Sonntag, 2. September 2012

Chaos, Panik und Desaster - Meine Arbeit ist hier getan.

Hallo ihr lieben Menschen! Ihr habt es schon befürchtet, aber jetzt ist es offiziell: Ich bin wieder voll am Start! Die erste Woche an der Fontyswar gleich wieder so turbulent, dass ich nicht zum Schreiben gekommen bin, weil ich dank minimaler Vorbereitung auf das neue und auch letzte Semester meines Studiums diese Woche schon ziemlich viel zu tun hatte. Doch da die erste Woche nach einem Jahr Abwesenheit doch immer sehr spektakulär ist, habe ich im Kopf ein bisschen Tagebuch geführt und versuche euch, die Ereignisse der Woche so gut es geht wiederzugeben.

Sonntag

Freitag erst wieder aus der Sonne Spaniens aufgetaucht und Sonntags dann feststellen: Dreck! Morgen ist ja wieder Uni. Ich hatte mal so nebenbei in Spanien in meinen Stundenplan geschaut, habe aber nur eben schnell die Dozenten gecheckt (Yes! Nur die Guten!) und ob ich Freitags frei habe (Nein. Habe ich das erste Mal in meiner Studienkarriere nicht. Skandal!). Ansonsten habe ich den Stundenplan ganz gut ignoriert. Sonntagabend beschäftige ich mich also erstmals ausgiebig mit dem neuen Semester um dann die totale Krise zu bekommen, weil ich mal wieder von Nichts einen Plan habe.

Der Stundenplan sieht ganz gut aus.

Kurz überlegt, ob ich mir mal die Course Manuals durchlesen soll, in denen aufgeführt ist, was in dem Semester so vorkommt, damit ich nicht vollends unvorbereitet bin. Dann aber ein blinkendes Fenster bei Facebook hier und ein dummes Video bei Youtube da und schon bin ich wieder raus. Vorbereitung ist ja auch irgendwie Wettbewerbsverzerrung, ne?

Montag

Gut, dann schaffe ich es also ohne Vorbereitung, aber dafür mit Anki am Montag in die Uni. Anki wohnt immer noch in Kaki - ich wohne ja wieder in Willich bei meinen Eltern. Jacques Chirac ist ja seit einer Woche wieder in meinem Besitz und deswegen sammle ich Anki dann mal schnell ein. Dreitausend Dezibel laute Quietschgeräusche folgten vor Freude, als wir uns endlich wiedersehen. (Wenn ihr meint, dass das schon übertrieben ist, wollt ihr glaube ich gar nicht die Reaktion wissen, die ich hatte, als ich meinen Ex-Nachbarn Benni dreißig Sekunden später getroffen habe. Das waren sieben Millionen Dezibel und viel Gespringe...). Dann gut gelaunt ab in die Uni - um dann genervt festzustellen...

Parkplatzchaos. Wie immer.

... dass da ja was war mit Parkplätzen und so. Wir hatten total vergessen, dass zur dritten Stunde kommen parkplatztechnisch ein Alptraum ist. Besonders in den ersten Wochen ist das kein Spaziergang, da die Erstsemester noch alle alleine mit dem Auto kommen, weil es da noch nicht so die guten Fahrgemeinschaften gibt. Anki und ich haben uns überlegt, dass es das Recht für andere Studenten geben sollte, Steine auf Autos schmeißen zu dürfen, in denen nur eine Person sitzt. (Sollte das drei Mal nicht gewirkt haben, gerne auch Molotow-Cocktails.) Aber das waren nur so Gewaltphantasien, die im Affekt entstanden sind. Dann halt auf dem Sportplatz parken und laufen. Auf dem Weg dann auch gerne die Menschen auslachen, die gerade ein Knöllchen bekommen, mit dem Wissen, dass Knöllchen in Holland erst bei dreihundertmillionen-tausendfünfzig Euro aufwärts anfangen. 

