Montag, 9. Mai 2011

Fear and Loathing in Köln.

Heute hatte ich mal wieder ein Vorstellungsgespräch. Dieses Mal in Bonn. Hat was mit Events und Promotion zu tun. Tut mir Leid, wenn mir da gerade ein bisschen der Enthusiasmus fehlt. Versteht mich nicht falsch, die Stelle ist cool. Aber ich kann mich gerade nicht so recht freuen, denn ich bin soooooo müde. Muss man auch sagen - ist alles nur das dumme Navi Schuld. Weil ich etwa sechshundermillionentausendeinhundertfünfunddreißig Jahre lost in Köln war. Auf der Hinfahrt nach Bonn hatte eigentlich alles ganz gut geklappt, bis auf die Tatsache, dass mein Navi mitten auf der Fahrt beschlossen hatte, sich einfach aufzuhängen und zu sterben (Tut mir gerade nicht Leid für das Ding. Mitleid gibt es vielleicht morgen. Und da liegt die Betonung auch auf VIELLEICHT). Und da war ich doch schon ein wenig aufgeschmissen, muss ich sagen. Ich war natürlich wie immer stets gut vorbereitet und hatte den Weg noch mal mithilfe meines Buddys Google Maps ausgedruckt - allerdings nur für den Hinweg. Das hatte aber erst mal gereicht. 
Emofotos von schräg oben.
Da bin ich ganz vorne dabei.
Ich musste auch erst mal sehen, dass ich so schnell wie möglich mit Jacques Chirac am Ziel ankomme. Denn  der liebe Jacques hat keine Klimaanlage und deswegen waren es gefühlte sechsundzwanzigtausend Grad in meinem Auto. Während ich im Stau stand kam ich allerdings auf eine brillante Idee. Dachte ich zumindest erst. Jacques und ich können nämlich eigentlich auch mal einfach alle Fenster zulassen und immer schön der Sonne entgegenfahren. Dann wären wir der erste fahrende Saunaclub der Welt! Ich könnte auch gleich erstes Klientel im Swingerclub in Leuth rekrutieren ("Der letzte Pärchenclub vor der Grenze" wie so schön drauf steht. Ich frage mich, wer ab und zu daran vorbeifährt und denkt "Boah, gleich bin ich schon wieder in Holland. Jetzt aber noch mal schnell in den Swingerclub!" - Aber ich schließe nicht aus, dass es solche Menschen gibt. Ich kann es mir halt nicht so vorstellen, WILL es mir nicht vorstellen). Aber je mehr ich über den fahrenden Saunaclub nachdachte, desto dummer fand ich die Idee. Mit der Umsetzung würde ich wahrscheinlich reißenden Absatz machen... aber wie soll ich das meiner Mutter erklären? Naja, so viel also zu meinen Tagträumereien im Stau. Und da ich halt nach zwei Stunden in meinem kleinen, privaten Saunaclub nicht mehr die Frischste war, war ich so geistesgegenwärtig, meine Bewerbungsklamotten separat mitzunehmen und vor Ort anzuziehen. War sogar ne halb kluge Idee! Nur hatte ich dann vor Ort die unglaubliche Wahl mich entweder bei sechsundzwanzigtausend Grad im Auto oder auf der Toilette vom Starbucks umzuziehen. Ist ein bisschen wie zwischen Pest und Cholera zu wählen. Ich wählte dann Starbucks und regte dann gleich alle anwesenden Frauen auf, indem ich den einzigen Spiegel zum Schminken in Beschlag nahm. Das gefiel mir dann so gut, dass ich mir noch die Freiheit nahm, ein paar Emofotos von schräg oben für den Blog von mir zu machen (Ist der Ruf erst ruiniert und so weiter...).
Hätte ich mich mal auf mein alt
bewehrtes  Handschreibesystem verlassen...
Das Gespräch selber lief dann recht locker flockig und ich habe aus lauter Nervosität auch nur einen halben unangebrachten Witz gemacht (Den hoffentlich nur ich verstanden habe). So war ich eigentlich guter Dinge, als ich wieder zurück nach Kaki fuhr. Sollte ja eigentlich nicht schwer sein, von der A559 auf die A4 zu kommen. Mhm ja mhm... doch. Ist wirklich schwer. Ich hatte ja nur die Beschreibung für den Hinweg und deswegen musste ich mich plötzlich entscheiden, ob ich denn nach Frankfurt oder nach Aachen möchte. Und ganz ehrlich, ich wusste es nicht. Hätte ich beim lieben Herrn V. in Erdkunde mal besser aufgepasst, statt mit A. Käsekästchen zu spielen (selbst über große Distanzen als Herr V. uns wohlweislich auseinandersetzte). Weil ich wollte ja Richtung Norden und für mich war weder Aachen noch Frankfurt irgendwo im Norden. So kam es, dass ich ein bisschen lost am Kreuz Gremberg war und fröhlich alle Richtungen mal so ausprobierte. Und irgendwie fand ich dann letztendlich nach einer Stunde nicht die richtige Richtung und fuhr total entnervt im FEIERABENDVERKEHR ein mal quer durch Köln (totaler Spaziergang bei den Temperaturen), weil von der A57 wusste ich den Heimweg wenigstens. Man sollte