Sonntag, 4. November 2012

Leidenschaftliche Hobbypuzzlerin -
und stolz drauf!

Hallo ihr lieben Menschen. Mir ist da gestern was total Verstörendes passiert und ich möchte es gerne mit euch teilen. Das war nämlich so: Da ich die letzten Tage leider ein bisschen außer Gefecht gesetzt war und deswegen ein bisschen hinterherhinkte was meine Bewerbungen anging, habe ich da gestern also mal wieder voll reingehauen. Und da ich es als essenziell wertvoll ansehe, in jeder Bewerbung einen persönlichen Bezug zum Unternehmen deutlich werden zu lassen, habe ich das auch bei dieser besonderen Bewerbung getan. Bewerben wollte ich mich bei einem bekannten Puzzlehersteller und schrieb an der Stelle mit dem persönlichen Bezug spontan und ohne groß darüber nachzudenken: "Ich selber bin ebenfalls leidenschaftliche Hobbypuzzlerin". 

Dabei stimmt es. Ich puzzle wirklich gerne.
Dann Stop. Notbremse. Satz nochmals durchlesen. "Leidenschaftliche Hobbypuzzlerin". WAS ZUR HÖLLE, MAAßEN?! Ganz hektisch und entschlossen Backspace drücken, bis dieser Schandfleck meiner literarischen Ergüsse ganz schnell wieder verschwunden war. Oh Gott. Ich hatte mich soeben ganz spontan als leidenschaftliche Hobbypuzzlerin bezeichnet. Das ist sozialer Selbstmord. Wenn man freiwillig zugibt, dass puzzeln sein Hobby ist, kann man auch gleich zugeben, dass man 40 Katzen hat und einige Ratgeber zur Kakteenpflege verfasst hat. Nein, der Bezug zum Puzzlehersteller musste eindeutig ein bisschen mehr Rock'n'Roll sein. 

Dabei fühle ich mich derzeit auch nicht sonderlich Rock'n'Roll. Durch eine nicht sonderlich angenehme Mittelohrentzündung letzte Woche war ich nämlich dazu verdammt, zu Hause zu bleiben und mich gepflegt zu langweilen. Mein Leben war also etwa so Rock'n'Roll wie das von Tom Hanks in Cast Away. Es ist einfach NIX passiert. Und rausgehen und mit meinen Freunden spielen durfte ich auch nicht. Da war also nix mit Glamour und Action. 

Wenn man sich das mal so recht überlegt, ist mein Leben eh nicht so voll mit Action, möchte ich hier an dieser Stelle mal richtigstellen. Weil letztens hatte ich ein nettes Gespräch mit einer Kommilitonin, die eigentlich nur meinen Blog und nicht mich kennt, bis wir letztens in der Mensa zufällig ins Gespräch kamen. Die meinte dann, dass das immer so krass ist, was ich immer alles so mache und wo ich überall war und was da generell in meinem Leben immer so los ist. Und ich denk dann so: "Wieso denkt die das?"



Haaalt! Stop! möchte ich dann also an dieser Stelle gerne mal intervenieren. Mein Leben ist auch nicht unbedingt spannender als das anderer Menschen. Weil ich schreib zwar hier viel über Zeugs, das in meinem Leben passiert - aber wie in jedermanns anderem Leben passiert zwischen den ganzen Sachen, die erzählenswert sind, auch einfach mal ganz lange Nichts. Nada. Niente. Mein Leben ist etwa so wie das von Jon Lajoie oben im Video. Unspektakulär.

Die Menschen, die denken, ich würde schon morgens nach dem Aufstehen erst mal nen Flick Flack machen, dann mit dem Düsenjet zur Uni fliegen und mich dann abends mit meinen Freunden zum Bungeejumping By Night treffen, liegt leider total falsch*. Das ist nämlich, was ich wirklich mache: Ich geh einkaufen, sehe ein bisschen fern, treffe mich mit meinen Freunden und gieße dann auch zwischendurch mal meine Topfpflanzen. Das und sowas Ähnliches mache ich den ganzen Tag. Zeug, das man halt so macht. Ziemlich unspektakulär. Aber soll ich euch mal was sagen: Tief im Herzen bin ich leidenschaftlich gerne langweilig. 

Wenn Galileo Big Pictures kommt, gehe ich nicht aus.

Ich meine, wenn man wirklich 24 Stunden an Tag krasse Sachen macht und jeder Tag ein Abenteuer ist, dann ist das doch borderlinesyndrom-verdächtig. Wenn nichts Aufregendes passiert, finde ich das eigentlich total gut. Hiermit gebe ich offiziell und gerne zu, dass ich am Samstagsabend auch gerne mal zu Hause bleibe und Galileo Big Pictures schaue. Es gibt genug Samstagabende, an denen was abgeht, aber ich bin halt auch mal froh, wenn am Samstagabend mal nichts abgeht und ich die Jogginghose anbehalten kann. 

(Natürlich würde ich mit mir reden lassen, wenn ich in Jogginghose ausgehen könnte. Wir sollten daran arbeiten, dass es auch in Deutschland gesellschaftlich akzeptiert ist, in Jogginghose auszugehen. In Südkorea ist das nämlich anscheinend schon so. In Schweden musste ich nämlich feststellen, dass die Südkoreaner eine Jogginghose für Drinnen hatten und eine "gute" Jogginghose zum Ausgehen. Die haben's einfach drauf.)

Tatsächlich ein Ärgernis, dass man sich eine ordentliche Hose anziehen muss, wenn man raus will.
Nachdem ich dann nämlich letzte Woche festgestellt habe, dass Menschen tatsächlich denken, dass mein Leben irgendwie spannender wäre, möchte ich hier also gerne mal eine Lanze für die Langweiligkeit brechen. Vielleicht sollte ich den Satz mit der leidenschaftlichen Hobbypuzzlerin also doch drinbehalten um ein Statement zusetzen. "Ja, ich bin manchmal auch langweilig - und das ist auch gut so!" Over And Out :) 


* Wie meine Gruppe letztens auch leider mit Bedauern feststellen mussten, wohne ich auch total langweilig. Meine Kommilitonen dachten tatsächlich, bei mir sähe es total bunt aus und es gäbe mindestens ein Äffchen und ein Pferd, das das Fenster rausschauen. Das war schon enttäuschend für sie, dass ich nicht von Wölfen in einer Höhle aufgezogen wurde, weil sie das anscheinend gedacht haben. Stattdessen ist es bei mir ordentlich und alles in gedeckten Farben gehalten. Sorry. 

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