Samstag, 17. Dezember 2011

Graduation Goggles

Ich kann es kaum glauben, aber es ist tatsächlich nicht mal mehr eine Woche hin, dass meine Zeit in Hamburg vorbei ist. Unglaublich, wie schnell die Zeit vergangen ist. Und da ich nur noch fünf Tage bis zu meinem offiziellen Abmarsch habe, bin ich natürlich auch dementsprechend gestresst.

Denn es ist ja nicht nur so, dass ich Hamburg verlasse - nein, ich mache mich ja in drei Wochen schon auf nach Schweden und vorher muss ich auch noch so eine seltendämliche Studienarbeit abgeben. 

Während die Studienarbeit und ich eigentlich diesen Sommer ganz gut gestartet sind, sind wir jetzt nicht mehr so die großen Buddies. Ich habe es mal wieder schleifen lassen. (Surprise. War mal wieder nichts mit "nächstes Semester wird alles anders"). Problem ist jetzt also ein unendlicher Zeitdruck. Deswegen habe ich heute mal metaphorisch die Motivationsmaschine so schnell angekurbelt, dass man durch die übermenschliche Geschwindigkeit meine Arme nicht mehr erkennen konnte. Oh und was hat das aber auch keinen Spaß gemacht.


Ich bin kurz davor, das Handtuch zu schmeißen und doch lieber Imbissbudenfachverkäuferin zu werden. Maaaan fuckt mich das ab! Was mich am meisten an den Rand der Verzweiflung bringt, ist die Tatsache, dass ich über digitale Medien schreibe und die ganze Zeit Bücher als Quellen nutzen muss. Darf ich da mal einwenden, dass das so total nicht 2011 ist, was die Fontys da an Studienarbeitsregelements hat? Aber ich beschwere mich nicht. Dann schreibe ich halt meine Arbeit auf einer Datenbasis von 2007. Titel: "So könnten digitale Produkte der Zukunft aussehen - wenn heute 2007 wäre". 

Am liebsten würde ich so ne richtig schlimme Schmalspurarbeit abgeben, mir ne 5.5 abholen und dann wohlgesonnen in die Zukunft blicken. Das, was ich derzeit nämlich habe, reicht bestimmt locker für eine 5.5. Problem ist nur, dass ich so ein ekelhafter Schreib-Streber bin. Mein Ego lässt es unter keinen Umständen zu, dass ich aus dieser Geschichte unter 7.5 rauskomme (und bei ner 7.5 werde ich wahrscheinlich immer noch tödlich beleidigt sein). Der Ehrgeiz, der bei mir in Sachen Mathe und Rechnungswesen nicht entwickelt wird, kommt dafür doppelt und dreifach bei Schreibaufgaben raus. Darf ich noch mal sagen, liebe Psyche: Das ist doch scheiße!

Und da ich derzeit so viel mit dieser pissflitischigen Blödmann-Studienarbeit verbringe und die so richtig schön mit Leidenschaft hasse, macht die Arbeit plötzlich viel mehr Bock. Das hängt aber wahrscheinlich auch mit den Graduation Goggles zusammen (Viele kenne sie bestimmt noch aus How I Met Your Mother). Plötzlich erscheint alles in einem ganz anderen Licht und man bereut fast, dass man schlimme Aufgaben in Zukunft nicht mehr erledigen muss. Teaser einbauen? Gerne. Abrechnung machen? Immer her damit! Support für interne Mitarbeiter mit unterdurchschnittlichen Internetkenntnissen geben? Ich dachte schon, du fragst nie!

Meine abschiedsbedingte Hochstimmung stimmte auch alle anderen Menschen so fröhlich, dass ich die letzte Woche diese Signatur haben darf. Anscheinend hatten meine Mitarbeiter bestimmt auch schon damit gerechnet, dass ich mit so nem Mist um die Ecke komme. Ist das nicht abgefahren cool?




Und jetzt wo ich gehe, läuft das plötzlich alles so, wie ich will. Die Frau in der Kantine hat letzte Woche tatsächlich die magischen Worte "Wie immer?" gefragt, als ich mir einen Kaffee geholt habe. Ich wollte schon immer einer dieser lässigen Stammkunden sein, die in die Rubrik "Wie immer?" fallen. Und seit letzter Woche bin ich in diesem Club! Yay. Yay. Yay. (Ihr könnt euch vorstellen, dass ich in der noch verbleibenden Woche jetzt zwölf Mal am Tag runterrennen und Kaffee bestellen werde, oder?). Und ich hab auch den Zeitpunkt raus, an dem ich ruhigen Schrittes zur Bahn laufen kann, so dass ich sie so gerade noch kriege und nie verpasse - und dazu weiß ich auch, in welchem Wagen man so gut wie nie stehen muss. Da musste ich mich diese Woche auch mal selber belobhudeln. Und ich weiß tatsächlich auch, wie man zwar kräftig am System schraubt, den Server dabei aber nicht in die Knie zwingt

Das ist natürlich ärgerlich und ungerecht, dass das alles in der letzten Woche geschieht. Aber ich muss auch ein bisschen nach vorne blicken. Studium. Marketing. Schweden. Und da ich Schweden und Marketing ein bisschen mehr in den Fokus nehmen sollte (was für eine Überleitung!), war ich diese Woche im berühmten Globetrotter-Store. Point Of Sale-Marketing vom Feinsten: Kältekammer zum Winterkleidungtesten, Kletterhalle zum Kletterschuhetesten, Kanulandschaft zum Kanupaddeltesten... Ich war ganz verzaubert. 



... Leider war ich aber auch so verzaubert, dass ich gleich wieder den ganzen Laden leer gekauft habe. Man, man, man. Ich STUDIERE diesen Quatsch. Ich BEHERRSCHE sämtliche Theorien über POS-Marketing aus dem FF und im Schlaf und auch im Schlaf aus dem FF. Ich WEIß, dass die das da extra so hübsch gemacht haben, damit ich einen Haufen Geld da lasse - aber keine Chance. Irgendwas gnz tief in mie drin hat gesagt, dass ich das jetzt alles kaufen muss. Irgendwie gefiel mir die romantische Vorstellung, dass ein Semester in Schweden eine Hardcore-Trekkingtour wird, obwohl es wahrscheinlich kaum anders sein wird als in Deutschland - halt nur kälter. Ich habe da also mal wieder auf ganzer Linie versagt. Das Studium bringt im wahren Leben nix. Ich laufe ja auch bis heute noch wie ein kopfloses Huhn durch den Supermarkt weil ich die Milch nicht finde, obwohl ich eigentlich echt weiß, dass Supermärkte nach funktionaler Ähnlichkeit sortieren. 

Anscheinend bin ich ein hoffnungsloser Fall. Machste nix. Theorie in die Praxis umsetzen ist eh was für Streber die Privatleben und Studium nicht auseinanderhalten können. Over And Out :)


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