Montag, 11. April 2011

"Is dat Kunst oder kann dat weg?"


Ich habe jetzt keinen Fernseher mehr. 

Ich guck auch nicht immer nur Fernsehen.
Ab und zu  lese ich auch mal ein Buch
und finde dann unverhofft vermisste
Gegenstände
Das hört sich zuerst natürlich ganz schön intellektuell mit einem Hauch von Extravaganz an. So nach dem Motto: "Ich stehe über dem Pöbel, der sich an RTL explosiv und den reißerischen Reportagen aufgeilt". Keinen Fernseher haben hört sich nach endlosen Abenden in Ausdruckstanzveranstaltungen an. Keinen Fernseher haben hört sich nach stundenlang vor Beuys-Werken stehen und darüber grübeln an. Keinen Fernseher haben hört sich letztendlich beneidenswert an, wie ich finde. Menschen ohne Fernseher stelle ich irgendwie auch mit Menschen gleich, die konstant und ohne Anstrengung ihr Wunschgewicht halten und/oder Hausarbeiten zwei Wochen vor dem Abgabetermin einreichen. Um es kurz zu fassen: Menschen, zu denen ich bis jetzt nie gezählt habe und die einem unbewusst immer wieder die eigene Primitivität vorhalten. Und jetzt bin ich plötzlich einer von denen. Allerdings muss ich das hier mal gleich relativieren. Keine Sorge, ich habe nicht wieder zu oft im Feuilleton der Zeit geblättert und versuche auch nicht, meinem Leben mehr Tiefe zu geben. Meine Schwester ist schlicht und einfach aus England zurück und hat sich den gemeinsamen Fernseher gekrallt mit der Erklärung, dass ich ihn ja die letzten acht Monate hatte (Ich war zwar nur an Wochenenden bei meinen Eltern und habe den Fernseher deswegen auch nur am Wochenende genutzt. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass Fräulein Schwester auch gar nicht da war. Aber diese Argumentation zog irgendwie nicht). 
Ins Museum gehe ich auch von Zeit zu Zeit -
wo ich mich ganz erwachsen ausschließlich
den anspruchsvollen Dingen widme.
Und so bin ich neuerdings komplett ohne Fernseher. Denn in Kaldenkirchen habe ich auch keinen, da ich da schlichtweg keinen Fernsehanschluss habe. Und wie ist das Leben befreit vom Fernseher so? Habe ich schon tiefgehende Gedankengänge gehabt und die Probleme der Menschheit gelöst? Das kann ich jetzt nicht so bestätigen. Habe ich unnütze youtube Videos geschaut und Bubble Shooter bis zum Erbrechen gespielt? Das kann ich leider bestätigen. Ich stelle also eine Gegenthese zu "Fernsehen macht dumm" auf: Nicht fernsehen macht dumm. Während ich beim Zappen immer wieder gerne auch mal bei Quarks und Co. und irgendwelche Terra X Dokus über Ägypten hängen geblieben bin, komme ich ohne Fernseher gar nicht mehr auf die Idee mir aktiv irgendwelche Informationen zu suchen, die länger als ein Wikipediaeintrag sind. Ich meine, wer treibt sich online schon freiwillig in der ZDF-Mediathek rum? Also ich auf jeden Fall nicht. Und ich finde, das muss sich jetzt ändern. Da meine Schwester jetzt erst mal wieder fest bei meinen Eltern wohnt (was ich übrigens gutheiße) und sich leider bestimmt kein Fernsehanschluss durch Zauberhand in meiner Kaldenkirchener Wohnung einrichtet, muss ich mir andere Kanäle zur Erweiterung meiner Allgemeinbildung suchen. Und da ich kein Freund von Beuys bin (Ich unterstütze da ganz das Motto: "Is dat Kunst oder kann dat weg?") und ich 12-Ton Musik leider im Kopf nicht aushalte, wird aus mir wohl nie eine Superintellektuelle. Aber wenigstens kann ich jetzt so tun. (Hört sich das bestimmt irre klug und erhaben an, wenn ich demnächst in Gespräche einfließen lasse, dass ich ja keinen Fernseher besitze. Dass ich dank Onlinemediathek trotzdem keine Folge von Doctor's Diary verpasse, müssen die ja nicht wissen). Ich habe auch so eine schwarze Hornbrille. Die sollte ich in Kombination mit grauen Rollkragenpullovern mal öfter tragen. Aber ich befürchte, dass ich dann von den coolen Wirtschaftsstudenten verhauen werde. Ich muss mir dringend wieder einen Fernseher besorgen! Over and Out :)

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