Montag, 21. Mai 2012

Hätte, Hätte - Fahrradkette!

Ach maaaaan. Ich schaffe das mit diesen dummen Religion in Sweden Readern einfach nicht. Ich habe den Spaß jetzt seit einer Woche in meiner Obhut und ich komme einfach nicht voran. Diese Woche hatte ich zu meinem Ehrentag (ich wurde 3125 Jahre alt - zumindest fühle ich mich so neben all den jungen Menschen her) Besuch aus der Heimat mit dem ich natürlich auch angemessen durch die Pampa düsen musste und der 3125. Geburtstag musste natürlich auch gebührend gefeiert werden.

Da hatte ich einfach keine Zeit, mich mit der Christianisierung der Wikinger zu beschäftigen oder mich noch mal in die Hölle der Reformation Schwedens durch Gustav Vasa (ich krieg von History and Society I immer noch Aggressionen, wenn ich den Namen höre) zu begeben. Näh. Echt keine Lust. Deswegen habe ich die letzten Tage genutzt um mich mal wieder nach Kopenhagen zu begeben, wieder dieselben unspannenden Sehenswürdigkeiten schnell zu passieren und meinen Besuch mit der Mickrigkeit der Kleinen Meerjungfrau zu schockieren (Zitat Besuch: "Die Kleine Meerjungfrau sollte eigentlich die Mickrige Meerjungfrau heissen!") und am Strand rumzuhängen.


Oh mein Gott. Ich sehe aus wie mein Opa! Aber Stylish.

Und ich musste mich natürlich auch die letzten Tage auch wieder von meinem Geburtstag erholen. Da ich ja erst glücklich bin, wenn ich mich so lächerlich wie möglich anziehen kann, war eine Mottoparty natürlich nicht weit. Um mich maximal dämlich anziehen zu können, war das Motto dann auch schnell klar: Hipsterparty! Und so habe ich all meine Freunde dazu gezwungen, sich bescheuert anzuziehen, schwierige Musik mit mir zu hören und sich zusammen mit mir mit dem extra vom Besuch aus Deutschland angeschleppten Korn Brause aus dem Leben zu schießen. Ich habe mich am meisten dann auch mit mir selber aus dem Leben geschossen, weil ich erst mal schön mit jedem ankommendem Gast einen gehoben habe und deswegen bereits nach einer halben Stunde nicht mehr ganz zurechnungsfähig war. (Ich schiebe das auf das Alter).

Die allgemeine europäische Tradition an seinem Geburtstag dem Alkohol mal so richtig zu frönen ist mir auch lieber als die Südkoreanische. Da bin ich nämlich letztens ganz böse in die Kulturunterschiedfalle getappt Folgendes Szenario: Ein Südkoreaner aus dem Wohnheim hat Geburtstag und wir essen zusammen, so wie wir das meistens an Geburtstagen tun. Was meine Mitbewohnerin und ich nicht wussten: An Geburtstagen in Südkorea steht zerkochter Seetang auf dem Speisezettel. Klingt erst mal nicht so spannend. Aber das Zeug stinkt für europäische Verhältnisse einfach nur richtig abartig nach Meer und der Geschmack und die Konsistenz dieser kulinarischen Erfahrung sind auch nur unwesentlich besser. Weiteres Problem: In Südkorea ist man ja überproportional höflich. Man isst das, was auf dem Teller ist, ohne Wenn und Aber auf. Vor allem den Seetang. Ganz besonders den Seetang. Den isst man nämlich, weil Mütter das in Südkorea während der Schwangerschaft essen, weil es gut für das Kind ist. Und am Geburtstag muss man das Zeug essen, um der Mutter zu huldigen, die einen geboren hat.

Hip, Hipper, die Halmstad Crew!

