Mittwoch, 14. November 2012

Schweden 2.0

Unglaublich, dass meine Zeit in Schweden schon wieder so lange vorbei ist. Tatsächlich bin ich schon fast fünf Monate wieder zu Hause - also bin ich prinzipiell schon länger wieder da, als ich je in Schweden war. Verrückt. Kommt mir gar nicht so vor.

Wahrscheinlich kommt es mir aber auch nicht so vor, dass ich so lange weg bin, weil ich eigentlich doch noch in regelmäßigem Kontakt mit den meisten der Menschen stehe. Abgefahren, was diese moderne Informationstechnologie alles so kann. Für mich ist es tatsächlich so, als wäre die andere Person halt nur im anderen Wohnheim und nicht auf einem anderen Kontinent. 

Schweden ist schon wieder viel zu lange her... Ich vermisse die internationale Crew manchmal schon sehr. Repräsenativ hier von oben nach unten: Max (Frankreich), Anil (Türkei), Luciano (Argentinien), Nico (Frankreich), Cristina (Spanien), meine Wenigkeit (Niederlande/Deutschland), Vedat (Türkei), Sophie (Kanada), Theo (Griechenland), Aerin (Singapur) und Silvia (Süd-Korea)
Nur manchmal merkt man, dass man tausende Kilometer voneinander entfernt ist und sich in verschiedenen Zeitzonen befindet. So, wie ich letztens um drei Uhr morgens eine wichtige Mail von Aerin, der Singapurerin bekommen habe, die jetzt dank uns bezaubernden Deutschen einen Deutschkurs macht und eigentlich auch richtig gut darin ist. Problem war nur, dass sie ein Essay abgeben musste und ich versprochen hatte, drüberzuschauen. In Singapur war es früher morgen, in Deutschland aber noch mitten in der Nacht. 

Das hatte ich natürlich nicht bedacht. Aerin auch nicht. Aber versprochen ist versprochen. So habe ich um drei Uhr morgens halt das Essay gelesen. Und war dann mit einem Schlag auch hellwach. Wenn man bedenkt, dass Aerin aus Asien kommt, ist dieser Satz natürlich schon ein bisschen tricky:


Ich wusste erst nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Aber dann ist mir eingefallen, dass Aerin zwar aus dem Teil Singapurs stammt, der chinesische Vorfahren hat, selber aber stolze Besitzerin eines Dackels ist und deswegen bestimmt niemals Hunde essen würde (hoffte ich). Ich lag sogar richtig. Aerin fand es auch mindestens genauso amüsant wie ich. Und hat übrigens ein "A" in dem Essay.

Und ich habe tatsächlich auch andere deutsche Einflüsse beim internationalen Team hinterlassen. Nachdem sich Michel Teló ja erst in Deutschland und dann in Schweden seinen Weg gebahnt hat, war ich ja schon eine der unglücklichen Personen, die es ein Jahr am Stück ertragen mussten. Aber ich sollte da nicht rumheulen. Die Brasilianer mussten es noch sehr viel länger erdulden. Sophie aus Kanada war allerdings gestern sehr erfreut, dass Michel Teló dann jetzt auch in Kanada angekommen ist. 



Die Freude hält aber bestimmt nicht lange an. Ich persönlich steigere mein Aggressionspotential ja schon bei den ersten Takten ins Unermessliche. Sophie wird bestimmt auch bald dazu übergehen. Schade, dass es der Disco Pogo nicht nach Kanada geschafft hat. Das hat die Schweden-Crew nämlich durchgehend hören können, ohne, dass es irgendjemandem auch nur ansatzweise auf den Sack gegangen ist. Allerdings hat Sophie die deutsche Liebe zu dem Lied glaube ich ein bisschen fehlinterpretiert...

Aber wir hatten in Schweden auch nicht nur geschmacksverkalkte gemeinschaftliche Musikinteressen. Meine Mitbewohnerin und ich haben schnell einen türkischen Radiosender aus Istanbul sehr lieb gewonnen, da das schwedische Radioprogramm sehr zu wünschen übrig ließ und auch zu viel Michel Teló gespielt hat. Das einzige Problem an dem Programm war, dass "The Passenger" von Iggy Pop von einem der DJs so sehr geliebt wurde, dass er es sechs Mal während einer Show spielte. 

