Sonntag, 14. Oktober 2012

Einfach durch den Hörer kriechen und mit der Telefonschnur erdrosseln

Hallo ihr Lieben. Ich melde mich dann auch mal wieder aus der Versenkung mit nur so durchwachsenen News. Ich weiß nicht, ob ihr es mitbekommen habt, aber das Bachelor-Praktikum steht an und des heißt: Ich muss mich mal wieder bewerben a.k.a mich der großen Praktikanten-Fleischbeschau aussetzen. Und das macht keinen Spaß. Oh man macht das keinen Spaß. 

Irgendwie läuft das mal wieder bei uns angehenden Bachelors und Bacheloretten nicht so, wie es sollte. Die Stimmung ist derzeit ein bisschen - nun ja - angespannt. Wenn wir hier bei Harry Potter wären, wäre das Bachelorpraktikum definitiv Lord Voldemort - Also das, dessen Name nicht genannt wird weil wir kollektiv Angst haben, dass sofort ein Unglück geschieht, wenn wir es auch nur aus- oder ansprechen. 

An sich ist die Suche nach einem Praktikum ja gar nicht so das Ding. Irgendwer wird uns bestimmt schon nehmen wollen. Das, was mich uns meine Kommilitonen dabei so richtig abfuckt, ist die Tatsache, dass wir uns mal wieder den teilweise launischen und auch ein bisschen sadistisch veranlagten Personalchefs oder Abteilungsleitern aussetzen müssen. Irgendwie komme ich mir so vor wie bei einer Pudel-Show, bei der man mir auf sehr unangenehme Art und Weise ins Maul schaut und mich und mein hoffentliches Premium-Zahnfleisch nach Punkten bewertet. 


Da ist es wieder. Das Bewerbung-Bild, auf dem ich aussehe wie Bambi.  Ich kann's einfach nicht mehr sehen! 
Das kann zu ziemlichen Minderwertigkeitskomplexen führen. Denn man muss sich ja dann bei Vorstellungsgesprächen dann beweisen. Und es ist unglaublich, was die da so teilweise mit einem machen. Ich möchte euch von dem jungen Mann erzählen, der als krasses Negativ-Beispiel letzte Woche bei mir so richtig rausgestochen ist.

Ich hatte ein Telefongespräch mit einem Marketing-Manager und der junge Mann wollte mich ein bisschen näher kennen lernen. Ich ihm also meinen Werdegang noch mal erläutert. Dabei hat er mich schon beim ersten Satz unterbrochen: "Ach, in Holland studieren Sie?" - Äh ja. man. Das hab ich in meiner Bewerbung nun wirklich ausführlich geschrieben. Schön, dass du sie nicht gelesen hast du Saftarsch. "Ja, ich studiere in DEN NIEDERLANDEN". "Wieso das denn?". "In den Niederlanden wird mehr Bezug auf den Praxisbezug gelegt. Das empfinde ich im Marketing als sehr wichtig". Sagt der Blödmann eiskalt zu mir "Ja, oder Sie haben den NC nicht geschafft, ne?".

Da war ich dann erst mal so perplex, dass ich nach Luft geschnappt habe. Was für ein Vollpimmel. Da hatte ich schon keinen Bock mehr. Schön, dass der sich seine Meinung über mich gebildet hat. Mein NC ist ganz okay und hätte locker für ein BWL-Studium in Deutschland gereicht. Danke vielmals, du Kröte. Aber das war nur der Anfang. Als ich die Mini beschrieben habe, hat er das als "Oberstufen-Planspiel" bezeichnet und ich wollte dem da schon mit einem stumpfen Gegenstand rohe Gewalt antun. Als ich ihn darüber unterrichtete, dass wir als Unternehmen im Handelsregister eingetragen und somit wirtschaftlich selber verantwortlich waren, hat er das trotzdem nur belächelt. Dass wir bedürftige Menschen in Nepal unterstützt haben, fand er auch nicht sonderlich beeindruckend. Wieso auch? Eine Hilfsorganisation unterstützen ist ja auch asozial und so. Kann ich verstehen. 

Bedürftigen Menschen in Nepal helfen? Ach, ist doch nur so ein Oberstufen-Planspiel.

