Sonntag, 27. Januar 2013

Ha. Haha. Hahahahahaha.

So, ist mal wieder so weit, ne? Ich zieh mal wieder um. Yay. Ganz heiße News für euch, nicht wahr? Mach ich ja sonst nie. Wenn ich mich recht erinnere, bin ich in den letzten fünf Jahren sage und schreibe sieben Mal umgezogen. Irgendwann wird das ja schon so ein bisschen zur Routine und irgendwie ist dann auch keiner mehr so richtig geschockt. Will auch keiner mehr auch so richtig helfen. Wieso auch? Erstens ziehe ich so oft um, dass man da eh keinen Bock drauf hat, jedes halbe Jahr beim Umzug zu helfen und zweitens habe ich meine Habseligkeiten mittlerweile so optimiert und auch minimiert, dass ein fixer Umzug mit maximal zwei Menschen ruckizucki über die Bühne gebracht werden kann (zweite Person wird auch nur benötigt, weil ich für einige Dinge einfach zu klein bin. Sonst wäre die auch überflüssig).

Aber dieses Mal ist es schon noch ein bisschen anders. Dieses mal ziehe ich bei meinen Eltern aus for good. Nachdem ich ja im Sommer nach vier Jahren Abstinenz meinen Eltern wieder ins Nest gecrasht bin, weil nach meiner Rückkehr aus Schweden ein weiterer Umzug für vier Monate Reststudium an der Heimuni absolut lächerlich erschien, wollen sie glaube ich dieses Mal sicher gehen, dass denen das nicht noch mal passiert. Also geht jetzt alles raus - Vorbei der Luxus mit der 15m²-Lagerhalle im Elternhaus. Aber jetzt hatte ich wenigstens mal die Gelegenheit, meine ohnehin schon wenigen Habseligkeiten noch weiter zu minimieren (Ja, liebe Controller. Ich mach zwar Marketing, aber ich kann auch Effizienz - allerdings nur privat). Und siehe da: Das ist alles, was ich besitze. Hat auch sage und schreibe 90 Minuten gedauert, alles zusammenzupacken und auseinanderzuschrauben. Mein neuer persönlicher Rekord.

Das war's. Mehr hab ich nicht.
Und da ich dann jetzt auch meine gelagerten Habseligkeiten nach langer Zeit mal wieder in Augenschein genommen habe, ist da auch die ein oder andere Schrecklichkeit aus der Zeit meines Studienbeginns zum Vorschein gekommen. Ich sag nur: Der gute alte PLA7-Bericht. Prinzipiell nur ein zwölfseitiger Bericht über eine Unternehmensanalyse (aus heutiger Sicht einer Achtsemesterin ein Walk in the Park) unprinzipiell damals unsere Nemesis. ZWÖLF Seiten? Wie sollten wir das nur bewerkstelligen?! Allerdings kann ich unsere damaligen Ichs auch gut verstehen. Wir hatten halt absolut keine Ahnung von wirtschaftlichen Themen. Wie sollten wir da dann zwölf Seiten drüber schreiben? Als ich das Ding in die Hand nahm, hatte ich schon befürchtet, dass ich damals keinen Plan hatte. Aber das wahre Ausmaß hat mich dann bei genauerer Betrachtung des Berichts doch schon einserseits schockiert aber andererseits auch köstlich amüsiert.

Als ich den mal so durchgeblättert habe, habe ich mir auch die Zeit genommen, mein Erstsemester-Ich mal so richtig übel auszulachen und mich auch vor Amüsement auf dem Boden zu kullern. Oh man, was hatte ich keinen Plan. Man sieht schon an der Überschrift dieses peinlichen Dokuments meiner Anfänge in den Wirtschaftswissenschaften, dass ich ernsthaft eine Unternehmensanalyse über eine MARKE durchgeführt habe. Wer sich als Mitstudent gerne mit der flachen Hand gegen die Stirn klatschen möchte - ich gebe euch an dieser Stelle die gerne Zeit dafür, indem ich hier einen Absatz einbaue. 

Unternehmensanalyse über eine Marke? Gratulation Samira. Du hast keinen Plan.
Mir tut auch der arme Mann von der Mercedes-Benz-Niederlassung leid, den wir in unserer Gruppe interviewt haben. Versucht mal, wein professionelles Interview über Wirtschaftsfragen durchzuziehen, wenn ihr seit genau acht Wochen studiert und vorher eigentlich immer geflissentlich den Wirtschaftsteil in der Zeitung ignoriert hat. As heutiger Sicht würde ich mich da jetzt eben zwei Nachmittage dransetzen und das eben runterschreiben, weil es inhaltlich nicht sonderlich anspruchsvoll und mit meinem heutigen, ziemlich fundierten Wirtschaftswissen nicht sonderlich rechercheintensiv ist. Aber aus Erstsemestersicht, wenn man echt keinen Plan hat, ist der Bericht gar nicht mal so einfach. Heute guck ich auf die Unternehmensstruktur und hab in spätestens dreißig Sekunden raus, wie der Laden funktioniert und wahrscheinlich auch, wie der unternehmensstrategisch und auch markenstrategisch (Genau, Erstsemester-Samira: DA GIBT ES EINEN GRAVIERENDEN UNTERSCHIED) aufgestellt ist, aber damals musste man sich da halt erst mal da reinarbeiten.