Wo man parken darf und wo nicht, muss man in mehreren schmerzlichen Lektionen schließlich selber lernen. Musste ich auch durch. Deswegen auch die Schadenfreude meinerseits. (Ach und Grüße an den niederländischen Staat - Ich hoffe, ihr habt von meinen fünf Millionen Euro Ticketgeld keine Betriebsausflüge gemacht!). Generell das unbeschreibliche Gefühl, dass wir jetzt ganz oben in der Hierarchie stehen und ich jetzt offiziell zum alten Eisen gehöre und weiß, wie der Hase an der Fontys läuft. Mit diesem Gefühl geht auch eine gewisse Arroganz Hand in Hand, die vom Schicksal aber gleich hart bestraft wird, da ich erst mal voll vor eine Glastür renne (Die war vorher aber noch nicht da! Vielleicht weiß ich doch nicht alles...). Also wieder auf dem Boden der Tatsachen.

Dienstag


Nachdem ich am Montag nur mal schnell in eine Vorlesung reingehuscht bin, auf der eh nur Projekte verteilt wurden, steht Dienstag der erste und letzte Tag der Woche mit richtiger Arbeit an. Endlich wieder in alter Manier mit der Playbär-Gang rumhängen und Quatsch machen. Das gilt sowohl für die Vorlesungen, als auch für die Freistunden. Da ich jetzt auch so ein Smartphone besitze, werde ich wohl nie wieder einem Dozenten Aufmerksamkeit schenken. Gruppe Playbär nutzt die WhatsApp-Gruppe nämlich nicht für Projekte, sondern teilt gerne vorher erdachte ausgefallene Namen für Geschlechtsteile mit seinen Mitgliedern.

Nachdem ich das Wort "Lustgrotte" glese, muss ich mich ziiiieeeeemlich zusammenreißen, damit ich nicht in lautes Gelächter ausbreche und ich deswegen von Herrn K. einen draufkriege. Lachanfälle in seinen Seminaren werden nämlich gerne mit totaler Schikane für den Rest des Semesters geächtet. Ich weiß, dass ich dieses Jahr schon wieder ganz oben auf der Liste der Kandidaten stehe - aber wir wollen ja nicht gleich in der ersten Stunde des Semesters zur Zielscheibe mutieren, ne? Ich sehe für meine Aufmerksamkeitsspanne in diesem Semester da also ziemlich schwarz.

Smoothie auf Kuchen. Gar nicht mal so geil.

Nach dem vielen ersten Highlights dann das erste Lowlight. DIE HABEN DIE LIMO EINFACH ABGESCHAFFT! Als ich das sehe, will ich vor Wut gleich schreiend im Kreis laufen, aber A. überzeugt mich davon, dass ein Smoothie bestimmt auch toll schmeckt. Naiv, wie ich halt so bin, kaufe ich dann einen und werde bitter enttäuscht. Schmeckt kein bisschen wie meine tolle Limo, die nur ich toll fand und für die ich wahrscheinlich der einzige Abnehmer in der ganzen Uni war! 

Dazu sind die Strohhalme auch zu dick für die Becher und wenn man die reinstecken will, quillt alles über. Das will Ben aber zuerst nicht so einsehen. "Maaaan, Maaßen! Was machst du denn da schon wieder? Lass mich mal!" reißt mir den Smoothie aus der Hand, steckt den Strohhalm rein und die ganze Veranstaltung erbricht sich auf meinen Kuchen. "Oh man, Sam. Ich hab dich vermisst!" ist das Einzige, was er dazu zu sagen hat. Hat er aber strategisch gut gemacht, da die nette Aussage vom ruinierten Kuchen ablenkt, der Schelm!

Wieso nur will keiner eine Gruppenarbeit machen, die nach den Herbstferien präsentiert werden muss?

Dann irgendwann legt sich das ganze Gewusel und Gruppe Playbär ist tatsächlich dazu in der Lage, mal drei Sekunden keinen Blödsinn zu machen und aufzupassen. Besser ist das auch, da die Verteilung der Gruppenarbeiten Nummer Fünftausend dieses Semester ansteht. So und jetzt schaut mal auf das Foto oben. So geht Gruppenarbeiten verteilen nämlich jedes Mal. Jede Gruppe will ein Thema, das vor den Herbstferien liegt und keiner will sich verständlicherweise eine kaum für die Endnote relevante Präsentation antun, wenn man gerade im Klausurstress ist. Deswegen melden sich alle für die ersten vier Themen und keiner zeigt sich auch nur ansatzweise kompromissbereit was die Übernahme von Themen nach den Herbstferien angeht. Aber unsere Dozenten wissen, wie man da hart durchgreift und die Misere auflöst: Schnack-Schnack-Schnuck-Deathmatches.

