Donnerstag, 24. Mai 2012

Komm auf die dunkle Seite - Wir haben Kekse!

Diese Woche drehe ich so am Rad, dass meine liebe Mitbewohnerin mehrmals sagen musste: "Setz Dich hin, nimm dir 'nen Keks. Wird alles gut". Grund dafür ist mal wieder mein ewiges Lieblingsthema Religion in Sweden. Ich fühle mich überfordert. Am Liebsten möchte die Reader anzünden, auf den Boden werfen und auf den Überresten rumtrampeln - so überfordert bin ich mit diesem Zeugs. Ich verstehe das alles nicht und ich will das auch nicht verstehen und meine Augen werden für immer ruiniert sein. Leider ist es ja in den Humanwissenschaften verbreitet, einem die Kopie der Kopie der Kopie anzudrehen, die eine Kopie der Kopie ist. Das ganze auch gerne in Schriftgröße 4 und die letzten Wörter auch gerne mal abgehackt oder gerne nicht vorhanden. Da kann man doch auch nur durchdrehen, oder?

Ich bin sogar soweit, dass ich vor Freude fast weinen wollte, als ich Zeugs über den wirtschaftlichen Hintergrund Schwedens gelesen habe und ich mir noch mal den Keynesianismus erklären lassen musste. Diese Wirtschaftstheorie habe ich im letzten Semester an der Fontys nicht wirklich verstanden und Keynes daraufhin eigentlich auch zu meinem persönlichen Erzfeind erklärt, aber vor diesem Hintergrund des Religionsquatsches habe ich mich irre gefreut ihn wiederzusehen. Das ist, als würde ich hier in Schweden jemanden von zu Hause treffen, den ich eigentlich gar nicht leiden kann. Die Tatsache des Treffens im Ausland mildert aber die Umstände und plötzlich ist man froh, die Person zu sehen.


So sieht meine Mitbewohnerin aus, wenn sie auf meinem Bett liegt und versucht, mich zur Vernunft zu bringen.

Deswegen will ich jetzt auch echt wieder in mein Studiumszuhause. Mein Ausflug in die Humanwissenschaften hat mich letztendlich davon überzeugt, dass ich in der Wirtschaft doch besser aufgehoben bin. Denn machen wir uns nichts vor, ich bin ein abgefahren guter Marketer - also wenn man meine Skills als Religionswissenschaftlerin danebenstellt (Gut, dass ich katholisch bin und die konservativ verstaubte Verbortheit der Obermuftis mir eh das Mitspielen in Verantwortlichkeiten höher als die Führung der Gemeindebücherei nicht gestattet). Das einzige Problem, dass ich als der Messias der Marketingwelt natürlich habe, ist die Frage, ob ich meine Kräfte für das Gute oder das Böse einsetze. Bis jetzt habe ich mich eigentlich ausschließlich für das Gute eingesetzt.

In der Mini habe ich mit immens viel Energieaufwand  unwahrscheinlich nicht gut aussehende handgemachte Dekoartikel (aber Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters) aus Nepal an den Mann gebracht um die Menschen in einem der ärmsten Länder der Welt finanziell zu unterstützen und während des Praktikums habe ich im Premiumzeitschriftenverlag gearbeitet, der versucht, die Menschen in Deutschland ein bisschen schlauer zu machen. Derzeit ist meine Marketingweste also lupenrein. Aber das ist dabei, sich zu ändern...


Da komm ich ja gar nicht auf mein Leben klar. Plötzlich sind Keynes und ich BFF!

Die dunkle Seite hat mich nämlich zu sich gezogen (Sie hatte Kekse - was sollte ich da machen?). Ich möchte nämlich stolz verkünden, dass ich eine Geschäftsidee habe! Ihr könnt gerne alle in mein kleines Start-Up einsteigen. Ich weiß doch, dass ihr das wollt. Weil komischerweise, nachdem wir dann ja jetzt alle das Praktikum in meinem Jahrgang absolviert haben, ist die Stimmung von "Später will ich auch jeden Fall in einem großen Unternehmen arbeiten" nach dem Praktikum ausschließlich zu "Großunternehmen sind der Teufel - ich will meine eigene Firma!" umgeschwungen. Also hört mir da jetzt mal gut zu. Ich habe einen Plan, wie wir erstens schweinereich und zweites unser eigener Boss werden (aber ich bin der Oberboss. Damit das hier noch mal gleich klar ist. Ich bin praktisch der Papst) können.

