Sonntag, 11. September 2011

Einstein steht am Grill und guckt dabei Fußball

"Was treibt sich die olle Samira eigentlich rum?" werdet ihr euch wahrscheinlich fragen, da ich mich in der letzten Woche in Sachen sinnlose Blogeinträge mit unqualifizierten Bemerkungen doch ziemlich zurückgehalten habe. 

Durch die Einträge der letzten Wochen würde die Annahme nahe liegen, dass ich wahrscheinlich irgendwo unter einem Papierberg verschüttet im Büro liege und/oder das Internet so zum explodieren gebracht habe, dass es mich eingesaugt hat und ich für immer in der Matrix gefangen bin oder so. Aber da kann ich euch beruhigen. Im Gegenteil. Ich habe die ganze letzte Woche nen faulen Lenz geschoben. Denn die letzte Woche sah es in Hamburg nämlich in etwa so aus:


Seht ihr auch selber ein, dass ich ja schön blöd wäre, wenn ich den ganzen Tag drinnen gehockt hätte (und am besten noch mit zugezogenen Vorhängen), damit ihr was zu lesen habt. Nee, nee. So selbstlos bin ich dann auch nicht. Allerdings gab es Mittwoch schlechtes Wetter. Da hätte ich schreiben können. Wollte ich aber nicht, denn einer meiner Mitbewohner und ich sind unserem Nervenkitzel-Hobby nachgekommen: Dem Puzzeln. 

Wunderte mich ein wenig, denn es lief Fußball. Deutschland gegen irgendso ein Land, dass die Deutsche Mannschaft so richtig abgezogen hat (haha). Naja, jetzt weiß ich aber auch, wieso die Fußballkommentatoren auch immer so schreien, wenn es auf ein Tor zugeht. Um folgende Beschreibung zu verstehen, muss man dieses Video gesehen haben:


So müsst ihr euch das etwa vorstellen: Mitbewohner und ich sitzen über ein Puzzle gebeugt, Mitbewohner hat Blick auf Fernseher, ich nicht (ist mir aber ja auch egal). Ich kann Multitasking, mein unpriviligierter Mitbewohner leider nicht. Ich kann puzzeln und hören, was beim Fußball geschieht, mein Mitbewohner nicht.

Und so kam es, dass dieser Mitbewohner mich doch stark an dieses Video erinnerte. Mitbewohner schaut auf Puzzle, ist amüsiert - Fußballkommentator wird lauter - Mitbewohner fällt sofort alles aus dem Gesicht und der Blick wandert mit Horror in den Augen auf den Fernseher - Mitbewohner schaut wieder aufs Puzzle lacht, ist guter Dinge - Kommentator wird lauter - Mitbewohner hört mitten im Satz auf zu reden (ich in diesem Moment auch - ich wusste, dass es keinen Sinn macht - er hörte mir ja doch nicht zu) und starrt beängstigt auf den Fernseher.

Das ging dann tatsächlich in einer 90-minütigen Endloskaskade so weiter. Habe ich wieder was gelernt: Boah ist das scheiße, wenn man sich nur auf eine Sache gleichzeitig konzentrieren kann. Aber das kann natürlich auch helfen hat hat wahrscheinlich auch einen evolutionsbedingten Hintergrund. 

Samstags, wenn wir alle zusammen beim Frühstück sitzen ist nämlich Kreuzworträtselzeit (weiteres Nervenkitzel-Hobby). Eigentlich wollen wir uns jede Woche einfach nur beweisen, dass wir die größten Genies unter der Sonne sind, wenn wir das Kreuzworträtsel in einem der renommiertesten deutschen Nachrichtenmagazine lösen können, das ich immer aus dem Verlag anschleppe. 

Da wurde die Sonne doch mal kurz ignoriert. Beweis liefern, dass man das
größte Genie unter der Sonne ist, geht eindeutig vor.

Nur leider sind  wir dann meistens doch immer nur mäßig erfolgreich. Wer kennt schon jeden Zufluss der Fulda (gebe hiermit offen und ehrlich zu, dass ich nicht mal weiß, wo dieser dumme Fluss überhaupt erst liegt) und alle lettischen Marschlieder? Also praktisch ein Ding der Unmöglichkeit, obwohl wir die Kompetenzen eindeutig aufgeteilt haben: 

Für schwere religiöse Fragen bin ich zuständig (zehn Jahre katholische Privatschule müssen sich ja irgendwie bezahlt machen), geografische Fachfragen beantwortet unser Erdkunde LKler (der sollte echt mal ein paar mehr Zuflüsse auswendig lernen) und bei unberechenbaren Fragen schöpft unser Kind aus dem Dorf mit viel Langeweile und viel Zeit für Fernsehen und Bücher aus einem unendlichen Wissensschatz an unnützem Wissen ("Was ist das denn bitte für ne Frage? - Wer zur Hölle kennt die Nationalhymne aus Absurdistan? Das weiß doch keiner ey!" - "SingenKlatschen123" kommt es dann meist nur trocken aus der Ecke meines Mitbewohners).

Naja, jede Woche aufs Neue merken wir trotzdem, dass wir doch nicht mit Stephen Hawking auf einer Stufe stehen - sondern nach der wöchentlichen Niederlage eher gefühlt so mit Lukas Podolski und/oder dem Typen, der seiner Freundin bei "Mitten im Leben" immer kulianrisch-erotische Überraschungen bereitet (Für alle, an denen das tatsächlich vorbeigegangen sein sollte - Guckst du hier, hier und hier).

Deswegen machen wir danach immer das Kreuzworträtsel in einem bekannten deutschen Hochglanz-Lifestylemagazin um uns danach wieder wie Einstein zu fühlen. Besonders schlau kommen wir dann wahrscheinlich auch daher, wenn wir unserer neuen Leidenschaft nachgehen: den Bernd am Grill besingen. Seitdem wir das Lied letztens aufgeschnappt haben, gibt es einfach kein Pardon mehr:





Jetzt gibt es auf eigentlich alle dummen und unangenehmen Fragen nämlich nur noch eine Masterantwort. Beispiel gefällig? Ich: "Hat eigentlich jemand mal die Müll runtergebracht?" Schweigen. Dann eine der angesprochenen Personen: "Ick hab die Schürze um, ick dreh die Würste um, ick bin der Bernd und steh am Grill!" woraufhin die anderen dann sofort in den Chor einfallen und mitgrölen "Und mit nem Bierchen in der Kralle, grill ick immer wird dit alle - Fleisch und Würste grilln is allet wat ick will!". Hat sich mit der Zeit anscheinend als äußerst effektiv gegen unangenehme Fragen herausgestellt. 

Danach bin ich dann nämlich meistens so entnervt, dass ich den Müll lieber selber runterbringe, als mich einer neuen Endlosschleife von Bernd am Grill auszusetzen. Apropos. Der Müll müsste noch mal runtergebracht werden. Ich versuche es jetzt nochmals. Die Chancen stehen 10:1, dass ich wieder den Kürzeren ziehe. Over And Out :)

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