Zumindest gehe ich davon aus. Ich spreche ja bis auf ein paar Schimpfworte nicht ein Wort türkisch. Das ganze Gebrabbel hörte sich für mich einfach nur an wie eine überlange Dönerwerbung. Ist es jetzt rassistisch, wenn ich sage, dass ich auch immer einen riesigen Döner-Jieper bekommen habe, wenn die Türken untereinander gesprochen haben? (Das war übrigens echt gemein, weil die Schweden einfach keinen gescheiten Döner hinbekommen - die Türken übrigens auch nicht, wie ich schockierenderweise erfahren musste). Naja, Vedat hat mir auf jeden Fall letztens noch mal den Link geschickt, damit ich nicht auf Entzug komme. 

Was mir dann an türkischen Sprachskills fehlt, habe ich dank "Gangnam Style" ja jetzt in Sachen Koreanisch drauf. Meine Freundein Silvia hat sich letztens köstlich amüsiert, als ich ihr einfach mal den Wortlaut geschrieben habe, den ich da immer so verstehe und auch mitsinge (Kostprobe gefällig?: Wotha sanha he. I Dokey dok. Wota sanha he i lokapreto so i nom. So i nom. Wustaklahirabitaniworasom! Heeeey, Sexy Lady. Opp opp opp oppa Gangnam Style! Alles klar soweit?)


Wie man an diesem Eintrag sehen kann, geht Silvia tatsächlich davon aus, ich würde etwas verstehen (Mein Koreanisch ist halt einfach awesome). Nachdem ich sie aber aufgeklärt habe, hat sie es mir sogar tatsächlich übersetzt, damit ich es verstehe. Ist das nicht putzig? Ich kapier es zwar immer noch nicht, weil ich nicht wie Silvia in Seoul wohne und über den Stadtteil Gangnam Bescheid weiß. Aber ich  das Lied trotzdem. Allein schon wegen Silvia.

Aber auch Nico, mein damaliger französischer Flurnachbar ist sehr daran interessiert, dass ich meine (damals schon lächerlich gewesenen) aus der Schulzeit noch verbliebene Französischkenntnisse nicht verliere. Dinge: Die ich einwandfrei sagen kann: "Ich suche meine Maus", "Der Vermieter will die Miete erhöhen", "Der Computer steht auf dem Regal". Ende. Aus. Micky Maus. Aber Nico schreibt mir immer wieder gerne die Skills, die ich besitze in Variationen, damit ich was dazulerne. 


Schon praktisch so ein privater und kostenloser Französischlehrer. Jetzt kann ich nämlich auch sagen, dass ich meine Maus verloren habe. In dem Falle beschleicht mich aber die leise Befürchtung, dass Nico mich da verarscht hat und das wieder irgendwas Versautes ist. Komischerweise habe ich nämlich haben nämlich 7 der 8 Franzosen in meiner Freundesliste "Like" gedrückt. Naja, ich hoffe, sie hatten ihren internen Spaß. 

Team Eindhoven und ich haben übrigens auch immer öfter unseren internen Spaß. Da wir zwar in zwei verschiedenen Ländern wohnen, aber im selben Land studieren und die Eindhovener auch am Nähsten an mir wohnen, sind wir irgendwie das verbliebene Fontys-Team. Ruben findet es immer besonders witzig, wenn ich blogge, weil er ja praktisch auch auf die selbe Hochschule geht, nur an einem anderen Standort. Da wird sich dann gerne über das "Denk Groter" Konzept ausgetauscht und ich erfahre was über den Campus in Eindhoven. Gerne tauschen wir uns in Echtzeit über Facbook aus, weil wir zufällig gerade in einer ähnlich langweiligen Vorlesung sitzen. Er studiert ja auch Wirtschaft.


Die haben nämlich auch die verwirrenden riesigen Büromaterialien auf dem Campus. Tatsächlich variieren die Gegenstände aber teilweise. Wieder was gelernt. Ruben hat nämlich panische Angst vor dem riesigen Bleistift auf seinem Campus. Gut, dass es den bei uns nicht gibt. Und Ruben schimpft gerne für mich auf seine Landsleute, weil ich das als Gast in seinem Land ja versuche zu vermeiden. Aber er hat in meinem Namen brav den Typen beleidigt, der mich zugeparkt hat. Mit dem kann man arbeiten.

Und Ruben und ich fliegen auch zusammen im März nach London, wo wir eine Halmstad Reunion geplant haben. Ich freue mich schon unglaublich drauf. Over And Out :)

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