Donnerstag, 14. Juli 2011

Mit temporärem ADHS auf Datei-Safari

Blazer und Schickimicki-Schuhe.
Ich habe meine Seele an den Kommerz-
Teufel verkauft.
Ich bin immer noch ganz schön müde. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich derzeit ein bisschen sehr viel neu lernen muss. Ich mache mein Praktikum zwar in der Marketingabteilung, aber ich bin in meiner Abteilung ziemlich viel in Sachen Online-Shops unterwegs. Da muss ich zugeben, dass ich da nicht so die Ahnung von habe. Zumindest wenn man mein Wissen mal von der technischen Seite her beleuchtet. Hält man die Lampe in diesen Bereich, findet man derzeit noch eine trostlose Wüste vor, in der von Zeit zu Zeit einer dieser toten Büsche vorbeirollt und der Soundtrack von Spiel mir das Lied vom Tod in Dauerschleife erklingt. Noch. Ich hoffe, dass  ich da bald Las Vegas aus dem Boden stampfen kann. Derzeit ist es aber eher noch so ein armseliges Haus mit ner angeschlossenen Kneipe, drei Pferden und eineinhalb Hühner (eines dieser Hühner wird just in diesem Moment von einem Coyoten gerissen - nur um da mal ein bisschen Action reinzubringen). Ich muss mich also aus beruflichen Gründen ein bisschen in die Welt der Nerds einarbeiten. Aber auch wenn ich jetzt ein bisschen nerdy bin, darf ich nicht vergessen, dass ich mich immer noch im Kreis der hippen und adretten Marketer bewege. Ich muss mir also ernsthaft jeden morgen überlegen, was ich anziehe um ja nicht irgendwie daneben auszusehen. Naja und langsam bin ich auch am Ende meines Fashion-Lateins angekommen. Ich hatte da früher mal so drei adrette Outfit-Kombinationen und jetzt muss ich mir da plötzlich jeden Tag was neues ausdenken. Was sollen denn die spindeldürren Moderedakteurinnen einer bekannten Frauenzeitschrift denken, wenn ich in der Kantine wie das zehnte verschollene Mitglied vom Wu-Tag Clan antanze? Da habe ich schon ein bisschen meine Seele verkauft. Letztens, als ich mal wieder so vorm Schrank stand, stand plötzlich gedanklich mein vierzehnjähriges Selbst neben mir und hat mich ziemlich strafend angesehen. Ich bin also jetzt schon so, wie ich mit vierzehn nie werden wollte. Und das mit 23. Das ist irgendwie bitter...
Eine Augenweide. Ich nenne es
"Sperrmülldekor neben Mülltonne"
Naja, wenigstens schwebe ich in keinster Weise in Gefahr, irgendwie abzuheben. Denn wenn ich von meinem fancy Arbeitsplatz mit all diesen adrett angezogenen Menschen mit astronomischen Gehaltsklassen wieder zurück in mein Harburger-Ghetto komme, bin ich ganz schnell wieder auf dem Teppich. Hier in Harburg ist alles sehr einfach und auch nicht sonderlich schön. Das Haus, in dem meine drei Mitbewohner und ich wohnen, ist erstens sehr hellhörig und zweitens wohnen unter uns zwei Familien. Eine hat vier und die anderen sechs Kinder. Ein Traum. In meinem Zimmer herrscht besonders am Sonntagmorgen harmonische Stille, die einen gerne dazu einlädt sich noch ein mal herumzudrehen und für immer weiter zu schlafen. Nicht. Um sieben Uhr ist hier Party. Und vor unserem Haus ist eine permanente Sperrmüllparty. Ich habe den Zyklus noch nicht verstanden. Aber ich meine da herausgefunden zu haben, dass der Zyklus des Anschleppens kleiner ist, als der des Abholens. Das wird irgendwie von Tag zu Tag mehr. Sieht toll aus. Ich sollte das auf jeden Fall mal bei Schöner Wohnen anmelden. Obwohl... Ich bin ja bald studierte Marketerin. Ich verkaufe denen das einfach als total hippes Szenehaus (Titel: "Wohnen EXTREM") und dann läuft das schon. Und ist ja eigentlich auch egal, wie man wohnt - Hauptsache die Leute sind cool. 
An Unterhaltung mangelt es mir
also nicht.
Cool ist auch, dass ich mit den Online-Shops etwas mit einem Großteil der Zeitschriftentitel zu tun habe und dementsprechend auch immer schön ein Belegexemplar bekomme. Jetzt habe ich in der Bahn immer was zu lesen. Das lenkt beim arbeiten allerdings immer total ab. Ständig erwische ich mich dabei, wie ich mal mehr und mal weniger ansprechende Artikel der bunten Zeitschriftenvielfalt lese, statt zu arbeiten. Bisschen temporäre ADHS. Die hatte ich wohl auch, als ich eine Datei in einem dieser drei Trillionen Systeme mit denen man die Online-Shops verwaltet abspeicherte. Diese Datei war ziemlich wichtig und diese Datei habe ich ziemlich unauffindbar abgespeichert. Herzlichen Glückwunsch, Frau Maaßen. Sie haben gleich in der zweiten Woche einen ganz Shop für mehrere Stunden lahm gelegt und sich dabei gleich Feinde in Abteilungen gemacht, die einen besser lieb haben sollten. Besonders die IT-Leute. Und davon waren gleich mehrere eine ganze Weile beschäftigt um diese dumme Datei wiederzufinden. Ich glaube, wenn ich mal ein Problem mit meinem Rechner habe, werden die mir so schnell nicht mehr weiterhelfen. Diese Datei-Safari war denen glaube ich ganz schön lästig. Na toll. Vielleicht kann ich sie ja mit ein paar Frauenzeitschriften besänftigen. Oder ich warte einfach bis Las Vegas steht. Dann brauche ich die auch gar nicht mehr. Aber das ist eher Wunschdenken. Over And Out :)

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