meinen, dass ich auf der A57 angekommen endlich meinen inneren Frieden gefunden haben sollte, aber nix da. Irgendwo bei Dormagen tauchte nämlich eine Spinne auf und krabbelte an meinem nackten Schienbein herum. Ich sah sie nicht, ich spürte sie nur. Und wenn man Dinge nur spürt und nicht sieht, sind die ja generell viel größer als sie wirklich sind. So stellte ich mir die Spinne mit etwa sechzehn Beinen und einem Durchmesser von etwa 40 Zentimetern vor, die dazu auch noch an dieser Affenkrankenheit leidet, bei der man so viele Haare kriegt. Und so kam es zu einem inneren Kampf. Auf der einen Seite war das Mädchen in mir, dass die ganze Zeit innerlich "Spinne! Spinne! Mach' die weg!" brüllte und auf der anderen Seite die Tierschützerin, die der Meinung ist, dass man Tiere nicht töten soll, bloß weil sie einem optisch nicht so zusagen (Versetzt euch doch mal in die Lage einer Spinne. Ihr wollt ja auch nicht einfach zerquetscht werden, bloß weil euch einer hässlich findet, oder?). Ich entschied mich dann letztendlich fürs aushalten. Dabei war ich etwa so locker wie Waldimir Klitschko beim 1813. Klimmzug. Nach 10 Minuten ließ die Spinne dann auch endlich von mir ab. Noch fünf Minuten länger oder ein kleiner Abzweig in mein Hosenbein und ich hätte sie platt gemacht. Aber so kann ich jetzt voller Stolz sagen - ich habe ein Spinnenleben gerettet (Über die Tatsache, dass die ja jetzt irgendwie immer noch in Jacques Chirac ihr Unwesen treibt mach ich mir jetzt einfach mal keine Gedanken...).
Hätte ich was zu Essen dabei gehabt,
hätte der Tag auch besser geendet.
Irgendwann setzte dann auch der Hunger bei mir ein, nachdem ich dann endlich mal keiner Stresssituation ausgesetzt war. Und dann aber richtig. Dazu war ich auch noch total hinüber durch das ganze Hin und Her. Für Außenstehende mag das jetzt ein unbedeutendes Detail sein. Für Leute, die mich kennen, bedeutet das: "Alles klar, ich geh der Samira für den Rest des Tages aus dem Weg". Denn wenn ich richtig viel Hunger habe und dazu noch müde bin, werde ich zu Arschloch-Samira. Mit einem Mal vergesse ich all meine Sozialkompetenzen und bin einfach nur noch schlecht drauf. Und ich lasse dann auch gerne mal einen "Mitten-auf-die-zwölf" Kommentar fallen. Dann ist es natürlich äußerst lästig, ein solch gut funktionierendes soziales Netz zu haben, wie ich es habe. Mama (kurzer Abstecher gemacht um noch ein paar Sachen zu holen) "Und Kind, sag doch mal, wie war's?" - "mdsjdk adzdgak hashs" - "Kannst du dich auch richtig artikulieren?" - "Boah Mama, ich sag dir am Wochenende wies war. Nerv' mich nicht". Terrassentür wieder zugemacht, obwohl Mama noch was gesagt hat und ab dafür - Ich Vorzeigekind (Sorry, Mama. Echt). Dann noch A. und Anki, die einfach nur lieb und aus purer Höflichkeit nachgefagt haben wie es war, bekamen beide die selbe Nachricht. "War okay. Bin müde. Rede morgen. Tschö". Ich Vorzeigefreundin. Auf der Zielgeraden beim Real an der Kasse (jetzt aber ganz flott wenigstens ein Sandwich) musste dann leider noch ein Kleinkind meinen geballten Hass abkriegen. Normalerweise bin ich eher so der Typ Kindermagnet. Kinder finden mich gut und ich schneide ihnen gerne Grimassen an der Supermarktkasse. Finden die immer zum Brüllen (im positiven Sinne). Dieses Mal stand wieder ein Vater an der Kasse, Kleinkind auf dem Arm. Kind guckt Papa an, zeigt auf mich, betitelt mich als "Mädchen" und wartet auf die totale Anerkennung des Vaters, dass es mich richtig identifiziert hat. Vater total begeistert und unter normalen Umständen wäre es mein Part gewesen, das Kind anzulächeln und dem Vater irgendwas Nettes zu sagen. Tja, haben die aber leider den falschen Tag erwischt. Ich zog es vor, das Kind lieber herausfordernd mit dem Charme eines Serienkillers anzusehen. Fanden glaube ich sowohl Papa als auch das Kind furchteinflößend. Das Lächeln des Kleinkindes erstarb zumindest von einer Millisekunde auf die andere. Mir doch egal. Aber ich bin zu Hause und habe jetzt gegessen. Deswegen bin ich auch schon ein wenig fröhlicher. Ich bin auf der Fröhlichkeitsskala zwar immer noch irgendwo bei Klaus Kinski angesiedelt, aber ich werde mich jetzt einfach hinlegen und morgen wieder entspannt und fröhlich sein. Das kann ich allerdings nicht garantieren. Wie dem auch sei: Over And Out (Bewusst ohne Smiley Face).

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