Dienstag, 17. April 2012

Alles klar so weit?!

Also langsam mache ich mir doch ein bisschen Sorgen um meine Prioritätenverteilung. Ich habe jetzt fast ein Semester Skandinavistik hinter mir und ich kann voller Stolz sagen, dass ich jetzt schon ne Menge über Skandinavien gelernt habe. Was mir allerdings da jetzt die Sorgen macht, ist die Tatsache, dass ich ZU VIEL gelernt habe. Also ich weiß was über die Geschichte, die Kultur, die Sprache und jetzt auch noch was über die Religion Skandinaviens. 

Das ist ja alles ganz cool und so, führt wegen meiner Deutschheit allerdings immer wieder zu Problemen. Denn die Schweden wissen ne ganze Menge über deutsche Geschichte, Kultur, Religion und auch die Sprache. Ich aber bis auf die Sprache leider nicht. Denn ich studiere Business und habe Geschichte so schnell es ging abgewählt und als ich noch Geschichte hatte, habe ich dieses Fach nach besten Gewissen so gut es ging ignoriert.

Die temporäre geografische Europas kriege ich dank meiner internationalen Freunde eigentlich auch ganz gut hin.

Deswegen finde ich mich jetzt als einzige Deutsche in all meinen Kursen immer wieder in der unangenehmen Situation wieder, dass die Dozenten mich was über Deutschland fragen. 30-Jähriger Krieg in Scandianvian History and Society II: "Und, Samira, in welchem Teil Deutschlands hast du denn gewohnt, als der 30-Jährige Krieg war?". Alle schauen mich an und erwarten eine geistreiche Antwort. Mein Wissen von der Aufteilung Deutschlands 16 Hundert Drietinnepief ist etwa so groß wie das über das Fortpflanzungsverhalten des gemeinen Quastenflossers. Also so praktisch nicht vorhanden. 

Aber in Geschichte ist das noch recht einfach. Pokerface aufsetzen und kompetent "Niederlande" sagen. Ich wohne so nah an der Grenze, dass das immer ne gute Möglichkeit und meistens sogar auch wahr ist. Nur beim 30-Jährigen Krieg bin ich dann aufgeflogen. "Niederlande oder Spanische Niederlande?". Spanische Niederlande hört sich nach Fangfrage an, deswegen einfach mal auf Niederlande beharren. "Wirklich? Ist Düsseldorf so nah an Hamburg dran? Das wusste ich gar nicht" sagt mein Prof in Selbstzweifeln und ich tue einfach so, als wäre Düsseldorf Bremen. Ab und zu muss man halt auch mal ein bisschen Verwirrung stiften.

Österreich lacht sich zwar jedes Mal einen dabei ab, aber die haben Gott sei Dank auch nur ein gefährliches Halbwissen. So wie ich über Österreich ("Ach, du kommst aus der Steiermark. Das ist ja schön" - Wo zur Hölle IST die Steiermark? Muss ich dringend mal googeln). Aber naja, in letzter Zeit stelle ich mir doch ziemlich oft die Frage, ob das eigentliche gerechtfertigt sein kann, dass ich jetzt so viel über Skandinavien und praktisch immer noch nichts über Deutschland oder wahlweise auch die Niederlande weiß. 


Mitschriften zur Weltanschuung der Wikinger. Macht für mich so viel Sinn wie für euch...

Ich weiß zum Beispiel jetzt, wie die Wikinger sich die Welt geschaffen haben* und dafür aber keine Ahnung, was die alten Germanen sich da zusammengereimt haben. Das habe ich dann mal gegoogelt und festgestellt: Möööp, essentieller Fehler! Da wo ich gewohnt habe, waren meistens keine Germanen. Dödödödö. Aber hey, dafür kann ich dank des harten Trainings an der Fontys im Schlaf eine SWOT-Analyse erstellen und wenn ich ein bisschen wach bin, auch noch ne astreine Porter's drauflegen. Ich befürchte allerdings, dass ich, wenn ich jemals bei Wer wird Millionär sitzen sollte, die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass ich was über die Germanen als über Marketinganalyse gefragt werde. 

Das ist natürlich suboptimal. Allerdings denke ich mir, dass ich an der Uni für das Berufsleben und nicht für Wer wird Millionär lerne. Und wenn ich Geschichte studieren würde, würde ich bestimmt zehntausend Mal die Frage hören "Und was macht man später dann mal damit?". Gute Frage. Wahrscheinlich nichts. Wenn ich allerdings sage, ich studiere Wirtschaft, dann ist das ja praktisch wie eine Banklehre - nur auf akademischem Level. Irgendwo werde ich also unterkommen. Da kann die Oma dann nämlich auch beruhigt ins Bett gehen, weil sie weiß, dass aus ihrem Enkelchen noch was wird und das ist doch das, was zählt (Man muss allerdings sagen "Oma, ich studiere Wirtschaft" und nicht "Oma, ich studiere International Marketing oder wahlweise auch Corporate Entrepreneurship oder unter welchen fancy Decknamen man das heutzutage so studiert. Dann denkt die Oma, dass Geschichte vielleicht doch die bessere Wahl gewesen wäre). So, ich gehe jetzt mal weiter Quatsch über die deutschen geografischen Gegebenheiten verbreiten. Over and Out :)

*Total abgefahren übrigens. Da war so eine Eisschicht und eine Feuerschicht und dann haben die sich getroffen und daraus wurde ein Riese und eine Kuh und die Kuh hat Eissteine zur Ernährung geleckt und daraus dann einen Riesen geschaffen, der dann einen Sohn hatte (wie genau der gemacht wurde, wissen die nicht), während der Urprungsriese aus seinen Axelhöhlen einen Sohn und eine Tochter hervorgezaubert hat und die dann den Sohn von dem Riesen, von der Kuh mit der Tochter von dem Urprungsriesen verheiratet haben und deren drei Söhne dann den Urprungsriesen abgeschlachtet haben und daraus die Welt geformt haben. Aso. Okay. Das macht natürlich Sinn. (Häääää?).

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