Montag, 8. Oktober 2012

Der ganz normale Wahnsinn (Part II)

Nachdem ist also schon viele Herausforderungen an meinem Horrortag - dem Neverending-Dienstag, -geimestert habe, kam es dann richtig dicke. Lest selbst.

12.20 Uhr. Management Skills. Erst eine Präsentation einiger meiner Kommilitonen über Employer Branding (der fancy Begriff für Markenbildung des Arbeitgebers), die eigentlich ganz angenehm ist und die mich auch kognitiv nicht allzu sehr überfordert. "Es scheint also bergauf zu gehen" - denke ich mir noch so ganz naiv. Woher hätte ich auch wissen sollen, dass ich mich eine halbe Stunde später am liebsten in Embryonalstellung auf den Boden liegen und den allgemeinen Werteverfall meiner Kommilitonen beweinen möchte? Das war nämlich so: Allgemeine Diskussion über die Attraktivität von potentiellen Arbeitgebern für uns Studenten. Erste Frage vom Dozenten: Will einer bei McDonald's im Kinder-Marketing arbeiten? Nein. Wieso nicht? Ich melde mich und halte eine Rede auf moralische Ansprüche und dass ich denen meine wertvolle Arbeitskraft bestimmt nicht schenke, damit die kleine Kinder fett machen. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass das allen im Kurs so geht. PUSTEKUCHEN! So gut wie jeder in meinem Kurs würde das sofort machen, wenn die gut zahlen! Da will ich schon heulen. Als mein Dozent danach fragt, wer in der Waffenindustrie Marketing machen würde, sind auch noch ziemlich viele dabei. Ich will nicht mehr leben und habe den Rest der Vorlesung eine richtige Piss-Laune. 

Meine Reaktion auf die Karriereambitionen meiner Kommilitonen.

14.00 Uhr. Meine Laune wird keinesfalls besser, da ich normalerweise jetzt eine Freistunde habe um mich wenigstens ein bisschen zu erholen, aber dieses Mal habe ich Meeting für eine Präsentation. Die Vorbereitung bei allen Beteiligten lässt zu wünschen übrig, auch - oder gerade besonders - bei mir. Trotzdem steht in einer Woche die Präsentation an und wir müssen da jetzt was auf die Beine stellen. Wir versuchen das Thema Arbeitszeitmodelle einigermaßen spannend zu machen. Das gestaltet sich aber schwierig und wir sind frustriert. Ich ganz besonders, weil man die EU-Verordnung zur Arbeitszeit einfach nicht interessant gestalten kann. Und weil wir frustriert sind und und Mädels, lassen wir unseren Frust in Form von ordentlichen Cat-Fights ab. Ich bin mittlerweile so weit, dass ich jemanden töten will. Einfach nur so aus sadistischem Spaß an der Freude, damit auch jemand anderes mal leidet. 

In meinem Noitzblock für Mastermind-Ideen sollte ich vielleicht  auch wirklich mal ein paar evil plans formulieren...

14.30 Uhr. Das Meeting ist beendet, weil es ja doch nichts bringt und eine von uns vielleicht den Tag nicht überleben wird, wenn das so weitergeht. Also Pause. Ich laufe in die Cafete und besorge mir schon zum gefühlt sechshundertsten Mal einen Kaffee. Aus lauter Frust mache ich die Schokoflöckchen fast alle, weil ich mir so viele davon auf den Kaffee haue. Ist mir egal. Dann bin ich jetzt auch asozial. Und ich schreib gleich meine erste Bewerbung für wer auch immer Marktführer in der Rüstungsindustrie ist. Ist mir jetzt auch alles egal. Kurz vor Beginn der nächsten Stunde fällt mir auf, dass unsere Cafete von sodexo beliefert wird. Dann fällt mir ein, dass sodexo doch Hauptlieferant der Kantinen ist, bei denen dieser Brechdurchfall aufgetreten ist (womit die ja angeblich absolut nichts zu tun haben. Zumindest bis man denen das Gegenteil bewiesen hat). Naaaa toll. Eine Brechdurchfall-Epedemie würde meinen Tag jetzt ungemein besser machen...

Mmmmhm, schön lecker Kaffee mit Brechdurchfall.
15.05 Uhr. Endspurt. Die letzten zwei Stunden sind angebrochen. Da ich zu leichter Hypochondrie neige, bilde ich mir ein, dass mir schlecht ist. Aber auch nur die ersten fünf Minuten, dann gilt meine ganze Aufmerksamkeit den knallharten Rechenaufgaben im SEO-Marketing. Normalerweise könnte diese Rechenaufgaben auch ein hirnamputierter, blinder Affe im Schlaf (also auch jeder Marketer) ausrechnen, aber irgendwie will ich es heute trotzdem nicht so schnallen. Meine Laune bessert sich, weil ich jetzt dem angehenden Controller meines Vertrauens ein Bild von unseren Hardcore-Rechenaufgaben schicken kann, bei denen man auch für den letzten Volldeppen festhält, wer auf oberster Anzeigen-Position erscheint, weil er am Meisten geboten hat (Hardcore-Rechenoperationen siehe unten). Angehender Controller findet es zum Brüllen komisch und will es auf Facebook posten. Das ist mir dann aber doch zu heikel, weil es sonst wieder heißt, dass ich dem Feind Informationen ausspiele. Dann frage ich ihn noch, ob wir zusammen nach Madagaskar durchbrennen wollen, wo wir zusammen mit Löwen, Zebras und so weiter leben und den ganzen Tag "I Like to move it move it" singen. Das natürlich in so kleinen Nachrichteneinheiten wie möglich, damit sein Handy in der Vorlesung auch so oft wir möglicht summt (endlich was böses gemacht: check!) und der Controller mir sagt, dass ich die virtuelle Schnauze halten soll. Die Schadenfreude makes my day. Und es geht weiter bergauf. Der Dozent erklärt uns, wie man AdWords bei Google generiert und verwandte Suchbegriffe herausfindet. Er will einen Schokoriegel bewerben. Es gibt die Option "Erwachseneninhalte". Der Dozent sagt, dass er lieber nicht nach verwandten Suchbegriffen im Zusammenhang mit Erwachseneninhalten suchen möchte. Allein schon das Kopfkino lässt mich den ganzen Frust des vergangenen Tages vor lauter Lachen vergessen und ich kann mit einer ausgegelichenen Laune wieder richtig nach Hause starten. Wäre der Tag also gerettet. 

Hardcore-Rechenaufgaben für Marketer.

Morgen ist übrigens wieder Dienstag. Ich freu mich schon wie blöde. Nicht. Over And Out :)

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