Auch wenn ich sämtliche Module des ersten Semesters mit Bravour bestehen würde (außer Mathe natürlich - Wie sagte mein Mathelehrer in der Oberstufe damals so schön? "Samira, siehst du die Lichter da hinten? Wink denen mal. Das sind die Lichter des Mathe-Zugs, der für dich schon vor langer Zeit abgefahren ist"). Trotzdem möchte ich auf absolut keinen Fall jemals wieder mit meinem Erstsemester-Ich tauschen. Da bin ich nämlich ganz ehrlich: Nach acht Wochen Studium war ich eigentlich ziemlich sicher, dass ich das zweite Semester an der Fontys bestimmt nicht antreten werde. Denn das erste Semester - wenn nicht gar das ganze erste Jahr - ist hart. Sehr hart. Wenn erst mal die ganze Euphorie von der Intro und den ganzen Partys und den neuen Leuten abgeklungen ist, merkt man nämlich schnell: Oh mein Gott. So wie im Fernsehen ist das Unileben nämlich nicht und man fragt sich ziemlich schnell, was man da eigentlich macht. 

Achievement unlocked. Eins der härtesten ever.
Man ist, nachdem man sich in der Schule dann von der fünften Klasse in der Hierachie wieder bis zur 13 hochgekämpft hat, wieder ganz, ganz unten angekommen und bekommt das auch gerne zu spüren (muss man durch. Ich mobbe auch leidenschaftlich gerne Erstsemester. Das ist ein Privilieg, das man sich erarbeiten muss). Und die Fächer im ersten Semester sind auch nicht ohne. "Ich habe Mathe noch nie ohne Defizit in der Schule abgeschlossen - Wieso tu ich mir diese Wirtschafts-Mathe-Vorlesung eigentlich an? Wie soll ich das jemals bestehen?" Auch muss man sich erst mal an die ganzen neuen Menschen gewöhnen und es dauert ziemlich lange, bis man so sein Grüppchen gefunden hat, das zu einem passt. Vorher versucht man es halt mal so mit dem und dem und merkt irgendwie: Ich habe mit diesen Menschen absolut nichts gemeinsam. Auch ist die Zeit der Kuscheleinheiten vorbei. Mein PLA7-Dozent hat mich das sehr gut gelehrt. Der war die Dr. House. Original. Genauso gemein, bissig und auch unberechenbar. Ich fand den im Fernsehen immer sehr witzig und sympathisch. Aber wenn man Dr. House dann in Person erlebt und auch gut und gerne mal die volle Breitseite bekommt, ist das gar nicht mehr so cool. 

Im Nachhinein bin ich meinem PLA7-Dozenten glaube ich ganz schön dankbar. Es war die erste Lektion, die ich an der Fontys über das richtige Leben da draußen gelernt habe und der Dozent stellte sich im Nachhinein mehr als ein Dr. Cox von Scrubs, als ein Dr. House raus. Wenn man ihm gezeigt hat, dass man es drauf hat, hat man seinen Respekt verdient und das Leben wurde im Einiges angenehmer - wenn auch immer noch kein Ponyhof (Auch als ich seinen Respekt schon hatte, hat er mir mal in der Vorlesung vor allen Menschen geraten, mir vielleicht doch lieber noch einen Versorger zu suchen, statt zu studieren, so lange mein niedliches Gesicht noch keine Alterserscheinungen aufweist. Beleidigung: Check. Sexismus: Check. Unangebrachtes Verhalten: Check. Peinlichkeitsfaktor 5000: Check. Lektion gelernt, dass man besser nicht während der Vorlesung Bubble Shooter spielt: Check). Auch die Fächer werden angenehmer, wenn man sich nach dem einen Jahr Vordiplom und genereller Orienterung spezialisiert. Und man hat seine Leute gefunden, mit denen man klarkommt und die einen verstehen. Aber bis dahin ist es ein langer Weg und den möchte ich eigentlich echt nicht mehr machen.

Samira 2009 und Samira 2013
Dann schreib ich lieber jeden Monat eine Bachelorarbeit. Dieses Mal habe ich nämlich meinen festen Platz in dem ganzen Wahnsinn und muss ihn nicht erst noch finden. Over And Out :)

P.S.: Was mich jetzt so im Nachhinein nämlich bezüglich meines Berichts an dieser Stelle wundert: Wie habe ich es in aller Herrgottsnamen zu einer 7.5 gebracht? Allein schon die Überschrift schreit doch schon DURCHGEFALLEN. So böse kann der Dozent also auch damals schon gar nicht gewesen sein, wenn der das noch mit einer okayen Note durchgehen lässt. 

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