und man es mysteriöser Weise gar nicht kühlen muss. Naja, auch egal. Ich will gar nicht wissen, was da alles so abgefahrenes drin ist, damit das fünfhundert Jahre haltbar ist. Ich will es gar nicht wiiiiiiiiiissen. Lalalala. Wann kommt denn jetzt endlich mal der Zug?


16.38 Uhr: Zug ist gekommen, ich habe noch keine Bestandteile von Maxi verloren und ich kann es sehen! Da ist es! Das Meer! Schleswig-Holstein kommt von der Landschaft her auch etwa so auf den Langweiligkeitsgrad von Niedersachsen, ist aber schon besser. Überzeugt mich aber immer noch nicht so. Mal schauen, wie Dänemark so aussieht.


17.45 Uhr: Und da es jetzt dunkel draußen ist und ich eh nichts mehr sehen kann, esse ich halt was, als ich mich kurz vor Dänemark befinde. Der deutsche Zoll kommt vorbei und fragt mich, in welchem Teil Deutschlands es bitte schon Ostereier gibt. Erst habe ich Angst, dass man keine Eier in der EU von einem Land ins andere mitnehmen darf, weil die mich ja spezifisch darauf ansprechen. Dann denke ich mir, dass das aber eine bescheuerte Regel wäre, da ich schließlich schon sechshunderttausend Mal niederländische Eier in Deutschland gegessen habe. Aber vielleicht sind die Dänen sich zu fein für unsere Eier? Vielleicht, weil bei uns Bodenhaltung erlaubt ist und bei denen nicht? - Ich mache mich umsonst verrückt. Die wollten einfach nur Smalltalk machen. Ich sage ihnen, dass man die Eier bei uns rund ums Jahr bekommt. Jetzt sind sie verwirrt und auch ein bisschen angewiedert. Und haben mich bestimmt auf dem Schirm, weil ich mich so  paranoid verhalten habe. Das hab ich ja wieder super gemacht.


18.14 Uhr: "Bitte beachten Sie, dass Sie nicht im Zug bleiben dürfen, wenn wir uns auf der Fähre befinden". Wtf? Fähre? Wir fahren mit der Fähre? Abgefahren! Ich hatte mich vorher nicht sonderlich mit der Reise beschäftigt, wusste aber, dass wir schon irgendwie über das Meer müssen. Nur dachte ich, es gäb nen Tunnel oder ne Brücke. Oder der Zug fährt durch ganz Dänemark. Nope. Anscheinend geht es jetzt auf eine Fähre. Neben mir nur abgebrühte Menschen, ich für meinen Teil staune wie ein kleines Kind und will kein Detail der Überfährt verpassen. Mache etwa 6.000 Fotos, damit mir das auch einer glaubt. Das finden die abgebrühten Menschen irgendwie verwunderlich. Denken sich aber wahrscheinlich, dass ich in Japan lebe und meine Eltern weiße Vorfahren hatten. So wäre es am Einfachsten zu erklären.


18.30 Uhr: Könnt ihr es glauben, ich bin tatsächlich auf einer Fähre! Und es ist stockdunkel und mir ist speiübel. Ich weiß nicht, ob das an der Freude liegt oder an dem Wellengang. Ich würde den Wellengang so als heftig bis untragbar beschreiben. Sehe es gar nicht ein, reinzugehen. Ich fahre so selten Schiff. Ich will das jetzt an Deck durchziehen. Mir egal, dass es windet wie Sau und es bestimmt so gut Minus dreitausend Grad sind. Ich will mir das jetzt anschauen. Und nicht in den Duty Free Shop reiern. Muss nach draußen schauen um die Contenance zu bewahren.


19.14 Uhr: Habe die ganze dreiviertel Stunde an Deck ausgehalten. Ich finde, ich habe einen Orden verdient. Denn ich bin die Einzige, die das durchgezogen hat. Alle haben mich von drinnen angeschaut, als sei ich total gestört. Sollen die doch. Bloß, weil ich ne supertolle Jacke beim Globetrotter gekauft habe und die nicht, sollen die mal nicht so gucken. Die sind ja nur neidisch. Denn ich bin total super. Und die Mütze ist super. Die sieht zwar richtig bescheuert aus, aber die hält. Wenn die die Fähre aushält, hält die auch Schweden aus. Gut, dass ich die Jacke im Windkanal getestet habe.


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