Donnerstag, 6. September 2012

Wer braucht schon einen Doktor in Langweilologie?

So liebe Menschen, die zweite Woche wäre dann jetzt auch schon so gut wie gemeistert. Läuft auch so weit so gut. Ich habe mich bei den meisten Dozenten schon wieder so richtig unbeliebt gemacht und habe wie immer mehr durch nichts mitschreiben aber dafür die ganze Zeit auf dem Handy rumtippen als durch knallhartes Fachwissen geglänzt (heute erst mal schön den ganzen Vorlesungssaal mit meinem nicht aufhören wollenden Fontysalarm amüsiert. Nur so viel dazu: Mit dem Produkt "Fontys Wekker App" bin ich alles andere als zufrieden. Die klingelt und klingelt und klingelt und man kriegt sie nicht aus. Sehr zur Schadenfreude der Mitstudenten...) - Aber da bin ich nicht die Einzige. Montag war für die meisten von uns die erste richtige Marketingstunde nach einem Jahr. Erst denke ich so: Jaaaa, endlich verstehe ich wieder, was die Person da vorne sagt! 

Denn endlich muss ich nicht mehr heimlich jede zweite Theorie bei Wikipedia nachschauen, damit ich überhaupt einen Plan habe, worum es geht so wie in meinem Skandinavistik-Minor in Schweden ("Die Ereignisse, die sich zu der Zeit in Schweden abspielten, ähnelten sehr den Revolutionen im titikakaseeinesischen Raum unter der Herrschaft Heribert Dracula Langstrumpfs..." Schnell, Samira! Revolutionen im  titikakaseeinesischen Raum bei Wikipedia eingeben!). Stattdessen fühle ich mich endlich wieder heimisch, als die Dozentin mir Aktivierung, die vier Ps, Copy-Strategie oder ähnliche fachchinesisch angehauchte Begriffe an den Kopf schmeißt. Endlich bin ich wieder am Ball.

Mit meinen Notizen kann ich so richtig glänzen.
Wie aber oben eben schon angedeutet, können meine lieben Mitstudenten und ich das Fachchinesisch nach einem Jahr Minor-Exil allerdings viel besser passiv als aktiv. Wenn Frau A. Aktivierung sagt, weiß ich, dass das den Prozess beschreibt, der Kunden empfänglich für Werbung macht, damit diese die Werbung überhaupt erst aufnehmen wollen (Ich hoffe, dass das richtig ist. Ich war jetzt mal so risikobereit, das nicht nachzuschauen. Sollte das nicht haargenau die richtige Definition sein - Is mir egal, nervt mich nicht). Vor einem Jahr noch konnte man mich um drei Uhr nachts aufwecken und nach den drei Formen der Aktivierung fragen und ich hätte ohne zu überlegen im Kasernenton "Emotional, Physisch und Kognitiv!" gebrüllt.

2012 sieht das dann allerdings anders aus. 2012 steht Frau A. im Vorlesungsraum und schaut in 200 blanke Gesichter, als sie nach dem Formen der Aktivierung fragt. Wir müssen uns da halt überhaupt erst mal wieder reindenken. Aber wenigstens weiß ich jetzt, wie Gustav Vasa Schweden reformiert hat und wieso es christlichen Fundamentalismus in Skandinavien gibt. Das bringt mir in einer Marketingvorlesung allerdings so rein absolut überhaupt gar nichts. Also ist das definitiv nicht so gut, dass meine Marketinggehirnzellen mit Skandinavistikquatsch überschrieben wurden. Naja, aber die Information ist noch nicht ganz überschrieben. Ich habe die Informationen noch, kann sie aber nicht sofort abrufen (Womit wir wieder bei HLA 2 - Konsumentenverhalten wären. Erweiterte Definition der Lerntheorien: Wird eine Information lange nicht genutzt, werden die Synaspenverbrindungen dahin immer weniger und man hat nicht sofort Zugriff auf die Information. Booya! Das habe ich mir gemerkt!).