Ab dem Zeitpunkt an war der Typ dann richtig in Fahrt. "Sie haben ein Semester lang Skandinavistik studiert? Das macht bei einem Wirtschaftsstudium ja nicht so Sinn...". Ja, Fuck you very much ey. Nicht, dass die Stelle in einem dänischen Unternehmen gewesen wäre. Was soll ich da also mit Skandinavistik? Die Unternehmenskultur ein bisschen besser verstehen? Wer braucht das schon... Am Liebsten hätte ich den dann mal gefragt, ob seine Abendschule denn keine Auslandssemester mit anderen Schwerpunkten angeboten hätte und er deswegen mit dem System nicht bekannt wäre. Aber ich blieb höflich. Auf das Niveau habe ich mich nur Kopf herabgelassen. 

Dann der Show-Down. Er fragte mich nach meinem Praktikum beim Verlag und ich beschrieb ihm, was ich da so gemacht hatte obwohl für mich glasklar war, dass ich nicht auch nur einen Fuß in dieses Unternehmen setzen würde. Meine Tätigkeit beim Verlag empfand er dann als "stupide Beschäftigungstherapie" und ich wollte diesem über-arroganten Fickfrosch dann am liebsten durch den Hörer kriechen und mit der Telefonschnur erdrosseln. Was bildete der sich eigentlich ein? Trotzdem siegte meine gute Erziehung. Ich fragte ihn dann scheinheilig, ob die Stelle bei seinem Unternehmen denn weniger stupide Beschäftigungstherapie sei und mein Arbeitsalltag dann mehr variieren würde. 

Auslandserfahrung? Idiotisch!

Nee, also das müsste ich mir gar nicht so glamourös vorstellen bei ihm, da wären auch eine Menge Excel-Tabellen zu fertigen und die Werbung würde schließlich nicht von denen gemacht, das würde eine Agentur und nicht das Unternehmen machen. Ob ich mir dessen bewusst wäre? NEIN MAN. IN SIEBEN SEMESTERN HABE ICH NUR SINGEN UND KLATSCHEN GELERNT UND MEINE ZEIT MIT EINEM MINOR IN SKANDINAVISTIK, STUPIDER BESCHÄFTIGUNGSTHERAPIE UND EINEM OBERSTUFEN-PLANSPIEL VERBRACHT WEIL MEIN NC FÜR DEINE LUXURIÖSE ABENDSCHULE IN OER-ERKENSCHWICK NICHT GEREICHT HAT. NATÜRLICH WEISS ICH DAS, MAN!!!

Die Überrschaung an der Sache war, dass dieser Mann mich dann tatsächlich zum richtigen Vorstellungsgespräch eingeladen hat. Als der das gesagt hat, war ich bestimmt erst mal dreißig Sekunden sprachlos und habe ihm dann ganz höflich aber bestimmt gesagt, dass ich mir weitaus bessere Praktikumsstellen mit sehr viel sympathischeren Mitarbeitern vorstellen kann und habe aufgelegt. Das muss ich mir echt nicht geben. Ich werde bestimmt nicht sechs Monate mit so Einem zusammenarbeiten. Bloß weil seine Mami ihn nicht richtig lieb gehabt hat, werde ich das bestimmt nicht ausbaden. Da kann der sich mal jemand anderen Dummen für suchen. 

So sieht's nämlich aus!

Der ist sich glaube ich nicht bewusst, dass ich ziemlich gut und vielfältig ausgebildet bin und wenn er sich mein Arbeitszeugnis vom Verlag auch nur mal durchgelesen hätte, hätte der schnell gemerkt, dass ich das Praktikum zu deren "außerordentlichen Zufriedenheit" abgeschlossen habe und andere Unternehmen meine gut qualifizierte und schlecht bezahlte Arbeitskraft mit Kusshand nehmen werden. Tja, meine wertvolle Arbeitskraft bekommen der und sein Unternehmen auf jeden Fall nicht. Das war ja wie gesagt nur ein Negativ-Beispiel. Es gibt nämlich auch Unternehmen und Abteilungsleiter, die sehr sympathisch sind. Over And Out :)

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