Sonntag, 27. November 2011

Es weihnachet sehr.
...
Dreck.

Kann mir mal einer sagen, wo der Dezember so plötzlich hergekommen ist? Das kam ziemlich überraschend für mich. Ich bin die letzten Monate so vor mich hergetrottet im ewigen Kreislauf des Arbeitens, Essens und Schlafens, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass das Ende meines Praktikums plötzlich vor der Tür steht. 

Erst, als ich letzte Woche meine Freundin auslachen wollte, dass sie Anfang November ihre Wohnung schon mit Weihnachtskram vollmüllt, hatte ich eine Erleuchtung. Denn sie machte mir klar, dass es erstens bereits Ende November ist und zweitens der erste Advent vor der Tür steht. Dann machte es plötzlich erst "Klick" und dann brüllte meine innere Stimme "Fuuuuuuuuuuck!!!". Das sah dann nach Zeugenaussagen etwa so aus (Szenen nachgestellt. In Wahrheit sah ich noch belämmerter aus. Aber das konnte ich so spontan nicht mehr rekonstruieren.).


Dreck. Dreck. Dreck! Wo ist die ganze Zeit geblieben? In drei Wochen ist mein Praktikum vorbei. In fünf Wochen muss ich den Bericht dazu abgeben. In sieben Wochen bin ich bereits in Schweden. Das kann doch nicht sein! Gestern war praktisch ja noch August... Ich muss noch so viel machen. Und habe dafür wenig Zeit. Sehr wenig Zeit. Super sehr wenig Zeit. Darf ich noch mal kurz? Danke. Fuck. Fuck! Fuuuuuuuuuuuuuuuck!  Wieso kann ich nicht ein Mal die Zeit im Blick haben? 

So kommt natürlich jetzt ein bisschen Zeitdruck auf mich zu.
Dinge und Projekte, die ich im Praktikum noch für meine Nachfolger vorbereiten und/oder beenden muss: Unendlich. Zeilen, die ich für meine Studienarbeit noch schreiben muss: Unendlich mal zwei. Vorbereitungen, die noch für Schweden getroffen werden müssen: Immer sechs Mal mehr wie die Studienarbeit. Dammit!

Man sollte jetzt meinen, dass ich nach dieser Erkenntnis dann jetzt mal so ordentlich reingehauen habe. Aber das wäre ja langweilig. Nein, ich habe es lieber vorgezogen, wie in Trance unsere Wohnung zu dekorieren und Plätzchen zu backen. Weil irgendwie wusste ich gar nicht, wo ich anfangen sollte. Kennt ihr das, wenn ihr so viel Arbeit habt, dass ihr erst mal in die Lethargie verfallt und/oder Sachen macht, die etwa so Prio 678.987 haben? Naja, wenigstens ist die Wohnung jetzt hübsch. 


Vielleicht kann ich ja einen Tauschhandel mit meiner betreuenden Dozentin eingehen: "Liebe Frau R. Alles, was von meiner Studienarbeit steht, ist ein Exposee. Und das ist sehr löchrig. Um genau zu sein, ist die Anzahl der Löcher größer als die Materie. Das hört sich jetzt erst mal nicht so bombe an. Aaaaaber - wenn Sie wollen, kann ich Ihnen die Wohnung schön weihnachtlich machen! Das kann ich richtig gut! Ich sprühe vor kreativer Energie! Krieg ich jetzt 30 Credits? Nein? Ich soll meine kreative Energie lieber mal auf meine Studienarbeit loslassen? Das finde ich persönlich jetzt suboptimal..." 

Vielleicht sollte ich ihn Sachen Argumentation mal die andere Seite des Dekorationsspektrums miteinbeziehen: "Liebe Frau R. Alles, was von meiner Studienarbeit steht, ist ein Exposee. Und das ist sehr löchrig. Um genau zu sein, ist die Anzahl der Löcher größer als die Materie. Das hört sich jetzt erst mal nicht so bombe an. Aber wenn Sie mir dafür nicht 30 Credits geben, dann tacker ich Ihnen Das Ding höchstpersönlich an die Wohnzimmerwand!"


Man, man, man ist Das Ding hässlich und geschmacklos, oder? Scared the Crap out me, als ich Freitag in die Wohnung kam und dieses Monstrum mich in unserem Flur anstarrte. Das Ding wohnt jetzt bei uns. Bah! Geht gar nicht. Ich nenne es auch nur abschätzig Das Ding. Die Oma einer Bekannten wollte es wohl nicht mehr (zurecht), ein Freund meines Mitbewohners allerdings schon (unverständlich). Jetzt wohnt Das Ding vorübergehend in unserem Flur, bis der das abholen kommt. Deswegen meide ich jetzt kategorisch den Flur, da ich Das Ding supergruselig finde. Und dazu ist es der absolute Höhepunkt des schlechten Geschmacks, wenn ihr mich fragt.

Dieses Bild ist übrigens für A., die Freitag bei Skype der Meinung war, dass Bussarde doch ganz süß wären und ich mich nicht so anstellen sollte (sie wurde Audio-Zeuge davon, wie mein Mitbewohner mit Das Ding in mein Zimmer gelaufen kam und es mir fast ins Gesicht drückte, nur um mich auf die Palme zu bringen. Sack). Liebe A., Das Ding ist alles andere als süß. Es ist bah. Da musst du mir zustimmen. Wenn nicht, läuft irgendwas schief mit dir...

Naja, wie ihr sicherlich gemerkt habt, habe ich auch viel Zeit damit verbracht, über Das Ding nachzudenken, darüber zu sprechen und mich darüber auszutauschen. Ziemlich viel Zeit, in der ich auch locker mal die Einleitung meiner Studienarbeit hätte schreiben können. Aber nein, das ist out of Limits. Mein Zeitproblem ist zwar groß, aber noch nicht groß genug, um mich wirklich zu motivieren. Noch sperrt mein Es mein Über-Ich  in den Schrank, wo dieses leise vor sich hinwimmert. Komischerweise lache ich auch noch über meinen neuen Ohrwurm. Wahrscheinlich aber nur noch, bis mein Über-Ich aus dem Schrank ausbricht und das Grinsen in meinem Gesicht abrupt erstirbt. 



Deswegen gehe ich jetzt mal Studienarbeit schreiben. Oder die Anordnung der Weihnachtskugeln noch mal umarrangieren. Oder Plätzchen essen. Oder Das Ding anstarren, in der Hoffnung, dass es sich dann irgendwie dematerialisiert. Es bleibt also spannend. Wer braucht schon 30 Credits für die Studienarbeit? Pft. Kinderkram.

Over And Out :)



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