An dieser Stelle noch mal ein dickes Danke an Anki. Sie hat erfolgreich gegen Gruppe 3 und 4 gewonnen und wir dürfen Arbeitszeitmodelle in Woche 6 machen. Das Thema ist nicht sonderlich Rock'n'Roll, aber egal. Es ist vor den Herbstferien und es ist nicht Mitbestimmung auf Betriebsebene, was will man mehr? 

Mittwoch


Da ich Freitags ja nicht frei habe, steht mir wenigstens der Mittwoch ohne Vorlesungen zu. Den Mittwoch finde ich allerdings nicht so Bombe, da man zwei Tage Uni hat, dann frei, dann wieder zwei Tage Uni, dann wieder frei etc. pp. Irgendwie komme ich so bestimmt auf Dauer nicht so richtig in den Flow rein. Aber ich gebe mir Mühe, wenigstens die erste Woche drinzubleiben und nicht gleich den ersten freien Tag für Hartz-IV TV zu nutzen. Also drucke ich mal die Folien aus. Das ist schon ziemlich 2...1...Risiko, da Dozenten suuuuper gerne  die Folien kurz nach Unterrichtsbeginn noch mal schnell aktualisieren und man schon wieder die falsche Version ausgedruckt hat.

Drucken wie ein Profi. Geiz ist Geil!

Ich mache das trotzdem einfach mal, weil ich gerade Zeit habe und ziehe auch gleich Drucken - Studentenstyle durch. Das heißt, in schwarz-weiß beidseitig bedruckt ohne Rücksicht auf Verluste sechs Folien auf eine Seite zu klatschen. Wie sonst will man auch etwa 150 Folien pro Fach in einen Ordner reinpacken. Ich habe ja so gar keine Lust darauf, immer fünf Kilo Papier mitzuschleppen und deswegen quetsche ich halt alles drauf, was geht und schreibe dann mikroskopisch klein meine Notizen daneben. Man muss dann da halt auch Abstriche machen, ne?

Donnerstag

Nachdem ich die Woche über vereinzelt immer mal wieder Menschen meines Vertrauens getroffen habe, zieht der Donnerstag endlich ins Land und das heißt für die Fontysianer immer ausgehen. In diesem Fall die After-Intro Party in Kaldenkirchener Vereinsheim. Nachdem ich von der Verteilung der Gruppenarbeiten inspiriert wurde, habe ich mit A. gleich mal ein Schnick-Schnack-Schnuck-Deathmatch darüber ausgefochten, wer uns beiden Süßen denn nach Hause fährt - und ich habe gewonnen! Booya! So kann ich den Abend also mit dem ein oder anderen Bierchen genießen. Das brauche ich dann auch, weil als Anki, A. und ich im Vereinsheim ankommen, ist der ganze Raum voll mit Kennichnicht. Wenn man ein Jahr weg war, kriegt man auch nicht mehr so mit, wer jetzt an der Fontys ist und deswegen war das schon eine ernüchternde Erkenntnis. Die Erstsemester kannten wir natürlich nicht, die Viertsemester sind erst dann neu gekommen, als wir im Praktikum und Ausland waren und die Sechstsemester sind jetzt im Praktikum. Na toll.

Dass wir jetzt auch zum alten Eisen gehören, müssen wir dann auch schmerzlich erfahren, als uns eine vermutliche Erstsemesterin mit den Worten "Müssen SIE auch auf die Toilette?" anspricht. Drei Sekunden Stille, ein perplexes Kopfschütteln und dann das Bedürfnis nach fünfzehn Kurzen und/oder einer Schrotflinte. Darauf folgt dann eine viertel Stunde die gegenseitige Versicherung, dass wir praktisch noch als 20 durchgehen könnten ("Die Frau im Edeka denkt ja sogar, ich sei 15, wenn ich V+ kaufen will!") und das ein oder andere Bierchen. 