Kurze Einleitug: Die Idee ist irgendwann letztes Jahr in einer Runde mit A. und meiner kleinen Schwester aufgekommen. Irgendwer war doof zu meiner Schwester und ich als große Schwester bin da natürlich ein bisschen übermotiviert was die Niederstreckung des elendes Würstchens angeht, der nicht so nett zu meiner Schwester war. Prinzipiell gibt es ja viele junge Frauen, zu denen ein elendes Würstchen nicht so nett war und weswegen sich da gerne viele Aggressionen anstauen. Das Verhauen des elenden Würstchens wird ja dann gerne theoretisch mit den Freundinnen durchgekaut. Aber wisst ihr was? Das theoretische Verkloppen hat ein Ende gefunden. Jetzt gibt es praktisches Verkloppen! Darf ich vorstellen? Die Exfreundpiñata!


Ich gebe zu, dass ich bei der weiteren Erörterung der Strategie auch ein bisschen neben mir stand (oder lag)

Die Exfreundpiñata funktioniert genauso wie eine richtige Piñata: Das elende Würstchen wird mit den Füßen nach oben an einer Wand aufgehängt, die Geschädigte - die bestimmt niemals was falsch gemacht hat -bekommt einen Stab und dann gehts los. Dann darf die Geschädigte so lange auf die Exfreundpiñata hauen, bis das Ding platzt und was rauskommt. Je nachdem, was rauskommt, gibt es auch verschiedene Punkte. Ein Zahn ist nicht so gut, aber für Knochen, die aus Gliedmassen treten kann man richtig absahnen. Ein Riesenspaß für die ganze Familie - findet ihr nicht?

Ich gebe zu, das Konzept hat in letzter Zeit ein bisschen brach gelegen, aber nach einer gemütlichen Schnappsrunde unter Frauen habe ich das Konzept jetzt voll entwickelt. Die Exfreundpiñata soll in drei Versionen verfügbar sein.

  1. Mit Schaumstoffstange (Das Würstchen hat nie die Spülmaschine ausgeräumt und auch immer seine dreckigen Socken rumliegen lassen!)
  2. Mit Hartgummistange (Das Würstchen hat mit meiner Nachbarin rumgeknutscht und mich auf einer überteuerten Rechnung für sein Jamba-Sparabo sitzen lassen!)
  3. Mit Eisenstange und integrierten Spikes (Das Würstchen hat mein Konto leergeräumt und sich, das Geld und meine besten Freundin auf den Cayman Islands abgesetzt!)
Hallo? Wenn das nicht DER Renner wird, dann weiß ich es auch nicht. Na? Wollt ihr einsteigen? Ich ziehe das ganz groß auf. Und ihr seid ja auch nicht auf der ganz dunklen Seite. Überlegt mal, wie oft ihr euch das ewige Rumgebitche von Freundinnen/Kolleginnen/Nachbarinnen/Supermarktkassiererinnen ersparen könnt. Dann nehmen die Geschädigten das nämlich mal selber in die Hand und stauen keine Aggressionen an, die dazu führen, dass ihr grundlos angebitcht werdet. Denkt da mal drüber nach. Ihr macht die Welt praktisch zu einem besseren Ort - alles eine Sache der Argumentation.

Nach all dieser Gewalt kann ich verstehen, dass wir jetzt erst mal alle zusammen auf ein Katzenbaby schauen müssen. Besser?
Nein, ich habe nicht wirklich vor, das zu Vermarkten - keine Sorge.  Ich möchte niemandem wehtun, Verkloppen erst recht nicht massentauglich machen und alle jungen Herren, die mal irgendwie romantisch mit mir involviert waren, können jetzt auch wieder hinter dem Sofa hervorkommen. Ich wollte nur mal so ein bisschen mit dem Gedanken spielen, wie das ist, wenn man so auf der dunklen Seite der Macht steht. Da muss ich auch zugeben, dass es mir ein bisschen Freude bereitet hat, aber nicht ohne schlechtes Gewissen. Wenigstens bin ich jetzt endlich sicher, dass ich eher Marketer bin, als frommer Relgionswissenschaftler. Ich könnte nämlich, wenn ich wollte.

Na geht doch. Mit meiner Wahl, Marketer zu werden, doch wieder alles richtig gemacht! Das gibt mir jetzt gleich ein besseres Gefühl und ich habe nicht mehr das Bedürfnis, Lagerfeuer mit meinen Religion in Sweden Readern zu spielen. Juhu! Over And Out :)

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