Der gute Kaffee aus der Mensa ist nach Stunde sechs einfach eine Offenbarung.
Wie ihr seht, werden meine akademischen Fähigkeiten langsam auch mal wieder ein bisschen gefordert, nachdem ich das letzte Semester ja eher mit Rumhängen und bisschen bunt ausmalen verbracht habe. Besonders Dienstags ist ein bisschen hart, weil der Stundenplan pickepackevoll ist. Gegen Stunde sechs von neun raucht einem da schon ganz schön der Kopf. Aber das ist kein Problem. Denn nachdem ich missmutig festgestellt habe, dass es keine Limo mehr gibt, habe ich umso erfreuter festgestellt, dass ich nen super fancy Cappuccino für 80 Cent in der Mensa haben kann. Also wir reden hier nicht von der 20 Cent-Plörre, die man sonst bei uns in den Automaten an der Fontys bekommt, sondern so richtig mit gemahlenen Kaffeebohnen und Schaumkrone und so. 

Erst war ich allerdings ein bisschen skeptisch, da ich den Automaten in der Mensa schon kannte. Den haben die nämlich auch in dem Verlag, in dem ich Praktikum gemacht habe. Und der Kaffee daraus war so stark, dass sich immer sofort so ein ekliger Pelz auf die Zähne gesetzt und man noch Stunden später so fiesen Kaffeeatem hatte. Aber dann musste ich feststellen, dass der Automat im Verlag wahrscheinlich nur auf den Supertotalmaximal-Modus (sprich: Journalisten-Modus) programmiert wurde. Der Kaffee in der Uni ist nämlich einfach nur göttlich. 

Ab und zu haben wir aber auch frei und können in der Sonne auf den bunten Stühlen chillen.
Plötzlich konnte ich mir auch gleich wieder die etwas trockene Vorlesung über Personalführung reinziehen. Vielleicht liegt es aber auch an der Superstrategie meines Dozenten. Nach der Einführung von Schnick-Schnack-Schnuck-Deathmatches in Sachen Themenverteilung jetzt der neue Coup: Studenten dösen weg? Einfach mal eine Referenz zu How I Met You Mother machen! Klappt bei mir total. "Intrinsische und extrinsische Motivation bla bla bla [...] blubb blubb blubb [...] blu blu blu [...] das ist wie bei Marshall bei How I Met Your Mother..." Hab ich da How I met Your Mother gehört?! Da bin ich wieder voll dabei! "... Als er noch bei der Goliath Bank gearbeitet hat, was das extrinsische Motivation, weil er viel Geld bekommen hat. Als er dann Anwalt für Umwelt-Recht wurde, war das intrinsische Motivation, weil ihn der Job erfüllt". Na geht doch. Das vergesse ich jetzt auch nicht mehr so schnell. 

Nach einem Semester Ralle, dem rüstigen aber liebevollen Dozenten für skandinavische Geschichte mit einer flammenden Leidenschaft für Kordsakkos mit Lederaufnähern an den Ellenbogen, ist es wundervoll, wieder die ganzen schnittigen Marketingmenschen als Dozenten zu haben. Die haben zwar keinen Doktor in Langweilologie (Ich bin sicher, dass Ralle da mit 1++ promoviert hat), sind dafür aber irgendwie interessanter - Auch, wenn sie ziemlich oft den Kampf gegen die Smartboards verlieren (Ralle würde es nicht mal anbekommen. Der fand ja schon, dass Diaprojektor der neue heiße Scheiß sind). 

Das war's an dieser Stelle dann mal wieder von mir. Ich muss mich jetzt erst mal wieder restaurieren, damit ich nicht wieder von so einer Erstsemesterin gesiezt werde - heute Abend ist Studentenparty im Kings (und ich muss fahren. Dieses Mal habe ich Schnick-Schnack-Schnuck gegen A. verloren... Doof.) Over and Out :)

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