Und Tschüss, Controllingkarten!

Dann füllt sich der Raum auch endlich wieder mit Menschen, die wir kennen. Am Ende ist es sogar wieder exakt die gleiche Besetzung von unserer letzten Begegnung im Vereinsheim auf der Abschiedsparty vor etwas mehr als einem Jahr. Ich stelle fest, dass sich in dem einen Jahr einerseits unwahrscheinlich viel geändert hat und wir in der ganzen Welt ganz neue Erfahrungen gemacht haben - andererseits aber irgendwie auch alles ist, wie immer. 

Nur muss Anki feststellen, dass der Fisch nicht mehr im Vereinsheim ist und sie ihn jetzt nicht mehr damit belästigen kann, dass sie ihm mit dem Finger verfolgt und dabei "Für diesen Fisch bin ich Gott!" brüllt. Aber der Aschenbecher, in dem ich zusammen mit dem IBEler meines Vertrauens meine Controllingkarten verbrannt habe, der ist noch da - nur die Controllingkarten nicht. (Das war im Nachhinein übrigens suboptimal, da ich ja durch Controlling durchgerasselt bin und das noch mal schreiben musste...) Um drei Uhr fährt A. mich nach Hause und ich versuche eine klare Unterhaltung mit ihr zu führen - rede aber nur wirres Zeug. Nicht so gut, ich hab morgen zur Zweiten. Also noch mal schnell bei WhatsApp ein Foto von den kalten Nudeln an den IBEler verschicken, die ich jetzt esse und der nicht und dann ab ins Bett!

Freitag

Was? Wie? Wer hat zur Zweiten? Ich nicht. Zumindest mach' ich jetzt einfach, dass ich nicht zur zweiten habe und bleibe total verkatert liegen. Die erste Woche fängt ja schon mal wieder gut an. Zwar kommen mir die Bilder vor Augen, wie ich den Antrag für Hartz-IV ausfülle, aber das Bedürfnis nach einer ordentlichen Portion Schlaf ist irgendwie  doch ausgeprägter. "Ach, nächstes Semester wird alles anders!" denke ich mir noch so, aber dann fällt mir ein, dass es gar kein nächstes Semester mehr gibt. Naja, ist dann jetzt auch egal. Man ist nur ein Mal jung und so.

Was sind das da für komische Zeichen? Oh Gott, hoffentlich ist das nicht meine Vorlesung!
Zur Vorlesung um drei schaffe ich es dann aber. Zuerst aber der Schock und die Frage, ob ich überhaupt richtig bin. Überall nur so mathematische Formeln an der Tafel. Oh Gott, hoffentlich ist das nicht unsere Vorlesung! Dann fällt mir aber wieder ein, dass wir ja derzeit auf die Vorlesungsräume der FHTL ausweichen müssen und das wahrscheinlich noch aus einer Maschinenbau-Vorlesung ist. Richtig geraten. Bei meiner Vorlesung gab's dann wieder nur so Business-Quatsch ohne komplizierte Formeln - dafür aber auch ohne Beamer. 

Wie man unten rechts im Bild erkennen kann, haben wir in den Vorlesungsräumen jetzt so coole Smartboards, mit denen man auch auf die angezeigten Folien kirtzeln kann. Nachteil ist allerdings, dass die Smartboards so smart sind, dass sie die Dozenten überfordern. Die ganze Woche über hatten wir entweder gar keine Folien, nur halbe Folien oder wahlweise auch keinen Ton. Aber je mehr die Woche voranging, desto mehr wussten die Dozenten auch, wie das funktioniert. Trotzdem ganz schön amüsant, den Dozenten dabei zuzusehen, wie diese Smartviecher genau das machen, was die Dozenten gerade nicht wollen. 

So, das war sie also, die erste Woche. Ich bin mal gespannt, wie die nächsten so werden. wenn das so weitergeht, wie bisher, wird's bestimmt gut. Over And Out :)

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