Montag, 7. Mai 2012

La Dolce Erasmus Vita

Nachdem die letzte Woche ja doch recht ruhig und gechillt war und ich La Dolce Vita in der Sonne gelebt habe, muss ich diese Woche dann natürlich doppelt viel arbeiten. Das macht natürlich nicht so viel Spaß. Denn La Dolce Erasmus Vita nähert sich dem Ende. Es sind noch vier Wochen bis ich schon wieder in der Heimat bin und irgendwie ist mir in meiner Erasmus-Lethargie dann mal so aufgefallen: Öhm, ich hab noch keine weiteren Vorkehrungen für meine Rückkehr getroffen. 

Als Carina vor zwei Wochen schon wieder Richtung Heimat auf ist, war meine Rückreise irgendwie noch so weit weg und ich dachte, dass sechs Wochen eine Ewigkeit sind. Das Leben ging ja trotzdem weiter. Für Carina stehen halt leider wieder mein richtiges Studium und wenig Zeit auf dem Plan und für uns Hinterbliebenden geht der normale Zirkus bestehend aus wenig Vorlesungen und vielen Abendaktivitäten weiter. Aber damit Carina nicht allzu viel verpasst, haben wir in unserer nun wirklich mehr als vorhandenen Freizeit ein paar Masken mit Carinas Gesicht drauf gebastelt und Carina damit auch überall hingeschleppt. Doch irgendwie ist die Zeit der Spaßaktivitäten diese Woche dann mal auf Eis gelegt. Jetzt muss ich irgendwie wiederwillig ein bisschen nach vorne sehen.

Carina ist zwar weg, aber sie kommt trotzdem überall mit hin.
Und deswegen bin ich gerade dabei, meinen Sommer jetzt auch mal ein bisschen zu planen und alles zu erledigen, was ich jetzt so vier Monate vor mir hingeschoben habe. Das macht halt nicht soooo viel Bock. Zusammen mit meinen Prüfungsvorbereitungen halt auch eine tödliche Mischung in Sachen Langeweile. Das schriftliche Schwedischexamen habe ich zwar hinter mir (Ich habe es tatsächlich geschafft dafür um halb neun am Samstagmorgen in der Uni aufzuschlagen. Ich verdiene einen Orden!) aber Mittwoch steht noch die mündliche an. Und die ist halt doof. Meine Aussprache hat sich nicht unwesentlich verbessert, es hört sich immer noch nicht sonderlich gut an. Eigentlich müsste ich mich anhören wie ein Wikinger, der bereit ist in die Schlacht zu ziehen - meine Aussprache erinnert aber mehr an einen sprachgestörten Indochinesen, der einen halben Sack Reis im Mund hat (Zitat vom Schweden am Samstag, als ich mal wieder versucht habe was zum Besten zu geben).

Also versuche ich hier den ganzen Tag mich an diese Aussprache zu gewöhnen, das will aber nicht so ganz klappen. Denn die machen ja immer so einen Vokalsalat. Os sind Us und Us sind Üs und Üs sind irgendwie schon Üs, es scheint da aber einen feinen Ausspracheunterschied zu geben, den ich allerdings noch nicht geschnallt habe. Je länger ich mich mit dieser Sprache beschäftige, desto mehr habe ich das Gefühl, dass es sich um die berühmte Löffelsprache handelt, mit der ich und meine vierzehnjährigen Freundinnen damals gerne unsere Nachrichten verschlüsselt haben. Super kompliziert, man muss viel denken und kriegt es ja doch nicht auf die Reihe, weil entweder der Sender oder der Empfänger der Nachricht an irgendeiner Stelle den Code vercheckt hat.

Wenn wir in der Bib lernen, hängen wir auch nur die Hälfte der Zeit auf Facebook rum

Naja, und sonst halt das Übliche. Ich muss jetzt erst mal mein ganzes Hin und Her im Sommer organisieren. Deswegen bin ich da jetzt auch Reiseexperte und kann glaube ich auch easyjets kompletten Flugplan für den Juni auswendig. Und den der Deutschen Bahn. Und den von Ryanair sowieso. Weil das Gute ist hier ja auch, dass ich so richtig viele Kaufentscheidungen erst nach reiflicher Überlegung treffen kann. Gut für mich, Pech für die Unternehmen. Weil normalerweise bin ich der Traum eines jeden Marketers. Wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, will ich das Produkt hier und jetzt und sofort und wäge wenig ab, weil ich auch nicht die Zeit dazu habe. Dann kaufe ich einfach bei irgendwem, der mir gerade einfällt. Aber dieses Semester nicht mit mir! Ich habe das nämlich jetzt ganz akribisch deutsch durchgeplant.

