Donnerstag, 4. Oktober 2012

Der ganz normale Wahnsinn (Part I)

WARNUNG!

Dieser Blog-Eintrag ist nichts für schwache Gemüter. Im folgenden Eintrag werden abscheuliche Dinge offenbart. Unschuldige Studenten werden durch langweilige Vorlesungen an den Rand des Wahnsinns getrieben, dazu gezwungen früh aufzustehen und (und das ist das Schlimmste!) zu ... RECHNEN. Menschen mit Herzleiden wird empfohlen, dieses Zeugnis der Abartigkeit nicht zu konsumieren, da ansonsten ernsthafte Gesundheitsgefährung besteht. Für alle anderen, die sich das geben wollen: Herzlich Willkommen zu meinem Protokoll des meist verhassten Tages der Woche - dem Dienstag.

Es ist zwar nur ein Gerücht - aber ich glaube, es ist wahr. Rechnungswesen ist schlecht für uns.

7.15 Uhr. Mein Wecker klingelt und ich bin kurz nicht sicher, wo ich bin. Ach ja, in meinem Bett. Hab ich den Wecker etwa schon wieder falsch gestellt? Kurzer Kontrollcheck: Leider nein, leider gar nicht. Der Wecker hat Recht und ich habe Unrecht. Da ich in einer halben Stunde los muss, geht das gleich von 0 auf 100. In all den Jahren Schule und Uni habe ich meine Morgenroutine auf die Sekunde genau abgestimmt. In einer halben Stunde schaffe ich Duschen, Anziehen, einigermaßen herrichten und Tasche packen (Frühstück ist für Muschis). Die Routine geht dabei mittlerweile sogar soweit, dass ich dafür nicht mal richtig wach sein muss. 

Arschlochwecker klingelt immer dann, wenn es mir nicht passt.
7.45 Uhr. Fertig und ab dafür. Noch ein schneller Blick in den Spiegel um zu checken, ob man nicht aussieht wie Lady Gaga und dann mit fünf Minuten Verspätung die Fahrgemeinschaft starten. Sobald jede der drei anderen Studentinnen das Auto betritt, werden drei Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht und dann gilt die stillschweigende Übereinkunft, dass ab jetzt Fresse halten angesagt ist. Ich wünschte, der mir unbekannte Blödmann hätte mir nicht die Antenne geklaut und ich könnte den Mädels bessere Musik anbieten. So müssen sie allerdings Limp Bizkit und irgendwelche Dubstep-Remixe ertragen (ich will die Playlist auf meinem MP3-Player schon seit fünf Wochen ändern, aber irgendwie wird das Vorhaben immer wieder aus meinem Kopf gelöscht, sobald ich Jacques verlasse).


In meinem Ohren ist das Musik!


8.45 Uhr. Anfang erste Stunde. Ethik. Alle Studenten sollten eine Präsentation vorbereiten und eine unglückliche Gruppe muss sie halten. Anki und ich haben das so Pi mal Daumen am Abend vorher noch schnell halbherzig zusammengeschustert - wie hoch ist schon die Wahrscheinlichkeit, dass wir drankommen? Da ich vorher noch mit A. auf dem Raucherhof geschnackt habe, bin ich einen Ticken zu spät und muss in den ersten Reihe sitzen. Genau im Blickfeld von Herrn K. Herr K. findet, dass unsere Gruppe ruhig mal was vortragen könnte. L. wird ganz nervös und muss mal wieder den Klaas auf meinem Ordner streicheln. Alle Mädels streicheln den Klaas, wenn sie ihn sehen - der ist schon ganz abgenutzt, wenn man mal genau hinsieht. Anki ist nicht da, also muss ich den Rotz alleine machen. Ich streichle also lieber auch noch mal schnell den Klaas. Brilliere total, indem ich die Folien mit dem mittelmäßig gelösten Aufgaben vorlese. Der Dozent lacht mich und meine Präsentation verdientermaßen ein bisschen aus. Aber da stehe ich drüber. Das weiß der auch, sonst würde der das nicht machen.

