Sonntag, 16. September 2012

Ja man - meine Eltern wohnen noch bei mir!

Ihr habt es ja sicher schon mitbekommen: Dieses Semester wohne ich wieder bei meinen Eltern. Ist das nicht wundervoll? Ihr könnt sicher nachvollziehen, dass ich mir am liebsten jeden Tag auf's Neue den Partyhut aufsetzen möchte. Nicht. Aber das Semester geht halt nur vier Monate und danach mache ich mich schon wieder auf in die große weite Welt des Bachelorpraktikums und irgendwie wollte ich mir nicht den Stress antun, für vier Monate umzuziehen.

Wieso sollte ich auch, wenn ich wieder bei meinen Eltern einziehen konnte, die gar nicht mal so weit von der Fontys entfernt wohnen? "Ist doch mal ganz witzig, so eine WG mit den eigenen Eltern" habe ich mir so ganz naiv gedacht und bin nach meinen Auslandssemester in Schweden ganz unbedarft wieder ins idyllische Haus meiner Eltern eingezogen. Der ganze Spaß ging genau drei Tage gut. Dann wollten sowohl meine Mutter als auch ich diese Entscheidung sofort wieder rückgängig machen. Wenn man wie ich eigentlich seit vier Jahren aus dem Elternhaus raus ist und da jetzt wieder mit vollen Karacho zurück ins einstige Nest gecrasht ist, gibt das natürlich auf beiden Seiten nur Totalausraster. 

Das Wahrzeichen sagt schon alles. Ich hätte wissen sollen, dass es ein Fehler ist, wieder in die Heimat zu ziehen.

"Samira! Wie sieht das denn hier aus?! Räum mal dein Zimmer auf!!!" so oder so ähnliche Kommentare bekomme ich in letzter Zeit immer wieder von meiner Mutter zu hören und fühle mich wieder wie 14. Und weil ich mich wie 14 fühle, reagiere ich auch wie eine 14-Jährige: Nämlich mit purer Ignoranz. Wenn Mutter sagt, dass ich aufräumen soll, räume ich erst recht nicht auf. Denn was soll meine Mutter schon großartig machen? Mich ohne Essen ins Bett schicken? Mir Fernsehverbot geben? Mit Hausarrest drohen? Pft. Beeindruckt mich nicht wirklich. Ihr seht schon, das Zusammenleben mit meinen Eltern muss da nämlich erst mal neu definiert werden. Denn beide Seiten müssen sich jetzt erst mal wieder dran gewöhnen. 

Ich muss mich daran gewöhnen, dass ich kein gleichberechtigtes Stimmrecht wie in meinen früheren WGs habe, sondern die bin, die keine Miete zahlt und mein Stimmrecht und ich somit in der ganz untersten Kaste rumhängen - noch hinter dem Postboten und dem Typen, der unseren Garten neu macht. Denn der Postbote und der Gartentyp tragen nämlich wenigstens was zur Verbesserung des Ist-Zustands des Hauses bei. Ich wiederum bringe, wenn es nach meiner Mutter geht, nur Chaos ins Haus. Wenn sie Chaos sagt, meint sie, dass ich letztens beim Ausräumen der Spülmaschine (Ha! Da habt ihr es schwarz auf weiß! Ich habe etwas im Haushalt getan!) den Kartoffelschäler in die Schublade für Kochbesteck geräumt habe, es aber in die Schublade für Essbesteck gehörte. 

Früher wurde ich noch im Haus geduldet - da war ich noch süß und man konnte mich lustig anziehen. Heute bin ich groß, immer nur besoffen und mache Dreck (wenn es nach meinen Eltern geht).

