Montag, 18. Juni 2012

Home, Sweet Home.

Und da bin ich also jetzt auch schon wieder. Ein abgefahrenes Gefühl, wieder am guten alten Niederrhein zu sein. Hier kann man noch gewissenhaft das "i" gegen ein "öa" austauschen, ohne, dass es zu Missverständnisse kommt ("Aber ein Gehörn ist doch auf dem und nicht im Kopf!" - "Ach sorry, ich meine auch Gehiiiiirn. Sorry, ich komme von Niederrhein...") und hier geht man auch noch nach'm Aldi. Ich hatte nach einem Jahr Abstinenz schon wieder ganz vergessen, wie charmant das bei uns in der Region ist. 

Also zumindest fand ich das ganze zwei Tage charmant - dann kam ich aus England wieder und mein wundervolles Dorf Willich war im Ausnahmezustand. Schützenfest und EM zur gleichen Zeit! Wenn ihr auch hier aus einem der angrenzenden Dörfern kommt, kennt ihr das ja schon. Dann rasten alle aus, schmeißen sich in Uniformen und betrinken sich, als gäbe es kein Morgen mehr. Es gibt auch nur zwei Arten, auf diesen Ausnahmezustand zu reagieren: Entweder man liebt es - oder man hasst es. 

Bei uns kann man noch fröhliches Gemüse kaufen.
Ich für meinen Teil hasse es ja mit Leidenschaft. Deswegen versuche ich auch das ganze Jahr über schon Schützenfest einzuplanen und es irgendwie zu arrangieren, dass ich zu diesem Zeitpunkt des Jahres nicht in der Stadt und bestenfalls nicht mal im Land sein werde. Dieses Jahr hatte ich das allerdings total vergessen. Aber da A. und ich ja beide aus dem selben charmanten Dorf und auch beide das letzte Jahr nur auf Achse gewesen sind, haben A. und ich uns dieses Jahr mal für unsere Verhältnisse das volle Schützenfestprogramm gegeben. 

Gut, das Projekt musste nach einem Tag schon wieder abgebrochen werden, weil wir grausame Dinge gesehen haben (Mittelalte Frauen mit keckem Haarschnitt, die die Jungs aus meinem Abijahrgang angemacht haben, Männer in Trachtenkostümen und ziemlich betrunkene Eltern von Menschen, die ich kenne) - aber der eine Tag war gut. A. und ich haben uns einen Spaß erlaubt und uns noch mal so richtig wie 14 aufgeführt, indem wir vor der Kirmes Biermixgetränke auf dem Spielplatz konsumiert haben und wegen unnötiger Pöbeleien unsererseits  fast Schlägereien mit Halbstarken angefangen hätten. 

Das erinnert einen wieder daran, wie das damals war, als man noch kein Auto und auch kein richtiges Leben hatte. Da war die Schützenkirmes noch das Highlight des Jahres. Alle coolen Leute waren da und haben am Autoscooter abgechillt und wenn man richtig Glück hatte, hat der Jugendfreund einem auch noch ne Rose am gegenüberliegenden Schießstand geschossen - wenn es schlecht lief, ein rosa Kuscheltier.

Vortrinken auf dem Spielplatz - Jungendstyle!
Jetzt kennen A. und ich da allerdings keinen mehr, der am Autoscotter rumchillt, wie wir feststellen mussten. Und die Kirmes ist - wenn man so viel wie A. und ich schon in der Welt rumgetingelt ist - auch eher mäßig bis schlecht. Was dann noch nervend dazu kommt, ist die Tatsache, dass man dann doch ab und zu in jemanden reinläuft, den mal früher mal gekannt, aber wohlweislich aus seinem Bekanntenkreis entfernt hat, sobald man aus dem Kaff raus war. Gott sei Dank gibt es aber Facebook und ich muss keine "Und was machst du jetzt so?"-Fragen beantworten. Voll gut. Dann sind die Gespräche, auf die beide Parteien absolut keinen Wert legen, auch umso schneller vorbei.

Die einzigen Dinge, die am Schützenfest immer gehen sind Entchenangeln und der Breakdancer. Also ich mag Breakdancer schauen und A.s Tasche halten während A. sich die Eingeweide durchschütteln lässt - wir sind da das perfekte Team. Entchenangeln finden wir aber beide steil und erangeln uns immer wieder gerne den größten Schrott, den wir uns dann gerne gegenseitig schenken. Und es gibt da natürlich noch den ein oder anderen reizenden Menschen, den man tatsächlich gerne wiedersieht und auch zufällig ironisch auf die Schützenkirmes geht.

Der darf natürlich auch nicht fehlen.
Doch auch der eine Revival-Abend lenkt nicht von der Tatsache ab: Hier ist der Hund begraben. Ich muss ganz, ganz dringend zu Ende studieren, damit ich hier nicht für immer wohnen bleiben muss. Was derzeit allerdings noch ungewiss ist, da ich es immer noch nicht geschafft habe mich bei studielink wieder zu immatrikulieren. Irgendwie sagt der Computer da immer nein. Ich sehe mich da also leider gezwungen, da mal irgendwie Kontakt mit denen aufzunehmen. 

Ob die lieben Niederländer jemals wieder mit mir sprechen wollen, steht allerdings noch in den Sternen. Team Fontys Eindhoven hat mir persönlich das Spiel Deutschland gegen Niederlande ziemlich übel genommen. Auch von Venlo habe ich mir sagen lassen, dass es da zu gewissen Rivalitäten gekommen ist. Und dabei ist mir Fußball nun wirklich echt total super voll mega Schnuppe (Ich möchte an dieser Stelle gerne noch eine Karte aus Istmiregalistan schicken - sorry, den musste ich da irgendwie noch reinquetschen...). Nur damit ihr es wisst, liebe Käseköpfe: Ich habe sogar auf die Niederlande bei diesem Spiel gesetzt. Bitte seid nicht mehr böse auf mich. Wenn ihr wollt, könnt ihr auch meine Karte fürs Schützenzelt haben - ich will die eh nicht. Herzlichst: Euer Kartoffelkopf.

Die wollen schon wieder so viel Zeugs ausgefüllt. Naaaaa gut.
Ich hoffe mal, dass sich die Wogen da langsam glätten - weil ich muss demnächst ne Menge für die Fontys einreichen, das ich wie jedes Jahr eher nur so mit mittelmäßigem Elan ausgefüllt habe und bei dem der liebe Service Desk sonst immer drei Augen zugedrückt was die Präzision meiner Angaben angeht. Ich kann aber Donnerstag versuchen, die Schande, die ich persönlich mit dem Gewinnen dieses Spiels über Team Eindhoven gebracht habe, wieder ein wenig glattzubügeln - Team Holland und Team Deutschland wollen sich dann nämlich trotz Fußballdifferenzen treffen. Ich wünsche euch jetzt erst mal alles Gute, denn ich bin hier - muss hier - raus. Over And Out :)

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