Lieber noch mal schnell den Klaas streicheln (schon ganz abgenutzt).

10.20 Uhr. Endlich bin ich erlöst und raus aus dem Vorlesungsraum. Kurze Pause. Wie jeden Dienstag suche ich A., die auch Pause hat, aber nicht immer. Ihr Dozent überzieht gerne und deswegen habe ich schon viele Pausen damit verbracht, auf A. zu warten, die nicht auftaucht. Was für eine Überraschung, heute taucht sie auch nicht auf. Das ist doof. Muss ihr doch das von der Präsentation erzählen. Es macht A.s und meine Tage gleich viel besser, wenn eine von uns die andere auslachen kann. Na dann knalle ich mir halt überteuertes Koffein aus dem Automaten und ein Thunfischbrötchen rein. D. kommt vorbei und sagt  irgendwas blödes. D. mag keinen Thunfisch. Deswegen hauche ich ihr aus Rache ins Gesicht. Das ist eklig, aber ich bekomme meine Genugtuung.

An so Tagen braucht man viel Koffein (im Moment im ganz hübschen Design)

10.40 Uhr. Übungsstunde Dienstleistungs- und Handelsmarketing. Ich habe die Aufgaben gemacht, allerdings hätte ich mir das schenken können. Pro Lösung habe ich etwa so drei Stichpunkte aufgeschrieben aber Frau A. ballert da immer so viele Informationen raus, dass ich mehr Ergänzungen als Geschriebenes habe. Ich kann gerade aber nicht so viel aufnehmen und Whats-Appe lieber mit A. über das Video von Justin Bieber, wo der in Arizona auf die Bühne kotzt. Als ich von dieser Konversation wieder in die Stunde auftauche, sind wir irgendwo, wo ich mich nicht auskenne und ich bin verwirrt. Erst denke ich mir, dass sich das nicht lohnt und will die Gala-App checken, aber dann bin ich doch wieder back in the Game. Kurz damit angeben, dass ich ein PDF über den demographischen Wandel und die Auswirkungen auf die Handelslandschaft gelesen habe und mein Karma ausgleichen.

Mehr Anmerkungen als Hausaufgaben. Hätte ich mir also sparen können...

11.30 Uhr. Vertriebsmarketing. Langweilt mich zu Tode, weil ich mein Praktikum ja im Vertrieb gemacht habe und mich dementsprechend ein bisschen unterfordert fühle. Überlege kurz, ob ich mir die Stunde schenke, gehe dann aber lieber doch hin - vielleicht verpasse ich was Wichtiges. Nach zehn Minuten stellt sich raus: Ich hätte nichts verpasst. Außerdem ist mein Kopf so irre voll mit diesem ganzen Informationen. Versuche trotzdem aufzupassen, aber das funktioniert nicht. Ich höre maximal drei Sekunden zu, dann driften meine Gedanken wieder ab. Drei Sekunden Vertriebscontrolling, fünf Minuten darüber nachdenken, was ich heute zu Abend esse. Drei Sekunden dazu zwingen.aufzupassen, fünf Minuten sinnlosen Quatsch denken, dann in der Gegend rumstarren. Einzige erfreuliche Erkenntnis der Stunde: Mein Balisto ist offiziell UTZ-zertifiziert. Es ist also ein Scooterbalisto. Das finde ich witzig. Vertriebsmarketing und ganz besonders Vertriebscontrolling nicht. Anbei schöne Grüße an meinen Praktikumschef: Guck ma' ich kann jetzt Vertrieb auch theoretisch. Ist das nicht abgefahren? Nein? Hab ich mir fast gedacht. 

Utz Utz Utz Utz - mein Balisto spricht fließend Scooter

Das war also der erste Einblick in so einen wahnsinnigen Tag an der Uni. Und wenn ihr denkt, dass das schon nicht so viel Spaß macht, dann wartet mal auf den zweiten Teil. Das war hier nämlich nur die Einleitung. Over And Out :)

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