Als meine Mutter dann schnell den Kartoffelschäler brauchte (wir kennen sie ja alle, diese Kartoffelschäler-Situationen, in denen es um Leben uns Tod geht!), war er nicht aufzufinden und meine Mutter dementsprechend unerfreut. Erst habe ich mir einen Anpfiff abgeholt und dann habe ich sie darüber aufgeklärt, dass wenn sie schon nach der funktionalen Ähnlichkeit sortiert, sie sich auch bitte daran halten und nicht plötzlich ins Chaos-System wechseln solle, bloß weil ihr danach ist - wir sind ja hier nicht bei amazon! Ich persönlich fand mich und meinen Marketer-Witz zum totlachen. Meine Mutter hatte allerdings in dem Moment den Gesichtsausdruck drauf, wie das Mädel beim Exorzisten. Danach der berühmte und verhasste "Mein Haus - meine Regeln!" Satz. Ich kann froh sein, dass ich kein Fernsehverbot dafür bekommen habe.

Ihr seht schon, dass ich mir die ein oder andere Respektlosigkeit manchmal nicht verkneifen kann. Ihr wisst ja, wie das mit der Familie ist: Zur Familie kann man so richtig maximal blöd sein - sie haben dich ja für den Rest ihres Lebens an der Backe und müssen einen ja trotzdem irgendwie liebhaben. Deswegen frage ich meine Schwester auch unverschämt, ob ihre Bluse eingelaufen sei oder schenke meinem Vater zu Weihnachten ein Apothekenumschau-Abo ("Jaaa Samira, ich habe es verstanden: Ich bin alt"). 

Fernsehverbot kann mich mal. Dann schau ich's halt online. Ätsch!

Naja, ich denke, dass schon deutlich wird, dass ich mein Verhalten seit dem Einzug bei meinen Eltern immer mehr an das eines trotzigen Teenagers anpasse. Aber das ist auch verständlich. Schließlich habe ich wieder einen dicken Batzen an Regeln zu befolgen, gegen die das Sheldon Cooper-Roommate Agreement ein Dreck ist. Oberste Regel ist übrigens: Wenn ich abends mal aus sein sollte und dann vom Feiern wiederkomme, muss ich mich gaaaanz leise reinschleichen. Das gestaltet sich allerdings recht schwierig, wenn man das ein oder andere alkoholische Getränk hatte. Es kommt dann also auch mal vor, dass ich mir selber vorkomme wie ein Ninja, der lautlos den Flur hochschleicht - in Wirklichkeit die Situation aber so grazil wie ein Nilpferd meistere. 


Das ist dann einer der Punkte, die ich nachvollziehen kann. Da hat man dann 25 Jahre hart daran gearbeitet, dass was Ordentliches aus den Kindern geworden ist und ist froh, dass sie endlich vollständig entwickelt in die große Weite Welt ziehen - damit sie dann wieder zu Hause reincrashen und einen Nachts voll besoffen um den Schlaf bringen. Das würde ich mir mit +/- 50 auch nicht mehr geben wollen. Also versuche ich an dieser Stelle ein bisschen rücksichtsvoller zu sein. Schließlich hat bei den Eltern wohnen auch nicht nur Nachteile. 

Manchmal passiert das dann nämlich sogar wirklich, dass man zum dreihundertsten Mal in den Kühlschrank schaut, um zu checken ob sich vielleicht jetzt was findet, das ganz lecker ist - und dann ist das wirklich so, weil Mutter was eingekauft hat! Und ich muss gar nicht mehr auf Bikinis als Unterwäsche ausweichen - meine Sachen sind nämlich immer gewaschen. Wie sagt man so schön? Es hat alles seine Vor- und Nachteile. Over And Out :)

2 Kommentare:

  1. Der Geschenktipp Apothekenumschauabo für Papa wurde auf die Weihnachtsliste notiert und wird damit der Nachfolger des Shampoo "Silberglanz" vom letzten Jahr;) Merci!!

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  2. Oh, Mann. Jetzt waren wir 14 Tage in Urlaub und Du bist immer noch da. Aushungern hilft also auch nicht...

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