Donnerstag, 9. August 2012

Krankhafter Ehrgeiz ist eh nicht so mein Hobby...

Diese Woche habe ich ja mal ein bisschen Zeit und deswegen habe ich irre viel Zeit damit verbracht, mal wieder ganz in Ruhe Spiegel Online zu lesen und mich als Bildungsbürger von Morgen über das aktuelle Zeitgeschehen zu informieren. Schon als ich die ersten Schlagzeilen gelesen hatte war mir klar, dass ich vielleicht doch weiterhin nur die Artikel auf Gala.de lesen sollte. In Syrien geht's drunter und drüber, sämtliche Männer der Nation drehen durch und bringen irgendwelche Kinder um und in Griechenland kann sich immer noch keiner auch nur ein Eis leisten. Bei dieser Anreihung von nun wirklich nicht erfreulichen Nachrichten ist es doch irgendwie verständlich, dass ich mich lieber auf die Beziehungskrise dieses schwulen Vampirs und seiner in Sachen expressionistischer Mimik nicht sonderlich bewanderten Partnerin konzentriere. Da wird meine Sensationsgier wenigstens befriedigt. 

Normalerweise beschäftige ich mich auch nicht so genau mit Nachrichten. Meine Infos über die aktuelle Lage bekomme ich hauptsächlich durch das exzessive Lesen von Überschriften. Meistens reicht das ja auch schon.  "Aha, es hat immer noch keiner den Euro lieb" Runterscrollen. "Die FDP auch nicht. Welch eine Überraschung..." Runterscrollen. "Oh, ein Organspendeskandal! Das sollte ich mal lesen..." Aufmachen. Sehen, dass der Scrollbalken ganz klein wird und ergo der Artikel ätzend lang und zäh ist. Wieder zur Startseite wechseln, weil Organspendeskandale plötzlich doch nicht mehr so interessant sind. Weiterscrollen. Bei der Rubrik Panorama angelangen. "Uuuuh. Ein Stachelschwein hat eine Bulldogge angegriffen. Das muss ich gleich mal lesen!".

Wenigstens sieht das voll schlau aus, wenn das Logo von Spiegel Online zu sehen ist - auch, wenn ich nur Müll lese.
Machen wir uns also nichts vor, so läuft das immer. Das, was ich eigentlich lesen sollte, ignoriere ich erfolgreich und das, was eigentlich unwichtig für den Fortgang der Weltgeschichte ist, interessiert mich brennend. Dabei erliegt mein Gehirn gerne dem Trugschluss, dass das von mir Gelesene von journalistisch exquisiter Qualität ist. Aber prinzipiell trägt der Artikel über die Bulldogge, die von einem Stachelschwein angegriffen wurde, auch in gut geschrieben jetzt nicht unbedingt zur Verbesserung meines Bildungsstandes bei. 

Auch meine Mutter liest in letzter Zeit irre gerne Zeitung. Das liegt aber nur daran, dass sie eine perverse Freude daran hat, dass ein Husky namens Samira aus meiner Heimatstadt Willich abgestritzt ist und sich für den kleinen Snack zwischendurch gerne mal ein Schaf reißt. Deswegen habe ich jetzt anscheinend einen Newsletter in Sachen ausrastende wolfsähnliche Kreaturen bei meiner Mutter abonniert (ich habe anscheinend bei einer unserer Konversationen irgendwo ein Häkchen übersehen). Erst wollten sie die arme Samira zum Abschuss freigeben - aber jetzt sind anscheinend Tierschützer eingeschritten. Meine Mutter war dann mal so frei, mir diesen Artikel auszuschneiden, zu kommentieren und auf den Schreibtisch zu legen. Ich hoffe, Samira stellt sich bald. Langsam kann ich keine Schafwitze mehr hören. "Tschö Mama, ich bin jetzt weg!" - "Aber nicht so viele Schafe reißen, ne? Sonst wird der Bauer bestimmt ungehalten und knallt dich ab!". 

Vielleicht sollte ich im Lokalteil der WZ anfangen. Ich wollte schon immer mal den Aufmachen "Tote Schafe" benutzen  und damit durchkommen.
Aber ich merke schon, dass ich mal wieder voll total vom Thema abgekommen bin. Eigentlich wollte ich euch nämlich nur einen Artikel vorstellen, den ich heute auf Spiegel Online gelesen habe. Da geht's nämlich um uns! "Endlich mal wieder jemand, der meine Generation analysiert und ihr einen Namen gibt" habe ich mir  zuerst so ganz sarkastisch gedacht, habe ihn aber trotzdem gelesen. Dann habe ich mich auch gleich gefreut wie ein Schnitzel, weil endlich hat mal einer von diesen Anzugtypen Recht. Zwar finde ich Unternehmen, die irre überteuerte und spritschluckende Autos produzieren per se doof, aber die Studie von Audi ist echt gut. 

Die Typen von Audi haben nämlich herausgefunden, dass wir - die Generation Y (keine Ahnung, wofür das steht, das wurde auch nicht ersichtlich) - eigentlich gar nicht so viel Bock auf den großen Aufstieg in Unternehmen haben und lieber vernetzt und in flachen Hierarchien arbeiten. Stimmt ja auch. Also ich habe nämlich in letzter Zeit niemanden getroffen, der unbedingt gerne mal Chef von irgendwas sein möchte. Ich auch nicht. Oder auch: Ich sowieso nicht. Das soll ja angeblich dadurch hervorgerufen worden sein, dass wir mit unseren Eltern und später auch unseren Professoren und Dozenten auf Augenhöhe diskutieren können. Da kann ich auch wieder nur nicken (wenn meine Mutter nicht gerade in Sachen Samira ausrastet).

Ich hab das selbstständige Arbeiten voll drauf. Ich mache nur noch die Hälfte der Zeit Seifenblasen.  Das ist ein Fortschritt!
An der Fontys sagen einem höchstens noch die ganz alten Dozenten noch, wo es langgeht. Die jüngeren Dozenten lassen die Studenten immer gerne ihren eigenen Weg gehen. Das ist Segen und Fluch zugleich. Während mein alter Dozent für Rechnungswesen Spielräume überflüssig fand und meinem Kurs und mir jeden Tag für die nächste Stunde zu erledigende Hausaufgaben gegeben hat, erwarten die meisten Dozenten das eigentlich gar nicht mehr. Hauptsache, das Zeug wird irgendwann mal gemacht. Und Vorstellungen, wie deine Studienarbeit aussieht, haben sie eigentlich auch nicht. Das ist doof, weil dann ist man selber Schuld, wenn man mit der Arbeit total falsche Wege gegangen ist. Meine Kunstlehrerin früher hat es mir da angenehmer gemacht. Die hat immer in meinem Bild rumgemalt, es dann in meinen Augen irgendwie ein bisschen hässlicher gemacht, war aber am Ende immer zufrieden mit ihrem prinzipiell eigenen Werk. 

Allerdings will ich mich da auch nicht beschweren. Ich bin eh der Typ, der gerne an der langen Leine irgendwo Schmetterlinge fängt, das schon irgendwie alleine hinbekommt und nervöse Flecken bekommt, wenn man sich in die Angelegenheiten des Werks eines Masterminds (also meinem) einmischt. Lange Leine und ich sind da also ein Dreamteam. Und die lange Leine und ich machen uns übrigens morgen auch wieder auf den Weg nach Spanien. Also verabschiede ich mich an dieser Stelle noch mal von euch und es gilt wie immer die Regel, dass ihr mir bei Fragen bei Facebook und nicht per Mail schreibt. Over And Out :)

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