Dienstag, 5. April 2011

Die Angst, von Caleb Followill beobachtet zu werden

Da bin ich wieder!

Ihr werdet an dieser Stelle bestimmt ein wenig verwirrt sein. Das ist durchaus nachvollziehbar. Ihr denkt euch bestimmt: "Hä? Die Samira war doch gar nicht weg. Hat das ganze Wochenende über facebook vollgespamt, hab' ich genau gesehen!". Da liegt ihr auch nicht ganz falsch. Trotzdem war ich unbemerkt für zwei Tage in Hamburg.
Dass Zugfahrer auch nie sanft bremsen
können! Darf ich vorstellen?
Cola Light auf T-Shirt und Blazer.
Und übrigens auch Hose.
Ich hatte ja schon berichtet, dass ich abgefahrener Weise zum Vorstellungsgespräch bei einer großen Plattenfirma eingeladen wurde. Am Sonntagnachmittag war es dann also endlich so weit und ich machte mich mit der Bahn auf den Weg nach Hamburg. Oh, ich liebe die Deutsche Bahn. Egal was die anderen immer meckern, ich finde die machen ihre Sache echt okay. (Das liegt aber vielleicht an meinem Au Pair Jahr in England, wo die Züge wie in meinem Fall die Passagiere gerne einfach willkürlich und ohne Vorwarnung mitten im der Einöde von Surrey rausschmeißen, statt nach Oxford durchzufahren, bloß weil die nen technischen Fehler haben). Und so hatte ich bis Münster eigentlich eine ganz angenehme Reise. Ich war in einem der Abteile untergebracht und neben mir saßen nur stille Menschen, die ihren eigenen Angelegenheiten nachgingen. Eine mustergültige Bahnfahrt also. Doch dann kam Münster - und damit die Zugsitznachbarin aus der Hölle. Dicke Frau, etwa Mitte Fünfzig, nicht allzu guter Körpergeruch. Laberte ohne einen Grund alle Leute im Abteil an, erzählte ihre Lebensgeschichte und berichtete von ihrer Metzgerei in Appelhülsen (Ach ja klar, Szenestadt Appelhülsen - Nie gehört). Das nervte mich ziemlich, aber ich blieb tapfer und höflich, indem ich von Zeit zu Zeit "Aha" und "Ist ja schön" antwortete. Doch dann, dann war es mit meiner Höflichkeit vorbei. Denn dann sagte die Frau "Ach wissen Sie, totes Tier ist meine Leidenschaft". Ich glaube, ich habe in diesem Moment ziiiiiiieeeeeemlich verdutzt geguckt. Oder wie jemand aus meiner Familie jetzt sagen würde: Ich habe bestimmt geguckt wie ein (Achtung, zensiert) bebeischlaftes Eichhörnchen. Ich meine, was antwortet man auf sowas? 
Potentieller Arbeitsplatz mitten in Hafen
City. Was will man mehr? Seufz.
Die restlichen drei Stunden verbrachte ich dann also lieber damit, so zu tun, als wäre ich IRRE beschäftigt. Und ich muss sagen, die dicke Metzgerin hat mir indirekt echt geholfen. Ich habe nämlich dann eiskalt drei Stunden lang den Annual Report der Plattenfirma gelesen- und der hatte stolze 158 Seiten. Danach war ich Vollprofi und wusste jeden Pups über das Unternehmen. Das hat mir dann letztendlich im Vorstellungsgespräch echt geholfen. Das Gespräch war übrigens eigentlich echt ganz gut. Überpünktlich tanzte ich dann bei der Plattenfirma an und war tippi toppi vorbereitet. Doch trotz der Vorbereitung war ich extrem nervös. Aber das ist für mich immer was Gutes, weil immer wenn ich nervös bin, mutiere ich zu Ms. Charming. Und schon als mich die Personalleiterin aus der ziemlich cool eingerichteten Empfangshalle abholte, wollte ich nie wieder weg. Aber erst Mal musste ich mich dann natürlich beweisen. So saßen die Personalleiterin und ich erst zusammen und ich dachte eigentlich, es würde alles ganz gut laufen. Ich hatte mich weder vor lauter Nervosität eingenässt, noch hatte ich unangebrachte Witze über heikle politische Themen gemacht (das passiert leider nämlich auch manchmal, wenn ich nervös bin. Äh, also nicht das mit dem Einnässen, sondern das mit den unangebrachten Witzen). Doch dann kam mein Stolperstein und der hieß Brand Manager. Also nicht der Brand Manager selber, sondern seine Ähnlichkeit mit dem Sänger von Kings of Leon, Caleb Followill. Als der nämlich den Flur lang lief, dachte ich erst "Oh mein Gott! Da ist der Sänger von Kings of Leon!" - und das brachte mich dann sofort ein bisschen aus dem Konzept. Weil wisst ihr, es gibt da diese ärztlich attestierte Angst von einer Ente beobachtet zu werden - die heißt Anatidaephobie. Und ich glaube, ich habe eine Abwandlung davon: Die Angst, vom Sänger von Kings of Leon beobachtet zu werden, Calebfollowelltidaephobie. Nun ja, und dann musste ich halt eeeeecht schlucken, als der vermeintliche Caleb Followill reinkam und sich als Brand Manager rausstellte. Hatte glaube ich die ersten drei Minuten ziemliche Auswirkungen auf meine Performance. Aber nachdem ich gemerkt hatte, dass der Brand Manager echt cool ist und mich auch mit Nichten anstarrt, hatte ich mich auch schnell wieder gefangen.
Wenn das mit der Plattenfirma nichts
wird, hole ich mir halt Rat von
Scientology (Deren Zentrale ist
praktisch neben der Plattenfirma)
Die Praktikumsstelle, die die da anbieten ist mördercool. Und ich wünsche mir nichts mehr, als da als neue Praktikantin angenommen zu werden. Leider befürchte ich aber, dass es ganz schön viele Bewerber auf diese Stelle gibt und ich deswegen nur eine von vielen bin. Aber wenigstens kann ich sagen, dass ich mein Bestes gegeben habe. Also natürlich fallen einem danach immer ein paar Kleinigkeiten ein, die man hätte besser machen können (zum Beispiel nicht wegen der hastig getrunkenen Cola durch den ganzen Raum rülpsen - Neeeeeiiiiiiin, das hab ich natürlich nicht gemacht. Das war ein Witz), aber diese Sachen gibt es ja immer. Ich versuche also zuversichtlich zu sein, bin aber wegen der hohen Bewerberanzahl nicht allzu optimistisch. Wenn es nicht sein soll, dann soll es halt nicht sein. Und wie sagte Rebekka gestern in einer echt süßen SMS: "Ach, ich bin sicher, die haben dein kreatives Genie sofort erkannt. Wenn nicht, ist (besagte Plattenfirma) wohl ne Nummer zu klein für dich". Ich glaube, that's what Friends are for. Es gibt aber bestimmt noch andere coole Praktikumsstellen, die nur auf mich warten. Günni's Gewürzgurken von Bad Salzuflen aus zu vermarkten soll ja auch ganz nett sein. Over and Out :)

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