Denn obwohl ich ja versuche, die Deutschen so locker und cool wie möglich zu repräsentieren, bin ich ja heimlich doch ziemlich organisiert und habe eine perverse Freude daran, ein paar Pläne zu machen, bevor ich mich in ein Abenteuer werfe (das würde ich aber nur unter der Androhung von Schmerzen freiwillig zugeben). Deswegen schreibe ich akribisch alles auf und erstelle Vergleichstabellen, schreibe To-Do Listen und mache Wochenübersichten, was dann und dann auf mich zukommt. Diese Pläne verstecke ich allerdings so gut es geht, eine Enttarnung als superdeutsches Klischee clasht mit meinem superlockeren Image. Allerdings bin ich ja immer noch der Maßstab für Klausurvorbereitungen. Wenn die Samira da nocht nichts gemacht hat, dann ist alles gut - zumindest denken das alle Nichtdeutschen. Man ey, da versuche ich schon extralocker zu sein und immer noch bin ich auf der Gewissenhaftigkeitsskala ganz oben angesiedelt. Da läuft doch irgendwas falsch...


Wenn schon organisiert, dann wenigstens mit diabolischem Stil.
Naja und da meine Deutschheit mir halt schlaflose Nächte bereitet, wenn ich nicht ein paar Sachen im Voraus plane und erledige, mache ich mich halt jetzt schon an die Arbeit. Das ist vielleicht auch besser so, weil ich ja sonst auch immer ganz groß im Vergessen und Verdrängen bin. Weil entweder ich erledige aufgaben im Voraus oder ich vergesse die halt einfach. Genauso wie die Registrierung für mein Schwedischexamen. Habe ich auch einfach verschwitzt, weil man das immer nur eine Woche lang machen kann. An der Fontys schickt man uns ja immer so fünfzehn Erinnerungsmails, dass wir uns für die Klausuren einschreiben müssen und die Dozenten sagen es auch noch mal so dreihundert Mal, aber hier in Halmstad sagt einem das keiner und dann vergesse ich das halt auch. Hätte ich fast die Klausur nicht mitschreiben dürfen... 

Da bin ich durch die Fontys halt eindeutig zu verwöhnt und habe eigentlich auch bis jetzt so jedes Einschreiben vercheckt. Aber das ist auch nicht so schlimm wie an der Fontys. Hier schreibt man dann halt dann nur vielleicht nicht mit, wenn es zu viele sind, die es vercheckt haben. An der lieben Fontys muss man dann für eine nachträgliche Eintragung zahlen - aber Entschuldigung, das ist man ja auch selber Schuld, wenn man die ganzen Mails und Erinnerungen vergisst. Und damit ich nicht schon wieder Ärger kriege, habe ich mich auch schon streberhaft früh beim Studielink wieder immatrikuliert. Das ist ja auch irgendwie jedes Jahr der gleiche Mist ne? Jedes Mal vergesse ich meine Logindaten und wenn ich die dann gefunden habe, habe ich wieder vergessen, wie man sich noch mal reimmatrikuliert... Egal, das war ja eh mein letztes Mal.


Maaaan ey. Jedes Jahr die gleiche Scheiße. Schon wieder die Logindaten vergessen...
Denn was mir da auch eingefallen ist: Au man, in einem Jahr beginnt der Ernst des Lebens. Dann muss ich tatsächlich erwachsen werden. Das ist natürlich suboptimal. Deswegen überlege ich ja auch, nicht vielleicht doch noch einen Master zu machen, aber meine Mutter hat da schon angekündigt, dass wenn ich jetzt erst noch mal schön drei Jahre nen Master mache, sie mich höchstpersönlich über dem Kamin röstet. Das sind natürlich nicht so sonnige Aussichten und so koste ich einfach das letzte Jahr noch so richtig aus. Deswegen geh ich jetzt auch mal und mache irgendwas, was Spaß macht - während ihr alle im Büro rumhängt oder so. Ätsch. Over And Out :)

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