Und da meine Mitbewohnerin und ich die Befürchtung hatten, dass Seetang wieder hochwürgen sogar noch unhöflicher ist als es nicht zu essen, standen wir natürlich vor einem Dilemma. Erst dachte meine Mitbewohnerin, sie würde verschont, weil sie die letzte in der Reihe war und kein Seetang mehr übrig war. Aber eine überhöfliche Südkoreanerin hat ihr dann natürlich selbstlos ihren Anteil überlassen (Yaaaaay...) Ich habe es dann irgendwie geschafft, das Zeug ohne zu kauen und eine Miene zu verziehen runterzuschlucken (jahrelanges hartes Training mit dem Rinderbraten meiner Oma) während meine Mitbewohnerin schon gewürgt hat, als sie sich as Zeug unter die Nase hielt. Und dann habe ich einfach mal den größten Freundschaftsbeweis aller Zeiten geliefert und das Zeug für sie mitgegessen. Ich verdiene wirklich einen Freundschaftsorden dafür! Und die Südkoreanerin hat mir dann auch gesteckt, dass die den Seetang nur an meine Mitbewohnerin losgeworden ist, weil sie das Zeug auch hasst wie die Pest. Das habe ich meiner Mitbewohnerin aber noch nicht erzählt. Die Wahrheit ist zu grausam. Naja, trotzdem bin ich da um eine kulturelle Erfahrung reicher.

Auf meinem Geburtstag gab es aber nichts ekliges, was meine Gäste runterbekommen mussten um meiner Mutter zu huldigen. Meiner Mutter reicht auch Korn Brause. "Hey Mama. Danke für hundert Stunden in den Wehen liegen und so - Ich vergifte dir zu Ehren jetzt mal das Kunstwerk, dass du in neun Monaten Schwerstarbeit ausgebrütet hast und so". Jetzt, wo ich darüber nachdenke, zeigt das natürlich meinen Eltern nicht so viel Respekt. Dann gibt es halt zu meinem 3126. Geburtstag Gerstensaft und Grünkernlinge oder so... Um meine Familienehre hier allerdings zu retten, kann ich stolz verkünden, dass ich meinem verstorbenen Opa aus Versehen gehuldigt habe. Denn ich hätte es nie gedacht, aber mit nem aufgeklebten Schnurrbart und ner Hornbrille sehe ich ihm tatsächlich sogar ähnlich. Wieder was Erfreuliches und zugleich Verstörendes gelernt.Auf Dich, Opa!

Doof, wenn da einer neben einem liegt, der was Lustiges liest und man sich selber durch die Christianisierung Schwedens kämpfen muss...

Naja, aber trotz Party und Rumgetingel habe ich auch ein bisschen was geschafft. Einen Reader habe ich schon durch. Das ist aber nur ein kleiner Trost. Denn ich würde sagen, dass ich nicht alles verstanden und ich mich beim Lesen jetzt auch nicht sonderlich konzentriert habe. Denn mein Besuch hat ja von mir Entspannungsurlaub verordnet bekommen - zurecht. Weil ich finde ja schon mein Studium alleine anstregend genug (also das richtige Fontysstudium. Nicht diesen Kinderzirkus hier in Schweden) und meine Besuch hat einfach mal nen Vollzeitjob UND studiert auch noch dazu (würde mir ja im Leben nicht einfallen). Deswegen habe ich sie zu viel Lesen und Rumhängen gezwungen und mich selber dann der Religion in Schweden gewidmet.

Das lief aber nicht so gut, weil mein Besuch immer gelacht hat und ich dann wissen wollte, was da in dem Buch passiert ist und dann raus war und mir dann überlegt habe, wenn ich schon mal raus bin, ich auch gleiche Facebook noch mal checken könnte und Spiegel Online und vielleicht auch noch Gala.de. So hätte ich jetzt gut informiert über die Relgion Schwedens im Mittelalter sein können, stattdessen ist es aber eher die weltpolitische Lage und ziemlich viel Informationszeug über Hochzeitsquatsch von Promis. Naja, Hätte, Hätte Fahrradkette und so. Ich starte dann jetzt noch mal einen Versuch, mein Besuch ist nämlich soeben abgefahren. Aber ich kann jetzt schon sagen, dass sich das bei 28 Grad und strahlendem sonnenschein mehr als schwierig gestalten wird. Aber es ist trotzdem einen Versuch wert. Over And Out :)

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